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bestehen in flaschenförmigen Körpern mit eiförmigem Balg und engem Hals, welcher auf der Oberfläche des Schleimhautepithels mündet, in welches die Flasche eingesenkt ist. Die äußere Schicht der Flasche bilden spindelförmige Epithelzellen, die sogenannten Deckzellen, während das Innere mit den Geschmackszellen (b Fig. 3) angefüllt ist, welche in der Mitte

einen großen Kern besigen, am breiteren oberen Fortsaz spiz endigen und nach innen einen dünnen fädlichen Fortsah aussenden, welcher wahrscheinlich mit einer der in die Papille ein= dringenden Nervenfasern in Verbindung steht.

Bei längerer Einwirkung desselben Geschmacks tritt Ab= stumpfung ein. So z. B. schmeckt der erste Schluck eines guten Weins besser als alle folgenden. Man kann aber dem Geschmac

Fig. 3.

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zu Hilfe kommen, indem man kontrastierende Geschmacksempfindungen miteinander wechseln läßt. Dadurch würde ein nachdenkender und umsichtiger Koch große Erfolge erringen. Manches Derartige hat der bürgerliche Haushalt schon instinktiv eingeführt. Mit Recht sagt man, daß manche Speisen nicht zu einander passen. Will man aber, namentlich bei Getränken, bei derselben Sorte bleiben, ohne den Geschmack abzustumpfen, so giebt es ein sehr einfaches Mittel, welches besonders beim Weingenuß zu empfehlen ist, nämlich die Interpolation eines geschmacklosen oder indifferenten Körpers. Dazu eignet sich am besten gutes Trinkwasser. Man nehme, bevor man einen neuen Schluck Wein genießen will, jedesmal vorher einen Schluck Wasser zu sich. Die Wirkung ist erstaunlich. Der Wein schmeckt dann immer wieder wie der erste Schluck. Auch beim Kaffeetrinken ist dieser Kunstgriff sehr zu empfehlen. Beim Weingenuß kommt noch dazu, daß derselbe unter solchen Umständen für die Gesundheit weit zuträglicher ist.

Die kleinsten, eben noch schmeckbaren Mengen liegen für Zucker bei 1,2 Prozent, für Kochsalz bei 0,2-0,5, für Schwefelsäure bei 0,001 und für schwefeljaures Chinin bei 0,003 Prozent. Aloeauszug giebt noch bei 12500facher Ver= dünnung einen deutlich bitteren Geschmack und noch in 900000facher Verdünnung soll der Bitterstoff erkennbar sein beim Vergleich mit reinem Wasser.

Der Geschmackssinn hat insofern eine Analogie mit dem Geruchssinn aufzuweisen, als der Geschmack besonders stark hervortritt, wenn der Schmeckstoff in flüssiger Form rasch über die schmeckende Zungenfläche hinweggeführt wird. Deshalb schmeckt man Getränke weit deutlicher, wenn man schlürft, was auch die Weinkoster bekanntlich thun beim Probieren.

Nicht unwichtig ist die Beobachtung, daß Mischungen zweier Stoffe bisweilen ganz verschiedene Geschmacksempfindungen rege machen. So schmeckt eine Mischung von Kochsalz und Zucker weder salzig noch süß, sondern sehr ekelhaft.

Ueber die Nachgeschmäcke giebt es bis jetzt wenig Brauchbares. Der saure Geschmack nach dem Genuß von Zucker ist wohl der Milchsäurebildung zuzuschreiben.

Schon Forster macht darauf aufmerksam, daß die verschiedenen Völkerschaften auf der Erde ganz verschiedenen Geschmack haben. De gustibus non est disputandum. In der That versuchte man vergebens den Grönländer zu überreden, daß Thranöl nicht der wahre Göttertrank sei; so wie es wahrlich auch verlorene

Mühe wäre, unseren Gaumen mit diesem ekelhaften Walfischfett aussöhnen zu wollen" 1).

Selbstverständlich würde die Not und die durch die Not bedingte Gewohnheit uns zwingen zum Genuß jeder noch so ekelhaften Speise, denn der Selbsterhaltungstrieb ist größer als jeder andere, und von zwei Trieben, welche miteinander in Widerstreit geraten, siegt unter allen Umständen der stärkere. So hat man sich's zu erklären, daß Nordpolfahrer in Zeiten der Not Leder verzehren, ja nicht selten zu Kannibalen geworden sind und vom Fleisch der verstorbenen Gefährten ihr Leben gefristet haben. Haben Not und Gewohnheit einmal zum Genuß einer anfänglich abscheulich schmeckenden Speise geführt, so wird sicherlich der Geschmack nach und nach abgestumpft, und was vorher abscheulich schmeckte, wird gleichgültig, ja vielleicht mit der Zeit wohlschmeckend. Man braucht aber gar nicht zu den Grönländern zu gehen, um wahrzunehmen, daß der Geschmack der veränderlichste und unzuverlässigste von allen Sinnen ist, und daß in der That sich über den= selben nicht streiten läßt. Es ist mehrfach vorgekommen, daß Anatomiediener den Spiritus der anatomischen Präparate abgetrunken haben. Sie haben also nicht bloß den schlechten Geschmack, sondern auch die Vorstellung des Etels überwunden. Der Selbsterhaltungstricb ist also keineswegs der einzige, welcher anderen Trieben über den Kopf wachsen kann. Mit der Trunksucht ist das kaum in geringerem Grade der Fall.

Aber nicht einmal so weit braucht man zu gehen. In jeder Familie sieht man Beispiele davon, daß ein Mitglied derselben diese oder jene Speise nicht essen kann, welche den übrigen vortrefflich mundet. Und wie sehr wechselt der Geschmac in einem und demselben Menschenleben. Der Geschmack ist der Ausbildung fähig, gerade wie der Geruch. Schon daraus geht hervor, daß er für die Aesthetik keineswegs so bedeutungslos ist wie das Wärmegefühl oder das Schmerzgefühl.

Die höchste Steigerung der Geschmacksbildung ist nur den überhaupt feingebildeten und gesitteten Völkern gegeben. Die Feinheit des Geschmacks hängt aufs innigste mit der ganzen ästhetischen Ausbildung zusammen. So sagt auch Forster (a. a. D. S. 367): „Nichts ist also gewisser, als daß die Bildung der Geschmackswerkzeuge nicht lediglich auf die Befriedigung des Hungers und des Durstes, noch auch ganz allein auf die Sicherheit vor dem was schädlich ist, ab= zwecken kann. Im Gegenteil, so vielfältig man auch die Teleologie in der Naturkunde mißbraucht, so gewiß sie oft auf ein bloßes Wortspiel hinausläuft, und so wenig Absolutes sie überhaupt haben mag, so ist doch im gegenwärtigen Fall entschieden, daß die Veränderungen, die der Genuß wohlschmeckender Speisen in uns hervorbringt, uns zunächst auch wahres Vergnügen gewähren sollten, und daß es die Natur verleumden hieße, wenn man behaupten will, sie habe dem Menschen zwar Ansprüche auf ein frohes Dasein verliehen, jedoch die Mittel dazu von allen Seiten versagt. Man sollte denken, es verstünde sich von selbst, daß die Fähigkeit zu genießen auch eine Bestimmung dazu mit in sich schließt, sobald die Gegenstände des Genusses in der Natur anzutreffen sind." „Es scheint uns vielmehr hienieden alles so ineinander zu greifen, und wechselsweise bald Wirkung, bald selbst wieder Ursache zu sein, daß die Verfeinerung der Sinnlichkeit, mithin auch die Leckerei, so wie sie nur bei fultivierten Völkern entstehet, auch wieder ihrer= seits die allgemeine Aufklärung befördern muß. Chne noch auf irgend eine Lieblingshypothese Rücksicht zu nehmen, geben reine historische Fakta schon dieses Resultat. Die dümmsten Völker nähren sich auf die allereinfachste Art; die Lebensart

"

1) Georg Forster, Kleine Schriften. Ein Beitrag zur Völker- und Länderkunde, Naturgeschichte und Philosophie des Lebens. 1. Teil. Neue Auflage. Berlin 1803. IV. Ueber Leckereien. S. 355-392.

der tlügsten ist am meisten zusammengesezt. Die armen Feuerländer, die sich jelten einmal jatt essen mögen, ließen auch die Reisenden im Zweifel, ob sie die wenigen Vorstellungen, deren sie fähig schienen, zur Vernunft oder zum Instinkt rechnen sollten. Wo giebt es rohere Menschen als die bloß fleischfressenden Hirtenvölker im östlichen Asien, die größtenteils nur von Reis leben? Wie verschieden hiergegen ist der Fall so manches handfesten und verständigen europäischen Bauers, der bei einer gemischten Diät, so oft er sich gütlich thut, die beiden Indien in Kontribution sezt, um zu seinem Hirjebrei Zucker und Zimmet zu genießen.

Noch ungleich fruchtbarer an Folgerungen ist aber die von allen Physiologen anerkannte Wahrheit, daß die Eigenschaften der Speisen auch die Beschaffenheit der Säfte verändern und folglich auf die ganze menschliche Organisation den wesentlichsten Einfluß haben müssen. Schon die Krankheiten geben hiervon ein sehr in die Sinne fallendes Beispiel. Allein diejenigen Veränderungen, welche vermittelst der Diät, selbst im Gehirn und Nervensystem stattfinden können, sind vielleicht viel zu subtil an sich, und gehen auch zu langsam von statten, als daß es möglich gewesen wäre, sie zu beobachten; und dennoch liegt schon in der ausnehmenden Zartheit des unbekannten Wesens, welches der Grund der Eigentüm= lichkeit eines jeden Naturkörpers ist, die Möglichkeit, daß es irgendwo in einem Körper, dem es einverleibt wird, sein analoges Plätzchen findet, und irgend ein feines Organ modifiziert. Wir belachen heute, und glauben vielleicht schon morgen an diese Art der Umgestaltung der Sinnes- und Verstandesorgane; denn ein paar genaue Erfahrungen wären hinreichend, sie außer Zweifel zu sehen. Selbst die Empfänglichkeit einer Organisation könnte solchergestalt vielleicht durch den Genuß mannigfaltiger Nahrungsmittel erhöhet werden, und es ließe sich mit einem gar geringen Aufwand von Dialektik am Ende noch wahrscheinlich machen, daß die Menschenfresserei aus einer sehr natürlichen instinktmäßigen Begierde nach Vervielfältigung der Vorstellungen entstanden sei. Wenigstens, möchte man fragen, wer erkennt nicht in dem Spott, wovon der Britte über seinen Nachbarn trieft, die ganze Energie, die einst in seinem Roastbeef und Plumpudding steckte?

Diese Betrachtungen gewinnen noch ein ernsthafteres Anschen, indem wir uns des geheimen Einflusses erinnern, welchen Teile unseres Körpers von ganz verschiedener Bestimmung und Geschäften, die dem Anscheine nach völlig abgesondert sind, auf einander äußern. Wie auffallend sind nicht z. B. die Wirkungen jenes feinen, fast unsichtbaren Konsensus zwischen den Werkzeugen des Verstandes und denen der Verdauung? Wer von allen Physiologen dürfte sich vermessen darzuthun, daß Friederichs Heldenmut, seine unermüdete Thätigkeit, der Adlerblick seines Verstandes und die Blize seines Geistes von der übermäßigen Eßluft seines Magens unabhängig waren? Auch wird kein Sachkundiger leugnen wollen, daß die Stimmung unserer Gefühle großenteils ganz offenbar von der vermehrten oder geringeren Reizbarkeit der Nerven des Unterleibs abhängt; und wenn es wahr ist, daß sich die sanften Regungen des Mitgefühls noch nie bei einem Straußmagen befanden, sondern allemal ein schwächeres Verdauungssystem voraussehen; wie glücklich war es dann nicht für Friederichs Unterthanen, daß Polenta und Nudelpastete ihm besser schmeckten als sie ihm bekamen ?"

Der bloße Instinkt lehrt ein neugeborenes Kind, noch ehe es die Augen öffnet, in Ermangelung der mütterlichen Brust an seiner kleinen Hand zu saugen. Das Gesicht, der Geruch und der betastende Sinn, der in den Fingerspitzen wohnt, sind in der Folge nur die Diener dieses mächtigen Triebs, dessen Gegenstände sie auskundschaften und gleichsam ihm zuführen müssen. Nicht umsonst sind daher die meisten Früchte mit lebhaften Farben geziert; ihr lieblicher Duft ladet schon von fern ein zum Genuß, und das Gefühl, das den Grad ihrer Reife erforscht, spannt oft die Begierde so hoch, daß man eigentlich sagen darf, sie ströme dem

Genuß entgegen. Es giebt allerdings auch Beispiele, wo das rein praktische Bedürfnis der Ernährung zur Entdeckung einer wohlschmeckenden Speise die nächste Veranlassung gab; und hätte nicht der zürnende Hunger, der niemands Freund ist, mit Krebsen und Meerspinnen, mit Austern, Schildkröten und Vogelnestern das erste Experiment gewagt, so wüßte jezt wohl schwerlich ein Aldermann sie unter die Leckerbissen zu zählen. Allein die eigentliche Leckerei ist nicht die Erfindung eines Hungrigen, sondern eine Folge des Nachdenkens über einen gehabten Genuß, ein Bestreben der Vernunft, die Begierde darnach durch andere Sinne wieder zu reizen; und es war sicherlich kein geringer Fortschritt im Denken von der Sorge für den Magen, zu der Sorge für den Gaumen! Es ist immer schon viel gewonnen, wenn das Nervensystem auch nur bei dieser Veranlassung und nur zu diesem Endzweck seine höheren Uebungen beginnt. Das Gedächtnis erhält doch neue Eindrücke; die Einbildungskraft brütet darüber; und selbst die Beurteilungsgabe kann in einem größeren Kreise der zu vergleichenden Vorstellungen wirken. So entwickeln sich fast unmerklich die Begriffe des Nüglichen, Guten und Schönen nebst ihren Gegenbildern, und die Schwingungen des Hirns werden immer feiner und schneller, bis man endlich gar ein Wohlgefallen daran findet, zu denken, bloß um gedacht zu haben; eine Beschäftigung, womit die Menschen auf der höchsten Stufe der Bildung sich entweder die Langeweile vertreiben, oder weil die Extreme wieder zusammen kommen sich ihr Brot zu verdienen suchen.

Urteilen wir ferner, wie billig, von der Wichtigkeit und dem Wirkungskreis einer Ursache nach den Folgen, die wir vor Augen sehen, so wüßten wir keine von so ausgebreitetem Einfluß wie die Befriedigung des Gaumens. Die eigen= tümliche Beschaffenheit verschiedener Gattungen organisierter Körper, das Verhältnis ihrer Menge und Anzahl gegen einander, und mit demselben das äußerliche Anschen der Natur, ist durch diese mächtige Triebfeder menschlicher Handlungen verändert worden. Ohne der Viehzucht und des Feldbaues zu erwähnen, weil sie sich nur in wenigen Fällen auf die Leckerei beziehen, ist schon die Jagd, bei ge= sitteten Völkern, sowie die Zucht des zahmen Geflügels, die Bienenzucht und der Anbau der Fruchtbäume aller Art an sich eine Folge der Verfeinerung jenes Sinnes. Allein welche künstliche Metamorphosen gehen nicht mit den Tieren und Pflanzen selbst vor, um sie für den Genuß einer üppigen Zunge zuzubereiten? Dringt nicht das Messer in die Eingeweide unserer Hühner, um sie zu Kapaunen und Poularden zu verstümmeln? Versteht nicht der Sizilianer, und bei uns der Jude, die grausame Kunst, den Gänsen eine ungeheure Leber wachsen zu machen? Und wer zählt die endlosen Varietäten unseres Obstes, deren jede an Größe, Zeitigung und Geschmack verschieden ist, und die alle ursprünglich von einigen wilden Stämmen mit herben, kaum eßbaren Früchten abgeleitet sind? Wie viele andere Pflanzenarten hat nicht ihr Anbau verdrängt, und wie manche Tierart ist nicht in einigen Ländern ausgerottet worden, damit Rehe und Hasen für uns allein übrig blieben. Doch wie sollten die Menschen auch die Wölfe und Füchse verschonen, da sie um eines Leckerbissens willen im stande sind, einander aufzuopfern. Wir haben zwar keinen römischen Pollio mehr, der seine Muränen mit Sklaven fütterte, damit sie ihm desto köstlicher schmeckten; hingegen treiben wir den Negerhandel, um ein paar Leckereien wie Zucker und Kaffee genießen zu können. Von den attischen Feigen rühmt ein Grieche, daß sie ein Hauptbeweggrund waren, weswegen Xerres die Athenienser bekriegte: und wie noch jetzt der Akajou im eigentlichen Vaterland ein Zankapfel der brasilianischen Völker ist, so haben auch die Spanier, Portugiesen und Holländer um den Besitz der Gewürze blutige Kriege geführt. Gleichwohl dürfen diese zerstörenden Wirkungen geringfügig heißen, wenn man daneben den Zusammenhang des großen politischen

Räderwerks, und auch hier noch die Zunge als bewegende Feder erblickt. Die Leckerhaftigkeit unseres Weltteils unterhält Geschäftigkeit und Betrieb im ganzen Menschengeschlecht. Der ganze Handel von Westindien und Afrika und ein großer Teil des Handels im Mittelländischen Meer beruht auf der ungeheuren Konsumtion von ausländischen Leckereien im Norden; und es ist ein ebenso zuverlässiges als für die Zukunft bedenkliches Faktum, daß das Gold und Silber, welches die Bergwerke von Peru und Meriko liefern, durch die dritte oder vierte Hand für Theeblätter nach China geht. So gewiß aber die Verhältnisse der Nationen gegen einander aus diesen und ähnlichen Ursachen sich ändern und ihre Thätigkeit auf andere Gegenstände und in andere Kanäle lenken werden, so zuverlässig dürfen wir doch den Ausspruch thun, daß Bewegung und Handlung, Entwickelung, Verfeinerung und Aufklärung, mit allen ihren sonderbaren Erscheinungen, von so reizbaren Organen, wie die unsrigen, stets unzertrennlich bleiben, und immer wieder aus dem Schutt veralteter Verfassungen hervorgehen müssen; dahingegen die geringste Umgestaltung, wie etwa nur eine knorpelartige Zunge, uns schlechterdings zu anderen Wesen umschaffen würde."

Die Geschmacksempfindungen werden, wie bereits früher gesagt wurde, in das verlängerte Mark projiziert, unterhalb der Projektionsstelle für das Gehör 1).

Geschmack und Geruch erlangen beim Menschen oft eine erstaunliche Feinheit. Für den Geruch erzählt Muratori ein höchst auffallendes Beispiel nach dem Verfasser der Geschichte der antillischen Inseln. Es soll dort Neger geben, welche, um zu unterscheiden, ob Neger oder Franzosen in einer Gegend gewesen, diese Gegend nur zu beriechen brauchen. Im siebenten Buche De rebus Alphonsi regis wird von einem blinden Jäger erzählt, welcher vermittelst seines Geruches die Lager der Hirsche, Rehe und ähnlicher Tiere ausfindig machte 2).

§ 3. Die Tastempfindung.

Die sensibeln Nerven endigen auf verschiedene Weise in Zellen der äußeren Oberhaut, auch der Oberhaut innerer Organe, und leiten daher Druckwirkungen von der Körperperipherie zu den Zentralorganen, wo sie Empfindungen vermitteln. Man kann diese Empfindungen allgemein als Tastempfindungen bezeichnen; mögen fie nun durch Druck, d. h. durch den Widerstand gegen äußere Materie, oder durch Wärme, Elektrizität u. s. w. eingeleitet werden. Man spricht hier wohl auch von einem Ortssinn. Das ist aber nur Folge unvollständiger Isolierung des Beobachtungsmaterials, denn das, was man hier Ortssinn nennt, ist keineswegs bloße Empfindung, sondern ein sehr verwickelter, aus verschiedenen Elementen zusammengesezter Vorgang, bei dem das Urteil eine wichtige Rolle spielt. Einen Ortsfinn als einfache Empfindung giebt es nicht. Was man so nennt, das ist erst durch lange Uebung und Erfahrung erworbene Fertigkeit. Da der Ortssinn für unseren Zweck gar keinen Wert hat, so schließen wir ihn ganz von der Betrachtung aus. Daß die Lokalisierung einer Tastempfindung erst durch Uebung erworben wird und in der Empfindung gar nicht mitenthalten ist, sieht man besonders daran, daß man bei juckenden Hautempfindungen während des Schlafes oder in schlaftrunkenem Zustand über die betreffende Hautstelle meistens großen Irrtümern unterworfen ist.

') Der Bau des Gehirns ist ganz hübsch allgemeinverständlich für den Laien dargestellt in J. V. Rohon, Bau und Verrichtungen des Gehirns. Heidelberg (C. Winter) 1887. Die seelischen Vorgänge wären freilich besser unerörtert geblieben. Vgl. auch: Albert v. Besold, Das Leben der Nerven. Westermanns Illustr. deutsche Monatshefte, Bd. 11, Nr. 66, März 1862.

*) Muratori a. a. O..T. 1, S. 136. 137.

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