Magdalena (erschreckt). Wie? (Indem sie auf Maria zugeht und deren Hand ergreift.) O, hast Du ihn bemerkt? Maria. o Gott, Du weißt . . .? Du siehst, das Herz macht furchtsam, nicht das Dunkel, Dort bei dem Tempel soll ich meinen Sohn Du bist so wunderbar so fremd und ruhig Und doch halb unsichtbar auch leuchtet auf Aus Dir ein heimlich glühend volles Leben. Was alles birgt Dein Busen schweigend? Als wir hin Am Delberg gingen, wo von oben her Die Gräber der Propheten weiß und schaurig Aus dunkeln Büschen winkten und ich's deutlich Wie Geisterflug sich schwingen sah und wankend Maria. Du bist noch jung. Dich schreckt ein Nichts: es bildet Aus Deines ungewissen Auges Schimmer Die Furcht Gestalten. Mit Geistern? Magdalena. Redetest Du nicht Maria. Mit den guten Geistern rede Ich allzeit, und die bösen fürcht' ich nicht, (Die Synagoge, deren Thüren sich öffnen, wird von innen erleuchtet. Von nun an bis zum sechsten Auftritte kommen von rechts und links einzelne Männer über die Bühne, welche sich in die Synagoge begeben.) - O komm! Maria, Noch hat Jehovah nicht dem Geist der Sonne Schon jezt den Sohn am Tempel finden! Sieh, Es rüsten sich die Frommen, die Zeloten, (Sie hat Maria zu sich auf die Erde im Hintergrunde niedergezogen.) Was soll des Schreiners Weib aus Galiläa Von Deinem Sohne? Du hast viele Söhne? Maria. Der Herr hat mich gesegnet! Seine Fülle Der größte ja! ich darf's daheim nicht sagen, Und schmähn ihn, daß er nicht in ihre Arbeit Die Herrlichkeit des Herzens, aber fremd, Da warf ich eines Tags mich einem Arzte, Dem weisen, mächt'gen Joseph von Arimathia. Magdalena (aufhorchend). Horch! Judas' Schritte! Vierter Auftritt. Judas Ischarioth, aus dem Hintergrunde rechts auftretend, geht nach der Synagoge zu. Magdalena springt auf. Judas wendet sich um und kommt zu ihr zurück; sie umarmen sich. Judas Ischarioth. Du Magdalena?! O, geliebte Seele!! Fünfter Auftritt. Judas geht in die Synagoge ab. Maria und Magdalena allein. Maria. War's nicht der nächt'ge Gast vom Kämmerlein, Magdalena (sich ihr in die Arme werfend). Maria! Nun weißt Du alles . . . Nun kann mich Dein Wort Mich treiben. Maria. ja aus der Welt Sei getrost, mein Kind! Du sollst Gott mehr denn Menschen fürchten. Und es mag, Magdalena. Du, Du hast ein Herz! ein Mutterherz! Du liebst! Dir will ich dienen . . . Magdalena. Du wirst auch Juda lieben! denn Du mußt Und Männlichkeit? . . Zu schnell trieb ihn hinweg Ist er der Ersten Einer und wächst an Macht! Maria. Doch ist er nicht, wie Jesus ist, mein Sohn Magdalena. Groß muß der sein, Dein Sohn! Hast Du ihn doch (Sie sehen sich im Vordergrunde.) Maria. Du sagst es, groß Und so wird auch die Gnade seines Gottes, Hör❜ mir zu! so eilten wir, Daß wir den Freund erreichten, aber siehe, Da wir ihn fanden unterwegs, war Jesus Nicht mit ihm! Ach, von Angst gequält, wie eilte Ich nun zurück! Und in den Tempel des Herrn Trieb mich der Geist . . . Da schau ich, o des Wunders! Befragt und fragend und verwundrungsvoll Ein Kind, das mehr nicht als zwölf Jahre zählte! Und was erwidert mir der Knabe da? Daß mir des Bundes Gott Verheißung sandte Des Priesters, zu besuchen, welche auch Ja, und das ist nun Johannes, Der in der Jordanwüste lebt, ein Heil'ger, Von allem Volk gefürchtet Nicht Jesus mehr denn er sein? Magdalena. aber wird O, Maria, Könnt' ich reden Mich drängt's nach seinem Anblick. Maria (heimlicher). Von jenem Augenblick, da Adonai, Ja, Adonais Engel selber mir Den Himmel aufthat da ich Mutter ward Magdalena. Wie meinst Du das, Maria? Maria. Hör' mir zu! Denn sieh, was einzig zwischen mir und Joseph O, ich war jung und ungestüm und doch (Pause.) Joseph führte, Gebräuchlicher Ausdruck für: den Mann; s. Moj. 4, 1. |