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Und wenn sie nun gar erst wüßte, wer der Feuerwerker ist, der alle diese Wigraketen steigen und knattern läßt, sagte Henri mit einem boshaften Lächeln, in der Broschüre blätternd.

O, rief Josephe, wie kannst Du glauben, daß sie über einen so wichtigen Punkt nicht unterrichtet sein sollte! Wie sagt Professor Schneider? Er kann Alles, nur nicht sich selbst verleugnen. War's nicht so, Emma?

Henri's Stirn zog sich in Falten; er warf die Broschüre mit einiger Heftigkeit aus der Hand. Josephe schien sich an Emma's Verlegenheit zu weiden. Emma blickte hilfesuchend zu Alfred hinüber. Alfred stierte, theilnahmlos an Allem, was um ihn vorging, auf seine Lackstiefel.

Professor Schneider, sagte Henri, das ist auch einer von den geistreich sein wollenden Schwägern, die für ein Bonmot ihre Seligkeit verkaufen, an die sie freilich nicht glauben. Du wirst Dir durch den Umgang mit diesen haltlosen Kautschuckmännern noch Deinen Geschmack und Deinen Charakter verderben, liebe Emma.

Ich glaube das Recht zu haben, mir meinen Umgang auszusuchen, wie Du Dir den Deinigen, erwiederte Emma gereizt; ich glaube auch nicht, daß der Umgang mit Graf Rebenstein für Deinen Charakter und Geschmack sehr bildend ist.

Das ist ganz etwas Anderes!

Ich wüßte nicht.

Ihr zieht es gewiß vor, Euch ungestört untereinander aussprechen zu können, sagte Josephe, indem sie sich erhob und mit einem schadenfrohen Blick nach Emma hinüber, die keinen Versuch machte, sie zu halten, und mit einem Lächeln für Henri, der ihr die Thür öffnete, das Zimmer verließ.

Du hättest Dir Deine Anspielung auf Rebenstein, der noch dazu mit Josephe halb und halb verwandt ist, wohl ersparen können, sagte Henri, zu seinem Plag am Kamin zurückkehrend.

Und Du Dir Deinen Ausfall auf Schneider.

Nur mit dem Unterschiede, daß ich Recht habe und Du Unrecht. Ich weiß, was ich will, und deshalb kann mir das Verhältniß mit Rebenstein, der nebenbei besser ist, als sein Ruf, nicht schaden. Du aber

O, ich weiß auch, was ich will, unterbrach ihn Emma, ebenso gut wie Du.

Daß sich Gott erbarm'! rief Henri, das ist das Erste, was ich höre! Du weißt, was Du willst? Seit wann denn? Nein, liebe Emma, Scherz beiseite! Es ist Zeit, daß wir uns einmal über einen gewissen Punkt verständigen. Du machst Dich mit Deiner Protection dieses Menschen, der weiter nichts ist, als ein ganz gemeiner Abenteurer, nicht blos lächerlich, Du kannst durch ihn in ganz ernste Ungelegenheiten kommen, und davor möchte ich Dich als Dein guter Freund bewahren.

Er ist kein Abenteurer, schluchzte Emma hinter ihrem Taschentuche.

Er ist einer, sagte Henri heftig, lehre Du mich meine Leute kennen. In jeder Beziehung ist er einer. Er ist ein politischer Parteigänger, der nur so lange bei der Fahne bleibt, als er Aussicht auf gute Beute hat; er ist aber auch sonst der Mann der Verhältnisse. Ich weiß es mit Be= stimmtheit, daß er nur von seinem Credit lebt, zu dem ihm der Verkehr in reichen Häusern verhelfen muß; die brillante Wohnung, mit der er kotettirt, gehört dem Marquis de Sade, der kindisch genug gewesen ist, sie ihm während seiner Abwesenheit zu leihen und so ist es in allen Dingen. Und ich habe noch eine besondere Rechnung mit ihm. Er ist es, wie ich jezt sicher weiß, der hinter meinem Vater steckt und ihn zu seinem unverantwortlichen Benehmen Deinem Vater gegenüber, mir gegenüber, uns Allen gegenüber aufstachelt. Dafür kannst Du freilich nichts, das hat sich Dein Papa ja selbst zu verdanken.

Ich dächte, Ihr ließet den Papa aus dem Spiele, sagte Alfred aus seiner Sophaecke heraus.

Henri wollte heftig etwas erwiedern, aber er besann

sich, daß der sonst so apathische Alfred in Allem, was den Vater betraf, sehr empfindlich war. Er wendete sich also nach dem ersten Angriffspunkt zurück. Sein Haß gegen Leo, der ihm noch immer, so oft das Leben sie zusammengeführt, im Wege gestanden hatte, war grenzenlos; er glaubte die Zeit, sich über Leo frei aussprechen zu dürfen, gekommen und er that es nun in maßloser Weise. Emma, die anfangs vergeblich gesucht hatte, sich gegen Henri's Redeschwall zu stemmen, begnügte sich damit, hinter ihrem Taschentuche laut zu weinen.

Und das soll nun eine Siesta sein, sagte Alfred, indem er sich gähnend aus seiner Causeuse aufrichtete. Ihr seid wirklich unbequem, alle Beide, Du mit Deinem Weinen, und Du, Henri, mit Deinem Schreien. Du solltest Dir Deine Eifersucht nicht so merken lassen.

Ich eifersüchtig? lächerlich! sagte Henri.

Ja, ja, bestätigte Emma, eifersüchtig ist er, das ist das Ganze. Er ist von Anfang an auf Leo eifersüchtig gewesen. Und welches Recht habe ich ihm zur Eifersucht gegeben? Welches Recht hat er, mich zu hofmeistern?

Ich habe die Ehre, Dein Cousin zu sein.

Du lieber Himmel, rief Alfred ärgerlich, was soll ich denn thun, der ich ihr Bruder bin? Nein, Henri, was zu weit geht, geht zu weit. Ich finde, daß Du Emma ganz einfach tyrannisirst.

Alfred hatte heute so viel an Henri verloren, daß er die Autorität desselben weniger stark fühlte, als sonst; Henri war sehr zornig, als er sich jezt auch von Alfred ange= griffen sah. Er nahm nach ein paar heftigen Worten seinen Hut und ging nach der Thür. Hier stieß er auf den Bankier.

Weshalb so eilig, mon cher?

Laß es Dir von den Beiden sagen, ich will mich nicht noch mehr ärgern. Gute Nacht!

Der Bankier schaute dem jungen Mann verwundert nach und blickte dann fragend Alfred an, der sich von seinem

Sopha erhoben hatte und die Achseln zuckte. Emma weinte noch immer hinter ihrem Taschentuche.

Ich weiß es selbst nicht recht, flüsterte Alfred, sie haben sich gezankt; das Hauptthema war Doctor Gutmann.

Der Bankier ließ unter den zusammengezogenen Brauen seine scharfen Blicke umherschweifen. Er sah die Broschüre auf dem Tischchen liegen er konnte sich die Entstehung und den Fortgang des Streites denken, als wäre er selbst dabei gewesen.

Wie geht es Dir, mein Sohn? sagte er, zu Alfred ges wendet, Du siehst nicht gut aus.

Wir waren bei Rebenstein, erwiederte der junge Mann mit einiger Verlegenheit.

Ein kleines Jeuchen gemacht, he?

Hm, ja.
Verloren?

Hm, ja.

Viel?

Hm, ja.
Das heißt?

Tausend Thaler etwa.

Des Bankiers Augenbrauen zogen sich wieder zusammen. Du hast in lezter Zeit viel Unglück gehabt. Nun, nun, fuhr er fort, das soll kein Vorwurf für Dich sein. Man kann das Glück nicht zwingen, und ausschließen kannst Du Dich nicht das versteht sich von selbst. Laß Dir das Geld morgen früh geben und leg' Dich zu Bett, mein Junge; Du siehst wirklich übel aus, und ich habe noch

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Er nichte nach Emma hin. Alfred erhob sich, reichte dem Vater die fieberheiße Hand und verließ das Zimmer. Der Bankier ging, das Kinn in die Hand gestüßt, ein paarmal auf und ab, trat dann auf Emma zu, legte ihr die Hand auf den Kopf und sagte:

Emmchen!

Emma's Antwort war ein verstärktes Schluchzen.
Der Vater zog sich einen Stuhl heran.

Laß das Weinen, Emma, Kind; das Weinen hilft zu nichts, und mit wem soll ich vernünftig sprechen über das, was mir am Herzen liegt, wenn ich es nicht mit meiner flugen Tochter fann?

Emma trocknete sich die Augen und lächelte den Vater dankbar an.

Ich habe den Alfred weggeschickt, fuhr dieser fort; Alfred ist noch zu jung und hat keinen Kopf für Geschäfte. Ist auch nicht nöthig. Wenn er unser Haus würdig repräfentirt, thut er genug. Das Geld, das er verliert, ist gut angelegt, kann ich Dir sagen. Aber je weniger er für sich sorgen kann, umsomehr müssen wir die Augen offen halten. Und nun sag' mir einmal aufrichtig, Emmchen, wie stehst Du eigentlich mit dem Leo?

Emma wollte wieder anfangen zu weinen, aber der Vater schnitt ihr diesen Ausweg ab, indem er mit Bedeutung hinzufügte: Es ist das eine Geschäftsfrage, Emmchen, mindestens ebenso sehr als eine Herzensfrage.

Emma legte das Taschentuch beiseite und antwortete: Aber, Vater, wie soll ich mit ihm stehen? Du weißt ja Alles!

Ich weiß, daß ich ihn bei Dir eingeführt habe, daß ich Dich gebeten habe, freundlich zu ihm zu sein, daß Du zu ihm freundlich gewesen bist. Aber was ich jest wissen möchte, ist, ob Du Dich für ihn interessirst?

Da Emma hierauf nicht gleich eine Antwort bereit hatte, fuhr der Bankier fort:

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Nun, nun, ich will Dich nicht quälen mit Fragen, die sich am Ende selbst beantworten. Man scherzt, man wigelt, man ist geistreich, man sagt sich gegenseitig Schmeicheleien vielleicht auch einmal ein Händedruck ich kenne das. Man ist dadurch zu nichts verpflichtet und kann jeden Augenblick abbrechen - das ist es eben, worauf ich Dich aufmerksam machen wollte. Junge Mädchen sind in solchen Dingen meistens etwas befangen. Damit will ich nicht gesagt haben, daß Du sofort mit ihm brechen sollst. Keines

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