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bezweifelst: warum lebst und wirkst du, als hinge Alles und keine andere Frucht erzeugt, und der Rosenbusch von deiner eigenen Macht ab ? Und wenn du es nicht be- || keine andere Blumen tragen kann, als Rosen. zweifelst: warum verlässest du dich auf deine eigene Kraft, auf deine Weisheit, als wenn du allein wüßtest, was zu deinem Frieden diente? Und wenn du es nicht bezweifelst: warum haderst du mit dem Schicksal, warum murrest du, wenn deine Entwürfe fehlschlagen, und deine Hoffnungen nicht reif werden?

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Wenn in der todten Welt. Alles nach den weisesten Gefeßen geordnet ist: meinst du, daß höhere Reich der Geister werde vom Zepter des blinden Zufalls beherrscht und von Gott vergessen, von ihm, der selbst der Erhabenste der Geister ist ? So wäre in der todten Schöpfung, in dem, was Staub ist, die Ordnung des Lebens; hingegen aus dem Reiche des Lebendigen, aus dem Gebiete selbstthätiger Seelen die waltende, Alles leitende Hand O welch ein Wahnsinn, der sich selbst betrügt, und den Staub über den Geift erhebt, und das Vergängliche über das Ewige!

Ja, Gott führt Alles! Streue muthig deine Saat aus, aber von dem dort oben erwarte Gedeihen; erbaue deine Hütte, aber von dem dort oben erwarte || des Schöpfers gewichen? Schuß gegen Sturm und Flammen und Waffersnoth; entwirf Plane für deine Zukunft, aber zähle nie fest auf ihr Gelingen, sondern denke dir auch den Fall, daß das Gott führt Alles! Ja, auch deine Schicksale volle Gegentheil von deinen Wünschen eintreffen kann, führt er; nicht du bist der Schöpfer deiner Schicksale, eintreffen muß, weil der, der Alles führt, am besten nicht ein Ungefähr ist es, sondern der heilige Gott, weiß, was dir, was Andern das Beste ist, und sich welcher dich in die Welt rief, um zu höhern Seligkeiten, dich darum auf den Fall deines Unglücks, wie du es zu Vollkommenheiten dich zu erziehen, für welche unter nennst, vor. Erwirb dir ein größeres zeitliches Vermö- dem Himmel kein Name gefunden wird. Der Mensch und gen, aber von dem dort oben erwarte, ob es dir heilsam || das ganze menschliche Geschlecht wird hier zu einem ers sei; arbeite, sorge, schaffe, aber von dem dort oben erhabenenern Berufe erzogen. Die Erziehung aber selbst bez warte den Segen und die Frucht. Er gibt, was dir steht in der eigenen Art von Schicksalen, die Jeder nach wohlthun wird. Denn er führt Ales. feinem besondern Bedürfnisse erfährt. Völker, die in Gott führt Alles! Es ist kein Ungefähr imträge Wollust, Ueppigkeit und Verzärtelung verfinken, Weltall, sondern nothwendiger Zusammenhang von Uroder deren Bürger in schnöder Selbstsucht wandeln, weat fachen und Wirkungen. Es ist kein Ungefähr im Weltall, das Ungewitter eines Krieges zur Kraft und Sitteneinund keins in dem Schicksal des geringsten Wurms. Von falt auf, und allgemeines Elend tödtet die Selbstsucht der ewigen, ordnenden Weisheit wird Alles umfaßt und und ruft die Tugend des bürgerlichen Gemeinfinns hers geleitet, was da ist. Rechne daher nicht bei deinen Un- vor. Der Stolz der Reichen beugt plöglich Verarnung, ternehmungen auf glückliche Zufälle, sondern auf die Ein- den Stolz der Weltern beugt das Grab der Kinder; den sicht der höchsten Weisheit. Erwarte keine Wirkungen Demüthigen erhebt die Gunft der Großen, den Muthvon einem dir günstigen Ungefähr, sondern von der Lei- lofen ein unerwartetes Heil. tung deffen, was du thatest, in dem ungeheuern Zusam menhange der Begebenheiten. Denke nicht: mir kann Dieses oder Jenes so gut zu Theil werden, wie einem Andern: er hatte nur das Glück! Nein, er hatte den Willen des Weltregierers für sich.

Erinnere dich, o Sterblicher, der schönsten deiner Lebenstage, in welchen dein Herz voll freudiger Gefühle hoch schlug, weil du glücklich wurdest ohne dein Zuthun, und erinnere dich an Gottes Finger! Gedenke der Tage, da du mit Entzücken Gottes Segen erblickteft, wie er Gott führt Alles! In der ganzen Schöpfung dich überströmte und befeligte — ach, tausend Andere ist das heilige Gefeß der Nothwendigkeit, und im Reiche hatten ja eben so gearbeitet, eben so gesorgt, wie du der Vernunft find Ungefähr oder Zufall Worte leeren Un-|| und ihnen ward alles das nicht zu Theil, dessen du dich finns. Kein Ungefähr schrieb den Weltkörpern ihre un-rühmen konntest. Das war Gottes Hand! Gedenke deiz endlichen Bahnen vor, welche fie regelmäßig durchlaufen ||ner bangen Lebensstunden, wo du muthlos in die Nächte nüffen kein Zufall dreht den Erdball, daß er in be- der Zukunft hinausstarrtest, und das Grab dir beinahe Bimmten Zeiträumen Tag und Nacht habe; daß die || wünschenswerth schien o sprich), war es ein Un Frühlingssonne im berechnenden Augenblick herankomme; gefähr, das die Verwirrungen auflösete, in denen du daß Sommer und Herbst unveränderlich mit dem Wintertrauertest? Erinnere dich, wie oft dem Anschein nach wechseln, und die Geschöpfe der Erde, Thiere und ganz unbedeutende Dinge, die du kaum achtetest, auf Pflanzen, ihr volles, kräftiges Gedeihen, ihre Thätig-den Gang deines Lebens den mächtigsten Einfluß hatkeit und ihre Ruhe empfangen. Es ist kein Ungefähr der ten, und deine Lage wunderbar änderten! Da wirkte innere Bau deines Leibes, daß das Blut durch_tausend Gottes Hand. Adern deinem schlagenden Herzen zuströmt, und wieder zurück gestoßen die aller äussersten Theile des Körpers durchfliegt; daß wunderbar von den Werkzeugen deiner Sinne zarte Nervenpaare durch das Gewebe deines In= nern fortziehen, bis wo sie alle in Eins zusammentreffen, ohne einander hinderlich zu werden, da, wo deine thathige Seele ste alle regiert nach Willkühr. Es ist kein Zufall, daß dem Adler der Fittig gegeben ward, um in den Höhen zu schweben, und dem Fische Schimmblase und Floßer und die schlüpfrige Decke, um auf dem Boden des Meeres oder der Flüsse Nahrung zu suchen und Wohnung. Es ist kein Zufall, daß der Dornstrauch sich|| mit Stacheln überzieht, daß der Fruchtbaum nur seine

und darfst du, kannst du diese Hand nicht hinwegläugnen: warum lebst und sorgest du, als ständest du allein in der Welt, als sorgte sonst Niemand für Dich? als könnte dir sonst durchaus nichts Anderes gut und nüßlich sein, als dasjenige, was du nur dafür hältst ? — als wäre alles Andere, was dir widerfährt, schädlich, unglücklich, deinem wahren Heil entgegen?

Lerne doch endlich deinen tausend Erfahrungen die heilige Wahrheit ab: Gott führt Alles auf's wei feste! Oder träumst du, weiser zu sein, als der Allwissende ? blödsinniger Sterblicher, kennst du die dunkele Stelle, von welcher dich der Wink Gottes hervor ins helle Leben gerufen hat? Kennst du das entfernte,

herrliche Ziel schon, zu welchem er dich hinleitet? Wie Du, den Neid und Verleumdung verfolgen; du, wagßt du es, zu verdammen, was er an deinen Schick- || deffen Unschuld unterdrückt weint; du, deffen Verdienst falen hinzuthut oder wegnimmt? Wie wagst du es, und Tugend verkannt wird erhebe deinen Muth. unzufrieden gen Himmel zu schauen, wenn er deine Was dir auch widerfahre, es geschieht nichts gegen Got: Wünsche, auch deine heißesten, unerfüllt zu lassen tes Willen. Er führt Alles gerecht! Deine Verleumder heilsam fand? werden einst zu Schanden werden; deine Unschuld wird

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Vor den Augen Gottes liegt die unendliche Vergan=einst gerechtfertigt glänzen; deiner Tugend, deinem genheit aufgeschlagen, wie ein offenes Buch; er weiß die Verdienste werden endlich selbst Widersacher den Kranz Millionen Quellen von den Ereignissen, die durch die auffeßen müssen. Stunden des heutigen Tages über das Menschengeschlecht Gott führt Alles gerecht! Erzittere, scheinheiliger hinströmen er ordnet diesen Strom der Dinge du Sünder, wenn heute auch die Welt noch deine Bosheit erblichst von Allem nicht den tausendften Theil. Ist es nicht entlarvt, die schwarzen Werke deiner Rache, deines also nicht ein thörichtes Vermessen, wenn du in deinen || Haffes, deiner Wolluft nicht verrathen sieht – der Tag Begebenheiten, bei deinen verfehlten Wünschen, den Gang der Entdeckung bleibt nicht aus. Denn also ist in der des großen Verhängnisses tadelst? Und ist dein Klagen, Weltordnung Alles eingerichtet, daß die Folgen der Bes dein Murren nicht ein Tadel der Allwissenheit ? gebenheiten endlich jeden Gräuel an das Licht des Tages Vor den Augen Gottes liegt die unendliche Zukunft ziehen, so wie das Meer keinen Leichnam behält, sondern der Zeiten hell, wie ein klarer Thautropfen, wo du nichts || wieder ans Ufer auswirft. Umsonst willst du die Ums als die Finsterniß einer ungeheuern Nacht wahrnimmst.stände bezwingen, die Ereignisse regieren — Gott ist's, Die Gedanken, Empfindungen und Thaten des heutigen der Allerheiligste, welcher fie mit Allmacht beherrscht, Tages find die ersten Quellen von Millionen daraus ent- || und er führt Alles gerecht! Wenn wir nur aufmerksam springender Begebenheiten der folgenden Tage, Jahre || auf die Schicksale der Merschen, der Könige und Bettund Jahrhunderte. Gott sieht sie, du ahnest sie noch ||ler, wären; wenn wir nur auf den Zusammenhang unsenicht. Wie, und du Kurzsichtiger meisterst in deinem rer eigenen Begebenheiten achten wollten: wir würden Unmuth die Verfügungen des Allvaters, der jeden Ein- oft mit tiefem Erstaunen die Weisheit und Gerechtigkeit zelnen zum Glück Aller dienen, und alle zum Besten ei-|| der göttlichen Führungen wahrnehmen, und anbetend zu nes Einzigen zusammenwirken läßt? Woher dies Ver- dem Unbegreiflichen emporschauen. Aber daß wir immer trauen auf eigene Kraft, auf eigene Weisheit, der du|| nur, gleich dem Thiere, nach dem hinblicken, was uns nicht die Dinge des nächsten Morgens vorauskennst? zunächst liegt, daß wir uns von unsern alltäglichen Be Und warum so wenig Vertrauen auf die weise Führung || gierden, von unsern selbst gemachten Entwürfen und kleidesfen, der dein Glück bestimmte, che du noch vorhanden nen Wünschen gewöhnlich ganz verschlingen lassen, warst? Warum bist du, o Blinder, unzufrieden mit den || das ist's, was uns blind gegen die Wunder der göttliWegen, die dich die freundliche Hand des Sehenden chen Weltverwaltung, und ungerecht und thöricht und führt? Warum glaubst du, besser als der Alwissende vertrauenslos macht. einzusehen, was dein wahres Glück sein werde?

Gott führt Alles auf das gütigfte!

Nur Gott sieht. Blindlings nach den Eingebungen Endlich ist noch das Ziel der höchsten Weisheit in der feiner Triebe begehrt und handelt der Mensch. Der || Leitung unserer menschlichen Verhältnisse, selbst der GeSterbliche weiß oft, was er thut; nie aber, was er berechtigkeit des Vergelters, nichts Anderes, als unser wirkt. Spielend wirft er den Stein auf die stille Spiegel- || Aller Glück. So find die Führungen Gottes fläche eines Sees; in weiten Kreisen dehnen sich die nur neue Wunderwerke der unergründlf. Ringe des Wassers von der Erschütterung bis zu den chen Liebe des Vaters im Himmel. Denn er entfernten Ufern, und stürzen dort vielleicht eine kleine will nichts, als die wahre Seligkeit jedes Einzelnen; Familie in die Wellen, von der er nie wußte. nur dafür rief er uns ins Leben; nur dafür gab er uns

Da nun der Mensch Nichts, Gott Alles durchschaut || Antheil an Icfu himmlischen Lehren, nur dafür Theil und weiß, so ist unser Klügeln über die Führung Gotam Blute des Welterlöfers; nur dafür leitet er uns durch tes, und ob nicht diefes oder jenes besser für uns gewesen|| Kummer und Ungemach. fein würde, eine Thorheit; unser unzufriedenes Murren bei miflungenen Wünschen aber ist sträflich.

So führt auch jeder menschliche Bater fein Kind, welches er wie sich selbst liebt. Und das Kind, von dieses Gott führt Alles gerecht! Vaters Liebe überzeugt, murrt nicht, tadelt nicht, son= Erfreue dich, fromme, glaubende Seele, dieser er-dern vertraut der Weisheit und der Güte deffen, der es quickenden Worte: Gott führt Alles gerecht! Und du, o triumphirender Verbrecher, dem seine Schandthaten gelangen, erblasse, denn Gott führt Alles gerecht, weil er der heiligste ist.

erzieht. Es empfängt segnend aus der liebevollen Hand die freundlichen Gaben und Geschenke, aber dankbar auch die Strafen seiner kleinen Fehler; es nimmt die Freuden, welche des Vaters Hand ihm auf den Pfad seiner Jugend Frommer Dulder, der du unverschuldetes Leiden tra- || streut, aber auch die Mühseligkeiten, die schweren Uebungen mußt, nicht vergebens bürdete dein immer liebevoller gen seiner zarten Kräfte übernimmt es willig, wenn es Vater dir deine Last auf. Er wollte, du sollteft fie tra=|| gleich noch nicht begreifen kann, wozu dies Alles ihm gen; er hilft dir fie tragen. Durch Schmerzen sollst du dereinst in männlichen Jahren nüßlich sein werde. geläutert und veredelt werden. Dein Leiden ist dir Wohl- Ift nun Gott unser Vater: warum wollen wir nicht that, wird Andern ersprießlich, ohne daß du es weißt.bei seinen Führungen thun, gleichsam wie gute Kinder Vertraue deinem ewigen gerechten Vater, vertraue dem sollen? Wir wissen es, unser ganzer Lebenslauf bezeugt großen Vergeiter! Auch deine Stunde der Erlösung, deres, unsere Vernunft verbürgt es, das göttliche Wort Freiheit, der Ruhe und Beglückung wird schlagen! versichert cs: er führt Alles auf das gütigste! 2ohl=

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so wollen wir uns freudig diesen Führungen hinge=|| gennuß anrathen; umsonst möchte er einen Gott aus der ben; zufrieden mit dem, was wir haben, das Kom- unermeßlichen Schöpfung, einen vergeltenden Richter über mende erwarten ohne Schen; nicht mehr eigensinnig an den Sternen hinwegläugnen, die innere Stimme ruft : unsern Lieblingswünschen hangen, sondern voraus über: Du lügeft, Mensch! - Die Erde bebt, und Tem zeugt sein; fie mögen erfüllt oder vernichtet werden, impel und Paläste stürzen zusammen; es sinken ihm zur mer ist es Gottes Liebe, Gottes Sorge für unser Bestes, || Seite Freunde erblaffend in den Sarg, und werden Staub welches jene Wünsche erfüllte oder vernichtete. und Erde; im furchtbaren Aufruhr der Elemente rauscht der Donner durch alle Himmel, und die Blike strahlen nieder und verwandeln sein Haus in Flamme und Asche. Der Spötter spottet nicht mehr. Es ist ein Gott! ruft ihm die innere Stimme zu. Es ist ein Gott! lallt er ihr zitternd nach.

||

Ja, mein großer, mein ewiger, weiser Vater, ja, ich bin ruhig über Alles, was mir begegnen mag, und wozu Du mich und die lieben Meinigen auch noch be: stimmt haben mögest. Ich will mich halten an Deiner Hand, Du wirst mich immerdar führen auf den rechten Weg. Und welche Pfade Du mich auch betreten lässeft, Umsonst verspottet der Bösewicht so lange die heilige alle leiten mich, o höchste Güte, zu meinem Glück. Dies || Stimme in seiner Brust, und nennt sie eine Folge seiner Glück aber ist nicht Reichthum, Würde, Ansehen oder Erziehung, einen Nachhall alter Kindermährchen. Er Macht auf Erden was frommt mir endlich dies Alles,||will sich über das erheben, was ihm Vorurtheil zu sein wenn ich vielleicht nach wenigen Jahren oder Monden ||scheint, übt im Geheimen seine Sünden, und blickt höhschon eine Leiche sein sollte? Nein, das Glück ist hö- || nisch umher und fragt: wo ist der Richter, der mich rich: herer, ewiger Art es ist Geisterglück. Ich kenne kei- || tet? Die innere Stimme ruft: Wälze eine Welt nen Namen dafür, es wäre denn der Name: bei Dir über deine Sünden, sie kommen doch früh zu sein! oder spät an das Sonnenlicht! - Umsonst

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Darum schmückst Du, o Allgütiger, diese Welt wirft er sich in die stürmischen Lustbarkeiten der Welt: er mit so vielen Reizen, daß wir darin Deine Güte erken- || trägt überall den Feuerbrand im Herzen mit sich herum, nen. Darum muß die Welt für uns oft voller Dornen einen Funken der Hölle, der ihn heimlich verzehrt. Um sein, daß wir uns ihr nicht ganz hingeben, sondern, || sonst will er sich von der heiligen Weltordnung losreiffen, gleichsam von ihr selbst zurück gestoßen, uns wieder erin nern, daß wir nicht ihr, sondern einem höhern Leben an= gehören sollen.

in welcher nur das Gute gedeihen, das Böse nur Ver|derben zeugen kann: eine unbekannte Macht reißt ihn mit fich fort, und bindet ihn und seine Thaten an diese ewige Darum, wer unter dem Schirm des Höchsten fizet, Weltordnung. Verderben quillt aus seinen geheimsten und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der Sünden. Er kann es nicht wehren. Er ist auf immerspricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, währender Flucht vor sich selbst; die Unruhe vernichtet mein Gott, auf den ich hoffe! Der Herr ist meine || fein ganzes Wefen, die innere Stimme ruft: Gott is Zuversicht, der Höchste ist meine Zuflucht. (Pf. 91, allgegenwärtig! 1.2.9.)

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Umsonst, verleumderischer Neid, verfolgst du die Wahrheit, und willst dem Verdienst seine wohlerworbene Krone entreissen. Was dein Mund verlästert, das muß wider seinen Willen dein eigenes Herz ehren, und da endest mit der Schande der Welt, die sich über dir häuft.

umsonst, herzloser Tirann, verfolgeft du die uns schuld, um deine eigenen Verbrechen zu rechtfertigen; umsonst verfolgest du sie mit falschen Zeugen und falschen Eiden, umsonst mit bestochenen Gerichten, mit schimpflichen Kerkern, mit allen Foltern: du beugst sie nicht. Sie lächelt kühn dir in das gleißnerische Angesicht; fie lächelt mitten in den Thränen ihres Schmerzes, während du mitten in deinen Triumphen zusammen schauderst; fie steht freudig in ihrem Kerker, während du angstvoll an der schipelgerischen Tafel bebst. Schleppe fie auf das Blutgerüst: ihr Tod ist ihr Sieg, und ihr Sieg ist deine Verdammung.

Es tönt in der Brust aller Sterblichen eine fremde, eine heilige Stimme, und Jeder vernimmt sie, von welcher Das ist die Macht des Gewissens, welchę, Religion er auch sei; selbst der Heide, dem nie das Licht wie ein unsichtbarer Engel, in die Versammlung der der Offenbarung ward. Sie tönt; kein Schmeicheln, Sterblichen tritt, und Wahrheit, Gerechtigkeit und un= kein Unwille, kein Vernünfteln bringt sie zum Schwei- || schuld empor hält, wären sie auch von aller Welt verlafgen: immerdar ruft fie: Mensch, sei gerecht! fen; den Verbrecher ergreift, flöhe er auch in die entle= Umsonst treibt sich der Religionsspötter in frechem genfte dunkelste Höhle; und den Sünder zu Boden wirft, Leichtsinn umher, und hält Alles für Werk des Zufalis, fäße er auch auf Thronen, und ständen gewaffnete Heere den frommen Glauben für Pöbelwahn, das Christenthum ohne Zahl zu seinem Schuße um ihn her. für einen politischen Zaum, das rohe Volk zu bändigen; Es ist das göttliche Gesek dessen, was umsonst will er an keine Tugend glauben, sondern achtet gut und wahr und gerecht ist, in aller Men= fie für Schwärmerei oder Heuchelei; umsonst will er sich fchen Gemüth geschrieben. Daher zeugt auch bereden, es sei Alles gut, was Klugheit, Lift und Ei- || selbst bei den Heiden die Stimme des Gewissens, und

über jedes unserer Werke verklagen oder entschuldigen sich || spricht dein Gewissen, so, Mensch, spricht Jesus unsere Gedanken unter einander. (Röm. 2, 14. 15.) Christus selbst. Denn wenn du nur das thust, was Das Gewissen lehrt! Es lehrt auch den Un- || dir nüket, so hast du deinen Lohn dahin. (Matth. 6, wissenden, was er thun müsse. Niemand darf sich vor der|| 1. 2.) Du warst nur klug, nicht tugendhaft. Welt, noch weniger vor sich selbst, am allerwenigsten || Das Gewissen warnt! Wer Mensch ist, hat vor Gott dem Allwissenden wegen feiner begangenen gefehlt, und wer da fehlte, der hat die Warnungen seiz Fehltritte entschuldigen, daß er nicht gewußt habe, was nes innern Richters empfunden. recht oder unrecht sei.

Schon als Kinder bei unsern Spielen oder in unsern Das Gewissen lehrt! Es ist unbestechlich, es kleinen häuslichen Geschäften empfanden wir Bangigkeit, richtet gerecht. Folgst du diesem heiligen Gefühle der ehe wir, durch Leichtsinn oder verführende Beispiele, Guten, so wirst du nie absichtlich irren, nie wissentlich oder durch eigene böse Neigung hingerissen, eine unges Böses thun, und mit dir selbst in stiller Zufriedenheit || rechte That verübten. sein. Horche auf die Stimme dieses Lehrers, mag

Dem Diebe, ehe er die Hand zu fremdem Eigenthum auch deine Sinnlichkeit noch so verführerisch dagegen ausstreckt; dem Wollüstling, ehe er das Wort der Vers schreien. Horche auf die Stimme, besonders in zweifel-||führung stammelt; dem Meineidigen, ehe er die verbres haften Fällen, wo du von ganz entgegengeseßten Nei- cherischen Finger zum falschen Schwur emporstreckt; dem gungen irre werden könntest, wo dein Vortheil vielleicht|| Treulosen, ehe er hingeht, aus Eigennuk oder Rache einicht ohne Ungerechtigkeit gegen Andere bestehen kann; nen Freund, eine Obrigkeit oder ein Vaterland zu verwo du großes Gutes stiften könntest, wenn dein Eigen=|| rathen wie heftig pocht ihm das Herz! Wie furchtbar nus, deine Eigenliebe sich dafür zu irgend einer Auf- ernst mahnt das Gewissen ihn von dem Verbrechen ab, opferung verstehen wollte. Du finneft vielleicht auf Rache || immer ernster, je näher der Sünder feinem Ziele kommt! gegen einen Menschen, dem du nicht wohl willst; dein Der Kampf des Menschen mit sich selbst, ehe er zu Gewissen spricht: Sei edler, als er, und beschäme den schlechten Thaten den ersten Schritt thut, der Kampf Elenden mit Großmuth! Vielleicht verwirren unan- mit seinem warnenden Gewissen, ist gleichsam das Rinftändige Begierden deine Sinne; dich lockt die Wollust gen des Menschen mit seinem guten Engel, der ihn festzu einem Verbrechen, zu einer Ausschweifung; dein Ge- halten und nicht fallen laffen will. Ach, vergebens ist wiffen ruft: Verwegener, willst du das Gift des 2a- der rührende Ernst des Engels! Die Missethat wird vollfters in die Brust der Unschuld werfen? Willst du, gleich bracht. Der Engel weicht trauernd zurück und schweigt. Satan, ein Paradies zerstören? Vielleicht gelüftet Der Sünder taumelt von Schande zu Schande, und im dich nach fremdem Eigenthum, vielleicht nach ansehnli-mer trauriger, immer leiser tönt die warnende Stimme chem Vortheile, der durch leichten Betrug zu gewinnen desgöttlichen Boten, der von ihm weicht.

wäre; dein Gewissen ruft: halt ein, und laß den Vor- Sehet den noch unverdorbenen Jüngling: er will den theil fahren, der dich vor dir selöft verächtlich machen || ersten Betrug begehen! Er spricht, aber seine Zunge muß!

Was hättest du, und wenn du die ganze Welt gewännest, und nähmest Schaden an deiner Seele? Vielleicht reizt dich deine Eitelkeit, durch wißige Einfälle dir und Andern ein Feft zu geben, indem du einen Dritten lächerlich machst, dein Gewissen ruft: Freche Läßterzunge, wie schnell würdest du verstum-|| men, stände der Verspottete plößlich neben dir!

stockt. Er geht, aber seine Schritte sind ungleich und schwankend. Die Verlegenheit ist in allen seinen Bewe= gungen sichtbar. Er will seine Augen zu euch emporheben, mit welchen er ehemals euch freudig in das Angesicht sehen konnte, aber er kann den Blick des Gerechten nicht ertragen; er fürchtet, ihr werdet die Unruhe seines Gewissens sehen. Hier kündet sich das warnende Gewißfen. Noch wankt der einstige Liebling der Guten; errőDas Gewissen lehrt! Es lehrt mit Ernst und thend schämt er sich vor seinem unwürdigen selbst. Er Gerechtigkeit; du findest auf keinem andern Wege könnte nicht in den Spiegel sehen, ohne es zu verab dein Glück, als wenn du seinen Winken nachgehest. scheuen. Jüngling, der bisher ein unbeflecktes Herz be= Ueberrede dich keines Andern; klügele nicht einen Aus-wahrte, und stolz und frei mit diesem Herzen durch die wég aus, wo du unerlaubte Wünsche und Neigungen be- Welt ging, daß Männer und Greife in ihrer Verdorbenfriedigen könntest, ohne deinen Gefühlen des Rechten und ||heit ihn beneiden müssen — und du, zartfühlende TochAnständigen wehe zu thun. Du flügelst falsch. Dichter guter Aeltern, o höret auf die warnende lockt eine Uebelthat, und hinter dem Rücken der Uebel-Stimme euers guten Engels, daß er nie von that lauert schon verborgen die Reue auf dich. Das Ge- euch weiche! Traget die reine Unschuld eurer Kinder unwissen läßt mit sich keinen Vergleich eingehen. Du meinst, || befleckt durch die Welt und durch deren Laster und vermit ihm zu unterhandeln; nein, schwacher Mensch, du dorbene Sitten. Traget sie unversehrt in frommer Bruft irrest dich, du unterhandelst nur mit deiner Schande, der du dich gefangen geben willst.

noch als Männer oder Hausväter, als Weiber und Hausmütter; o, es ist der Mühe werth, ihr bringet den Himmel eurer Kindheit in die Lage eures hohen Alters hinüber!

Das Gewissen lehrt! Es lehrt mit göttlicher Kraft. Es spricht: Thue Dies und meide Jenes, denn es ist recht, und weil es recht ist, sollst du Die- Jüngling, fiehe den entnervten Wollüftling, der fes und Jenes unterlassen, nicht aber darum, weil du die Fülle seiner Gesundheit vergeudete und dem frühen Vorurtheil davon haben oder Schande davon ärnten könn- Grabe entgegen keucht; siehe den Chrlosen, der bei eitest. Du sollst das Gute und Rechte thun, ohne auf ir=nem durch Betrug erworbenen Vermögen keine frohen gend etwas Anderes dabei zu achten. Du sollst es thun, Tage hat, weil an dem ungerechten Gute ein Fluch klebt; auch wenn es nicht deinen Nuhen befördert. Du sollst es siehe den Mörder, der bleichen Angesichts zum Hochge= thun, auch wenn es dir Schaden verursachen könnte. Soll richte wankt, weil er im Jähzorn den Bruder erschlug.

Das Gewissen lohnt! So göttlich lohnt es,

O Tochter, siehe die entehrte Jungfrau, wie sie, eine Schmach ihrer Verwandten, sich im heimlichen Gram als es die verschmähte Tugend furchtbar rächt. verzehrt, weil sie allzuleichtsinnig dem schmeichelnden Ver- Wer ein frohes Bewußtsein hat, sieht in allen Menführer glaubte; siehe jene Mutter, die von ihren eigenen schen, die ihm begegnen, nur Freunde. Er weicht Nie: Kindern verachtet wird, weil sie durch Geiz, durch Roh:||mand aus; er hat Keinen zu scheuen. Er beklagt den heit, durch häusliche Unordnung ein Ekel der Welt ge- Easterhaften; er liebt den Rechtschaffenen, und steht jedem worden ist alle diese unglücklichen fühlten einst die offen zur Rede. Sein Gemüth lebt in ewiger Heiterkeit. Warnungen des Gewissens, wie ihr sie empfindet, und Die Freude, welche ihm die wechselnde Stunde reicht, wagten es, fie zu verachten. genießt er mit vollen Zügen, und das Unglück, welches Das Gewissen straft! Der gute Engel ist nach || ihn überrascht, trägt er mit männlichem Muthe: ihn stärkt dem Fehltritt entwichen; der böse Engel wacht mit seinen || das Gefühl: Du warst eines bessern Schicksals werth, Qualen. Statt der harmlosen Freudigkeit schleicht die || und hast deine Leiden nicht verschuldet. Gott ist mir dir. Furcht in das Herz. Noch nie ist auf Disteln eine gute Seht die verfolgte Unschuld: mit dem Stolze eines Frucht gewachsen; noch nie hat eine üble That gute Fol-reinen Gewissens verläßt sie den gräuelvollen Pallast, und gen nach sich gezogen. Jahre lang kannst du deine schänd- || wählt den Bettelstab; mit göttlicher Ruhe spricht sie zu liche That verbergen, aber ihre Folgen gehen durch die ihren Verfolgern, wie Jesus einst in Gethsemane: ich Ewigkeit und werden deine Verräther. Ein Ungefähr,|| bin es, den ihr suchet. Irdische Schmach kann sie nicht ein Zufall, den du nie befürchtetest, eine Stunde, von entehren, alle Trübsal ihr nicht den himmlischen Frieden der du es am wenigsten vermuthen konntest, bringt deine || entreiffen. Der Kerker verwandelt sich vor ihr in Anmuth, Schande an das Tageslicht. Du bist nicht mehr sicher. und soll sie das Blutgerüßt besteigen, da feiert sie ihren Das schreckliche Sprichwort ist nur zu wahr: Es ist höchsten Triumph; es ist eine Verherrlichung ihrer selbst; nichts so rein gesponnen, es kommt endlich an die Sonne. über ihrem Grabe weinet die Nachwelt. Auch an dir wird es sich erwahren.

Dem Manne, welcher mit heiterm Bewußtsein hans Könuten wir manchen Menschen in seiner Einsamkeit deln kann, vertrauen Hohe und Niedere. Er steht unabsehen, wenn er von seinem bösen Gewiffen gefoltert da=|| hängig; er ist ein Fürst, wenn auch nur im schlichten figt, wie verlassen von Gott und Menschen, und sich || Gewande. Denn die ihn kennen, müssen ihn ehren; vor felbft verachten muß; wie er beim Anblick jedes Recht- ||Thron und Richterstuhl steht er ohne Furcht, und dem schaffenen seine Verworfenheit fühlt, wie selbst ein Wort, || Tode sieht er lächelnd ins Auge. unschuldig von Andern hingesprochen, ein Dolchstich in seinem Herzen wird; wie jeder Umstand ihn aus seiner erkünftelten Sicherheit aufschreckt! Wahrlich, die Schlan: genbisse der Reue schmerzen heftiger, als aller Vortheil, alle Freude uns in der fündigen Stunde wohlthat.

Ein frohes Gwiffen ist ein Himmel im Herzen, gibt Herrschaft über die Bösen, ist ein Schußgott in der Noth, ist ein Anker im Sturm und das weichste Sterbekissen.

Heiliger, heiliger Gott! Ach, daß dieser unnenbare Die Plage des bösen Gewissens mischt sich in alle un- Friede des reinen Bewußtseins mein Eigenthum sein. fere Vergnügungen. Gelingt es dem Bösewicht, sich || möchte immerdar! Daß ich nie vor mir, nie vor Dir, felbst in den Zerstreuungen des Tages zu vergessen: das [] nie vor Andern crröthen dürfte wegen meiner HandlunAndenken an sein Unrecht schleicht gespensterhaft in der gen! Daß ich nie die Schrecken eines bösen Gewissens, Nacht an sein Bette. Er sehnt sich nach dem Schlafe, nie den Schlangenzahn der Reue in meinem Herzen füh= aber die Erinnerung verfolgt ihn in schweren Träumen. len dürfte! Daß ich unschuldvoll und rein mit kindlichem Mancherlei und groß können menschliche Leiden sein, aber || Gemüth im Gewühl dieses Lebens bleiben möchte! nur eins ist das schrecklichste von allen es ist die Ge: Wohl bin ich schwach, und empfinde meine Schwαwissensangst. Sie haßt den Sonnenschein, der ein || chen. Vielleicht kann ich zu übereilten Schritten durch Verbrechen beleuchten könnte, und schaudert vor der Dun- || meinen Leichtsinn gerathen, vielleicht in einer aufwallenkelheit der Nacht, worin Verrätherei zu schleichen pflegt. den Leidenschaft mich und Deinen heiligen Willen vergef= Sie flieht die Einsamkeit, wo das Gedächtniß der began: fen! Dann, dann, o mein Gewiffen, sei du der Wäch= genen Schandthat nur lauter wird; und flieht die Gefell-ter meiner Tugend, meiner Unschuld, meiner Ruhe! schaft, um nicht ihre eigene Verrätherin zu werden. Das göttliche Gefühl des Wahren und Edeln soll mich Unaufhörlich zittert das schuldbewußte Herz vor dem leiten, daß ich nicht meiner selbst umwürdig werde, und Augenblick, welcher der leßte feines Geheimnisses ist. || nicht von Gott abfalle, nicht von Dir, o mein Jesus, Aber die Pein der Furcht und der ewigen Vorwürfe steigt mein himmlischer Lehrer, durch deffen Wort ich mich hei= endlich so hoch, daß der Sünder, um von der Höllen-ligen will.

angst frei zu sein, selbst hineilt, und fein Vergehen be- Wie kann doch alle Süßigkeit, die eine unerlaubte kennt. Wie mancher Mörder hatte keine Ruhe mehr, bis Handlung, ein verbotener Wunsch gewährt, den Men= er zum Richter lief, und seine Schuld offenbarte! Wieschen für die Marter einer beständigen Ang, einer un mancher Betrüger lag auf dem Todtenbette, nnd konnte vermeidlichen Selbstverachtung schadlos halten? Wie kann nicht sterben, bis er an dem Betrogenen oder dessen Kin- doch eine flüchtige, nur mit bangem Herzen genoffene Luft dern seine Schuld wieder gut gemacht hatte! Ersatz sein für hundert Stunden der Reue?

Dies ist die furchtbare Macht des Gewissens! Es kann eine Zeit lang übertäubt, nie unterdrückt werden, Es erwacht, und je später, desto entseglicher. Der Sünder wird der Raub seiner Reue, er muß die Frucht seiner Schande ärnten, und wäre es erst am Rande des Grabes,|| wo er trostlos verzweifelt.

Nein, nein, mein Gott, mein heiliger Vater! nicht vergebens legtest Du den Richter meiner Gedanken, Worte und Werke mir ins Herz. Des Gewissens Stimme ist Deine Stimme: sollte ich sie jemals verschmähen ?` Nein, und sollte es mir auch noch so bitter angehen, meine frevelhaften Begierden zu überwinden, meine unanständi

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