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bemerkt zu haben, daß ich während des Schlafes einigen Einfluß auf sie ausübe, habe mich aber sehr gez hütet dem Zauberkreise näher zu treten, ja ich halte es für ein großes Glück, daß wir diesen Zustand nicht selbst hervorzurufen vermögen. Sollte es jemals in der Zukunft möglich werden, dann würde daraus, befürchte ich, manches Uebel entstehen. Die Verwirrung, die jest schon aus vielen Gemüthern hervorbricht, würde dann endlos werden. So wichtig alles mir schien, was er mittheilte, so aufmerksam ich zuhörte, so sehnte ich mich doch darnach, mich entfernen zu können. In wenigen Stunden mußte ich wieder aufbrechen, und die Dame hatte mir befohlen, einen Umweg zu ma= chen, der meinen Zug um einen ganzen Tag verlängern würde. Wehmüthig trennten wir uns, und mein alter Lehrer wies Jeannette an, mich zu begleiten. Wer weiß, sagte Niccioli, indem er mich umarmte, wie lange diese fonderbare Lage dauern, wie sie schlieBen wird. Nach ihrem eigenen Ausspruch im Schlaf, der bis jeht unfehlbar war, vielleicht mehrere Jahre, und ich werde über meine Gefangenschaft auch dann nicht klagen, wenn ich nur hoffen darf, daß der Erfolg ein günstiger ist. Zwar im eigentlichsten Sinne krank kann ich die Dame nicht nennén. Sie ist während des Wachens ruhig, empfindet keine Schmerzen irgend

einer Art, doch fühlt sie sich nicht selten erschöpft, am meisten dann, wenn der Schlaf nicht vollkommen ruhig war; denn ihre Rede verliert sich dann nicht in ein Flüstern. Ist aber der Schlafzustand völlig ausgebildet gewesen, dann erwacht sie gestärkt und auf jede Weise gesund. Aber wenn wir sie so auch nicht eigentlich krank nennen können, ist dieser Zustand, der in Eurer Gegenwart zuerst sich entwickelte, doch kein natürlicher und offenbar durch die grausamen Mishandlungen während ihrer Gefangenschaft veranlaßt. Ich weiß wohl, daß Ihr Euch Vorwürfe macht, als wenn durch Euch der Grund zu dieser seltsamen Erscheinung gelegt wäre, aber in dieser Rücksicht kann ich Euch entschieden beruhigen. Sie würde sich auf die nämliche Weise früher oder später entwickelt haben, und es ist vielleicht gut, daß sie so schnell, wie möglich, zum Vorschein kam. Der Alte schlüpfte wehmüthig in seine Kammer hinein und Jeannette führte mich, mit einer Kerze vorleuchtend, durch die langen Gänge.

Ich wünschte sie zum Sprechen zu bringen.. Du wirst hier gelehrt werden, sagte ich, und bleibst Du lange hier eingeschlossen und in der Nähe des gelehrten Mannes, so wirst Du eine tiefe Kenntniß der geheimsten Wissenschaften erlangen. Sie schlug die Augenauf und blickte mich scharf an, daß ich fast erschrak.

mer ist, sie anzuschen.

Riccioli, sagte sie, ist brav genug, und ich erfahre durch ihn recht viel, aber, Herr, kennt Ihr die ächt lebendigen Gedanken, solche, die wirklich da sind, einen Leib haben, sich fortpflanzen? Diese schrumpfen durch Eure Gelehrsamkeit so in sich zusammen, daß es ein JamDie meisten Menschen haben zwar weder Sih, noch Stimme; manche nur den Sih und behelfen sich, wie sie können. Eure Gelehrten haben die Stimme ohne Siß und sie dünken sich was, wenn sie diesen glücklich weggestoßen haben, sie nennen dieses Abstrahiren. Was sie dann sprechen, klingt mir recht widerwärtig und innerlich hohl. Aber was sagst Du denn von Deiner Herrin, fragte ich. Die, antwortete fie, hat ihren Siß im Himmel, und von da her klingt ihre Stimme. In diesem Augen= blick entdeckte ich den Kastellan, der mir entgegenkam, und wie ich mich umsah, hatte Jeannette die Kerze ausgelöscht und war in dem dunkeln Gange ver= schwunden.

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Nach einer kurzen Ruhe ritt ich weiter, und das Seltsame, was ich in dem verlassenen Schloffe erlebt hatte, schwebte mir fortdauernd vor. Zwar gespenstische Verbrecher, mit Ketten raffelnd, hatte ich nicht gefunden, aber die drei Gestalten, die hier hausten, die herrliche, fast der Erde entrückte Louison, die wie ein

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himmlischer Geist mir erschien, dann der bewegliche, unruhige Erdgeist, der in dem seltsamen Mädchen tha tig zu sein schien, und der brütende Gelehrte, der wie ein Zauberer die beiden Geister zu bewachen schien, bildeten doch so wunderliche Gestalten, einen so von allem Gewöhnlichen abweichenden Verein, daß es mir manch Mal vorkam, als läge etwas Spukhaftes in dem geheimen Treiben auf jenem Schloffe. Du hast einen Auftrag erhalten, sagte ich mir, den Du ausführen mußt, Du wirst Deinen Freund aus einer Dir bis jeht unbekannten Gefahr retten, und in einer recht seltsamen Stimmung ritt ich weiter. Aber nach und nach gewann die umfassendere Vision der schlafenden Dame eine große Gewalt über meine Seele. Der ganze Auftritt schwebte mir wieder mit aller Macht der Gegenwart vor. Es war nicht blos die matte Erinnerung, die aus dem erblaßten Gedächtnisse das früher Erlebte hervorrief, es war eine wirkliche Erschei= nung. Die Schlafende lag wieder vor mir, ich hing an ihren Lippen, ich hörte, was sie sprach, und versank tief in das Innerste meines eigenen Wesens, indem ich doch zugleich mich in die herrliche Welt der Liebe ver= senkte, die sie mir eröffnete. Ich konnte den Weg zum äußern irdischen Leben nicht wiederfinden. Ich war mir selbst wie entrückt, wie ein Träumender ritt ich) Gebirgs Sagen.

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mechanisch fort und meine Begleiter waren in großer Sorge. Durch diese erfuhr ich später, daß ich zwar die Ruhestunden am Tage und das Ausruhen in der Nacht angeordnet hatte, aber völlig instinktmäßig, ohne scheinbar auf etwas Aeußeres zu achten, daß ich, als mein Diener mich in der Nacht entkleidete und zu Bett brachte, auf keine Frage zu antworten, auf nichts zu merken schien, daß auch der Schlaf nicht mich zu mir selbst brachte. Am Morgen, sagten sie, wäre ich eben. so in mich versunken aufgewacht und hätte das Städtchen genannt, welches nur noch einige Stunden ent= fernt war. Die Krieger waren durch den seltsamen Zustand ihres Anführers in Schrecken gerathen und hatten zwar beschlossen, mich nach dem Städtchen zu begleiten, dann aber den Rath eines Arztes einzuholen und mich wieder nach meiner Heimat zurückzuführen. Das Morgenroth glühte im Osten, als wir ausritten. Es war ein sehr heiterer Tag; wir ritten auf dem erhabenen Rande eines Gebirges, welches sich gegen Often senkte; ich erinnere mich, wie der Purpursaum, der die aufsteigende Sonne verkündete, und den ich über der niedrigen Ebene am fernen Horizont entdeckte, meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Je weiter das Morgenroth sich verbreitete, je glühender es ward, desto mehr fand ich die Besinnung wieder, und als die Sonne

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