ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

welchen der Wohlstand vernichtet, das mächtige Frankreich ein Spielball einheimischer und fremder Intriguen wird und, unter allen Uebeln das ärgste, alle Gemüther verwildern. Ich konnte es nicht verhindern, daß, indem ich so sprach, eine Thräne sich aus meinen Augen drängte, denn das Elend so vieler Jahre und der stille Kummer trat vor meine Seele. Ich kann Euch nicht beschreiben, welche tiefe Liebe, welche feste Zuversicht mich auf einmal unwiderstehlich zu diesem Manne hin= zog, als ich den milden, lieblichen Blick sah, mit wel= chem er meine Rede und meine Rührung stumm be= antwortete. Er schwieg einen kurzen Augenblick und antwortete: Wir sind einig, wir sind enge Verbündete, als ächte Franzosen und Bürger des Landes, welches, wie ich zu Gott hoffe, bald wieder in seiner alten Herrlichkeit aufstehen soll. Wir sind verbrüdert in einer Kirche, die uns in der göttlichen Liebe vereinigt, und wir verstehen uns als Menschen. In Zeiten, wie diese, mag wohl die Liebe so schnell hervorwachsen, wie Zorn und Haß, und ich ritt heute zu einer glücklichen Stunde aus, denn gewiß, ich habe heute einen Freund gewonnen. Wir nannten uns beiderseitig unsre Na= men, der junge Mann war der Marquis d'Espinac. Die Familie war mir wohl bekannt, unsere Väter wa= ren Freunde, und die gegenseitige Neigung ward da=

[ocr errors]

durch, daß der Vater des Marquis ein Hugenotte ward, nur auf eine kurze Zeit gestört. Der alte Marquis war schon lange gestorben. Der Sohn, den ich, schon fast zum Jünglinge herangewachsen, als Knaben gesehen hatte, war mir völlig fremd geworden, und ich brauche wohl nicht zu sagen, wie glücklich mich die er= neuerte Bekanntschaft machte. Ein Jeder ritt nach seis nem Trupp zurück, d'Espinac führte seine Reiter nach unserer Straße, wir vereinigten uns freundlich und ritten ein paar Stunden miteinander. D'Espinac diente in dem Heere des Königs von Navarra und vergötterte ihn. Er erzählte, wie alle Herzen ihm zuflögen, wie selbst die Katholiken, indem sie in ihm den rechtmäßigen Nachfolger des Königs erkannten, zugleich auf ihn allein alle Hoffnung für die Zukunft seßten. Während wir uns so wechselseitig begleiteten, entdeckte ich nun zugleich nicht nur seine Kriegsluft und seinen ritterlichen Sinn, sondern auch eine Freude an tieferer geistiger Beschäftigung, und als er mit dem Gange meiner Studien und zum Theil mit meinen Grübeleien bekannt wurde, schien er dadurch noch aufmerksamer zu werden und von mir Aufschlüsse über manche Zweifel, die ihn ängstigten, erhalten zu wollen. So ritten wir ganz in unsere Gespräche vertieft und achteten weder auf den Weg, den wir verfolgten, noch auf die

Zeit, die verfloß. Ein Reiter näherte sich nun dem Marquis und flüsterte ihm Etwas ins Ohr. Er er= schrak fast, blickte um sich und rief aus: Wie? Ist das möglich, es ist, dünkt mich, kaum eine Viertelstunde verflossen, seit wir uns trafen, wie können wir in dieser kurzen Zeit gemächlich fortreitend und redend drei Stunden zurückgelegt haben? Freund, sagte er und sah mich lustig an, wir haben von sehr hohen und geheimnißvollen Dingen gesprochen, und nun er= kenne ich wohl, daß Ihr ein gefährlicher Zauberer sein müßt. Ihr habt uns im Fluge von einem Orte zum andern verfeßt, und mir ist es auch, als wäre ich durch die Luft geflogen, so wenig habe ich von der Erde gespürt. Da Eure Reise nach Bordeaux geht, so müssen wir uns hier trennen. Aber wir verab= redeten eine baldige, länger dauernde Zusammenkunft, und ich mußte, als ich allein an der Spike meiner Begleiter ritt, über die große Gewalt, die der schöne junge Mann in den wenigen Stunden über mich errungen hatte, erstaunen. Die Pferde waren ermüdet und wir ruhten bald nach der Trennung in einem Dorfe aus. Es kostete uns viele Mühe, die Einwohner, die auch hier flohen, als wir ankamen, zu beruhigen, und sie kehrten erst in ihr Dorf zurück, als sie erfuhren, daß wir Katholiken waren. Meine eigene

Gesinnung, war es mir gelungen, meinen Untergebenen, wenn auch nicht allen, mitzutheilen. Es zeigte sich klar genug, daß d'Espinacs Begleiter auch seine milde Denkweise theilten. Hier war es nun anders. Die Einwohner, als sie zurückgekehrt und beruhigt waren, drängten sich tumultuarisch um uns herum. Huge

notten hatten kurz vorher das Dorf überfallen und, wie die Einwohner versicherten, ausgeplündert. Sie hatten Mädchen und Frauen geschändet und mehrere auf eine freche Weise mit sich geschleppt. Im ganzen Dorfe forderte man nun Rache. Alle waren ingrimmig und wüthend, was ich wohl entschuldigen mußte, als ich die Greuel, welche die Hugenotten verübt ha= ben sollten, hörte, als ich die Klagen der Männer, deren Frauen, der Eltern, deren Töchter in die Ge= walt des Feindes gerathen waren, vernahm und die Spuren der Verwüstung erblickte. Der Dorfpfaff, ein fanatischer Mönch, der es nicht verbarg, wie er es als christliche Pflicht betrachte, alle Hugenotten zu vertil= gen, drängte sich an mich heran und forderte mich ge= bieterisch auf, ein nahe liegendes hugenottisches Dorf zu überfallen, die Einwohner, Männer, Weiber und Kinder, zu vernichten, das Dorf zu verbrennen und jede Spur des kezerischen Ortes von der Erde zu vertilgen. Als ich, entsegt über eine solche Sprache, mit

der Antwort zögerte, gerieth er in grenzenlose Wuth, und die Männer des Dorfes versammelten sich lärmend um uns. Könnt Ihr zögern? rief er. Wagt Ihr es, Euch zu besinnen, wo der Ruf der Kirche so entschieden ertönt? Woher rührt unser Unglück? Wir haben das Gebot des Herrn nicht erfüllt. Als dieser befahl, die Kananiter zu vertilgen, und jede Schonung mit seinem Zorn zu bestrafen drohte, da traf dieser Zorn ein Volk, welches, verglichen mit diesen Kchern, unschuldig genannt werden muß; denn sind die Hugenotten nicht. im Schooße der Kirche geboren? Haben nicht sie und ihre Geschlechter Jahrhunderte lang ihre Wohlthaten genoffen? Diese Rebellen sind der Hölle verfallen, und ein Liebesdienst gegen den Nächsten ist dem Zörn_ent= brannten Gott nicht so wohlgefällig, wie die Ermor dung eines Kezers.

So war ich nun mitten in die flammende Gluth des Fanatismus verseßt, und war genöthigt mich zu entscheiden. Ich war keinen Augenblick zweifelhaft. Die warmen Ströme der Bluthochzeit schienen mir aus dem Munde des verruchten Pfaffen zu fließen. Schweigt, rief ich gebietend, und last mich Eure got= teslästernden Reden nicht länger anhören. Solche Teufel, wie Ihr, haben den Fluch über unser schönes Land gebracht! Kaum hatte ich diese Worte, wenn auch ge=

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »