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siger Steigerung der Geschwindigkeit entsteht ein Zustand, bei dem sich die Kranken äusserst wohl befinden. Sie fühlen

sich in gehobener Stimmung, die Gedanken,,fliegen ihnen zu", sie führen eine scheinbar brillante Konversation, sprechen nicht selten in Versen und machen in diesem Zustand häufig auf den Laien den Eindruck eines geistreichen oder sogar genialen Menschen. Bei weiterer Steigerung der Geschwindigkeit stellt sich dann die sogenannte ,,Ideenflucht" ein, die das Zustandekommen logischer Gedanken schon nicht mehr zulässt und die schliesslich bis in den Zustand delirierender Verwirrtheit übergehen kann.

Während nach den bisherigen Betrachtungen eine jede Vorstellung durch einen Reiz äusseren oder inneren Ursprungs bedingt wurde und somit ein Glied einer ununterbrochenen Kette von Vorstellungen bildete, so werden wir jetzt eine gewisse Art von Vorstellungen kennen lernen, welche nicht auf diese Weise zustande kommen.

Die meisten Menschen werden wohl schon an sich selber die Beobachtung gemacht haben, dass während ihr Denkprozess in der oben beschriebenen Weise von statten ging, plötzlich eine Melodie, die sie vielleicht in letzter Zeit besonders häufig gehört haben, in ihnen auftauchte, und dass das Vorhandensein dieser akustischen Vorstellung ihnen erst a posteriori ins Bewusstsein kam. Bei einer häufigen Wiederholung dieses Vorgangs pflegt man diesen mit den Worten auszudrücken:,,Mir geht die Melodie nicht aus dem Kopf".

Derartige Erscheinungen sind so zu erklären, dass bestimmte Rindengebiete, auf welche ein starker Reiz ausgeübt war, ohne erneuten Reiz von aussen her in spontaner Weise in Thätigkeit treten können.

Auf ganz anologem Wege können die kompliziertesten Vorstellungen spontan entstehen und den normalen Prozess des Denkens unterbrechen. Wenn in dieser Weise diese oder jene Vorstellung ein dauerndes Hindernis für die normale Denkt hätigkeit bildet, so haben wir es mit einem krankhaften Vorgang zu thun und bezeichnen solche wiederholt spontan entstehenden Funktionen des Vorstellungsvermögens als Zwangs

vorstellungen, welche in der Regel vom Patienten in überaus qualvoller und Angst erregender Weise empfunden werden, und die gewöhnlich zu weiteren Komplikationen Anlass geben.

Wie bereits gesagt wurde, kann eine jede einmal stattgehabte Sinnes wahrnehmung ohne erneuten Reiz von aussen reproduciert werden.

Findet nun unabhängig vom Assoziationsvorgang spontan innerhalb des Gebietes eines Erinnerungsgebildes ein Reiz von ungewöhnlicher Stärke statt, so kann die Deutlichkeit der Vorstellung so weit erhöht werden, dass diese schliesslich das Gepräge der Wirklichkeit annimmt.

Wird hierbei die obenerwähnte Bahn, welche von der Stelle der primären Sinnesempfindung (subcorticales Centrum) bis zur Hirnrinde, zum corticalen Wahrnehmungscentrum, läuft, sei es durch einen centrifugalen Reiz in Thätigkeit versetzt, sei es, dass der Reiz hier entsteht und sich in centripetaler Richtung dem Wahrnehmungscentrum mitteilt, so projicieren wir gewohnheitsgemäss die Quelle des Reizes in die Aussenwelt. Wir glauben dann wirklich, diesen oder jenen Gegenstand zu sehen oder wirklich gesprochene Worte zu hören, mit andern Worten, wir haben es mit einer Sinnestäuschung zu thun.

Die Intensität der Reproduktionsfähigkeit ist bei ein und demselben Individuum abhängig von der Stärke des ursprünglichen Reizes und der bei Empfang desselben aufgewendeten Aufmerksamkeit. Sie variiert in hohem Masse bei den verschiedenen Individuen. Während es auf der einen Seite Leute giebt, welche diese Fähigkeit nur in sehr geringem Masse besitzen, finden wir dieselbe bei anderen, wie besonders bei Künstlern, in hohem Grade entwickelt.

So ist die Fähigkeit intensiver Reproduktion optischer Sinnes wahrnehmungen mit der Begabung zum Malen verknüpft, während das Talent für Musik diese Fähigkeit für akustische Wahrnehmungen und besonders für Harmonieen und Klangfarben voraussetzt.

Unsere sämmtlichen Muskelbewegungen lassen sich in drei verschiedene Kategorieen teilen. Wir unterscheiden automatische, reflektorische und willkürliche Bewegungen.

Die automatischen Bewegungen, wie die Bewegung des Herzmuskels, der Atmungsorgane u. s. w. werden von eigenen Centren aus geleitet, welche zwar von reflektorischen und zum Teil willkürlichen Vorgängen beeinflusst werden können, die aber doch in ihrer Thätigkeit als solche selbständig sind.

Die reflektorischen Bewegungen gehen von Centren aus, die ihren Reiz nicht wie die automatischen Centren selbständig hervorbringen, sondern die einen solchen durch die sensiblen Nervenbahnen empfangen. Als Beispiel für die zahlreichen Reflexbewegungen des Körpers möge das Zusammenziehen der Pupille bei einem Lichtreiz, das Schliessen des Augenlids bei äusseren Reizen dienen.

Unter willkürlichen Bewegungen in physiologischem Sinne haben wir alle diejenigen zu verstehen, welche durch Reize in den psychomotorischen Centren hervorgebracht werden, gleichviel ob die Bewegungen oberhalb oder unterhalb der Schwelle des Bewusstseins liegen.

Obwohl zur Ausführung einer willkürlichen Bewegung unter gewöhnlichen Verhältnissen ein centraler Impuls erforderlich ist, um einen Reiz auf das betreffende psychomotorische Centrum auszuüben, so kann in anologer Weise, wie wir es oben bei den Vorstellungen gesehen haben, der Reiz spontan innerhalb der psychomotorischen Centren entstehen.

Derartige Bewegungen, die wir dann ,,Angewohnheiten" zu nennen pflegen, wird der sorgfältige Beobachter bei jedem Menschen entdecken können. Zupfen am Bart, Reiben der Hände, gewisse Zappelbewegungen eines Beines, die man besonders unangenehm im Conzert oder Theater bei dem Nachbar empfindet, alles dies sind Bewegungen, die durch Reizzustände innerhalb der psychomotorischen Centren entstanden sind.

Diese Reize können sich auch auf grössere, combinierte Bewegungen erstrecken, zu deren Ausführung unter normalen Verhältnissen die Mitwirkung des bewussten Willens erforderlich ist.

Es giebt z. B. Leute, welche nicht eine gewisse Zeit lang still sitzen können, ohne den ausgesprochenen Drang zu verspüren, umherzulaufen. Sie springen von der Arbeit auf,

laufen einige Male im Zimmer umher, um sich dann wieder niederzusetzen und in ihrer Arbeit fortzufahren.

Derartige Reize können ebenfalls bis ins Pathologische gesteigert sein, und die aus ihnen entstehenden Bewegungen, welche nun nicht mehr vom Willen unterdrückt werden können, nennt man Zwangsbewegungen. In der Tobsucht finden sich diese Zwangsbewegungen bis zum höchsten Grade gesteigert. Die Kranken schreien, schimpfen, schlagen, zerstören, ohne sich ihrer Handlungen bewusst zu werden.

Zu den wichtigsten, gleichzeitig aber nicht selten am schwersten zu diagnosticierenden Symptomen psychischer Erkrankungen gehören die Wahnideen.

Die so weit verbreitete Anschauung der Laien, dass das inhaltlich Verkehrte oder Absurde das Wesen der Wahnideen ausmache, ist eine durchaus falsche. Eine Wahnidee kann inhaltlich vollständig korrekt sein, während der horrendeste Unsinn nicht die Folge einer Wahnidee zu sein braucht.

Es kann jemand die Idee haben, er hätte ein lebendiges Tier im Leibe. Obwohl er nun vielleicht wirklich einen Bandwurm hat, kann möglicher Weise seine Idee als zweifellose Wahnidee konstatiert werden.

Nehmen wir drei Leute, welche an die sogenannten Thatsachen des Spiritismus glauben. Der erste ist vielleicht ein einfältiger Mensch, dessen Ueberlegung garnicht so weit reicht, zu einem logischen Schluss zu kommen, und der aus Leichtgläubigkeit von den spiritistischen Thatsachen überzeugt ist.

Der zweite mag ein betrogener Gelehrter sein, welcher die spiritistischen Thatsachen auf wissenschaftlichem Wege zu erklären sucht, und bei dem dritten endlich mag der Glaube an den Spiritismus durch Wahnideen bedingt sein.

Wir sehen also, dass der Inhalt allein nicht genügt, um zu dem Schluss einer Wahnidee zu gelangen, sondern die Entstehung, das Verhältnis der Idee zu den übrigen Geistesfunktionen und Fähigkeiten, die Art und Weise der Aeusserung der Idee, die Beziehung zu den Interessen des Trägers der Idee, alles dies sind Momente, die der Psychiater zu erwägen hat, um die Diagnose einer Wahnidee stellen zu können.

Eine grosse Rolle spielen in der Irrenheilkunde die Anomalieen des Trieblebens.

Wie die übrigen Symptome der Geisteskrankheiten, so bilden auch die abnormen Triebe nur quantitative oder qualitative Veränderungen physiologischer Vorgänge. Neue Triebe kennt die Psychiatrie nicht. Die Intensität der Triebe variiert stark bei verschiedenen Individuen, und, wie überall, so müssen wir auch hier wieder der Sphäre des Physiologischen eine beträchtliche Breite einräumen.

Das Gefühl des Hungers, der Trieb zu essen kann bei den verschiedensten psychischen Erkrankungen in ganz enormer Weise gesteigert sein. (Hyperorexie.) Diese Steigerung kann einen so hohen Grad erreichen, dass die Kranken versuchen, alles, dessen sie habhaft werden können, dem Magen zuzuführen. Diesen Zustand bezeichnet man als Sitiomanie (Esssucht.) Andrerseits kann der Trieb wesentlich herabgesetzt, ja sogar völlig erloschen sein. (Anorexie.) Selbstverständlich ist hier nicht von denjenigen Fällen die Rede, wo das Hungergefühl durch Erkrankung der Verdauungsorgane beeinflusst wird. Schliesslich kann der Trieb zu essen auf abnorme Dinge gerichtet sein, wie man es in geringem Grade nicht selten bei Frauen in der Schwangerschaft findet. Dieser Zustand, den man als Perversion des Triebes bezeichnet, kann bei Geisteskranken so stark ausgebildet sein, dass sie den Drang verspüren, Stroh, Erde, Würmer, ja sogar den eigenen Kot zu essen.

In ganz anologer Weise finden wir unter Umständen auch die übrigen Triebe in krankhafter Weise verändert. So z. B. mag der Geschlechtstrieb bis zum höchsten Grade gesteigert sein, ein Zustand, den man beim Manne Satyriasis, beim Weibe Nymphomanie nennt. Andrerseits kann der Geschlechtstrieb herabgesetzt oder auch bis zur völligen Impotenz erloschen sein. Ist der Geschlechtstrieb auf das eigene Geschlecht oder auf abnorme Dinge gerichtet, so sprechen wir von einer Perversion des Geschlechtstriebes.

Wenn ich durch diese kurze Besprechung der wichtigsten Symptome der Geisteskrankheiten von meinem eigentlichen Thema abgeschweift bin, so bitte ich den geneigten Leser,

Hirsch, Genie und Entartung.

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