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prüfen, ob ihm der Gebrauch der Quellen die Anordnung der ""Sachen und einige eigene Bemerkungen““ (troß aller unserer Aufmerksamkeit auf besondere eigenthümliche Gedanken, welche zuweilen wie kostbare Perlen in einer Schnur von schlechten stehen und sich unter diesen verlieren können) gegen den Vorwurf der Compilation schüßen möge." "Kann man denn nicht fromm werden als nur durch schlechte Kupferstiche?"" Diese Frage ist ebenso sonderbar als ein Versuch aus Jünglingen vernünftige Leute, Freunde des Schönen, Kenner des Geschmacks zu bil""den, und sie zum Genuß des Schönen und des Lebens anzuführen,“ durch alte geschnittene Steine und ihre Ab

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drücke in Lipperts Dactyliothek."

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In seinem Geburtsmonat stand Hamann eine wichtige Veränderung bevor; er bezog am 15. August eine neue Wohnung bei dem Tribunal- und Pupillen-Rath Bondeli,,,bei dem ich," schreibt er am 2. November 1783 an Jacobi,,,auf zwei Jahre wie ein Miethsmann und wie ein Kind beinahe im Hause gelebt. Seine einzige Tochter hat ihre beste Lebenszeit der Pflege ihres von Jahren und Krankheiten erschöpften Vaters aufgeopfert, der ein sehr verehrungswürdiger Mann war. Er genoß in den leßten Jahren, da ich bei ihm lebte, die Zufriedenheit seinen Sohn in Bern, wo er herstammte, auf eine sehr vortheilhafte Art versorgt zu sehen als Aufseher der dortigen Miliz." Beim Umziehen ereignete sich ein für Hamann besonders in seinen Folgen sehr unangenehmer Vorfall, der, wie er an Herder schreibt, ihm seines Bruders Leben hätte kosten können. Sein Bruder durch die dadurch verursachte Unruhe aus seiner gewohnten Lebensweise geriffen, benußte einen unbewachten Augenblick, um aus der geöffneten Thüre zu entschlüpfen und verursachte „durch einen Parorismus öffentliches Aufsehen. Der Regiments - Feldscheer Dr. Gervais, welcher später darüber bei der Pupillen - Behörde ein amtliches Gutachten einreichen mußte, wurde sogleich herbeigerufen. Er bemerkt darin,,es sei damals der durch die Länge der Zeit und Verdickung des Bluts eingewurzelte

Stupor nebst einer Schwäche seiner Gemüths- und Leibeskräfte, wozu die mit Beziehung eines neuen Logis unvermeidliche Unruhe gekommen, wodurch er vorzüglich in seiner Gemächlichkeit, die ihm zur andern Natur geworden, sich gestört zu sein glaubte, in einem starken Anfall der Melancholie ausgeschlagen, welcher gleichwohl nicht mit den geringsten Merkmalen der Wuth noch Raserei verbunden gewesen." Die dagegen angewandten Mittel hätten sich auch sofort als wirksam erwiesen. Außerdem bemerkt der Referent, er könne dem Bruder das wahrhafte Zeugniß ertheilen, daß er es weder an aller nur möglichen Sorgfalt noch an einem außerordentlichen Wärter, der ihm Tag und Nacht zur Seite sein müssen, fehlen lassen.“ Hamann bemerkt ferner in seiner spätern Vorstellung und Rechtfertigung, „daß man, diesen einzigen Vorfall ausgenommen, der selbst in locis publicis nicht eben selten und durch alle menschliche Vorsicht nicht immer vermieden werden kann, nicht von dem geringsten abermaligen Ausbruch ein einziges Beispiel anzuführen im Stande sein wird.“ „Auch habe er,“ fährt er fort, „des damaligen Vorfalls wegen sich bei dem Kriegsrath Hindersen Raths erholt und ihm die Erklärung gethan, daß er im Fall der nicht erfolgten Wiederherstellung seines Bruders zu einer öffentlichen Versorgung würde schreiten müssen, wovon man ihn damals gleichwohl abgerathen habe." Aus allen diesem läßt sich abnehmen, wie wohlthuend es für ihn unter solchen Umständen sein mußte, eine sichere Zufluchtsstätte in einem so geachteten Hause zu finden.

Wie bitter war er in seinen Hoffnungen in Bezug auf diesen Bruder getäuscht worden. Er spricht es verschiedentlich aus, daß er ihm weit eher als sich selbst die Fähigkeit zugetraut habe, in der Welt sein Fortkommen zu finden und daß er ge= hofft bei ihm dereinst ein ruhiges Unterkommen zu erhalten. Noch in dem vorlegten Jahre seines Lebens schreibt er an Jacobi: In meinen frühern Jahren war dies das einzige Glüd, das ich mir wünschte, wie der selige Wigenmann bei einem Freunde zu hausen, und ich hoffte dies von meinem einzigen

Bruder. Gott hat mich ganz andre Wege geführt, die besser ge= wesen sein müssen als meine thörichten Entwürfe.“

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Einen Tag nach seinem Geburtstag den 28. Aug. schreibt er an Herder: Sie entschuldigen sich mit der Unlust zu schreiben; unterdessen freut es mich, daß Sie wenigstens munter und lustig leben. Ich würde vielleicht auf gutem Wege sein, Ihnen hierin nachzuahmen, wenn ich nur noch ein einziges Jahr überstanden hätte. Unterdessen freue ich mich, gestern das 39. Jahr angetreten zu haben, wobei ich nicht ermangelt, Ihrem Genius auch zu libiren. Mein alter Freund Lindner und mein Amtsbruder, der Controlleur Lauson, weihten zugleich meine neue Wohnung, die ich vor 14 Tagen bezogen, bei dem Herrn Tribunal-Rath von Bondeli, einem sehr würdigen Greise, gegen den ich eine kindliche Liebe habe. Hier habe ich vier ganz artige Stübchen, die schönste Aussicht von fünf bis sechs Thürmen der Stadt, einen geraumen Garten, bin der Welt entfernt, und meiner Gesundheit zum Besten verpflichtet, jeden Tag vier gute Spaziergänge nach unserm Bureau und zurück zu thun.“

Ueber den Kanterschen Laden, der zu jener Zeit eine so wichtige Rolle spielt, berichtet er: Kanter wird diese Woche seinen Laden beziehen. Er hat es sich was kosten lassen, um dem Publicum zu gefallen. Die Einrichtung verdient meines Erachtens Beifall. Er hat über ein Dußend alte Büsten hier schnißeln lassen, und ein treffliches Portrait des Königs von Berlin gebracht, das zwischen Pindar, Cäsar, Tacitus und Plutarch stehen soll. In der Schreibstube des Ladens werden gemalte Köpfe sein, wovon er Moses und Ramler gleichfalls von Berlin mitgebracht, und hier Scheffner, Willamow, Hippel, Lindner gesammelt. Auch Kant sigt bereits und Sie werden doch auch wohl Lust haben, nächstes Jahr Ihre lares und penates zu sehen." Daß Hamann ein gleiches Schicksal bevorstand, ist bereits erwähnt worden.

Ungeachtet der Sorgen wegen seines Bruders und der vielen Berufsarbeiten erwachte die Liebe zu den Büchern und Studien wieder aufs Lebhafteste, denn er schreibt an Herder:

„Ich habe jezt Lust meine Bibliothek in Ordnung zù bringen. Thun Sie mir die Freundschaft, lieber Herder, und schicken Sie mir doch wenigstens ein Verzeichniß von denen, die Sie noch von mir haben; und was Sie nicht mehr brauchen, erwarte ich durch Herrn Hartknoch. Sobald mir Gott ein wenig häusliche Ruhe geben wird, denke ich mit neuem Muthe wieder anzufangen und durch mein langes añεxεi 1) nichts versäumt zu haben. Kant's Metaphysik der Moral hält mich in Erwartung; von Lambert hört man nichts neues. Rousseau's Dict. de Musique ist heraus, aber noch nicht hier zu sehen. Jerusalems erster Band ist tief unter meiner Erwartung, ob ihn wieder Cramer übertreffen sollte? Schreiben Sie mir doch auch einmal wieder. Ich habe den Camoens und die alten griechischen Autores musicos hier ertappt; auf Demosthenes in Danzig Commission gegeben, aber nichts erhalten“ u. s. w. So vielseitig streckte er seine geistigen Fühlhörner aus!

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Am 29. August zeigte Hamann in der Königsberger Zeitung die Uebersetzung des kleinen satyrischen Romans des Herrn von Voltaire „der Mann von vierzig Thalern“ an. Nachdem er den Titel erklärt hat, giebt er folgende treffende Charakteristik des Verfassers: Bei allem Geleier seiner alten Weisen, daß Voltaire selbst so wißig ist, mit der Schwäche seiner zweiten Kindheit zu entschuldigen, muß man den Leichtsinn und Muthwillen seiner Einbildungskraft und Schreibart bewundern, von der man sagen kann, daß ihr Feuer nicht verlischt und ihr Wurm nicht stirbt. Die Verdienste dieses wahren Lucifers unsers Jahrhunderts find in Ansehung gewisser Länder und ihrer traurigen Dummheit unstreitig eben so groß, als sein Character ein leuchtendes Beispiel von der Scheinheiligkeit des Unglaubens ist, der frechere Tartüffe als der Aberglaube selbst hervorbringt.“

Noch einmal vor Ablauf des Jahres 1768 trat Hamann

1) άvéxov naì añέxov (sustine et abstine). In diese beiden Worte glaubte Erictet alle Lebensregeln zusammenfassen zu können. A. Gellii noctes

lib. 17 c. 19.

gegen die Kloßianer auf den Kampfplag. Ein Geistes- oder vielmehr Intriguen-Genosse des Herrn Geheimrath, Friedrich Just. Riedel, hatte ein Buch geschrieben unter dem Titel: Ueber das Publikum. Briefe an einige Glieder desselben. Gegen den Schluß der Anzeige heißt es, nachdem Hamann die ganze Seichtigkeit dieser Schrift aufgedeckt hat: "D, eine Herkatombe für dies Theorem 1) unsers Publicisten! und noch eine Prämie für den, der uns erklären kann, was in aller Welt den Herrn R. bewogen haben mag, einige Abhandlungen, die zur Erläuterung, Verbesserung und Ergänzung der allgemeinen Grundsäße im ersten Theile seiner Theorie dienen sollen, unter dem aufgeblasenen Titel: über das Publikum herauszugeben? und warum er seine Briefe nicht lieber an eilf seiner Zuhörer gerichtet, für deren Gebrauch sie weit angemessener und anständiger gewesen wären. Der Verfasser erkennt seine höflichen Grobheiten, womit er dem Herrn Bodmer begegnet, was soll das Publikum aber zu den groben Höflichkeiten sagen, womit er zehn unserer berühmtesten Schriftsteller beleidigt?"

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Uebrigens war Hamann keineswegs damit zufrieden, daß Herder sowohl als Lessing ihre weit besser zu verwendenden Kräfte an einen Klog verschwendeten. Ueber Lessing schreibt er seinem Freunde: Lessings Briefwechsel sagt nichts als was man dem Kloß bei seinem ersten Auftreten ansehen können; er thäte besser an den zweiten Theil seines Laocoon zu denken. Einige Monate später sagt er in der Anzeige von Herder's Kritischen Wäldern: „Wir wünschen, daß ein L-ss-ng oder H-rd-r, anstatt den Herrn Geheimrath Kl-ß in dem so kurzen Genuß seines Lustri zu betrüben, ihre Muße und Talente vielmehr zu vollendeten Werken sammeln und erhalten, und die Verdienste eines Winckelmann und den Ruhm seines Vaterlandes, um die Lauterkeit

1) "Herr R. hat durch die Algebra eine allgemeine Formel für die Proportional-Größe jeder beliebigen Nachwelt erfunden, nämlich: wie sich verhalten. unsre Väter vor 20 Jahren zu uns: also auch wir gegen unsre Kinder nach 2000 Jahren."

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