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271.

Die Erdbewohner und ihre Religionen.

Erfter betL

Weish, Sal. 15, 3,

Bater Aller! alle Erdenkreise,
Alle Zeiten ehren Dein Gebot,
Horden Wilde, Heilige und Weise
Nennen Zeus, Jehova Dich, und Gott.

Großer Urquell, den ich nie 'ergründe,
Dahin nur beschränkßt Du meinen Sinn,
Daß ich immer Deine Güte finde,
Und nur seh', daß ich ein Blinder bin.

Jedem gabßt Du in dem finstern Stande
Das Gefühl, was gut und böse sei:
Legtest die Natur in ihre Bande,
Aber lieffeft unsern Willen frei.

Gott, Dein Tempel ist der Himmel Sphäre,
Erde, Meer und Luft Dein Opferhain;
Jauchzet, Völker, jauchzt zu seiner Ehre,
Und das Weltall wüsse Weihrauch fireun!

er pflanzen, von der Aehre erst, wie er fäen müffe. Er
ist gleichsam bestimmt, der Nachäffer der ganzen Natur
zu fein.
So möchte er vielleicht den Blicken des Be-
wohners aus einem andern Weltkörper erscheinen.

Und gewiß ist der Mensch, wie er in seinen Alltagsgeschäften erscheint, auch nur meistens Thier, und mehr nicht, so groß er sich auch dünke.

So irdisch sein gemeines Leben ist oder scheint, spricht doch wieder aus demselben etwas Anderes hervor, das nicht irdisch ist, und nicht für diese Welt gehört. Es hilft ihm dasselbe nicht zur Fortpflanzung seiner Art, nicht zur Nahrung, zur Kleidung, zum Obdach oder Wohlleben. Er strebt wo anders hin, und über fein Leibliches hin= weg, vom Staub empor zum Himmel. Er geht von den Mühen des Tages in die Einsamkeit und betet. Durd) das Geräusch des Alltagslebens, feiner Heere und Flots ten, seiner Gewerbe und Jahrmärkte, erklingen feierlich, wie aus den Wolken nieder, die Stimmen der Glocken. Sie mahnen an das Höhere, Geistige; zur Verehrung des höchsten Wesens in den Tempeln. Wie in der abendländischen Christenheit die Euft vom Glockenruf zahlloser Kirchen erschallt, so ruft im Morgenlande von den ThürIch sehe das Geschlecht der Sterblichen, in welchen Welt- men herab der Tempeldiener die Gläubigen zur Andacht, gegenden, Ländern, Städten, Dörfern es wohne, von und Tausende wenden sich betend gegen Aufgang der der Frühe des Morgens bis zur Nacht bemüht, sich zu || Sonne, und beugen ihre Stirn in den Staub vor dem, speisen, zu tränken, zu kleiden, Nahrung und Obdach || vor welchem Alles Staub ist. Die Schulen der Juden zu suchen, wie andere Thiere. Es vermehrt sich, es ftirbt || erklingen vom Preise Jehova's. Durch Arabiens Wüsten ab. Man fäet, man pflüget, man schmiedet, man bauet, || zichen einsame Schaaren der Wallfahrer zum Grabe ihres man forscht, man reiset, man schwimmt über Meere, man Propheten. Der Indier kniet an feinem heiligen Strome arbeitet unter der Erde, man lernt, man lehrt, man re- || Ganges. Der Perfer geht auf des Hügels Höhen, feen giert, man überfällt sich, mordet, liebt, vereinigt, trennt vom Getöse des Lebens zum Ursprung des Lebens zu besich. Ich finde dies Alles oder Aehnliches im Reiche der sten, und seine Ärme zur Sonne, als dem Sinnbilde des Thiere unter verschiedenen Gestalten wieder. Es geschieht, || unsichtbarer Gottes, zu erheben. In den weiten Räuwie bei den Thieren, Alles um des Leibes und der Noth, men wandernder Hirtenröller steigen Rauchsäulen der um des Lebens und der Luft willen. Todesfurcht und || Opfernden auf von einfachen Altären. Der Wilde liegt Wohlbehagen, Hunger und Geschlechtstrieb erzeugen Ar=|| feufzend vor einem Bilde, und fleht zum großen Geift. beitsamkeit und Ruhe, Haß und Liebe, Entzweiung und Eintracht auf mannigfaltige Art unter den Thieren und auf mannigfaltige Art unter den Menschen.

Das ist das Erhabenere des Menschengeschiedts! Aller Orten geht das Geistige über das Jrdische auf, und über den dumpfen thierischen Naturtrieb die heilige Sehns Wäre es dem Bewohner eines andern Sternes ver- || sucht der Seelen zum Unsichtbaren, der das Vergängliche gönnt, auf den Erdball niederzusteigen, um das Gemüth | au das Ewige knüpft. Alles hat sein Gebet, Alles seine und Wesen und die abwechselnden Lebensweisen, Natur- || Religion; nur das vernunftlose Thier nicht, und unter triebe und Stimmen der Geschöpfe zu beobachten, er den Menschen der nicht, welcher aus wahnsinnigem Verwürde den Menschen kaum für ein wunderbareres Gefchöpf|| nunftstolz dem Thier wieder gleich wird, und Gott und als alle übrigen balten, noch ihm größere Vollkommen- Ewigkeit bezweifeln oder läugnen will. Aber die Zahl heit zutrauen. Denn seine schönsten Paläste sind noch dieser Irrenden ist klein und ein Nichts gegen die Allheit nicht so kunstvoll und schön, als das Blumengehäuse eines des Menschengeschlechts. Ihre vermeinte Weisheit ist eine Wurms; sein Gewebe nicht so sinnreich und zartgespon= || widerspruchvolle Verzerrung ihres Gemüths, in welcher nen, wie die Gewebe der Spinne; das Infekt kleidet sich || fie fich Götter dünken im Weltall. Aber in allen Erdstriunbegreiflicher ein, als er; die Nachtigall fingt füßer;chen, in allen Zeitaltern betet die Menschheit, und hat die Zugvögel reifen mit größerer Schnelligkeit, Sicherheit || gebetet in Salomons Geist: Dich, Gott, kennen, und Bestimmtheit von Welttheilen zu Welttheilen; die||ist eine vollkommene Gerechtigkeit; und Arbeiten der Biene für ihren Lebensunterhalt, ihr Schwe=|| Deine Macht wissen, ist eine Wurzel des ben von Blume zu Blume, ihre Entfernung ohne Ver- wigen Lebens. (Weisheit Sal. 15, 3.) Denn nur irrung, ihr Wahrnehmen der Witterungswechsel ist auf- erst alsdann ist der Mensch wahrlich Mensch, und als das ferordentlicher; der Löwe ist flärker; der Adler schwingt|| Vollkommenere gerecht, was er sein soll, nämlich über fich höher. Ueberall wird der Mensch an irdischen Voll- die Thierheit emporragend, wenn er Gott kenut; und je kommenheiten von einzelnen Thiergattungen übertroffen; || mehr er die Macht und Größe Gottes erkennt, je heiliger überall ist er unbeholfener und ärmer, sein Leben zu fri-|| wird das Gemüth; je tiefer wurzelt es in das, was nicht ßten, sein Bedürfniß zu stillen. Nur dadurch möchte er|| Staubessache, sondern Ewiges ift. in seiner Eigenthümlichkeit wunderbar neben den andern scheinen, daß er von allen andern Geschöpfen erst lernen muß, wie er es zu machen hat; vom Baum selbst, wie

Während aber in allen vernünftigen Wesen Bewußtfein, Glaube und Ähnung des lebendigen Gottes ist, erregt die unübersehbare Mannigfaltigkeit der Vorstellungen

mäßig.

von Gott, die große Verschiedenheit der Religionen auf menfte sei? Ist nicht jedes in feiner Gattung und Weise dem weiten Erdboden, mein Erstaunen. Wenige Völker vortrefflich und nothwendig? Nur das große Ganze mag haben eine und dieselbe. Von etwa tausend Millionen vollkommen heißen, das Einzelne davon ist bloß zweck= Menschen, die auf unserm Weltall wohnen, gehören kaum zweihundert Millionen zur Bekenntniß des christlichen Wenn ich bedenke, daß jeder einzelne Mensch in seiz Glaubens. Inzwischen ist das Christenthum jetzt schon nen religiösen Vorstellungen und Gesinnungen nie sich in allen fünf Theilen der bewohnten Erde ausgebreitet; gleich bleibt und es sogar nicht bleiben kann; wenn ich aber auch Juden find es, diese treuen Verehrer der Ge- || bedenke, daß ich als Kind in der mir beigebrachten Glaus sehe Mosis. Die Lehren Mahomeds von Gott und der Ewigkeit und den Pflichten der Sterblichen gegen das höchste Wesen gelten nicht nur in einem Theile Europa's, sondern weit mächtiger noch in Asiens ungeheuern Reichen und Inseln, wie in Afrika und dessen wenig bekanntem Innern.

bensweise ganz anders dachte und empfand, als später, da ich Jüngling wurde; daß ich durch viele Erfahrungen im männlichen Alter meine jugendlichen Religionsbegriffe sehr verändere; daß ich im hohen Greisenalter, mit vier lem Andern, auch meine Ansicht von göttlichen Dingen umschaffe: so muß sich allerdings meine erste Verwunde rung über die Vielgestaltigkeit der Religionen bei den Bes wohnern des Erdballs mildern.

Viele Völker des Morgenlandes nennen wir Heiden; aber sie haben vom Herrn sehr geläuterte Begriffe; in ih=|| rer Tugendlehre die edeisten Gesche; in ihrer Gottesver Ja, wenn ich dazu noch erwäge, welchen Einfluß die ehrung Einfalt, Würde und Andacht. Bei weitem die || Verschiedenheit der Himmelsstriche, oder der warmen und meisten Religionsarten verschiedener Nationen sind uns kalten Klimate auf die Naturen der Länder und ihrer Pflannoch unbekannt, entweder weil nur selten genau beobach-zen, Thiere und Menschen hat; erwäge, wie ernst und tende Reisende zu ihnen kamen, oder ihre Sprachen uns rauh der Sterbliche in den Gegenden ist, die nahe an den noch allzudunkel und fremd find. Von vielen wissen wir, Gebieten des ewigen Schnees liegen; wie weichlich, fie beten zu den Sternen; von andern, fie verehren große || schlaff, und träge der Einwohner brennend heißer LandMenschen der Vorwelt, oder die Kraft des Feuers, oder striche ist; wie da die Temperamente, die Neigungen, das Wohlthätige wunderbarer Thiere und Pflanzen, oder || die Leidenschaften nothwendig gleichsam andere Töne ans felbftverfertigte Gözenbilder. Aber ob ste den Stern und nehmen: so wird mir hell und klar, daß die Religionsardie Pflanze, den Helden der Vorwelt, oder das Thier, ten ewig auf Erden verschieden bleiben werden, obwohl oder das Bild für den lebendigen Gott selbst halten; ob die Menschheit überall einerlei Geistesrichtung zu Gott, fie ihn nur unter einem Sinnzeichen seiner Macht und an=|| Ewigkeit und Tugend behält. dern Eigenschaften verehren, dies ist schwer zu erfahren. In den kalten Nordländern, wo der Mensch mit größes Ohne Zweifel gibt es, wie bei uns, auch bei allen an-rer Anstrengung dem viele Monate lang vom Eis erstarrdern Völkern des Erdbodens verschiedene höhere und nie-ten Boden die Früchte der Nahrung adzwingen, wo er dere Stufen der geistigen Fähigkeiten und Ansichten. Und|| sein Vich sorgfältig in warme Ställe einschlieffen muß, wie in vielen christlichen Kirchen der unwissende Haufe || damit es nicht im Frost des Winters verderbe, ist er selbst vor den todten Bildnissen heiliger Sterblichen kniet, und rauher, ernster. Sein Blut ist gleichsam kälter. Kraft von den Bildnissen sebst wunderbare Wirkungen erwartet, ist sein Stolz. Der Verstand ist in ihm vorherrschend, während doch dieselben für den Befferunterrichteten nur seine Einbildungskrafe minder lebendig, oder düster, wie als Erinnerungsmittel dastehen, vor ihnen das unver-fein wolkenreidzer Himmel. Und ernst ist auch feine Relis gängliche Heilige zu verehren, nicht in ihnen deren Kraft gion. Ihn erquickt darin mehr der Gedanke, als das anzubeten: so wird auch bei denen, welche Heiden heißen, || Bild. Seine Kirchen find einfach und ohne großes Prachts großer Unterschied der Vorstellungen bei derselben Sache || wesen, wie seine Landschaft im größten Theile des Jahsein, die äusserlich von Allen auf einerlei Art verrich: ||res. Er liebt Freiheit des Muthes, wie des Urtheils. tet wird. Darum find selbst seine Könige durch Gefeße und Stände

Und warum diese große Abweichung menschlicher Vor- || beschränkt. Auch in der Kirche will er keinen höchsten ftellungen unter einander vom höchsten Wesen, welches | Priester und bindende Macht eines Spruches anerkennen. doch Alle suchen und Alle verehren, wenn auch auf ver- Wer ändert ihn? schiedene Art ? Warum diese Vielförmigkeit der Re- In den warmen Ländern ist feuriges Blut, lebendiligionen? gere Einbildungskraft. Der wolkenlose freundliche Hims Geschöpf! welche Rechenschaft forderst du vom Schö:|| mel, die bunte Pracht der Erde, die brennenden Farben pfer? Diese Mannigfaltigkeit war sein heiliger Wille.der Blumen und Vögel, Alles in der Natur wirkt mächs Öder zweifelst du, daß auch etwas ohne seinen Willen tiger auf die äussern Sinne. Das kühle Urtheil des Nordfein könne? Hat er es gewollt, so lagen erhabene Zwecke || länders, deffen schmuckloser Gottesdienst, find dem Bein seiner Absicht, die wohlthätig sind, obgleich dein bewohner der mittäglichen Himmelsstriche ungenügend. Diegrenzter Verstand sie nicht ergründet. Ueberall in feinen ser schmückt seinen Glauben mit den Gebilden der EinbilSchöpfungen ist die unendlichste Mannigfaltigkeit von Erdungskraft, wie seine Kirche mit allem Pomp des Aeufscheinungen sein Gebot. Welche Buntheit der Farben, || ferlichen und dem Glanz ́aller Farben. Sinnlicher, weichGestalten und Eigenheiten der zahllosen großen Weltkör-licher, üppiger, bereitet seine Kirche ihm Feste um Feste; per des Himmels, der Steine, der Gewächse, der Thiere, || heftiger in seinen Gefühlen, wird er geneigter zur Flucht der Menschen auf Erden! welche Abweichungen eines in Einöden, zur Ertödtung des Fleisches, zur gortgez Menschen vom andern, und des einzelnen Menschen von weihten Selbstmarter. Im Wechsel feiner Empfindungen sich selbst, in seinem verschiedenen Alter von der Kindheit und Gelüste sich nie gleich, ungestüm einmal, und einbis zur Greisenschaft! Wer kann denn nun fagen, welche mal feig, sieht er in seinen Königen willkührliche GebieBildung und Art zu fein eigentlich von allen die vollkom=|ter, und in den Oberhäuptern der Kirche auserkorne, ge

weihte, untrügliche Dolmetscher des Himmlischen. Werich, Du, dem Alle gehören, der Allen gehört, auch ich schafft seine Natur um ? bin Dein Kind.

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Sogar in den gemäßigten Strichen der Erde findet! Ich kann Dich anbeten, darum darf ich, darum foll man solche entgegengesette Eigenthümlichkeiten, je nach: || ich beten zu Dir, ohne welchen meine Seele nichts, mein dem die Länder der kältesten oder heisfesten Weltgegend || Leichnam ein umherwehender Staub wäre. Ich kann be näher liegen. Daher mußte selbst in der christlichen Reten, darum steigt mein Geift mit schaurigem Entzücken ligion und Gottesverehrungsart große Abweichung ent=|| in den Gedanken Deiner Herrlichkeit zu Dir empor und springen. In den nördlichen Reichen unsers Welttheils erschwingt der menschlichen Geister allerhöchste Höhe find die einfachen, mehr den Verstand ansprechenden, die Erkenntniß Deiner Majeftät. schmucklofen Gottesverehrungen der Lutherischen und Re Anbetung, Preis und Dank Dir, daß Du, Barmformirten herrschend; in den Ländern gegen Mittag wal-herziger, Dich mein erbarmtest, ehe ich war, und mich tet mit Majestät und alle Gefühle befeligend die katholische aus dem Schoose des Nichts mit Deiner Allmacht hervors Kirche. Hier ist Einheit und Alleinherrschaft des Glau- riefft; daß Du meine Augen öffnetest, Dich zu finden! bens; dort die Frucht geistiger Freiheit, Trennung in Anbetung Dir und Preis und Dank, daß Du Dei viele einzelne, kleine Glaubensparteien, die Keinen übernen Sohn, meinen Erleuchter, Jesum Chriftum, in die fich erkennen mögen, als ihre Vernunft und ihren Gott. Welt fandtest, auch zu meines Geistes Erleuchtung und Warum verspottet der Norden thörichter Weise den Erlösung von thierischer Finsterniß und den Taumeln der Süden? Warum tadelt er den Glauben und die Kirche, Sünde! Durch seine Liebe ward mir vollkommene Ges in welcher Millionen Glückseligkeit und Seelenruhe fin-rechtigkeit, und meinem ganzen Dasein die Wurzel des den? Sende deinen dunkel bewölkten Himmel, deine halb- ewigen Lebens. Denn Dich kennen, ist eine vollkommnene jährigen Winter, deine Tannenwälder über die blühenden Gerechtigkeit, und Deine Macht wissen, ist eine Wurzel warmen Mittagsgefilde: dann erst können die Bewohner des ewigen Lebens. derselben sich in deine wärmenden Pelze hüllen und den Werth deiner einfachen Gottesverehrung erkennen. Warum verdammt mit frevelndem blinden Eigendünkel der Mensch im Süden den geistigen, von Bilderprunk entkleideten Glauben des Nordländers? Warum verurtheilt er sie, die Jefum verehren, und die, wie er, auf Thätigkeit und Kraft der Tugend dringen, als Verlorne und von Got tes Liebe Verstoßene ? Reize mit dem Saft deiner Pflanzen ihre Nerven, erwärme mit der Sonne deines Himmels ihren Boden, und treibe ihren Monate langen Schnee auf ewig von ihren Fluren, dann werden sie zu dem Altar zurückkehren, an welchem du betest.

Aber auch sie sind Deine Kinder, in deren Nächten noch keine Sonne der Wahrheit aufstieg; denn Alle schufft Du, Alle rufft Du, Ale suchen Dich, Alle beten zu Dir! Und ob sie beten im Walde oder auf den Hügeln der Berge, oder in hochgebauten Tempeln von Stein und Erde, oder im Schatten des alten Baumes; ob sie Dir Weihrauch anzünd, oder Brandopfer auf Altären, oder fromme Gelübde darbringen im Herzen; ob sie Dich fins den im unendlichen Al, oder im glänzenden Tagesgestirn, in der Kraft des vernunftlosen Thieres oder in der Heilig, keit des von Dir gemachten Bildes - sie sind Deine Kin= der, ihre Sehnsucht sucht Dich und ruft Dich, wie Dich meine Sehnsucht sucht und ruft.

Es ist ein trauriger Beweis von der Unwissenheit und Rohheit der Menschen, daß sie sich tadeln und hassen, O du unendliche Vollkommenheit, was sind wir Stauweil sie einander nicht gleich stehen. So wenig auf Er besgeschöpfe vor Dir! Wer darf vor Dir fich der Weiss den jemals einerlei Sprache, einerlei Kleidung, einerleiheit und Wahrheit und vollkommenen Erkenntniß rühs Lebensart möglich ist, so wenig wird jemals auf Erden men? Die Weisheit der einsichtvollsten Sterblichen und einerlei Kirchenpartei statt finden, auch wenn sich einst die Dürftigkeit der Erkenntniß des Wilden auf den Inalle Knie im Namen Jesu Chrifti beugen, und Jesu Lehre || feln des Meeres, sind vor Dir kaum eines Haares Breite endlich alle Sterblichen befeligt. Darum sei fern von mir, von einander getrennt. Du bist hoch über Alle; Alle daß ich verachte oder schelte, die nicht mein Glaubensbefegnend, Alle liebend! Du ordnest die Welt, und haft kenntniß aussprechen! Fern sei von mir, daß ich die Ehri- || diese Kreise der Erde gezogen und sie mit Deinen Mens ften in den verschiedenen Kirchen verdamme, die nicht eins fchen bevölkert. Du hast es angeordnet, daß nicht alle find mit der Kirche, welche für mein Gemüth die allein auf gleiche Weise Dich anschauen und verehren. Warum feligmachende ift! Alle, Alle, find Deine Erlöseten, follte ich die haffen, welche nicht glauben und nicht sehen, Alle die Dich fürchten und Deine Gebote halten, Vater wie ich? Warum die verdammen, und des ewigen Elends im Himmel. Nicht ihr äusserlicher Gebrauch, nicht ihr werth halten, die Du lieb hast, wie mich, und anders Meinen, fondern, wie Jesus spricht: das ist das ewige denken, empfinden, beten, als ich, weil sie nicht anders Leben, daß sie Dich, daß Du allein wahrer Gott vist, können nach Deinem Willen? Wer recht thut und Dich und den Du gefandt hast, Jesum Christum, erkennen. fürchtet, der ist Dir angenehm in allerlei Volk; nicht (Joh. 17, 3.) die Person, nicht die Meinung, nicht die Vorstellungsz

will lieben, wie Du, und in stummer Demuth Deinen O du Alles mit gleicher Liebe Umfangender, ja, ich Willen verehren. Amen.

O Du, Unbegreiflicher, Segnender, Allesumfangen-art siehest Du an. der, Allesdurchdringender, Allesliebender! Du, den das Geschlecht der Sterblichen seit Jahrtausenden in tausend Sprachen, in tausend verschiedenen Vorstellungen, Tems peln, Moscheen, Kirchen, Schulen, Hainen und Berghöhen anbetet! Einziger! Lebendiger! mein Gott! höre im Lobgesang Deiner Kreaturen, höre im hohen Lied der Miriaden Sonnen, welche durch Deine Himmel fliegen, auch meines Mundes frommes Stammeln! Denn auch

272.

Die Erdbewohner und ihre Religionen. 8 weiter Theil

Matth. 7, 16-20.

Hilf, daß auf der ganzen Erde
Deines Willens Heiligkeit,
Großer Gott, empfunden werde!
Alle Völker, weit und breit,
Alle Werke Deiner Hände,
Müssen Dir gehorsam sein;
Alle Deiner Huld fich freu'n,
Bis an Deiner Schöpfung Ende.
Nur wer Deinen Willen thut,

Deffen Glaub' ist wahr und gut.

Allerdings kann die Mannigfaltigkeit der Religionen, die man bei verschiedenen Völkern des Erdbodens findet, Erstaunen erregen. Wenn man aber die Ursachen dieser Wielgestaltigkeit beobachtet, erscheint uns dieselbe weniger wunderbar. Wir begreifen es, daß die Verschiedenheit des Einflusses des Himmelsstriches, der Umgebungen, der Nahrung, auf das Gemüth der Menschen ungemein groß sein, und, wie in ihrem Temperament, auch in ihrer Denkart Verschiedenheit hervorbringen müsse.

tesglaube lag, und bei denen sonst weder Opfer für die höhern Wesen, noch Spuren von Erwartung einer Forts dauer nach dem Tode gefunden werden. Aber aus dem Gottesglauben ging, wie aus einem Keim, bald die Frucht und Hoffnung, das Gebet und der Opferdienst, also der Anfang zur Religiosität, hervor; endlich auch der Gedanke an die Unsterblichkeit, Lohn und Strafe jens seits des Grabes. Nun gestaltete sich diese Urrcligion nach Maßgabe der Erfahrung und Gemüthsarten der Nationen weiter aus, und es entstanden die Abweichungen.

Die Menschen, als sinnliche Wefen, fuchten sich von jeher, wie noch heute, das, was eigentlich nichts als Gedanke war, zu verfinnlichen, um es deutlicher zu denfen. So machten sie sich von ihren Gottheiten erft sichtbare Ebenbilder: bald war der Stier, als Sinnbild der

Stärke durch die Kraft seiner Hörner, bald die Schlange, als Sinnbild der Klugheit und Fruchtbarkeit, zugleich das Sinnbild der unsichtbaren Gottheit. Es entstand durch Verwechselung des bloßen Zeichens mit dem, was es bezeichnen sollte, der Gößendienst, die Bilderanbetung. Es wurden bleibende Altäre, bleibende Wohnungen der Gottheiten, oder Gößentempel erfunden, bleibende Dies ner der Gößen, oder Priester angestellt, und Alles, was im Innern des Gemüthes als Gedanke und Gefühl gewes Inzwischen bemerke ich in aller dieser Mannigfaltig fen, trat in das sinnliche Leben verkörpert über. Wir fin= keit der Glaubensmeinungen eine gewiffe Ueberein den daher bei allen Völkern, neben ihrer Religion, gleichstimmung in den wesentlichen Dingen, ohne || fam die finnliche Hülle derselben, die Kirche; oder nez welche die Religion nicht mehr Religion sein könnte. Dies ben der innern Gottesfurcht den äussern Gottesdienst ? Wesentliche aller Religionen ist immer: Glaybe an Von Zeit zu Zeit standen nun Männer von höhern Gottheit, Verhältniß des Ment *en zum Göttlichen, || Einsichten, oder Männer auf, die Gott selbst weihete, und Wirkung solches Verhältnisses auf ein Leben nach || Licht in der Geisterwelt zu verbreiten und feine würdigere dem Tode. Wie in der chriftlichen Religion, so finden Erkenntniß zu offenbaren. Ein solcher Gottgefandter war wir diese Hauptfäße felbst bei den wildesten Völker-Moses. Aber auch Perser, Juden, Chinesen und fast stämmen. alle alten Völker rühmen sich, wo nicht göttlicher Offen=

So lange der Verstand der Völker noch unerleuchtet || barungen, doch sehr erleuchteter Weisen, welche ihren ift, werden auch diese drei Dinge von ihnen äusserst un-Vätern eine bessere Erkenntniß Gottes und der menschliz vollkommen gedacht werden. Auch bei den Heiden ist || chen Pflichten gegeben haben. Manche Völker hielten Glaube an Gottheit, aber sie bevölkern Erde und Him- || diese Weifen des hohen Alterthums für etwas Göttliches, mel mit vielen Göttern. Auch sie fühlen ein unvermeid- || und erwiesen ihnen auch göttliche Verehrung. liches Verhältniß zwischen sich und den Göttern, von Dies alles mußte nothwendig zur noch größern Verdenen sie alles Böfe fürchten, alles Gute hoffen. Darum mannigfaltigung der Religionen auf Erden beitragen, so erkennen sie gewisse Pflichten an, welche der Mensch ge-wie die Gottesverehrungsarten. Ungeachtet der Urkeim gen die Götter habe. So sind die Opfer entstanden. Auch der Religion überall derfelbe gewesen war, hatte er sich, ist in ihnen heller oder dunkler die Vorstellung von einem ||je nachdem er in verschiedenem Boden aufkeimte, in unLeben nach dem Tode, auf welches ihre Götter großen |[endlicher Verschiedenheit entfaltet. So bringt der gleiche Einfluß haben. Same zwar die gleiche Pflanzengattung überall hervor,

Je ungebildeter ein Volk ist, je verworrener ist def- || aber unter tausend Pflanzen derselben Art ist keine in allen fen Religionsbegriff. Aber auch diese kindischen Vorstel-Theilen ganz wie die andere beschaffen.

lungen der Menschen von göttlichen Dingen beurkunden Ein jedes Volk, von Kindheit auf in die Religion die Erhabenheit des Menschen über das Thier, und daß || feiner Väter eingeweiht, hielt die feinige immer noch für fich die Gottheit in ihm geoffenbaret habe. Denn woher die beste und wahrste. Gewohnheiten und früh einsonst der Gedanke an Gott, Ewigkeit und Menschen gefogene, nachher schwer zu entwurzelnde Vorstellungen, pflichten? Daß man weiß, daß Gott sei, sagt Paulus, wirkten auf die Denkart des einzelnen Menschen, wie des ist den Heiden offenbar, denn Gott hat es ihnen offenba- ganzen Volks. Und so haben die Religionen gewiß nicht ret, damit daß Gottes unsichtbares Wesen, das ist, seine || minder auf Sitten, Gebräuche, Gefeße und Staatsver= ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen; so man das fassungen zurückgewirkt, als die Beschaffenheit des Himwahrnimmt an den Werken, nämlich an der Schöpfung || melsstriches, unter welchem die Völker wohnten, auf die der Welt: also, daß sie keine Entschuldigung haben. Gestaltung ihrer religiösen Vorstellungen und kirchlichen (Rom. 1, 19. 20.) Meinungen gewirkt hatte. Und dies sowohl, als daß Je mehr sich die Völker ausbildeten und reif wurden, || Jedem seine Religion das Höchste und Heiligste ist, welje mehr machten sie Zufäge zu den uranfängliches er sich nicht antasten und entweihen lassen kann, ohne chen Religionsbegriffen. Es mag Völker gege- sein ganzes Verhältniß zu allem Wahren und Guten und ben haben und noch geben, in denen bloß erst der Got Großen zerstören zu lassen, macht die Völker in Relis

gionsangelegenheiten unduldsam gegen einander. Diese abänderlich, wie die Verschiedenheit der menschlichen Unduldsamkeit ward eine neue und mächtige Befestigung Naturen. jeder Religion, daß sie sich nicht leicht mit einander ver mischen, oder ganz ausrotten ließ. So war auch von die- || fer Seite die Vereinbarung aller Religionen in eine ein= zige erschwert oder unmöglich gemacht.

Welche aber ist nun von allen Arten der auf Erden vorhandenen Religionen die beste?

Diese Frage ist schon oft aufgeworfen worden zwischen den Glaubensparteien, und gab zu diesem Streit Anlaß. Sehr natürlich mußte aus der Ueberzeugung jedes Denn weil jede Partei bewies, daß ihre Ueberzeugung Einzelnen vom heiligen Werth und der Wahrheit seines || die wahrste und befeligendste sei, und daß sie in der MeiGlaubens, und aus der liebevollen und dankbaren Vernung der Gegenpartei Irrthum und nirgends Gemüthsehrung feines Glaubensstifters folgen, daß man Andere, beruhigung fände, fo war nie an Vereinbarung der Ges die anders glaubten, entweder für Verwirrte und Unwif- || finnungen zu denken. Doch ward mit solchem Streit zus fende, oder für Boshafte und Gottlose hielt. So ent- gleich eben so oft bewiesen, daß nicht jede Glaubensart wickelte sich mit dem Religionshaß die Wuth der Reli- für jeden Menschen gleich einleuchtend, gleich wohlthuend gionskriege, welche in der Geschichte des menschlichen Ge- und passend sei; daß mithin für verschiedene Völker verschlechts blutige Flecken hinterlassen haben, und durch die || schiedene Glaubensarten sein müssen, und daß diejenige Natur der Dinge felbst unvermeidlich und nothwendig wer=|| Religion für Jeden die beste sei, die feinem Wahrheitsden. Nur wer, gleich einem unmündigen Kinde, so un- || finn am meisten entspricht, und ihn im Gemüth am meisten gebildeten Geißtes ist, daß er noch keine feste Meinung, befeligt. Darum kann die Glaubensart und Vorstellungskeine Wahrheit, kein Heiliges hat, kann gleichgültig ge- || weise des Kindes nicht die eines Mannes, und die Glauz gen das bleiben, was ein Anderer für wahr und heilig || bensweise eines rohen, gedankenarmen Wilden, nicht diejez hält. Es gehört schon eine hohe Geistesentwickelung dazu, || nige eines helldenfenden, erfahrungsreichen Menschen sein. um das Wesentliche vom Unwesentlichen, das Nothwen Weil aber die Vorstellungen und Einsichten des Mans dige vom Hinzugekommenen zu unterscheiden, und einzu= || nes und des Weisen offenbar edler sind und wahrer, als fehen, daß Meinung, Gefühl, Ueberzeugung und Hei- || diejenigen eines unmündigen Kindes, oder eines rohen ligthum des Einen nicht Sache Aller fein könne, und man || Wilden, so folgt, daß auch die Religion desjenigen edler daher nochsichtvoll und duldend sein müsse. und wahrer sein miksse, welcher weiser ist, als alle übriz

Gegen Unwissende und Verirrte sind wir weit scho- || gen Menschen sind. nender, als gegen solche Menschen, die recht absichtlich Wer nun endlich aber ist der weiseste von allen boshaft sind. Gegen jene empfinden wie oft Mitleiden, Sterblichen je gewesen? Woran soll ich seine höhere während uns die Abscheulichkeit von diesen empört. Leute, || Weisheit erkennen, oder woher wiffen, daß seine Lehre deren Religionsmeinungen durchaus von denjenigen ver- die edelste von allen sei? Ohne Zweifel muß sich dies schieden sind, in welchen wir erzogen wurden, pflegen || aus den Wirkungen der Lehre ergeben. Viele sind uns nur als Umwissende und weit von der Wahrheit Ver- gekommen und haben Religionen geftiftet oder abgeändert. lorne zu erscheinen. Wir bedauern sie. Wenn hingegen || Jesus Christus wies das Menschengeschlecht an, wie es Personen mit uns in den Hauptgrundsäßen übereinstim=|| dieselben würdigen müsse, und gać den unfehlbaren Maßmen, aber in Nebendingen, oder Folgerungen einer an: stab. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen! sprach er. erkannten Wahrheit von uns abgehen: so wird uns die Ur- Kann man auch Trauben lesen von Dornen, oder Feigen fache ihrer Abweichung fast unbegreiflich. Wir werden von Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringt gute geneigt, zu glauben, daß sie vorfäglich und zum Trok, Früchte, aber ein fauler Baum bringt arge Früchte. Ein oder aus eigennützigen Beweggründen, nicht denken und jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abz fehen wollen, wie wir, ungeachtet sie doch der Wahrheit || gehauen und ins Feuer geworfen. Darum an ihren Früchs ganz nahe sichen. Daher entspringt Haß; daher, daß || ten ́sollet ihr sie erkennen. (Matth. 7, 16 — 20.) diejenigen Glaubensfekten und Kirchenparteien einander Der gute oder nachtheilige Einfluß der Religion auf immer am allergrimmigsten verfolgt haben, welche einan: || die Sittlichkeit und Glückseligkeit einzelner Menschen und der am nächsten waren. Nie haben die Christen wohl so || Nationen ist unverkennbar. Schon aus der Veredelung großen Zorn gegen Heiden empfunden, als in den Zeiten der Völker läßt sich auf die Vortrefflichkeit ihres Glaus der großen Kirchenspaltungen Katholiken und Protestanten, die beide Jefum Chriftum als ihren göttlichen Lehrer und Seligmacher verehren, wider einander hegten.

bens schlieffen. Die Religion Moses, mit vielerlei Opfern, Zeremonien, Waschungen und Beschneidung, was nur für warme morgenländische Gegenden, nur für ein aus Es ist in der That nur eine einzige Religion unter der Sklaverei in die Freiheit geführtes Volk passend. Sie den Völkern, aber es gibt viele Religionsarten. Es kann war nur eine besondere Nationalreligion, und Jehova nur eine Religion geben, weil nur ein Gott ist, dem darin ein wahrer Nationalgott. Darum hieß das Volk Alle zugehören, nach welchem sich alle Herzen hin- der Juden das einzige auserwählte Volk Gottes; darum wenden. Und in so fern haben alle Menschen nur ein en || jedes andere Volk weniger der göttlichen Liebe theuer; Glauben, nämlich der Gottheit; nur eine Pflicht, darum ward das jüdische Volk in sich selbst ein abgeschlofz die aus dem Verhältniß des Menschen zu Gott entspringt, fenes Ganzes, alle anderen Nationen als geringer von sich nämlich die Liebe; nur eine Hoffnung, nämlich die ausschlieffend, ihnen wie allem Fremdartigen feindselig. des vergeltenden Lebens nach dem Tode. Aber es gibt Daher bljeben die Juden in den Fortschritten des menschviele Religionsarten, oder mannigfaltige Gestalten des lichen Geistes hinter andern Nationen zurück; sie wurden Glaubens in den Vorstellungen; der Liebe in den als ein aberglaubiges, selbstsüchtiges und eigensinniges Handlungen gegen Mitmenschen; der Hoffnung in den Volk verachtet. Und wahrlich, eine Religion, welche Bermuthungen über die Beschaffenheit des zukünftigen folche Wirkungen hervorbringt, sollte fie unter allen die Dafeins. Die Verschiedenheit der Religionsarten ist un- befte sein?

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