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ferner, die Musik immer schwächer, die tanzenden Mäd= chen und Kinder schienen sich in Nebel zu verlieren, ein Bach strömte rieselnd durch den Saal, das Dach öffnete sich, der sternenhelle Himmel blickte herein, und von Entzücken und Betäubung übermannt, sanken nun auch die Liebenden neben einander auf die Bank hin.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als der räthselhafte Fremde, von einem Bedienten begleitet, durch das Thal ritt. Auf dem Wege hielten die Wa= gen, die Kutscher knallten mit den Peitschen. Neben der breiten Landstraße fah man eine schöne blumenreiche Wiese, von Felsen umgeben und durchschlängelt von einem lieblichen Bache. Im Grafe lag eine Gesellschaft von Herren und Frauen im tiefsten Schlafe kreisförmig gelagert. Der Fremde stieg vom Pferde ab und ging auf die Gesellschaft zu. Wachen Sie auf, sagte er, es ist hoch am Tage und nicht gesund, im Grase zu schlafen, indem er zugleich die nächsten Her= ren schüttelte. Alle fingen an sich zu strecken, rieben sich die Augen und sahen vor sich hin. Blauer Enzian, fagte einer und sah diese Blume neben sich blühen, Ringelblumen, rief der zweite, Gänsekraut, lispelte eine Dame, Löwenzahn, eine andere; schönes, weiches Gras, riefen Herr und Frau von Emmerling zugleich. Uch Männertreu, sprach das liebe Mädchen, indem sie den

Geliebten und die Blume zärtlich anblickte, Tausendschön, erwiederte der Jüngling, und fah neben sich die Blume und das Mädchen.

Nach und nach schienen sich die Schlafenden zu besinnen, richteten sich auf, sahen sich mit Verwunde= rung wechselseitig an, betrachteten mit stillschweigendem Erstaunen die unbekannte Gegend, und erblickten nicht ohne Grauen den Fremden, der schon zu Pferde saß, der Gesellschaft lächelnd ein Lebewohl zurief und ver= schwand. Herr von Emmerling brach das Stillschweigen zuerst. Das naffe Gras ist doch schädlich, ich bin durch und durch erkältet, sehen Sie, wie mir die Lippen geschwollen sind. Die Uebrigen blickten ihn an und glaubten noch die Bocksphysiognomie zu erkennen. Ich bin von einer unangenehmen Heiserkeit befallen, sprach die Frau, und die Gesellschaft erkannte die meckernde Stimme.

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Der Jüngling und sein Mädchen waren die einzigen, die sich der selig verlebten Stunden wohl bewußt waren, ja die aufgeschlossene Zauberwelt der Liebe schien ihnen die andere freundlich näher zu rücken, begreiflicher zu machen. Der Jüngling erfuhr von den Bedienten, wie sie nach einem entfernten Gebäude waren gebracht worden, wo sie und ihre Pferde wohl versorgt die Nacht ganz ruhig zugebracht hätten, wie ein Be

Gebirgs-Sagen.

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dienter etwa vor einer Stunde erschien, der sie, nachdem sie angespannt hatten, hierher begleitete und vers schwand.

Man sette sich darauf, noch voller Verwirrung, in die Wagen, und besonders Herr und Frau von Emmerling waren, sie wußten selbst nicht deutlich, warum, höchst verdrießlich. Als man aber aus den rauhen Gebirgswegen heraus war, als man die lieblichen schlesischen Dörfer erreichte, wo die heitere Sonne die schönsten Gegenden erleuchtete, und nun vor einer Schenke still hielt, um zu frühstücken, hatte der fröhliche Tag einen Jeden in die freundlichste Stimmung verseßt. Man gestand sich nun, daß der Fremde, der nächtliche Wirth, kein anderer, als der launenhafte Herr des Gebirges, sein könnte, die geschwollenen Lippen des Herrn von Emmerling und die Heiserkeit seiner Frau waren verschwunden, und sie selbst schienen die Foppereien der Nacht vergessen zu haben. Begierig griff Herr von Emmerling nach seinem Taschenbuche, um zu erfahren, was er, umfangen von den Zaubereien der Nacht, aufgezeichnet hatte, aber er fand fast ausgeblichene magische Charaktere, die er nicht zu enträthseln vermochte.

Wenn das Ehepaar sich der übein, alle gesellige Fröhlichkeit störenden Gewohnheit überließ, erinnerte,

wie man versichert, die schwellende Lippe den Mann, eine plögliche Heiserkeit die Frau an die Gewalt des fernen Rübezahl, und nachdem sie, nicht ohne Schrekken, diese Erfahrung einige Mal gemacht, verschwand die üble Laune ganz, uud in allen fröhlichen Kreisen ward das liebenswürdige Ehepaar mit Vergnügen ge= sehen.

Der junge Mann ward wenige Monate später mit seiner Geliebten verbunden, und feierte in einer glücklichen Ehe das Andenken der seligen Nacht, die in einer so seltsamen Umgebung die Knospe der verborge= nen Liebe aufschloß.

4.

Ein Wanderer kroch mit vielen Beschwerden unter den wild zusammengehäuften Steinhaufen des einsamsten Gebirges umher. Er mußte nicht ohne Gefahr von einem großen Steine auf den andern springen, schwankend und unsicher die steilsten Höhen herunterlaufen, über reißende Bäche sehen. Wie glücklich bin ich, sagte er zu sich selbst, daß ich noch immer meinen alten guten Stab habe, der mir nun so viele Jahre

Tang treue Dienste leistete. Indem sehte er ihn an, um über einen herunterstürzenden Bach zu springen. Der Stab gerieth zwischen große Steine, und wie der Wanderer sich auf ihn verlaffend hinüberschwang, brach der Stab und er fiel unsanft in den Bach hinein. Klagend raffte er sich wieder auf und schien die Stöße beim Fallen weniger zu achten, als den Verlust des Stabes. Wie soll ich nun von der steilen Höhe herunterkommen, rief er klagend, da ich von meinem treuen Stabe, von meiner alten gewohnten Stüge verlassen bin. Was fehlt Dir, sprach plöglich Jemand dicht hinter ihm mit hohler, rauher Stimme. Der Wanderer wandte sich um und sah eine große Gestalt, mit einem finstern Gesichte, in einen Mantel gehüllt. Er erschrak, erholte sich aber und erzählte nun seinen gro= ßen, wie ihm dünkte, unerfeßlichen Verlust. Was wimmerst Du, antwortete die Gestalt, als wenn in dem Gebirge keine Bäume wären, die Dir die schönsten Stäbe geben könnten. Da, nimm meinen, sprach er Ferner und entfernte sich.

Der Wanderer hatte eben die Grenze des Knieholzes erreicht, zwischen dem niedrigen Gestrüppe schritt die Gestalt mit gewaltigen Schritten und schien immer größer, je weiter sie sich entfernte; zuweilen schien sie wie in dem Nebel zu zerfließen, dann trat sie wieder

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