Die ich dem Bunde lebte, immer fast Joseph von Arimathia. Ich glaub's! Dich läßt der Geist nicht lange ruhn. Auch ist's So trag' denn unsre Lehren in die Welt Wie Du, war auch Johannes, der nun einsam durch Entbehrung, Im Kampf mit Leidenschaft, in Selbstbeherrschung Ein prunklos, gottgefällig Leben führt. Du bist vielleicht, nach Deines Geistes Sturmgang, Bestimmt, im Weltgewühl selbst Deine Kraft Zu offenbaren und wohl mehr denn er Zu wirken . . . . wenn Dich nicht, mein Sohn, noch einst Selbstlos zu beugen. Doch das bunte Leben Lehrt Dich auch wohl Demüthigung. (Er erhebt die Hände zum Segen; Jesus beugt sich vor ihm.) Nun, all' Dein Eifern im Geset sei Dir gesegnet! Gesegnet Deine Bahn! (Er ergreift seine Hände.) Du bist, mein Sohn, Wie wenig Jünger ausgerüstet, Gutes Und Bleibendes zu wirken; denn mit Dir Der Kunst der Leibesheilung nimmst Du mit Dir . . Jeļus. Und reicheren der Kunst des Seelenheils! Von Gott kommt alles alles geht zu Gott! Joseph von Arimathia. So kehre nun zurück in Galiläa, Zum Hause Deines Vaters! Unterwirf Dich Und hier geschaut, mag Dir lebendig bleiben! Die Seele lebt! Auch mag Dich täglich mahnen Kein Schwur! Doch strenge Wahrheit! Rechtlichkeit (Es tagt von nun an allmälig.) Jesus (der schon lange still in die Gegend des rechten Hintergrunds hinausgesehen, ihn sanft unterbrechend). Es ist der keins, dem ich nicht ganz gehorchte! Der Mittelpunkt der Welt, die heilige Stadt! Und hinter ihm, schau! röthlich dunkel hebt sich nackt, leblos wild um das Geheimniß, Aufsteigend fern zu jenen gelben Felsen, Joseph von Arimathia. Ja, Gottes Geister steigen sichtbar nieder! Und Leben! Heilig halte Du, mein Sohn, Der Engel Namen . . . . (Im Hintergrunde treten aus den Häusern allmälig mehrere [weißgekleidete] Essäer in verschiedenen Beschäftigungen. Ebenso Laien gegen das Ende des Auftritts. Sämmtlich stehen sie, nach Osten gewendet, mit erhobenen Armen betend da.) Jesus (immer in die Gegend versenkt). O, wie ich sie liebe, Die Jahreszeit, wann sich der Winter, völlig Das ist die Zeit der Kraft, die Zeit des Lebens! - Ja, und des Kampfes Zeit! . . . Zwischen feuchter Kälte Sich die Gewitter! Sichtbar fährt der Herr In Blih und Donner nieder, Und breitet seine gewaltige Hand Mit Allmacht über die Erde und spricht! Es stürmt der Ostwind, der Hagel fällt, Und Wolkenbrüche schrecken das ringende Leben Bis wieder, klar und tröstend, plöglich aufscheint Der goldne Tag, der heil'ge Friede Gottes, Und alles Leben lächelt! (In Betrachtung.) Aber zwischen Die Nebel, die kein Sommer hat noch Winter, Nur diese Jahreszeit des Kampfs und Werdens! Sie dort! O diese Jahreszeit ist voll Des Reichthums und der Wunder voll!! (Ganz verloren) In ihr Joseph von Arimatiha (seine Hand fassend). Komm und schaue auf! Die Sonne naht! Längst beten schon die Brüder. Laß' uns zum lezten Mal das heilige Gebet vereint zum Himmel senden! (Sie gehen, und mit ihnen der Diener, auf eine kleine Anhöhe im Hintergrunde rechts, wo sie kniend mit erhobenen Händen beten. Die Sonne geht auf; sämmtliche Beter erheben sich.) Joseph von Arimathia. Gegrüßt, Gegrüßt seist du, o lichter Stern des Tages! (Joseph von Arimathia, Jesus und der Diener kommen wieder in den Vordergrund; Lesterer trägt sein Bündel herbei und öffnet es.) Und nun, auf nach Jerusalem! Nimm hin Das Kleid aus Deines Vaters Haus! (Er legt ihm statt des weißen, ein blaues Oberkleid um die Schulter.) Du wirst Die Eltern beide an dem Tempel finden, Geh' Du voraus nach Arimathia und melde (Der Diener ab.) Jesus (sich zu dem Orte zurückwendend). Mein ist die Welt was traure ich um dich! (Alle ab.) Sweite Darstellung. Das Thal Josaphat am Fuße des Tempelberges. Eine breite steile Marmortreppe, deren unterster Absah noch das hinterste Drittel der Bühne einnimmt, führt den steilen Berg Moriah hinauf und ist auf der Höhe dieses Berges, wo derselbe mit einer Quadersteinmauer von Marmor umzogen ist, durch ein großes, jezt offen stehendes Thor geschlossen, durch welches man weiter oben den großen Brandopferaltar und Theile des Tempelvorhofes (vierte Handlung) sieht. Auf dem Berge das Tempelgebäude* mit seinen Vorhöfen, Thürmen, * Für die perspektivische Zeichnung: Höhe des Tempelberges circa 400 Fuß, des Tempels circa 100 Fuß. der Burg Antonia u. s. w., von dem vergoldeten Tempeldache mit seinen Spizen gekrönt. Die Vorderseite des Berges ist meist senkrecht in Marmorquadern aufgemauert, doch sind an seinem Fuße mehrere Häuser aufgebaut, deren vorderstes links eine Synagoge ist, zu der man von der Bühne hinaufsteigt und deren Thüren jezt geschlossen sind. Links von der nur für die Priester bestimmten Haupttreppe führt durch die Felsen ein Gang für das Volk zum Nicanorthore hinauf. Der von der Bühne gebildete ebene Plaz ist rechts und links von Palmen, Cypressen, Therebinten (Eichenart) und Fruchtbäumen verschiedener Art beseßt, unter denen hin und wieder Ruhebänke angebracht sind, und in der Mitte vollkommen frei. Die rechte Bühnenseite ist Norden. Es ist Morgendämmerung; während der folgenden drei Auftritte wird es vollkommen Tag. Dritter Auftritt. Aus dem Vordergrund rechts treten Maria, Jesu Mutter, und Maria Er ist's Magdalena auf. Magdalena. es ist der Tempel! Deutlich schon Die Nacht! Des Delbergs Wälder, Hügel, Büsche, - Obwohl mein Aug' Dich erst seit gestern sah Maria. Wer weiß, mein Kind! |