seinem Schild und unter seine gewaltige Hand beugen die Spötter seines Namens! Volk. Lobet den Herrn! Hallelujah! Jonathan ben Hannan. Singet dem Herrn! denn Er ist auch über die Römer ein Herr und allgewaltig! doch bedenket, daß heut Pilatus fester stehet denn Varus stand! Uns strafet der Herr für unsere Sünden durch der Römer Macht! Doch wie wolltet Ihr nun Euer Angesicht sehen wider den Herrn? Saul. Vergebung, Priester, erkauft sich durch Blut! Was ist's, daß Ihr täglich opfert dort oben, als unsere Versöhnung zur Gerechtigkeit durch der Opfer Blut? Nun Israel, bringe dem Herrn ein Opfer wie Abraham auf dem Berge „da der Herr siehet"*: opfre Dein eigen Blut! Denn wisse, für wen der Priester das Opfer thut, der wird Versöhnung haben, doch herrlich wird strahlen im Reiche der Schatten, wer sein Blut gab, eines Helden Blut! Judas Ischarioth. „Denn des Leibes Leben ist im Blut“, spricht der Herr. „Ich habe es Euch zum Altar gegeben, daß Eure Seelen damit versöhnt werden, denn das Blut ist die Versöhnung für das Leben!" Israel, lasset uns sterben! Erster Belote. Fort! Zum Palaste Pilati! Zu sterben dort! Volk. Israel, laßt uns sterben! Hallelujah! Hallelujah! Siebenter Auftritt. Man sieht Caiphas, von Priestern gefolgt, die breite Marmortreppe vom Tempel herabsteigen. Von links treten Nicodemus im Aschengewande und neues Volk auf, Männer, Kinder, Weiber, vielfach in zerrissenen oder Aschengewändern. (Ueber die Kleidung siehe Anhang.) Sehet! der Haltet ein! Jonathan ben Hannan. Hohepriester steigt aus dem Tempel herab. Nicodemus. Wo wollt Ihr hin? Dort könnt Ihr nicht hinaus! Im Thal Josaphat drängen sich die Menschen, und Pilatus ziehet * Der Berg Moriah wurde in Folge des Opfers Abrahams auf diese Weise benannt. heran von dort! An der Quelle Siloah verließ ich ihn. Denn seit die Sonne emporgestiegen und diesen Schrecken beleuchtet hat, der die Freuden unseres Festes verfinstern sollte, lagert auch Abrahams Samen um den Palast Pilati. Und sie schreien und heulen und zerreißen ihre Kleider und werfen Staub auf ihre Häupter und liegen in Aschensäcke gekleidet auf dem Boden. Und so habe auch ich, Nicodemus, in dem Gewande, wie Ihr mich sehet, gelegen auf den Stufen der Treppen, und da war keiner der Ersten und Edelsten, die nicht dort gelegen mit den Niedrigsten in dem Staube der Füße Pilati. Aber da nun des Volkes zu viel war, siehe, da schickte der Römer hinaus und versprach Gericht zu halten unter dem Thor Nicanors dem Geschrei des Volks, und nun, siehe, zieht er daher mit seinen Schaaren. Ihr aber meidet den Schritt der Geharnischten und gebet Plaz den Bewehrten! Denn, siehe, schon kommen sie. Achter Auftritt. Römische Heeresabtheilung (mit Brustharnisch, Schwert, Helm, Lanzen und langem Schild bewaffnet) marschirt von links nach rechts über die Bühne und stellt sich an der rechten Seite auf. Danach der Richtsessel Pilati, von Trabanten getragen, welche ihn auf der untersten Stufe der Tempeltreppe aufrichten. Dann, unter Flavius Anführung, mit zweien, durch die kleine vergoldete Büste des Kaisers geschmückten Fahnenbildern, die reich gekleidete Leibwache (mit vergoldeten Speeren, runden goldenen Schilden, langem Schwerte links und spannenlangem Dolche rechts bewaffnet) den Pilatus umgebend. Dieser wird in einer Sänfte von Trabanten getragen. Sobald er den Richtsessel einnimmt, stellt sich die Leibwache um ihn her auf, die Fahnenbilder hinter dem Sessel. Hierauf weitere römische Schaaren, welche über die Bühne ziehen, um sich rechts hinter die erste zu stellen, jedoch weit mehr, als die Bühne fassen kann. Die Schlußschaar schließt endlich auch den Plaz nach links, mitten durch das Volk hin, ab. Mit den Römern sind neue Schaaren Volks, beiderlei Geschlechts, in Trauer- und Aschenkleidern gekommen, darunter Priester, weißgekleidete Essäer, Pharisäer* u. s. w. Caiphas ist die Treppe herabgestiegen und unter Zeichen der Ehrerbietung alles Volkes mitten auf den Play gekommen. Pontius Pilatus. Hier bin ich nun, um Euer Wort zu hören, Das Jhr, als gält's den Untergang der Welt, Zum Himmel schreit. (Er bemerkt Caiphas, der sich nähert.) Wie? Caiphas! Erscheinst Um weniger Fahnenbilder winzig Nichts * Tracht der Priester, Essäer, Pharisäer siehe Anhang. Dulk, Dramen II. Nun wahrlich, 3 Caiphar. Du kennst nicht, Herr, der Sache Wichtigkeit. So ward uns zuerkannt, zu geben was Des Kaisers ist, dem Kaiser Gott, was Gottes. Uns aber gilt das Wort des Herrn: „Du sollst Pontius Pilatus (unterbrechend). Du sprichst zu viel! Such' ich nach Götterthaten, Der Gott, zu dem Ihr betet, und sein Bild, Bleibt ungefährdet! Juda ben Tabai. Herr, da wohnt kein Bild! Er spricht: Mein Angesicht kannst Du nicht sehen; " Der Herr lebt“ nicht, wie andre Götter leben, Jonathan ben Hannan. Auch dort Im Heiligthume wohnt er unsichtbar. Doch als ihn Moses und die Siebzig schauten, Und wie Gestalt des Himmels, wenn es klar ist. Caiphat. Er hat kein Bild, Sein Name ist Sein Bild, Pontius Pilatus. So find' ich Euren Herr Gott sehr genügsam! In aller Welt hat noch kein Menschenkind Noch Gottheit je gesprochen, es sei Frevel, Zum Preis den Himmlischen, zur Lust den Menschen. Bewundert alles Volk, und allerorten Erkennt auch der Barbar der Götter Schönheit Und Kraft in solchem Bilde! Ihr allein Empfindet's nicht. Nun aber, in dem Hochmuth Gamaliel. Nicht also, Herr! Du fassest nicht den Sinn Das oben ist im Himmel, noch deß auf Erden, - Nun, dem Geseß darf nicht ein Tittel fehlen; Drum, fenntest Du die Macht des Unerkannten, Du gäbest Frieden! Caiphar. Wissen wir denn nicht, Was Du vermagst, o Herr? Denn Du verleihst ja Nach Willkür selbst das Amt des hohen Priesters Vor Deinem Stuhl liegt Israel. Nun aber, (Er läßt sich auf ein Knie nieder.) Da Du des Volkes Noth und Angst vernommen, Des höchsten Gottes unentweiht in Zion! (Steht auf.) Volk (innerhalb des Plazes niederfallend). Befreie uns vom Fluch! (Außerhalb des Plages, andrängend.) Hinweg die Gößen! Pontius Pilatus (aufstehend). (Das Volk erhebt sich.) Ihr seid ein thöricht und ein seltsam Volk, Schweigt! Wie! wollt denn Ihr allein von allen Völkern Des Kaisers Antlig seine Ehre weigern? |