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Nein meine? Unterwürfigkeit blicken, wo ich vielleicht Verachtung im Herzen fühle? Unmöglich!

Der Freiherr nahm den Hut ab und trocknete sich die Stirn; die Sache sollte abgethan sein, aber sie war es noch nicht. Wie summende Fliegen umschwirrten ihn die quälenden Gedanken.

Und wenn ich nun Nein sage, wird der König nicht die Schuld auf Joseph schieben, der ihn besser hätte unterrichten sollen? Kann meine Weigerung ihn nicht seine Stellung kosten! Wer hieß den vorsichtigen Diplomaten so unvorsichtig sein? Oder ist auch das nur schlaue Berechnung? Hat er mich überrumpeln wollen, in der Voraussicht, daß in dieser Sache durch Ueberzeugung nicht auf mich zu wirken ist? So hätte er sich freilich in seinem eigenen Netz gefangen, denn, Bruder oder nicht, das Opfer kann Niemand von mir verlangen.

Des Freiherrn schönes Gesicht wurde immer finsterer, je länger er nachdachte. Er lehnte sich an eine der Säulen und schaute gesenkten Hauptes düster vor sich hin.

er.

Es hätte freilich auch noch andere Vortheile, murmelte

Meine Angelegenheiten stehen schon seit einigen Jahren nicht mehr so gut als sonst. Ich habe Charlotten die zehntausend Thaler, die sie mir zum Ankauf des Vorwerks geliehen hat, noch nicht wieder bezahlen können, und wo ich bei der jezigen Klemme Geld aufbringen soll, diese neuen Ausgaben zu bestreiten, weiß ich vorläufig auch noch nicht; ich müßte denn eine neue Anleihe bei Charlotten machen-wovor mich Gott bewahre! Der Ministergehalt wäre unter diesen Umständen ein trefflicher Zuschuß, ich müßte dann freilich die Güter wieder verpachten, und ich habe mich nun bereits fünfundzwanzig Jahre darauf gefreut, sie endlich einmal selbst bewirthschaften zu können. Und doch, überlegen müßte man es; eine so glänzende Gelegenheit von der Hand zu weisen, wäre thöricht. Aber der König wird in seiner täppischen Weise eine definitive Antwort haben wollen. Daß Joseph auch nicht vorher den Mund aufgethan hat! Es ist seine

eigene Schuld, wenn die Sache nicht den von ihm gewünschten Ausgang nimmt.

Der General tam zurück.

Du wirst heute Morgen keine Audienz mehr erhalten, sagte er verdrießlich. Des Königs Kopf ist mit albernen Manövergedanken angefüllt, er hat die Pferde zu satteln befohlen.

Der Freiherr athmete auf.

Einestheils ist es mir lieb, fuhr der General fort; ich fürchtete doch schon, die Sache sei Dir zu schnell gekommen, und, gewissenhaft wie Du bist, würdest Du lieber Nein sagen, als auf etwas, das Dir nicht ganz unbedenklich schien, eingehen. Wir sprechen noch darüber, nicht wahr?

Ja mohl, sagte der Freiherr.

Und was ich sagen wollte, wir müssen heute Alle mit, auch der Prinz. Aber für den Nachmittag haben wir eine besondere Partie vor. Du weißt, wie sehr der Prinz an Sara Gutmann attachirt ist. Sara hat ihn gebeten, er möge sich, wenn er hierher komme, ihre Verwandten vorstellen lassen. Der Prinz hat so viel von dem alten Försterhause gehört, daß er es durchaus sehen will. Ich habe nichts dagegen, au contraire, ich finde es ganz vortheilhaft, dergleichen menschliche Empfindungen, aus denen sich hernach doch vielleicht politisches Kapital schlagen läßt, zu nähren. So wollen wir denn heute Nachmittag, vielleicht auch erst gegen Abend, eine Excursion dahin machen. Dein Henri muß natürlich dabei sein. Auch an diese Begegnung läßt fich später wohl einmal wieder anknüpfen. Ach, da sind Sie ja, lieber Graf!

Der Hofmarschall, Graf Stotternheim, einer von des Generals Nebenbuhlern in der Gunst der höchsten Herrschaften und sein geschworener Gegner, trat heran. Der General und der Graf begrüßten sich mit der Cordialität zweier intimer Freunde; es kamen noch andere Herren aus dem Gefolge, hauptsächlich hohe Militärs. Der General mußte zum Prinzen, der Freiherr selbst zum Könige, den Spielhagen, In Reih' und Glied. I

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er bereits in voller Uniform zum Ausritt fertig traf. Der Monarch war sehr gnädig und sprach seinen Dank für die Bewirthung mit ein paar freundlichen Worten aus, welche einige Höflinge für die zusammenhängendste Rede erklärten, die Se. Majestät seit fünf Jahren gehalten habe. Dann ging es auf den Plaz vor dem Portal des Schloffes, von wo die Cavalcade aufbrach. Die verschieden uniformirten, ordensgeschmückten Reiter schwangen sich in die Sättel. Von dannen sprengte die Schaar, voran der König auf einem stattlichen Rappen; unmittelbar hinter ihm der jugendliche Prinz und der General; dann das Gewimmel der glänzenden Suite, zuleßt der Troß der Gensd'armen, Diener und Reitknechte.

Der Freiherr war am Fuße der Treppe stehen geblieben. Das verbindliche Lächeln, mit dem er seine Abschiedsverbeugung gegen den Monarchen begleitet hatte, war sofort verschwunden, und der besorgte, nachdenkliche Ausdruck von vorhin lag wieder auf dem schönen Gesicht. Er hätte dem Bruder so gern noch zugeflüstert, in der besprochenen AngeLegenheit auf keinen Fall weiterzugehen; aber es war nicht möglich gewesen. Auch der Ausflug nach dem Försterhause, welchen der General beabsichtigte, hatte aus mehr als einem Grunde gar nicht seinen Beifall. Nun ließ sich auch dagegen nichts mehr thun. Der Freiherr hatte die größte Lust, die glänzende Ehre des königlichen Besuches, die ihm so viel Sorgen bereitete, herzlich zu verwünschen. Glücklicherweise kam, wie ein guter Geist, Charlotte in diesem Augenblicke. Er athmete ordentlich auf, als er das sanfte, bleiche Gesicht erblickte. Lebhaft trat er auf sie zu und sagte, indem er ihren Arm nahm: Ich habe Dir Manches mitzutheilen, Charlotte, hast Du Zeit?

Für Dich immer, erwiederte Charlotte mit freundlichem Lächeln.

Die Geschwister machten eine lange Promenade durch den morgenfrischen Garten, von welcher der Freiherr sehr erquickt und um vieles ruhiger in seinem Gemüthe zurückkam.

Elftes Capitel.

Auch die Stille des Försterhauses hatte der kriegerische Lärm, welcher die ganze Gegend durchhallte, hin und wieder gestört. Patrouillen, die sich verlaufen hatten, waren von Tante Malchen mit Brod und Milch erquickt und vom Förster auf den rechten Weg gewiesen worden; eine Schwadron Husaren hatte auf dem freien Plaze vor dem Hause Halt gemacht und ihre Pferde gefüttert; einmal hatte sogar in unmittelbarster Nähe des Gehöftes ein lebhaftes Tirailleurgefecht stattgefunden, das die Hunde im Zwinger, welche das fortwährende Flintengeknatter für eine Jagd im großen Maßstabe hielten, fast zur Verzweiflung brachte und Tante Malchen's Tauben, welche eben zu ihrem Morgenausfluge aufgebrochen waren, so verschüchterte, daß sie erst am folgenden Tage wieder nach ihrem Schlag zurückzukehren wagten.

In einer kaum geringeren Aufregung befand sich die junge Welt, zu welcher jezt auch Henri gehörte, der den beiweitem größten Theil seiner Zeit in dem Försterhause zubrachte. Henri's entschiedene, an Schwärmerei grenzende Neigung für das Soldatenthum und Alles, was damit in Verbindung stand, hatte die Uebrigen, zum wenigsten Walter und Silvia, in Mitleidenschaft gezogen. Er wußte immer genau, was am nächsten Tage geschehen, wo man die ver= schiedenen Truppentheile finden und an welchen Orten und zu welcher Stunde es wahrscheinlich zum Gefecht kommen werde. Zuschauer eines solchen Gefechts zu sein, war, da er doch einmal nicht als Mithandelnder theilnehmen durfte, die höchste irdische Glückseligkeit, die Henri's Phantasie sich ausmalen konnte, und so bat und quälte er denn so lange, bis der Förster seine zwei Braunen an den kleinen Leiterwagen spannen und die junge Gesellschaft von dem Knechte nach dem von Henri bezeichneten Orte fahren ließ. Einmal

verfehlte man die Richtung und mußte, ohne etwas gesehen und gehört zu haben, nach Hause zurückkehren; ein anderesmal aber genoß man von dem Rande des Waldes aus den Anblick eines Reiterangriffs auf ein paar InfanterieQuarrés und konnte, als man nach Hause zurückgekommen war, nicht Rühmens genug davon machen, wie prächtig es ausgesehen habe, als plöglich die unabsehbare Linie der zwei Reiter-Regimenter Cürassiere und rothe Husaren über dem langgestreckten Hügelrücken auftauchte und in vollem Jagen auf die marschirenden Colonnen zukam, die sich mit Blitzesschnelle nach der Mitte in Colonne, Quarré fertig! formirten, und Salve auf Salve den Angreifern entgegen= donnerten; wie dann die Reiter-Regimenter in Zügen rechts abgeschwenkt und wieder hinter dem Rücken des Hügels verschwunden seien.

Und das war noch nicht Alles gewesen. Als die Colonnen sich wieder in Bewegung setzten, hatten sie an dem etwas erhöhten Waldrande, auf dem das leichte Fuhrwerk hielt, vorbei gemußt. Der Anblick Silvia's, die hoch aufge= richtet im Wagen stand, hatte die größte Sensation hervorgebracht; die Officiere, von denen Henri einige persönlich bekannt waren, hatten mit dem Degen salutirt, die Soldaten hatten Hurrah gerufen, das Spiel war gerührt worden, und so waren sie vorübergezogen zum Triumphe Silvia's, deren Wangen vor freudigem Erstaunen über so viel Huldigungen glühten, zum Entzücken Henri's und Walter's, welche sich in Erwiederung der Hurrahs der Soldaten heiser schrieen, und zum Entseßen des Knechtes, der die durch all' den Lärmen erschreckten Pferde kaum noch hatte halten können.

Indessen waren es nur Silvia, Walter und Henri ge= wesen, die an diesen Ausflügen theilnahmen; Leo war unter diesem oder jenem Vorwande zu Hause geblieben. Einmal fühlte er sich nicht wohl, ein anderesmal hatte er zu arbeiten, wieder ein anderesmal mußte er seinen Vater in Feldheim besuchen. Walter, der von Henri's kriegerischem Fieber angesteckt war, versuchte wohl, Leo zum Mitkommen

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