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Geheimnamen, die voces mysticae keine persische Analogie, vielmehr hebräischen Einfluss zeigten. Und so ist denn das Urteil wegwerfend genug: der Autor dieses „galimatias triple" habe nur eine sehr oberflächliche Kenntnis der Mithrasmysterien gehabt (I 42) oder, wie er an anderer Stelle sagt (wo die Anführung des Papyrus den Zeugnissen eingereiht ist II 56), der Name des Mithras sei nur an die Spitze des Textes gesetzt, um ihm Geltung zu schaffen beim Pöbel.

Mein bester Beweis, dafs dieses Urteil nicht richtig sein kann, ist der Tenor des Textes selbst, den ich meine Leser am liebsten einfach bitten möchte auf sich wirken zu lassen. Hat das ein Magier des Pöbels gemacht? Oder rechtfertigt sich hier meine Anschauung von den Quellen dieser Papyrusstücke von selbst? Ich will vor der Hand darauf kein Gewicht legen, dafs die Nichtübereinstimmung unsers Textes mit dem Celsusbericht eigentlich nur darin besteht, dass in dem letztern die Himmelsthore übereinander sind oder zu sein scheinen und durch noch andere Dinge charakterisiert werden als in dem ersteren geschieht, und es wird später überdies klar werden, wie zwar die Hauptlehren und ihre Denkmäler in den Mithraskulten überall die gleichen blieben, wie aber die rituellen Gebete und Bräuche ganz naturgemäss sich wandelten und lokal verschieden waren, durch den Einfluss anderer Kulte affiziert wurden — Dinge, die alle Cumont selbst hervorhebt (74, 293) und wie niemand annehmen wird, dafs die mannigfachen Weihen und Begehungen der verschiedenen Grade der Mysterien immer die gleichen Lehren und diese alle vollständig vorgeführt hätten. Schon die Verschiedenheit unserer Berichte, die verschiedene Anlage und Einrichtung der erhaltenen Grotten, in denen doch die Weihen agiert wurden, könnte die erwähnten Punkte bestätigen. Wir haben ja in jedem Falle nur ein μucтýpιov, das Sakrament eines Grades der Diener des Mithras, nur eines in Ägypten ausgeübten Kultes. Nur die Betrachtung des Hauptinhalts des Textes kann uns dessen richtige Beurteilung lehren.

Zuvor aber mufs noch eine kurze Bemerkung ihre Stelle haben, die zugleich den zweiten Punkt des oben gegebenen Cumontschen Werturteiles betrifft. Ich habe in dem von mir vorgelegten Texte die grofse Menge der voces mysticae und nomina arcana, die in das Gefüge der Sätze eingedrängt sind, zwar nicht ausfallen lassen wollen, um die Urkundlichkeit der Edition nicht zu schädigen, sie aber durch kleinen Druck ausgeschieden, um anschaulich zu machen, wie sie erst dem immer gleichartigen Apparat der Zauberschriftsteller ihre Stelle verdanken und wie nach ihrer Beseitigung die alten Sätze zusammenrücken. Der beste Beweis ist auch hier der Text selbst und die hundertfach in den Papyri belegte Praxis der Magier, namentlich wo sie die liturgischen Lieder auf die gleiche Weise verarbeiten.1 Aber an einigen Stellen hat auch der zu Grunde liegende, der übernommene Text schon seine voces mysticae gehabt. Mit Sicherheit lässt sich das für einige Stellen erkennen. Die Planeten, die sieben unsterblichen Götter der Welt, werden durch Rezitation von verschiedenen Gruppen der sieben Vokale angerufen. Das ist nichts neues. Am lehrreichsten ist vielleicht gerade hier wieder die Inschrift des Theaters von Milet. 2 Sieben Nischen mit den Planetenzeichen enthalten die Anrufungen der

I Wer die Papyri kennt, braucht keine Belege. Sie finden sich in meinem Abraxas in Menge: in den dort vorgelegten Texten ist immer nach dieser Auffassung verfahren. Wer sich in Kürze eine Anschauung schaffen will, vergleiche im Pariser Papyrus etwa den Text v. 179ff. λόγος· κραταιέ τύφων τῆς ἄνω σκηπτουχίας κηπτοῦχε καὶ δυνάςτα, θεὲ θεῶν ἄναξ αβεραμεν θωου λόγος γλωφεντινακτα ιω ερβητ αὐταυ μηνι ἐγώ εἰμι ὁ κλείσαc οὐρανοῦ διὰc πτύχας ... v. 195 καὶ μή με ρίψης χθονοριφῇ, ἄναξ θεῶν, αεμοναεβαρω θερρεε θωραβεα νεμεα δυνάμωςον, ἱκετῶ, δός δέ μοι ταύτην τὴν χάριν ἵν ̓ ὅταν τινὰ αὐτῶν τῶν θεῶν φράσω μολεῖν ἐμαῖς ἀοιδαῖς θᾶττον ὀφθῇ μοι μολών νανε βασαναπτατου κτλ. und z. B. die Auslösung der Verse bei Wünsch Sethianische Verfluchungen 91.

2 CIG II 2895, Wünsch Seth. Verfluchungstafeln 78. Maals Tagesgötter 244, vor allem Roscher Philologus LX 369. Dort ist auch der Anfang der Fab. 277 des Hygin emendiert: Parcae Clotho Lachesis Atropos invenerunt litteras graecas septem AEHIOYS.

άpɣárɣeλoi, eben der sieben Planeten. Vor der jedesmal wiederkehrenden Bitte ἅγιε φύλατον (so) τὴν πόλιν Μιλησίων καὶ πάντας τοὺς κατοικοῦντας stehen die sieben Vokale, das erste Mal αεηιουω, das zweite Mal εηιουωα u. s. f.: immer tritt der beginnende Vokal in der folgenden Reihe ans Ende, nach sattsam bekanntem Rezept. Die Vokalreihen, die in unserm Text zur Anrufung der sieben Planeten stehen (10, 9 ff.), sind nicht so geordnet. Ein Permutationsgesetz in ihrer Anordnung hat auch ein scharfsinniger Mathematiker, dem ich sie vorlegte, nicht entdecken können.

Pythagoreische Mystik hat die Planeten und Vokale identifiziert, die orphische und gnostische Weisheit hat das gleiche immer und immer wieder variiert und ausgedeutet. Ich will diese neuerdings vielfach erörterten Dinge1 nicht weiter verhandeln. Hier könnte, wenn es sich um eine aus Ägypten stammende, wirklich vorgetragene Liturgie handelt, von Interesse sein, was über den ,,euphonischen Vortrag" der Vokale bei Demetrios πЄρì épμnveíac c. 71 (p. 20 Raderm.) berichtet wird: 'Ev Αἰγύπτῳ δὲ καὶ τοὺς θεοὺς ὑμνοῦσι διὰ τῶν ἑπτὰ φωνηέντων οἱ ἱερεῖς, ἐφεξῆς ἠχοῦντες αὐτά, καὶ ἀντὶ αὐλοῦ καὶ ἀντὶ κιθάρας τῶν γραμμάτων τούτων ὁ ἦχος ἀκούεται ὑπ ̓ εὐφωνίας· ὥστε ὁ ἐξαιρῶν τὴν σύγκρουσιν οὐδὲν ἄλλο ἢ μέλος ἀτεχνῶς ἐξαιρεῖ τοῦ λόγου καὶ μoûсav. Man mag sich das geheimnisvolle Psalmodieren der Vokalreihen vorstellen, das auch bei unserer Liturgie geübt wurde. Und eine Auseinandersetzung des Musikers und Mystikers Nikomachos von Gerasa (2. Jhrh.

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I Die Litteratur kurz angegeben Rhein. Mus. LVI 90, vgl. Diels Elementum 44. Etliches weitere noch in der Abhandlung von Ruelle und Poirée Le chant gnostico-magique des sept voyelles, in den Mémoires lus au Congrès international de l'Histoire comparée 80 Section, Histoire musicale, Paris 1900, erschienen in Solesmes 1901. Die Ausführung freilich, dass die Vokale Noten seien, und der Versuch Poirées die Vokalreihen der Papyri zu komponieren (man lese und singe S. 20 ff.) stimmt mich nicht sehr ernst. So einfache Palindrome wie ιεουωηιαηαιηωνοει exemple nr. IX S. 23 werden auch in Musik gesetzt!

2 Im Londoner Papyrus XLVI Zeile 24-30 (Greek Papyri Dieterich, Mithras - Liturgie.

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n. Chr.) dient geradezu direkt unserm Texte zur Erläuterung. Er redet von den φωνήεντα στοιχεῖα (jede Sphäre giebt einen solchen Vokalton von sich) συντιθέμενα δὲ μετὰ τῶν ὑλικῶν (οἷα δὴ τὰ σύμφωνα) ὥσπερ ἡ ψυχὴ μὲν τῷ σώματι, ἡ δὲ ἁρμονία ταῖς χορδαῖς, ἀποτελεῖ ἡ μὲν Ζῷα, ἡ δὲ τόνους καὶ μέλη, ἡ δὲ δραστικάς δυνάμεις και τελεστικὰς τῶν θείων. διὸ δὴ ὅταν μάλιστα οἱ θεουργοί (θερινοὶ Hss.) τὸ τοιοῦτον σεβάζωνται, σιγμοῖς τε καὶ ποππυσμοῖς καὶ ἀνάρθροις (ενάρθροις Hss.) καὶ ἀσυμφώνοις ἔχοις συμβολικῶς ἐπικαλοῦνται. Wo in unserem Texte die Anrufung der Planeten durch die Vokalreihen eingeleitet wird, heifst es ausdrücklich (10, 4 f.) ὅτι ἐπικαλοῦμαι τὰ μηδέπω χωρήσαντα εἰς θνητὴν φύσιν μηδὲ φρασθέντα ἐν διαρθρώσει ὑπὸ ἀνθρωπίνης γλώσσης ἢ θνητοῦ φθόγγου ἢ θνητῆς φωνῆς ἀθάνατα ζῶντα καὶ ἔντιμα ὀνόματα ηεω οηεω κτλ. Das sind die ἄναρθροι καὶ ἀσύμ φωνοι ήχοι, die dem Nikomachus so wohl bekannt sind.

Weitere ἄσημα ὀνόματα ergeben sich für den ursprünglichen Text gerade da, wo die Himmelsgötter beschwichtigt werden, dafs sie,,gnädig auf dich sehen und nicht mehr gegen dich heranrücken" (6, 26f.), wo die Sonnenscheibe sich entfalten (8, 6f.), wo der Sonnengott erscheinen soll (10, 25 ff.), wenn sich die Himmelsthore öffnen und mit einem φύλαξόν με der Myste sich sichert (12, 16), wenn er Mithras selbst beschwört, ihn nicht zu verlassen, in seiner Seele zu bleiben (14, 24ff.).

in the British Museum ed. by Kenyon, London 1893 p. 66) werden Einzelvorschriften über die Rezitation der Vokale gegeben:

τὸ ᾷ ἀνεῳγμένῳ τῷ στόματι κυματούμ[ενον],

τὸ ῦ ἐν ευστροφῇ πρὸς πνευματικ[ὴν] ἀπειλή[ν],

τὸ ιαω γῇ ἀέρι οὐρανῷ,

το Ε κυνοκεφαλιστί,

τὸ ὁ ὁμοίως, ὡς πρόκειται,

τὸ ἢ μεθ ̓ ἡδονῆς δασύνων,

τὸ 5 μακρὸν καθὼς ποιμένες (überliefert ποιμένι καθώς μακρόν. Kenyons Erklärung unto the Shepherd (Hermes) as if were long verstehe ich nicht. ποιμαντικῶς? ποιμενικῶς? Wünsch).

I Musici scriptores graeci ed. Jan p. 277, Excerpta ex Nicomacho c. 6 p. 37.

Und aufserdem müssen nomina arcana ihre Stelle gehabt haben in den sieben Anrufungen der himmlischen Túxaι und den sieben Anrufungen der Kocμокpάтoρec. Wir werden uns heute nicht mehr wundern, auch in einer Liturgie höheren Stils diese Zaubernamen zu finden. Wohl ist allerlei Verbindung auch mit niederer Magie beim Mithraskult mehrfach festzustellen (und von Cumont hervorgehoben, z. B. I 301) wie bei fast allen Kulten dieser Zeit; aber gerade, wo es sich um Beschwörung der Götter oder Dämonen auf dem Jenseitsgang der Seele handelt, haben jene Formeln in den Riten der verbreitetsten Gottesdienste ihre Stelle. Die Archonten beschwört die aufsteigende Seele auf diese Weise in mancher gnostischen Liturgie, von der uns Notiz gegeben wird, ja die Hoffnung des Mysten besteht oft in der Kenntnis der sehr zahlreichen mystischen Wortgebilde.1 Dafs der Einflufs gnostischer Sekten auf den Mithrasdienst von Kelsos ausdrücklich bezeugt wird, mag hier in Erinnerung kommen. Auf die gleiche Weise muss die aufsteigende Seele gegen die Dämonen siegen in den Oracula chaldaica, die ja persischen und mithräischen Anschauungen nicht ferne stehen.3 Gerade auch von den παρὰ Πέρσαις μάγοι wird dieser Brauch bei Origenes bezeugt Ι 24 κατά τήν Περσῶν διάλεκτον wären einige der óvóμata überliefert) und Arnobius berichtet Entsprechendes (das allein will ich gerade hier wörtlich anführen): II 13 quid illi sibi volunt secre

I Z. B. Kelsos bei Origenes VII 40, WO von den göttlichen Thürhütern die Rede ist, deren Namen die Unseligen mit saurer Mühe auswendig lernen. Ein Beispiel (Anz a. a. O. v. 27 f.): „Weichet zurück Ἰαλδαβαώθ und χούχω, ihr Archonten des dritten Äons, denn ich rufe ZwZnZaz ZawZwZ xwZwZ an. Wiederum werden die Archonten des dritten Äons davonstieben und nach Westen, nach links, fliehen, und ihr werdet nach oben gehen." Die Pistis Sophia und die Bücher Jeû enthalten viel ähnliches. Vgl. besonders Anz 27, 50 u. s.

2 S. Origenes contra Cels. VI 22, Réville La réligion à Rome sous les Sévères 82 ff.

3 Bousset a. a. O. 264f., 266 ff.

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