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die Thür verschloß, auf den schmalen Flur der Hütte, aus welchem man links in ein niedriges, weißgetünchtes Gemach kam. Im Hintergrunde standen zwei Betten: ein großes, mit einem Vorhang von buntgeblümtem Kattun versehenes, und ein kleines ohne Vorhang. In der Mitte stand ein kleiner Tisch, auf dem ein Küchenlämpchen flackerte. In der Ecke ein plumper Ofen aus braunen Kacheln, ein Küchenschrank, ein paar Schemel das war die ganze Ausstattung.

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Das Mädchen trat an das große Bett, schlug den Vorhang ein wenig auseinander und blickte hinein. hörte eine röchelnde Stimme etwas murmeln, was er nicht verstand. Das Mädchen rief in gleichgiltigem Tone: Ja, Mutter! und ließ den Vorhang wieder fallen. So ist sie immer, sagte sie dann, sich zu Leo wendend, tagaus, tagein, jahraus, jahrein. Und ich muß immer so dabei sizen das ist langweilig.

Steht sie niemals auf? fragte Leo mit leiser Stimme. Sie können laut sprechen, antwortete Eve, sie hört es nicht, und wenn sie es hört, versteht sie es nicht. Ob sie aufsteht? Sie kann nicht stehen oder gehen; ich hebe sie aus dem Bett in das Bett. Sie ist, Gott sei Dank, nicht schwer.

Leo fühlte sich in der seltsamen Umgebung, in der er fich so plöglich und so eigentlich ohne alle Vorbereitung versett sah, sehr beklommen. Das verhüllte Bett mit der geheimnißvollen Kranken, von der er blos einen Augenblick die röchelnde Stimme gehört hatte und die nun so still war wie ein Todter - das unsichere Licht des Lämpchens, das Alles in einem zitternden Halbdunkel ließ - die dumpfe Luft in dem Gemache, die ihm, der eben von draußen kam, fast den Athem benahm es war wie in einem wirren, wüsten Traum. Er wäre am liebsten aus der Stube und aus dem Hause fort gestürzt, aber er fand nicht den Muth dazu.

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Es scheint Ihnen nicht eben bei uns zu gefallen, junger Herr? sagte das Mädchen.

Sie hatte sich an den Tisch gesetzt, den Kopf mit den langen dunklen Haaren in beide Hände gestützt, und Leo mit den grauen funkelnden Augen starr ansehend.

doch, erwiederte Leo.

Nur immer

So seßen Sie sich, sagte sie; aber nehmen Sie sich in Acht, der Schemel wackelt ein bischen. heran, ich werde Sie nicht aufeffen.

Sie lachte kurz und heftig, wobei sie wieder ihre weißen Zähne zeigte. Leo lachte aus Höflichkeit mit.

Sie brauchen nicht zu lachen, wenn Sie nicht Lust haben, sagte Eve; ich lache auch gewöhnlich nur, wenn es so stundenlang still um Einen her ist, daß das Blut in den Ohren faust. Da weiß man doch, daß man noch nicht todt ist. Nun, warum sprechen Sie denn nicht? Sind Sie immer so stumm wie ein Fisch? Ist das bei Euch vornehmen Leuten so Sitte, dazusißen und die Menschen anzus gaffen, als wenn man ein wildes Thier wäre?

Ich gehöre nicht zu den vornehmen Leuten, sagte Leo; ich bin ein Bauernkind wie Sie.

So? sagte Eve, Sie sehen nicht danach aus. Sie brauchen mir nichts weiszumachen, ich bin nicht so dumm. Wo sind Sie denn her? Wie heißen Sie?

Leo nannte seinen Namen; er sagte, daß sein Vater im vergangenen Jahre in Feldheim gestorben und daß er jetzt auf Kosten des Freiherrn bei dem Pastor in Tuchheim sei.

Eve hatte aufmerksam zugehört. Da haben Sie's besser als Unsereiner, sagte sie; meiner wird sich Niemand an= nehmen, wenn die da sie wies über die Schulter nach dem Bette gestorben ist. Der Conrad wird über kurz oder lang heirathen, dann kann er mir nichts mehr geben, und ich mag sehen, wie ich durchkomme. Im Sommer, wenn die Tage lang und die Nächte kurz und warm sind, ist's schon ganz lustig oben im Walde aber im Winter! Da findet sich nichts, und arbeiten mag ich nicht. Aber Spielhagen, In Reih' und Glied. I.

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ich weiß, was ich thue; ich gehe in die Stadt. Da giebt's große Häuser, die im Winter ganz warm sind, und viele, viele Menschen, die nichts zu thun haben, als zu essen und zu trinken und zu schlafen.

Aber in der Stadt muß man auch arbeiten, wenn man leben will, sagte Leo.

Das Mädchen blickte ihn erstaunt an. So? sagte sie. Sie schien über den unerwarteten Einwurf nachzudenken. Es ist nicht wahr, sagte sie; man braucht da nicht zu arbeiten. Ich habe eine Tante in der Stadt. Sie fam als sechszehnjähriges Mädchen hin; ein Jahr darauf war fie verheirathet an einen Mann, der Bedienter bei einem großen Herrn ist. Die braucht nicht zu arbeiten. Das weiß ich von meinem Bruder, der gar nicht gut auf die Tante zu sprechen ist, weil sie uns nichts abgiebt, obgleich fie es hat.

Das ist ein Zufall, daß es Ihrer Tante so gut ge= gangen ist, sagte Leo; wenn sie nun nicht geheirathet hätte?

Ja, warum sollte sie nicht geheirathet haben? erwiederte Eve; einen Mann kriegt man immer, wenn man einen will. Pah! Ich könnte hier an jedem Finger einen haben; aber ich danke schön! Die haben Alle selber nichts. Der Hans ist noch am reichsten; aber viel ist's auch nicht, so daß man eben nicht verhungert. Da thut mir's denn leid. Wenn er Sie aber liebt und Sie ihn lieben, da müßten Sie ihn doch heirathen, erwiederte Leo.

Sieh' einmal! sagte Eve, müßte ich das? Woher wissen Sie denn das so genau? Haben Sie vielleicht auch schon einen Schatz?

Leo stieg bei dieser Frage das Blut in die Wangen. Wie sollte ich dazu kommen? murmelte er.

Das Mädchen schien sich an seiner Verlegenheit zu weis den. Ihre Augen funkelten, ein seltsames Lächeln zog um ihre üppigen Lippen. Sie rückte mit ihrem Schemel nahe an Leo Heran und fragte, indem sie sich weit vornüber lehnte und den Kopf auf den linken gebogenen Arm stüßte,

so daß sie dem Jüngling bequem in das erröthende Gesicht sehen konnte:

Wie alt find Sie denn eigentlich?

Ich wurde im letzten Frühling fiebenzehn Jahre, antwortete Leo.

Ich auch, sagte Eve, da passen wir ja gut zusammen. Sie gefallen mir auch viel besser, als der Hans. Sie haben so schöne braune Augen und so feine lange weiße Finger. Der Hans hat Hände so breit! und wenn er was ge= trunken hat, glogen seine grünen Augen wie Fischaugen. Wollen Sie mich heirathen?

Leo fand auf diese sonderbare Frage keine Antwort; er versuchte zu lächeln, aber es wollte nicht gelingen; seine Lippen zitterten, sein Herz schlug heftig gegen seine Rippen. Er vermochte die Augen nicht aufzuschlagen, obgleich das Gesicht des Mädchens so nahe vor seinem Gesicht war, daß er den heißen Athem deutlich fühlte. Eve wartete seine Antwort nicht ab. Was hat Ihnen der Conrad von mir erzählt? fragte sie in einem leiseren Tone, als in welchem fie bisher gesprochen hatte.

Er hat mir nichts von Ihnen erzählt, stotterte Leo.

So? fagte Eve, nichts erzählt? Er hätte nicht erzählt, daß ich ein Ding bin, das niemals hat gutthun wollen? Daß ich früher immer weggelaufen bin, bis mich der Landjäger wiederbrachte und mich der Vater halb todt schlug? Das hat er Ihnen nicht erzählt?

Nein, versicherte Leo.

Warum fürchten Sie sich denn vor mir, wie vor einer Kaze, die kragt?

Ich fürchte mich nicht, erwiederte Leo und machte eine große Anstrengung, Eve anzusehen.

Ihre Augen sind hübsch genug, sagte Eve; wenn man ordentlich hineinsieht, schaut man sein Gesicht wie in einem Brunnen.

Sie legte ihren rechten Arm um seine Schulter. Ein Schauder durchriefelte den Jüngling; es war ihm, als ob

er ersticken müßte; er versuchte aufzustehen, aber seine Glieder versagten ihm den Dienst. Das wacklige Tischlein, an dem sie saßen, gerieth ins Schwanken, die Kranke stöhnte laut in ihrem Bette; zugleich pochte Jemand vernehmlich gegen den Laden.

Es ist Conrad, sagte Eve in hastigem Tone. Wollen Sie morgen, oder wann Sie können, ohne ihn kommen? Wieder pochte es gegen den Laden.

Ja, ja! rief Eve, wart' nur! Und sie eilte, die verschlossene Thür zu öffnen.

Tusky trat mit ihr herein. Er warf einen prüfenden Blick auf seine Schwester und auf Leo, der, sich halb abs wendend, die Gluth seiner Wangen zu verbergen suchte, machte aber keine Bemerkung, sondern trat an das Bett, schien nach dem Puls und dem Kopf der Kranken zu fühlen und ließ den Vorhang dann wieder fallen.

Wie ist die Mutter gewesen? fragte er, zu Eve ges wendet.

Wie immer, antwortete Eve, die sich an dem kleinen Schrank im Hintergrunde des Zimmers zu schaffen machte. Tusky zählte einiges Geld auf den Tisch.

Du hast der Ursel das Brod nicht bezahlt, Eve; warum nicht? fragte er unterdessen.

Ich hatte nichts mehr, antwortete Eve kurz.

Weil Du Dir von dem Hausirer ein seidenes Band gekauft hast, sagte Tusky.

Wenn Du es weißt, warum fragst Du mich? ant= wortete Eve.

Um Dich daran zu erinnern, daß ich kein Geld für seidene Bänder habe, sagte Tusky; merk' Dir das, Eve, und komme nicht wieder auf Deine alten Streiche. Du weißt, ich lasse nicht mit mir spielen.

Eve blickte troßig auf.

Du wärst der Lette, den ich mir zum Spielen aussuchen würde! sagte sie.

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