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In einem ziemlich großen Saale Kopenhagens faß eines Winter-Nachmittags eine Menge meist junger Männer, verschiedene Gruppen bildend, in lebhaftem Gespräche. Der Saal war zwar weitläuftig genug, in einem ansehnlichen Hause, aber keinesweges zierlich eingerichtet. Alte Tische und Stühle standen an den Wänden, ein großer Tisch in der Mitte und ein dicker Tabaksqualm verfinsterte fast die Stube. Die Aussprache der Redenden verrieth Norweger, die hier in den Tabaksdampf wie in nördlichen Nebel geisterhaft verhüllt schienen. Ein kleines schäkerndes Mädchen lief geschäftig herum, Thee und Wein reichend, und ward bald von Diesem, bald von Jenem kurz, fast immer mit irgend einem Scherze angeredet.

In einer Ecke schien das Gespräch besonders lebhaft, und am lautesten sprach ein junger Mann, der durch sein jugendliches Aussehen, durch sehr blühende Farbe und große helle Augen sich auszeichnete. Die Uebrigen sprachen zwar hart, entschieden, aber nicht lebhaft; ihre Bewegungen waren, selbst wenn sie heftig zu

widersprechen schienen, gemäßigt. Dieser junge Mann unterschied sich von Allen durch eine große Beweglichkeit. Seine Augen sprachen, die feinen Züge um die Lippen veränderten sich, jede Miene prägte die schnell vorübergehende und wechselnde Stimmung spiegelhell ab, besonders waren die Arme in beständiger Bewegung, und so schien er in jedem Augenblicke ein Anderer zu sein.

Obgleich man ihn ernsthaft, ja heftig bestritt, schien dennoch die Aufmerksamkeit der ganzen Gesellschaft vorzüglich auf ihn gerichtet zu sein, und man hörte dem, was er sprach, mit augenscheinlicher Theilnahme zu.

Nein, rief er sehr heftig aus und schien einen frühern Vorwurf ablehnen zu wollen, nein, das dürft Ihr mir nicht vorwerfen, ich sollte mein theures Geburtsland weniger lieben, als Ihr? Ja, Ihr seid nicht bloß da geboren, wie ich, sondern auch erzogen, Euch ist die große Natur nichts Fremdes, Ihr seid vertraut mit den wilden. Felsen, mit den rauschenden, rauchenden Wasserstürzen, mit den derben, treuen Bewohnern, Ihr seid aus ihrer Mitte. Mir aber schwebt das alles wie ein wunderlicher Traum vor der Seele, eigene kindliche Erinnerungen und Erzählungen der Eltern ha= ben sich zu einem seltsamen Bilde vereinigt, das mir fortdauernd folgt. Dieses Bild ist auf das Innigste

mit meinem ganzen Dasein verflochten, es hat mich in Deutschland, in Italien, in Frankreich, in England nie verlassen; ich fühlte, als ich den leßten Sommer in Stockholm zubrachte, daß Schweden, bei aller scheinba= ren Aehnlichkeit, doch ganz etwas Anderes sein muß, als mein theures Norwegen. Ich werde dieses mir so liebe, so theure Land nun bald sehen, der kommende Frühling wird mich zu den ersehnten Bergen bringen, und es ist Euch nicht unbekannt, wie Ereignisse, über die ich nicht zu gebieten hatte, mich zwangen, die mei= sten europäischen Länder früher zu besuchen, als mein Vaterland. Ich kann es jekt, da es so gekommen ist, nicht bedauern, so unangenehm es mir auch war, ehe ich die Reise antrat. Aber, liebe, theure Landsleute, ich ehre und schäße Euch zu sehr, um die geheimsten Wünsche für mein Norwegen Euch zu verhehlen, die nicht laut werden könnten, wenn ich verbergen wollte, was ihm fehlt, was mich drückt und quält, wenn ich daran denke.

Nun, was fehlt uns denn, rief eine laute Stimme, daß wir nicht so geleckt und geschniegelt, sondern hart und rauh wie unsere Felsen sind, das bedauerst Du wahrscheinlich? Du möchtest uns in blasse, em= pfindelnde Kopenhagener verwandeln. Hol' der Teufel dás empfindsame Pack! Wir wollen stark sein, wie

unsere Felsen, und auch unerschütterlich, wie sie. Willst Du hier unsere zwanzigjährige norwegische Gesellschaft umstürzen, daß das flache Land das Gebirge, die Schwächlichkeit die Kraft überwinde? Warum haben wir uns hier so lange versammelt, warum haben unsere Stifter sich gegen die weichliche Art gestemmt und, wie unsere jungen Studenten die Jütländer von der Universitätstreppe, so die Dichter-Pygmäen der Hauptstadt mit ih= rer angemaßten Herrschaft gestürzt? Wir wollen bleiben, wie wir sind, und nur ein echter Norweger kann einen Norweger schäßenweg mit den ausländischen Fragen! Es lebe die norwegische Gesellschaft! Sie soll das kernhafte Norwegen mitten in der flachen Hauptstadt erhalten, ihren Schriftstellern und geschwäßigen Thoren zum Troße, rief er laut und schwenkte sein Glas.

Mehrere thaten das Nämliche. Es lebe die norwegische Gesellschaft! riefen sie. Andere schwiegen und schienen zu erwarten, daß der junge Mann fortfahren würde.

Ich darf also nicht weiter sprechen, denn nach dem, was ich vernommen, muß ich wohl befürchten, Euer Misfallen noch mehr zu erregen, sagte er; Du hast mich recht unfreundlich unterbrochen, lieber Kiärulf!—

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