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aus der Stadt hätte schaffen können? Warum geschieht das nicht noch jezt? Aber freilich, Herr von Hey ist mein Freund nicht, und Sie sagen, daß die Broschüre dem Könige gefallen habe? Ich glaube es gern. Aber er muß weg! Er soll weg! Sie sorgen mir dafür, daß er fort= kommt. Zucken Sie nicht mit den Achseln. Ich sage Ihnen, er foll!

Ich bitte nur um die Gnade, mich zu einer diesfälligen Unterhandlung mit dem Minister, mit dem ich, wie königliche Hoheit wissen, noch von Tuchheim her bekannt bin, zu ermächtigen, erwiederte Henri.

Ja, ja, ich ermächtige Sie dazu; aber machen Sie es fein; ich kann mich dadurch nicht zu weiß Gott was für Concessionen verpflichten. Und Sie sagen, daß der Mensch fich auch in das Vertrauen Ihres Vaters einzuschleichen gewußt hat?

Ja, königliche Hoheit.

Nun wohl! so haben Sie ja eben so viel Interesse daran als ich, daß der Mensch aus der Stadt kommt. Ich hoffe, daß Sie für sich selbst scharfsichtiger und umsichtiger find, als für mich. Und nun muß ich Sie entlassen, ich habe noch ein paar Leute zu empfangen. Adieu!

Der ungnädige Empfang und die ungerechten Vorwürfe des Prinzen hatten Henri's Stimmung keineswegs verbessert. Er konnte, während er die Vorgemächer durchschritt, fich kaum enthalten, in laute Verwünschungen auszubrechen. Er verschwor sich, diesem undankbaren Prinzen nie wieder dienen zu wollen, und doch mußte er sich sagen, daß er des Prinzen Protection jezt nöthiger habe, als je. Wenn man die Polizei auf Leo heßen wollte, so mußte ein Mächtigerer dahinter stehen. Aber wem hatte er diese neue Demüthigung zu verdanken, als Leo! dann freilich auch dem Vater. anders, als der Vater war Schuld daran, daß er auf eis genen Füßen nicht stehen, die Gunst der Großen nicht entbehren konnte? Der Vater hatte es leicht, den Militär-, Hof- und Beamtenadel zu verachten! Ist der arme Adelige

Wer

nicht zum Dienen gezwungen? Und wer hatte ihn arm ge= macht? Der Bater! — aber meine Geduld ist erschöpft; ich will mich nicht länger nasführen lassen.

Henri fühlte sich ganz in der Stimmung, seinem Vater gegenüber zu treten, und befahl dem Kutscher, nach dem Hotel des Freiherrn zu fahren.

Fünfundfünfzigftes Capitel.

Leo war bei dem Freiherrn in dem Bibliothekzimmer. Die Nachmittagssonne schien freundlich in das große, wohl ausgestattete Gemach, und die Staubatome tanzten luftig in den schrägen Lichtstreifen, die durch die geöffneten Fenster fielen. Vom Garten herauf, der sich unter den Fenstern ausbreitete, trug die laue Frühlingsluft den Duft der erften Knospen und den Gesang der Vögel herein.

Leo saß an einem mit Broschüren und Zeitungen bedeckten Tisch in der Nähe eines der Fenster; der Freiherr ging mit auf den Rücken gelegten Händen in dem Gemache auf und ab. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen und blickte auf Leo mit den braunen Augen, die noch immer schön zu nennen waren, troßdem sie viel, sehr viel von ihrem alten Glanze verloren hatten; dann sette er wieder seine Promenade langsam fort.

So steht es also jezt, schloß Leo seine Auseinanderfebung; geben Sie nachträglich Ihren Namen her zu jener Fabrikordnung, die Herr von Sonnenstein, ohne Sie zu fragen, in Gemeinschaft mit den übrigen Fabritherren erLassen hat und die wenigstens die Gelegenheitsursache dieses Strike ist, so stellen Sie sich auf eine Stufe mit den Stockjobbern, und ich würde glauben, mich einer schweren Belei

bigung gegen Sie schuldig zu machen, wenn ich das auch nur einen Augenblick für möglich hielte.

Leo faltete die Zeitung, aus welcher er dem Freiherrn einen Bericht über die Arbeitseinstellung in Tuchheim und Umgegend vorgelesen hatte, zusammen; der Freiherr blieb mitten in der Stube stehen und sagte, halb mit sich selbst und halb zu Leo sprechend:

Sie haben Recht, ganz Recht! Es wäre eine Beleidi= gung für mich, wollte man mich mit diesen Menschen auf eine Stufe stellen. Wann hätte ich je auf die Noth des armen Mannes speculirt! Sie sind zu jung, lieber Doctor, als daß Sie wissen könnten, was ich in früheren Jahren für meine Leute gethan habe; hätten Sie's gewußt, Sie hätten sich damals nicht an der Revolte betheiligt. Vers zeihen Sie, daß ich hier auf diese unglücklichste Periode meines Lebens zurückkomme, aber sie steht in der That mit dem, was uns hier beschäftigt, im genauesten Zusammenhang. Damals war es, wo mir das Herrfein auf meinen Gütern für immer und immer verleidet wurde; damals war es, wo alle Blätter mich für einen Tyrannen ausgaben, für einen bornirten, mittelalterlichen Baron, der keine Ahnung habe von moderner, rationeller Wirthschaft und in Folge dessen seine verhungernden Leute zur Empörung treibe; damals war es, wo ich, einzig und allein um dem wuchernden Proletariat der armen Gebirgsdörfer zu steuern, auf die Pläne des Herrn von Sonnenstein einging und ihm die Erlaubniß gab, auf meinem Grund und Boden die Fabriken zu errichten. Hätte ich ahnen können, daß diese meine menschenfreundliche Absicht sich in das Gegentheil verkehren, daß die Armuth, anstatt abzunehmen, nur steigen, sich wenigstens nur in eine andere, wo möglich noch abschreckendere Gestalt fleiden, daß eine Zeit kommen würde, wo man das alte Geschrei: Er ist ein Tyrann! von Neuem erhebt, ich wäre lieber verhungert, als daß ich zu diesen Schändlichfeiten meine Hand geboten hätte.

So kann ich mich also Ihres Beistandes in dieser Frage versichert halten? fragte Leo.

Gewiß, gewiß, rief der Freiherr; aber ich sehe nur nicht, was Ihnen meine Weigerung, mich nachträglich zu jener verruchten Fabrikordnung zu bekennen, die ich nie mit Augen gesehen habe, nüßen wird.

Sehr viel, erwiederte Leo; eine Erklärung von Ihrer Seite, daß jene Fabrikordnung nicht nur ohne Ihr Mitwissen erlassen ist, sondern daß Sie zu derselben, wären Sie davon unterrichtet gewesen, niemals Ihre Zustimmung ge geben haben würden, vielmehr jetzt öffentlich constatirten, daß Sie eine solche Ausnüßung der Arbeiter auf das Aeußerste perhorrescirten - ich sage, eine solche Erklärung, in klaren, runden Worten abgefaßt, mit Ihrem vollen Namen unterzeichnet und in allen Blättern veröffentlicht, würde von der ungeheuersten Wirkung sein. Und verzeihen Sie, wenn ich mich wiederhole ich meine, Herr Baron, Sie, gerade Sie, sind sich persönlich, ganz abgesehen von der politisch-socialen Tragweite dieses Schrittes, eine solche Ge= mugthuung schuldig.

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Ja, ja, sagte der Freiherr, ich fühle das vollkommen; ich habe genug unter der Tyrannei dieser Geldfäcke gelitten, um ihnen eine Demüthigung von ganzem Herzen zu gönnen. Zehnmal lieber mit dem gemeinen Manne aus einer Schüffel essen, als sich den Hochmuth dieser Blutsauger gefallen laffen. Aber, aber

Er rieb sich die hohe, an den Schläfen jezt kahle Stirn und fuhr nach einigen Augenblicken mit unsicherer Stimme fort:

Aber sie haben die Macht; zum wenigsten die Macht, uns zu schaden. Sonnenstein würde eine derartige Erklärung von mir als einen Absagebrief ansehen und mit offener Feindseligkeit gegen mich vorgehen. Ich fürchte zwar seine Drohungen nicht und bin mehr als je von meinem guten Rechte überzeugt. Diese Arbeiterstrikes beweisen, daß die Fabriken gut gehen, daß er mich also schon jahrelang

um meinen Gewinnantheil betrogen hat

indessen: ich will

es Ihnen gestehen, ein Proceß mit meinem Schwager käme mir in diesem Augenblicke doch ungelegen. Processe kosten Geld, und ich bin gerade jezt, wo ich im Begriffe stehe, der Hauptactionär bei einer sehr sehr rentablen Unter

nehmung zu werden, stark engagirt.

Der Freiherr nestelte mit einer gewissen Verlegenheit in seinen Haaren; seine Stimme war bei den lezten Worten rauh geworden.

Dann will ich nicht länger in Sie dringen, sagte Leo, sich erhebend, umsoweniger, als ich, wie Sie wissen, immer der Meinung gewesen bin, daß, wollen Sie Ihren Schwager zur Abrechnung zwingen, Sie sich vorerst mit ihm auf gleichen Fuß stellen und die Einzahlungen leisten müssen.

Aber das sind zweihunderttausend Thaler, ohne die Zinsen und die Nachzahlungen! rief der Freiherr sehr erregt. Leo warf einen scharfen Blick auf das bleiche, von innerer Aufregung durchwühlte Gesicht.

Verzeihen Sie, sagte er, ich habe nicht indiscret sein wollen. Ich habe kein Recht, Ihnen in Ihren Angelegenheiten einen Rath zu geben; ich kann Ihnen nur meine Ansicht sagen, wenn Sie mich um dieselbe fragen.

Der Freiherr hatte nicht genau gehört, was Leo gesagt hatte. Die Sperlinge in dem Birnbaum unter dem Fenster schwasten so laut, und drüben in dem letzten langen Sange des Gartens sah er seine Schwester und seine Tochter Arm in Arm gehen und, wie es schien, eifrig sprechen. Er ers innerte sich, daß er Beide seit vorgestern Mittag nicht ge= sehen hatte, und seufzte tief.

Er wendete sich vom Fenster. Bleiben Sie, bleiben Sie noch einen Augenblick! rief er hastig.

Die Aufregung von vorhin war sichtbar noch größer ge= worden. Leo blidte ihn fragend an.

Wie geht es ihm, ich meine: Walter? stieß der Freiherr heraus.

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