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vier Weltecken'. Sofern sie dem Tierkreis angehören, der im Sitz des summus deus gipfelt, sind sie die vier Thronträger des Thrones des summus deus, und sie erscheinen verkörpert in den entsprechenden Gestalten des Tierkreises: taurus (Stier), leo (Löwe), Adler2, Mensch3.

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Hier liegt die Erklärung für die Merkaba Ezechiels, vgl. Winckler, F. III, 299 ff., und für den Thron mit den vier Tieren, umgeben vom gläsernen Meer Apk 4, 2 ff. vgl. mein BNT, 13 ff., und für die Symbolisierung der vier Evangelisten (nach Irenäus, adv. haer. 3, 11 die vier Säulen der Welt, s. BNT 87 ff.). Die Reihenfolge Matthäus-Stier, Markus-Löwe, Lukas-Mensch, Johannes-Adler entspricht der Ordnung: rechts, links, unten, oben. Bei Ezechiel ist der Stier links, also soll die Kibla nach Süden gerichtet sein (vgl. S. 29); vorn der Mensch (Weltanfang s. S. 6 ff.), hinten der Löwe Feuerflut im Löwen, dem Nordpunkt), rechts Adler.

Abb. 13: Griechische Gemme, Tetraktis dodekapyrgos aus
Kircher, Oedipus Aegyptiacus II, 2. 214. III, 248.

Abb. 13 zeigt Tierkreis und Weltecken aus griechischer Zeit: Jupiter (als höchster im Nordpunkt), Vulcanus, Mars, Merkur. Das S. 58 wiedergegebene koptische Bild zeigt in der Mitte des durch die Schlange und vier Tiere symbolisierten Weltkreises Mond und Sonne, s. hierzu S. 22, Anm. 4.

1) Die Erde hat entsprechend 4 Ecken, aus denen die 4 Winde kommen, s. Apk 7,1.

2) Adler ist der Vogel des summus deus; vgl. den Adler auf dem Wappen des Ningirsu (Register unter Adler), den A. auf d. kosmischen Bilde Abb. 13, den Jupiter-Adler der klassischen Zeit, den Adler in den MithrasMysterien, s. Monotheist. Strömungen S. 17; ferner den Adler Apk 8, 12 beim Schall der 4. Trompete (Marduk-Jupiter-Motiv, s. BNT 25f.). Adler liegt zwischen Schütze und Steinbock. Vielleicht lag vor 4000 Jahren der Adler im Bereich des Tierkreises. Infolge Schwankung der Achse weicht der Bereich des Tierkreises im Laufe der Zeiten ab. Anders übrigens Winckler F. III, 297.

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3) amphora, Wassermann (aquarius bei Manilius und Ovid). Beachte, daß der Urmensch (Adapa) aus dem Ozean emporsteigt und daß Ea ilu amelu, göttlicher Mensch, ist, s. Kap. III unter Menschenschöpfung.

Urkundliche Beweise für die Ordnung der ,,Weltecken" im Stierzeitalter.

Es gibt keinen Text, der sagt: Marduk-Jupiter entspricht Osten, Nebo Westen usw. Der Beweis ergibt sich aus dem Sinn des Kalenders und der Astral-Mythologie. Und doch lassen sich auch im einzelnen keilinschriftliche Nachweise bringen.

1. Marduk im Frühlings- oder Ostpunkt.

Jupiter gehört der Frühlings- oder Ostpunkt, denn Marduks Fest ist das Neujahrsfest, das Fest der Frühlingstagesgleiche. Die inschriftliche Bestätigung bietet obendrein der unten zitierte Text.

2. Nebo im Herbst- oder Westpunkt'.

In einem Texte, der aus der Arsacidenzeit stammt, aber sicher alte Vorstellungen widerspiegelt (denn in den späteren Zeiten hat man dergleichen nicht erfunden, sondern nur darüber spekuliert), heißt es,

daß beim Wintersolstitium die „Töchter von Ezida" (Nebo-Tempel) in das,,Haus des Tages“ übersiedeln (d. i. der Marduk-Tempel von Babylon), „um die Tage zu verlängern“, und daß die „Töchter von Esagil" (Marduk-Tempel) im Sommersolstitium in das „Haus der Nacht“ (d. i. der Nebo-Tempel von Borsippa) übersiedeln, „um die Tage zu verkürzen",

das heißt: Marduk gehört die lichte Jahreshälfte, Nebo die dunkle; in den Tagesgleichen tritt einer dem andern feierlich die Herrschaft ab 2.

Dieselbe astralmythologische Vorstellung überliefert uns Theokrit (Id. XV, 103. 106), wenn er von Tammuz - Adonis, der altorientalischen Gottheit der Jahres- bez. Halbjahrsnatur (Marduk + Nebo) sagt, „er vollende sein Auf- und Niedersteigen in zwölf Monaten, und die Horen (das erklärt zugleich was im obigen Text die „Töchter des Hauses des Tages“ und „die Töchter des Hauses der Nacht" bedeuten) ihn aus dem Reiche der Proserpina (Ištar der Winterhälfte) in die Wohnungen der Venus (Ištar der Sommerhälfte) geleiten, wobei die Wohnungen die „Häuser“ bedeuten, die nach den Tierkreisdarstellungen der Babylonier

1) Vgl. Hermes (Merkur) biformis mit der halb weißen, halb schwarzen Mütze und Hermes als Führer in die Unterwelt. Die Wage gehört zum Herbstpunkt; sie symbolisiert aber nicht die Herbsttagesgleiche, sondern die Totenwage, sonst müßte sie auch am Frühlingspunkt erscheinen. Sol exaltatur in ariete, in libra dejicitur (Firmicus). Libra ariesque parem reddunt noctemque diemque. Neben der Wage erscheint die Schlange, weil die Aquinoktien mit dem Schlangengestirn aufgchen. Darum hält in der römischen Mythologie Aequitas die Wage in der Rechten und hat Schlangen zu Füßen, und Proserpina Libera (Venus in der Unterwelt) ist schlangenumgürtet.

2) Gegen H. Zimmerns Bedenken KAT 400 vgl. jetzt Winckler, F. III, 278ff. Zimmern macht übrigens mit Recht geltend, daß auch die Verbindung Nabûs mit dem Steinbock (Ziegenfisch) V R 46, 38 a b für die Verbindung dieser Gottheit mit der Winterszeit (Herbstpunkt) spricht; daß diese Verbindung ,,ursprünglich" ist, darf nicht gesagt werden.

3) S. S. 32.

die Sterne und Sternbilder auf dem Tierkreis besitzen (Abb. 2), der durch den Äquator und die Äquinoktialpunkte in seine zwei Hälften geteilt ist. Vgl. ferner die Stelle in der Mithrasliturgie (Dieterich S. 7):

,,Du wirst schauen die göttliche Ordnung (!), die tagebeherrschenden Götter gehen zum Himmel hinauf und die andern gehen hinab (d. h. er wird die Tierkreisbilder auf- und untergehen sehen); und der Weg der sichtbaren Götter wird durch die Sonne erscheinen."

3. Nergal im Winter- oder Südpunkte.

Nergal hat Unterweltscharakter, die Unterwelt heißt nach seinem Kultort auch Kutha. Unter den kritischen Punkten des Tierkreises kann ihm deshalb bei der im Stierzeitalter herrschenden Tag- und Nachtgleichenstellung nur der unsichtbare, d. h. der,,unten" gelegene Südpunkt gehören. Denn ausdrücklich wird bei den Babyloniern Nergal-Saturn mit der Sonne gleichgesetzt. ,,Am 18. Tammuz steigt Nergal in die Unterwelt, am 28. Kislev steigt er herauf. Šamaš und Nergal sind eins", heißt es in einem astronomischen Texte1. Die Sonne gilt als Unterweltsgottheit, weil die Sterne in ihr verschwinden, untergehen; der Mond gilt im Gegensatz dazu als Oberweltsgottheit, weil er in seinem fortwährenden Aufleben (inbu ša ina ramanišu ibbanû, d. h.,,Frucht, die sich aus sich selbst erzeugt“) aus dem Tode die Auferstehung repräsentiert. Darum sagt der Ägypter zur Mumie: Du bist Osiris! d. h. du wirst leben!

4. Ninib im Sommer- oder Nordpunkte.

Wenn die Sonne im Südpunkt, in der Unterwelt, an dem ihr im Weltall zukommenden Platze steht, so steht der Vollmond ihr diametral gegenüber in Opposition am Nordpunkt, am entgegengesetzten Punkte des Tierkreises: Dieser Punkt ist also in diesem System der Mondpunkt, wie wir ihn bereits als Anu-Punkt erkannten (Anu Sin, S. S. 13 vgl. S. 33). Daß er auch dem Ninib gehört, wird zu erwarten sein, da die übrigen drei Weltecken an Marduk, Nebo, Nergal vergeben sind. Wir können es aber noch besonders beweisen: Dieser Punkt heißt der Nibiru, d. i. der Paß, den jeder durchschreiten muß und über den er nordwärts nicht kommen kann, s. S. 20. Das Epos Enuma eliš schildert auf der V. Tafel (KT S. 122f.) die Festsetzung des Nibiru-Punktes. Wir versuchen die schwierige Stelle zu analysieren:

„Er machte die Standörter der großen Götter; Sternbilder, gleich wie sie, setzte er als Tierkreisbilder ein. Er bestimmte das Jahr, bezeichnete die Grenzen; zwölf Monate, die Sterne in drei Abteilungen stellte er fest (die sog. 36 Dekane, die in drei Abteilungen mit je vier Stationen geteilt sind, von denen wiederum je cine Anu, Bel, Ea im besondern Sinne ge= hört? oder ist hier die Einteilung in Dritteljahre nach Analogie der drei großen

1) S. Zimmern KAT3 388; dazu jetzt Winckler, F. III, 286 ff. Die oft angeführte Stelle bei Diodor II, 30 setzt Kronos und Helios gleich.

2) Das geschieht in der babylonischen Kalenderrechnung bei Betonung der Sonnenwenden. Anders liegt es bei Betonung der Tagesgleichen (Mitte der Saison, Vierteilung des Jahres). Dann ist Marduk Sonne, Nebo Mond. So in dem S. 29 zitierten Texte.

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Götter gemeint?), nach den Tagen des Jahres setzte er feste Abschnitte; er errichtete den Standort des Nibiru, um zu kennzeichnen ihre (der Tage) Bestimmung (riksu, eig. Abmachung; die Arbeit, die jeder Tag, d. h. die Sonne durch die Tage des Jahres hindurch zu leisten hat; am Nibiru - Winter= wendepunkt hat sie ihre Aufgabe erfüllt und beginnt von neuem). Damit keiner (der Tage, bez. die Sonne am Tageslauf) fehlginge, keiner irre, setzte er den Standort des Bel und Ea (Var. Anu, ist wohl ein Irrtum; der Nibiru kennzeichnet Anus Bereich am Tierkreis) außer ihm fest. Er öffnete Tore auf beiden Seiten (die Tagesgleichenpunkte im Osten und Westen, zugleich die Tore des Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs) 1, machte einen festen Verschluß links und rechts (d. i. nördlich und südlich), in ihrer (der Tiamat, d. h. des Teiles von ihr, der zum Himmel geworden ist, s. Kap. III) Mitte setzte er den Höhepunkt (d. i. der vorher erwähnte Nordpunkt, der Nibiru). (Fortsetzung Kap. II unter Sin).

Man beachte ferner, daß Marduk fünfzig Namen in der Schlußtafel des Epos erhält, und daß er den Namen „fünfzig" bekommt, als er Nibiru geworden ist, wie bereits S. 21 besprochen wurde. Die 50 entspricht der Zahl und dem Ideogramm Eas und bedeutet den ganzen Kreislauf des Weltalls, den Marduk in seiner Erscheinung verkörpert2. Da nun ausdrücklich bezeugt ist, daß in Lagaš das oben S. 20 bereits erwähnte,,Haus der 50" (ein siebenstufiger Tempel) dem Ningirsu-Ninib gehört (s. Winckler MVAG 1901, 356), so ist dadurch indirekt bezeugt, wozu auch alle Erscheinungen stimmen, daß Ninib-Mars der Nordpunkt gehört. Da weiter, wie wir bereits sahen, der Nibiru der Mondpunkt ist, so ergibt sich zugleich daraus, daß Ninib-Mars in gleichem Sinne mit dem Monde identifiziert werden kann (er heißt deshalb der Nibiru), wie Nergal-Saturn die Sonne ist3. Sowohl als kritischer Mondpunkt wie als kritischer Sonnenpunkt ist der Nordpunkt mythologisch wichtig. Er ist der Punkt des Feuerreichs (Fegefeuer und Durchgang zum Anu-Himmel); von dort kommt das Feuer herab (Sternschnuppenfall im Hochsommer); dort ist der Punkt des hinkenden Schmiedes, vgl. S. 21.

Außer diesen von uns ATAO1 15 beigebrachten indirekten Beweisen für Ninib Nordpunkt hat jetzt H. Winckler den direkten inschrift

1) Vgl. die Darstellung des Siegelcylinders Abb. 11.

2) Darum heißt er: „Der Kopf und Schwanz faßt“ (lû șâbit rêšu arkat; Winckler KT2 128: ,,der das vorn zum hinten macht"). Es erinnert an das Sinnbild des Kreislaufs, das die Schlange zeigt, die sich in den Schwanz beißt, auf ägyptischen, indischen und phönizischen Monumenten nachweisbar, z. B. auf dem Oberrande eines phönizisch-kultischen Gefäßes im Berliner Vorderasiatischen Museum; ebenso auf den römischen Münzen der Aeternitas. Auf dem koptischen Weltkreisbild S. 58 ist der Schlangenkreis an den vier Hauptpunkten (Weltecken) durch die Gestalten der Kerube eingeteilt.

3) S. hierzu Winckler, F. III, 193. 208, MVAG 1901, 266, und die Bestätigung durch die ägyptische Liste der fünf Epagomenen-Gottheiten (Ausgleich der Jahrestage von 360 auf 365): Saturn (Sonne!), Mars (Mond!), Merkur, Venus, Jupiter! s. Spiegelberg OLZ 1902, 6.

*) Von Zimmern KAT 408 f. noch bezweifelt; mit der Zustimmung steht und fällt die Nötigung, dem System samt seinen Schlußfolgerungen zuzustimmen!

lichen Beleg aus der ersten Tafel des keilinschriftlichen Werkes von den bösen Geistern: CT XVI, pl. 4, 143 ff. hinzugefügt. Zum Verständnis des Textes, der auch die obigen Ausführungen über die übrigen Punkte der Sonnenbahn bestätigt, vergegenwärtige man sich, daß die Gesichtsrichtung nach babylonischer Rechnung nach Osten geht und daß bei Betonung der Tagesgleichen Marduk Sonne und Nebo Mond ist (s. S. 31 u. Abb. 15). Die Stelle lautet:

„Šamaš vor mir, Sin hinter mir,
Nergal zu meiner Rechten,

Ninib zu meiner Linken."

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Insofern die vier Planeten die Hauptpunkte der Sonnenbahn darstellen, trägt jeder von ihnen auch noch in besonderem Sinne Sonnencharakter: Marduk ist Frühlings- oder Morgensonne, Nebo Herbst- oder Abendsonne, Ninib Mittag- oder Sommersonne, Nergal Nacht- oder Wintersonne.

Ebenso können nach dem Grundsatz, daß Sonne und Mond (und Venus) die gleichen entsprechenden Erscheinungen zeigen, die vier Planeten auch den Mondphasen entsprechen.

V. Die Weltrichtungen.

Aus der Anordnung der ,,Weltecken" ergeben sich verschiedene Theorien für die Beantwortung der Frage nach der Weltrichtung (islamisch Kibla; wir sagen Orientierung, weil wir Osten unter christlichem Einfluß, aber im letzten Grunde als babylonische Erbschaft als Hauptrichtung voraussetzen):

Der Kosmogonie entspricht die Kibla nach Süden, der Ozean, aus dem die Weisheit emporsteigt, aus der die Weltäonen kommen 1.

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Die astronomisch richtige ,,Orientierung“ ist die, welche den Norden zur Hauptrichtung macht, den Nordpol des Himmels; das kann der Nordpunkt des Weltalls sein, der Anu gehört, oder auch der Nordpunkt des Tierkreises, der nach den obigen Ausführungen Ninib bez. Sin, dem Monde, gehört; darum erscheint im System der Götterwelt Sin Ninib und Anu 2. Das ist die richtige Orientierung, die den Babyloniern nahe lag, solange der Mondkult dominierte, und die auch dazu stimmt, daß der Strom, der Euphrat, von Norden nach Süden fließt (daher oben Norden, unten Süden). Deshalb findet sich der zum Turm von Nippur gehörige Tempel an der Nordost

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1) S. Winckler F. III, S. 296 ff. und vgl. oben S. 6.

2) S. oben S. 27.

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