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nemark in dieser Rücksicht merkwürdig. Ich will zu= geben, daß diese Mährchen meiner Kindheit, die fortdauernd mit allem Zauber frühzeitiger Erinnerung in meiner Seele wiederklingen, einen Eindruck zurückgelas= sen haben, der mir eigenthümlich, aber der innige Zusammenhang mit der Natur der Gegend ist dennoch zu entschieden. Seeland von dieser Insel, dem Aufenthalte meiner Kindheit, ist hier ausschließlich die Rede,

ist im Ganzen flach, hin und wieder hüglich. Hier war von jeher die Hauptmacht eines kräftigen Staats, alle That, begrenzt vom Meer, wenn sie nicht hinausschweifte über die Grenze, brach sich bestimmter in dem angewiesenen Raume, die Natur bot wenige Hindernisse dar, kein Gebirge, keine mächtigen Flüsse stemmten sich hemmend entgegen. In einem solchen Lande nimmt Alles schnell und wie durch eine plögliche Veränderung das Gepräge der Gegenwart an, die Ueberreste der Vergangenheit verschwinden, bedeutende Ruinen sind selten. Nur aus der Erde, aus den vielfältigen Gräbern, wühlt man mühsam die Ueberreste eines frühern Lebens hervor. Über Seeland ist in vielen seiner Gegenden eins der reizendsten Länder der Welt. Die Hügel runden sich in unbeschreiblicher Unmuth, das Grün der Wiesen hat einen wundersamen Zauber, die majestätischen Buchenwälder treten mit Ehrfurcht gebietendem Ernst

hervor, ihr geheimnißvolles Dunkel ergreift die Seele mit Schauder, und ein tiefes Heimweh ruft mich zu ihrer verborgenen Pracht, wie zu einem verlornen, unschäzbaren Gute, zurück. Das Meer tritt oft, in Süden zumal, indem es zwischen gras- und waldreichen Inseln sich windet, tief in solche reichbegabte Gegenden hinein, geheimnißvoll umschlossen von den hohen waldigen Ufern. Mitten in den finstern Waldungen sieht man große Landseen. Die Buchen, gedrängt an die Ufer, dicht belaubt, neigen sich über die ruhige Wafferfläche und verfinstern sie mit einem ewigen Schatten. Hier ergreift uns die stille Gewalt des schlummernden Waldgottes. Die Blätter rauschen, die Bäche rieseln, die ruhigen Wellen schlagen an die einsamen Ufer, die Insekten wühlen, die Vögel singen und die geheime Ge= walt der Waldeinsamkeit faßt das zagende Gemüth mit grauenhaftem Entzücken. Es ist das stille Athemholen des schlummernden Gottes. Wenn er erwachte? Wenn die in der ruhenden Brust gefeffelte Stimme laut würde, die dort in kaum vernehmbare Töne verklingt?

Hier, in diese Gegenden hat die kindliche Mährchenwelt sich gerettet, hier mit diesen Geheimnissen vertraut, tragen sie ihr Gepräge, an den verborgenen Quellen, wie an einer lieben Heimat, haben sie sich gelagert, und ewig strömen die geheiligten Tropfen einer ver

schwundenen schönen Erinnerung, wie stille Thränen, die niemals trocknen; hier segeln, unter waldigen Infeln, die verblichenen Geister, hier tönen noch immer die Wehklagen der gefallenen Helden, der verlassenen Mädchen, und wild, wie der Sturm brausend durch die Gipfel der Buchen saust, jagt in fliegender Eile der zur ewigen Unruhe verdammte Jäger durch die Luft. Manch Mat eröffnen sich große, von Wald umgrenzte Ebenen; in Morästen, vormals Seen, liegen Inseln, wie verzaubert, mit Ruinen, und je milder das Land, je seltener die Ueberreste, je anmuthiger die stark be= wohnte Gegend in der Nähe, desto tiefer ergreift uns das stille, geheime Dunkel, welches uns ganz umgibt und unendlich scheint, weil keine Anhöhe einen Blick in die bewohnte Gegend erlaubt.

Wer die noch nicht verschollenen Töne dieses Waldgeistes vernehmen will, der mag nur die alten dänischen Lieder, die auch in Deutschland nicht mehr ganz unbekannt sind, lesen und ihre eigenthümliche Art muß ihn an die bestimmte Natur erinnern. Noch immer hört - man, in Jütland besonders, alte Melodien, die auf äußerst ergreifende Weise klingen, und wie tief das feen= hafte Waldleben in der Nation wurzelt, beweist eine auffallende Erscheinung mitten in der Hauptstadt, die ich erzähle, wie sie mir ein lieber Freund mittheilte.

In einer entlegenen Gegend von Kopenhagen, innerhalb der Wälle, bewohnen die Matrofen der däninischen Marine ein Quartier, welches fast eine eigene Stadt bildet. Kleine Häuser, nur aus einem Erdgeschoß bestehend, sind in regelmäßige Reihen geordnet und bilden mehrere Straßen, die sich durchkreuzen. Ein jedes Häuschen hat einen eigenen eingeschlossenen Hof. Dieses ganz eigene Volk ist kurzstämmig, von ganz ei= *genthümlichem Wuchs, und die treuherzige Gesinnung, der grade Verstand, der oft überraschende Wig, von ei nem ganz ausgezeichneten Gepräge, beweisen, wie ihre körperliche Bildung, daß sich hier ein Urstamm des Landes ohne allen Zweifel in großer Reinheit erhalten hat. In einem jeden Hofe ihrer kleinen Häuser sieht man, über die Planken hervorragend, einen mächtigen Hollunderbaum, der mit einem religiösen Eifer unterhalten und gepflegt wird. Der Geist dieses Baumes ist Schußgeist des Hauses, er hilft in Krankheit, steht den Frauen in Kindesnöthen bei, beschüßt die Kinder, aber verschwindet auch, wenn der Baum abstirbt.

Ich habe schon lange einige Nachrichten von dänischen Mährchen, Volkssagen und aus dem Alterthum übrig gebliebenen Gebräuchen versprochen; als ich aber anfing an die Erfüllung des Versprechens zu denken, bemerkte ich wohl, daß meine aus der Kindheit dunkel Gebirgs Sagen. 2

übrig gebliebenen Erinnerungen, so theuer sie mir waren, dennoch viel zu wenig zusammenhingen, um in der Gestalt, in welcher ich sie mittheilen konnte, einer öffentlichen Bekanntmachung werth zu sein. Es war mir daher sehr angenehm, eine kleine Schrift zu erhalten, in welcher Herr Thiele anfängt solche Mährchen und Sagen zu sammeln, (der Titel ist: Pröver af Danske Folkesagn samlede af I. M. Thiele, med en Fortale af Prof. Nyerup. Kiöbenhaven. 1817). Auch verdanke ich meinem theuern Freunde, Herrn Pingel, der sich lange bei uns aufhielt, höchst interessante Nachrichten. Ich mache also jeht den Anfang, indem ich Einiges über die in Dänemark herrschenden Sagen von dem wilden Jäger mittheile. Dieser ist bei uns der berühmte König Waldemar der Vierte, an einem deutschen kaiserlichen Hofe erzogen. Man kann ihn den zweiten Stifter des Königreichs nennen, welches, als er es rettete, ganz zerstückelt und ein Opfer der Raubsucht herrschsüchtiger Großen war. Das Mährchen findet man in der angeführten Schrift S. 29 und es ist be= kannt unter der Benennung:

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