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erste Laut eines jungen Vogels als Ausdruck des Hungers. Der Kenner unterscheidet das Zwitschern der verschiedenen Nestlinge genau und kann die Vogelart darnach unterscheiden.

Aus diesem Zwitschern, welches in einem einigen rasch wiederholten Laut besteht und den Nestlingen beider Geschlechter gemeinsam ist, entwickelt sich niemals der Gesang. Das Zwitschern der Nachtigall z. B. klingt heiser und unangenehm1).

Nach etwa einem Monat beginnt der junge Vogel seinen Ruf, meistens die Wiederholung einer und derselben Note. Der Ruf ist in der Mehrzahl der Fälle beiden Geschlechtern gemeinsam und dient zeitlebens als Mittel der Verständigung.

Ein weiterer Fortschritt ist das Pfeifen. Es ist gewissermaßen der erste Versuch des Nestlings zum Singen, und beginnt bisweilen schon vor Ablauf eines Monats.

Wenn nun der Vogel zum eigentlichen Gesang übergeht, so erhebt er die Stimme, sobald ihm eine Passage geläufig ist, läßt sie aber wieder sinken, wenn sein Versuch nicht gelingen will, gerade wie ein angehender Gesangsschüler. Die Uebungszeit eines Vogels dauert in der Regel 10-12 Monate.

Sehr merkwürdig ist die von Barrington festgestellte Thatsache, daß die Vererbung nur auf die Gesangsfähigkeit des Vogels, keineswegs aber auf die Melodie desselben Einfluß übt. Die Melodie lernt er lediglich vom Vater oder von anderen Lehrmeistern. Ein junger Dompfaff, welcher schon am zweiten oder dritten Tag aus dem Nest genommen und künstlich aufgefüttert worden war, lernte bis zur Unterscheidbarkeit genau den Gesang eines Zauntönigs, des einzigen Vogels, den er vom Fenster aus gehört hatte. Vom Dompfaffen hatte er nicht einmal den Ruf gehört. Die Singvögel verhalten sich in dieser Beziehung genau wie singende Menschen. Der wilde Kanarienvogel hat meistens gar keinen Gejang.

Warum singen überhaupt die Vögel? Darauf giebt es wohl nur eine Antwort: Aus Lebenslust, aus Ueberfülle der jugendlichen Kraft, und wenn der Ausdruck der Lebenslust ein Tribut der Dankbarkeit ist, so darf man auch wohl sagen: Aus dankbarem Gefühl. So viel ist doch wenigstens Wahres daran, wenn der Dichter die Lerche ein Danklied zu ihrem Schöpfer emporschmettern läßt.

Sehr scharfsinnig bemerkt Barrington, daß die weiblichen Vögel wohl des= halb nicht singen, weil sie sich dadurch den Feinden verraten würden. Das Weibchen des Kanarienvogels in der Gefangenschaft hat von Feinden nichts zu besorgen, darum kann es sein freilich geringes Gesangstalent zur Ausbildung bringen.

Es ist nicht leicht, Takt und Tonleiter der Vögel mit dem menschlichen Gesange zu vergleichen. Nur bei den sehr monotonen Vögeln, wie z. B. beim Kuckuck, gelingt es leicht. Der Takt des Vogelgesanges ist oft sehr rasch und ihre Tonlage oft weit höher als beim höchsten Sopran. Daß der Vogelgesang durch= aus den Gesezen der Harmonie folgt, geht schon daraus hervor, daß man, wenn noch so viele verschiedene Vögel gleichzeitig singen, doch niemals eine Dissonanz hört. Es ist das analog der großartigen Harmonie der Natur, welche im Brausen des Sturms, im Säuseln des Zephyrs, im Tosen des Wasserfalls, im Murmeln des Baches uns überracht.

Pechuël-Lösche) berichtet einiges über Ruf und Gesang westafrikanischer

1) Für dieses und das Folgende vergleiche man: Experiments and observations on the singing of birds, by the Hon. Daines Barlington, Vice Pres. R. S. In a letter to Matthew Maty, M. D. Sec. R. S.

2) Die Loango-Expedition. Dritte Abteilung. Erste Hälfte. Leipzig (Paul Frohberg) 1882. S. 250-270.

Vögel. Eigentümlich ist das Geschrei des Lärmmachers oder Schreiadlers (Haliaëtos vocifer). Es ist außerordentlich laut, gellend und lang anhaltend, aber so wechselnd im Tonfall und Rhythmus, daß es sich kaum beschreiben läßt. Bald klingt es wie höllisches Gelächter, bald wie entsetzliches Wehegeschrei, bald wie helles Aufjauchzen ausgelassener Kinder. Wenn diese Tiere bei Sonnenuntergang hoch über eine weite Wasserfläche dahinziehen, so sieht man sie bisweilen ganz plötzlich wunderbare Flugkünfte beginnen, wie in ausgelassener Lust umhertaumeln und scharf zuckende und schüttelnde Bewegungen vollführen, als wären sie von Krämpfen befallen, nach Verlauf einer entsprechenden Zeit hallt dann ihr Geschrei herüber. Am häufigsten hört man sie in früher Morgenstunde, wenn Nebelschwaden den Urwald umweben.

Durch seinen weitschallenden, aber nicht unangenehmen Ruf, sowie durch die Echönheit seines Gefieders fällt der Riesenhelmvogel Turako oder Koko (Corythaeola cristata, Turacus giganteus), ein häufiger Bewohner der Galleriewaldungen, dem Reisenden auf. Sein Ruf besteht aus zwei Teilen, welche der Vogel im Sigen beide nacheinander vorträgt, während er im Fluge nur den zweiten Teil hören läßt. Der erste Teil ähnelt dem Pfauenschrei, ist aber weit harmonischer und gewissermaßen nach abwärts harppeggierend. Man könnte ihn durch „kuriu“ wiedergeben. Der zweite Teil lautet genau wie „kok, kok, kok“ und wird vom Vogel getrennt, aber in rascher Folge, acht bis zehnmal hintereinander hervorgestoßen. Man hört diese Töne bis auf große Entfernungen. Das anmutige Treiben dieser Vögel beschreibt Pechuël-Lösche folgendermaßen: „Mit rauschenden Flügelschlägen steuern sie in gerader Linie von einem Ufer zum andern oder laufen ungemein hurtig und kokett tänzelnd auf dem Astwerk der Bäume entlang, hüpfen hinüber und herüber und sind immer in Bewegung. Am Tage sieht man sie gewöhnlich allein oder zu zweien ihrer Nahrung nachgehen, die nur aus Blattknospen und Beeren zu bestehen scheint, und man vernimmt allenthalben ihren Ruf. Wenn die Sonne sinkt, gesellen sie sich gern zu einander. Zunächst hebt ein einzelner im Wipfel eines hohen Baumes am Wasser oder an einer Waldwiese an und läßt sein,kuriu, kuriu! kok, kok, kok! erschallen; andere antworten; er fliegt zu ihnen oder sie kommen herbei. So fällt ein zweiter und dritter ein, während das Rufen und Locken andauert; ein vierter folgt, wohl auch ein Pärchen, bis manchmal an zehn bis fünfzehn im obersten Geäst verstreut beisammen sind. Sie fizen still oder laufen hin und wieder, jagen einander bis zur äußersten Epiße oder hocken traulich Seite an Seite. Bisweilen erhebt sich die ganze Gesellschaft plötzlich mit lautem .kok, kok und fliegt einem anderen Baume zu und streicht vielleicht auch von dort nochmals ab. So bleiben sie bis zur vollen Dunkelheit in Bewegung, wenn längst die übrigen Vögel ruhen, und manchmal flingt noch eine Stunde später vom schließlich gewählten Schlafbaum traulich ein vereinzeltes, leises kuriu' herab."

Der große afrikanische Kuckuck (Centropus Aselli) besigt einen oft in Heulen ausartenden Ruf, welcher aus einem oft und rasch hintereinander wiederholten dumpfen „ku-ku-ku" besteht und durch folgende Noten sich veranschaulichen läßt:

Pechuël-Lösche äußert sich über den Vogelgesang der Loangoküste folgendermaßen: Wo das Auge sich erfreut, geht auch das Chr nicht leer aus. Unschöne, dumpfe, gellende, kreischende Laute vernimmt man freilich oft genug, wenn man

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nur in die Weite horcht, doch fallen diese in der Savanne bei weitem weniger auf als das volltönende Flöten, das anheimelnde Girren und Rucksen der allgegenwärtigen Würger und Tauben. Wendet man aber seine Aufmerksamkeit auch den aus der Nähe kommenden Stimmen zu, so erklingt zwischen dem Schirpen und Zwitschern der gefiederten Kleinen manch hübsche und anmutige Strophe nicht geringer an Wert als die Mehrzahl der Leistungen unserer einheimischen Sänger. Auch binden jene sich an keine Jahreszeit, sondern singen ihre leisen einfachen Weisen immerfort und werden bloß im August und September, vor Beginn der Regenzeit, wenn sie mausern, etwas schweigsamer. Meistersänger sind aber neben einigen Verwandten namentlich Criniger simplex und C. notatus, die jedoch, ganz wie die unseren, nicht überall sich hören lassen und lauschige, lockere Buschwälder bevorzugen. An Frische, Wohlklang und Mannigfaltigkeit vereint ihr Gesang die Schönheiten der Mönchsgrasmücke und Singdrossel; er würde sogar am besten dem der Nachtigall zu vergleichen sein, wenn ihm nicht das Schluchzen und Klagen, überhaupt das Melancholische, gänzlich mangelte.

Es wäre vergeblich, ihre Lieder in Noten wiedergeben zu wollen. Besser gelingt es mit den bestimmten, klar gegliederten Strophen mancher anderen Waldbewohner. So hört man in der Niederung des Kuilu einen uns unbekannt gebliebenen Vogel rein und zart acht bis elf Töne der chromatischen Skala abwärts flöten, die lezten länger und leiser, wie nachsinnend, je einmal wiederholen, und dann verstummen, als hätte er den Rest vergessen :

Ein anderer an Flußmündungen nicht seltener Vogel giebt rasch hintereinander, und wohl eine Minute lang, einen und denselben Ton von sich, genau als wenn jemand in der Ferne mit einem kleinen Hammer auf einen hellklingenden Amboß schlüge.

Unvergleichlich an Fülle und Wohlklang ist der Morgengruß des Nuni mkissi, des verzauberten Vogels, welcher ebenfalls am Kuilu, etwa von der Nangamündung an bis zum Bogen von Mindo vorkommt, aber nach dem Glauben der Eingeborenen weder getötet noch erblickt werden kann. Er läßt in abgemessenen Pausen je zwei langgehaltene Töne erklingen, die anschwellend und ersterbend im Intervall einer Quart abwärts aufeinander folgen, so machtvoll und glocken= rein, daß man andächtig lauscht:

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Der Genuß ist selten, da der nicht häufige Vogel nur für kurze Zeit um Sonnenaufgang seine köstliche Stimme erhebt.

Wir vermochten weder diesen noch den anderen Nuni mkissi zu bestimmen, welcher in den Mangrovebeständen des Tschiloango lebt und der Sage nach eine verzauberte Prinzessin ist, daher ebenfalls weder getötet noch erblickt werden kann. Sein eigenartiges, von manchen variiertes Thema ist das folgende:

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Die ungemein lieblichen, zarten Töne werden im leichten Staccato vorgetragen, schwingen aber nach und besigen eine entschieden metallische Klangfärbung. Es haftet ihnen etwas ganz Unbeschreibliches an, als kämen sie von Glöckchen, als würden lose befestigte Stahlplatten mit weichem Klöppel berührt.

Die Strophe eines seltenen, nur am frühen Morgen in den Dornburgen der Savannen um Tschintschotscho musizierenden Vögelchens das mir leider ebenfalls nicht bekannt wurde

klingt genau wie legato gespielte Flöten

solfeggien:

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Zum Schluß führe ich noch das Signal an, welches die neue Würgerart (Nicator vireo) pfeift, und zwar so, wie ich es im Gebirge bei Kakamuëka:

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und so wie ich es später in den Schluchten von Buala vernahm:

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Es wird fröhlich schmetternd wie Finkenschlag, aber in volleren und kräftigeren Tönen vorgetragen."

Das Wesen der Naturtöne soll hier nicht weiter verfolgt werden, weil es beim ästhetischen Genuß derselben fast niemals genügt, einen einzelnen Ton aufzufassen, sondern vielmehr eine Reihe von Tönen in der Zeitfolge empfunden werden soll. Die ausführlichere Besprechung der Töne der Natur gehört also in den Abschnitt über Zeitbilder. Außerdem aber müssen wir später nochmals auf die Tonwelt der Natur zurückkommen, weil beim Naturgenuß nicht wie in einem Konzert die Zeitbilder für sich allein aufgefaßt werden, sondern im Zusammenhang mit Raumbildern und mit dem ganzen mannigfaltigen Leben in der Natur. Die Naturgemälde sind daher mit Dramen oder, wenn der musikalische Eindruck in denselben vorherrscht wie beim Gesang der Nachtigall, mit Opern zu vergleichen, und diesen dramatischen Naturgemälden widmen wir einen besonderen Abschnitt, im Grunde genommen den Hauptabschnitt des ganzen Werks.

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Zweites Buch.

Die Empfindung des Schönen.

ie Empfindungen machen unser eigenstes geistiges Leben aus. Dessenungeachtet haben wir in ihnen noch keinen vollkommenen ästhetischen Genuß, selbst nicht in den bloßen Ton- und Farbenempfindungen. Wenn wir die Empfindungen selbst als den Stoff, das Material der ästhetischen Auffassung bezeichnen dürfen, so muß andererseits dieser Stoff, um ästhetisch zu wirken, um uns als schön zu erscheinen, in einer bestimmten Form auftreten. Unsere Sinnesempfindung nämlich ist noch keine Sinnesanschauung. Licht und Farbe geben uns noch kein Bild, beliebige Töne noch keine Harmonie, kein Tongemälde. Damit uns Licht und Farben zum Bilde werden, bedarf es der Zeichnung. Was ist denn das, eine Zeichnung, und was ist dazu nötig? Wir sehen in der Natur die beleuchteten oder farbigen Gegenstände begrenzt, wir sehen also Gestalten, beleuchtete und gefärbte Figuren und Gemälde. Nur so erhalten wir wirkliche Naturanschauung. Um aber begrenzen zu können, muß uns etwas Unbegrenztes gegeben sein. Dieses Unbegrenzte ist für die Farbenwelt der Raum. Ohne die Anschauung von dem nach allen Seiten unbegrenzten, also unendlich großen Raum würden wir von der Außenwelt gar nichts erfahren, vielmehr würden wir auf unsere innere Empfindungswelt beschränkt sein. Jede Sinnesanschauung, jede Beobachtung wäre ein Ding der Unmöglichkeit für uns. Da der Raum unendlich ist und wir diese Anschauung des unendlichen Raums auch dann noch haben, wenn wir von allem einzelnen den Raum erfüllenden Inhalt absehen, so nennen wir ihn eine reine Anschauung zum Unterschied von der bloß sinnlichen Anschauung von Licht und Farbe, Ton und Schall. Zu einer vollständigen Sinnesanschauung gehört also notwendig außer der Empfindung von Licht und Farbe der Raum, in welchen wir das Angeschaute als Zeichnung konstruieren. Licht und Farben einerseits, die Zeichnung andererseits vereinigen sich zum Bilde, und zwar nennen wir solche Bilder Raumbilder, weil wir sie in die reine Anschauung des Raumes konstruieren.

Außer den Raumbildern giebt es noch andere. In einem Konzert ist es nicht notwendig, die Augen offen zu halten, im Gegenteil, wir hören bei ge= schlossenen Augen weit besser, weil wir dann durch die Grimassen der Musikanten und die Toiletten und Affettationen pußsüchtiger Damen nicht gestört werden. Die Töne konstruieren wir nicht in den Raum. Der Blinde hat oft größeren Genuß von der Musik als der Schende. Aber formlos ist die Tonwelt ebenjowenig wie die Lichtwelt. Ein ungeordnetes Chaos von Tönen ist kein Konzert.

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