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er noch soeben das regste Interesse gezeigt hat, verfehlen, irgend einen Eindruck auf ihn zu machen. Die Intensität eines solchen Zustandes wird bei den verschiedenen Menschen variieren, der eine ist gegen psychische Schmerzen empfindlicher als der andere, der eine ist imstande, seine Gefühle durch Verstandesgründe zu bekämpfen, der andere giebt sich dem ungezügelten Schmerz hin. Einen gewissen Schmerz, sei er nun geringeren oder höheren Grades, wird der gesunde Mensch bei einem derartigen Anlass stets empfinden, denn vollständige psychische Anaesthesie (Unempfindlichkeit) ist ein Symptom psychischer Erkrankung, das man bei den verschiedensten Krankheitsformen beobachten kann.

Auf der anderen Seite werden wir nicht selten Leute finden, bei denen Gemütsdepressionen, wie sie oben geschildert werden, durch ganz geringfügige Ursachen herbeigeführt werden können. Die Verweigerung eines neuen Kleides, Regenwetter, das eine projektierte Landpartie zu Wasser macht, und dergleichen Dinge mögen genügen, um einen Quell von Thränen hervorzulocken und ein typisches Bild tiefer Gemütsverstimmung heraufzubeschwören. Ein solcher Zustand, der bei Kindern normal, bei Erwachsenen als psychische Hyperaesthesie (Überempfindlichkeit) bezeichnet wird, findet sich vorwiegend bei hysterischen und entarteten Individuen vor.

Endlich finden wir den oben beschriebenen Zustand tiefster Depression und vollständiger Apathie ganz ohne äusseren Anlass, durch innere Vorgänge bedingt, und diagnostizieren dann eine ernste psychische Erkrankung, und zwar die Melancholie.

In analoger Weise verhält es sich mit den heitern Gemütsaffekten. Während der gesunde Mensch bei einem besonders freudigen Anlass, wie z. B. bei einem überstandenen Examen, bei dem Gewinn des grossen Looses und dergleichen mehr in heiterste Ausgelassenheit geraten kann, wird ein solcher Zustand exaltierter Glückseligkeit beim Hysterischen oder Entarteten schon durch die geringfügigste Ursache hervorgerufen.

Tritt ein solcher Zustand gänzlich unmotiviert ein, so

haben wir es mit einer Krankheitsform zu thun, die bis zur Tobsucht ausarten kann, und welche wir als Manie bezeichnen.

In ganz derselben Weise verhält es sich mit den übrigen Gemütsaffekten, wie Zorn, Ärger, Furcht, Angst u. s. w. Von dem einfachen, psychologisch durchaus motivierten Vorgang finden wir den Affekt gesteigert bis zur Tobsucht, wo er meist unmotiviert erscheint und durch innere Vorgänge bedingt ist.

Auch das äusserlich Unmotivierte der Gemütsaffekte findet sein Analogon in der physiologischen Breite der Geistesthätigkeit. Fast ein jeder Mensch ist gewissen Schwankungen der Stimmung und seiner geistigen Leistungsfähigkeit ausgesetzt. Er wird sich, ohne sich selber Rechenschaft hierfür geben zu können, bald in guter, bald in weniger guter Stimmung befinden, seine Arbeitslust wird bald mehr, bald weniger stark in ihm vorhanden sein. Dies ist es, was der Künstler meint, wenn er sagt, er sei gut oder schlecht „disponiert“. Wenn man eine graphische Kurve dieser Gemütsstimmungen bei verschiedenen Menschen entwerfen würde, so würde man finden, dass die Kurve des gesunden, charakterfesten Mannes nur geringe Abweichungen aufweist, während sie beim Hysterischen grossen Schwankungen unterworfen ist. Während beim gesunden Manne die geringen spontanen Schwankungen der Gemütskurven fast niemals in die äussere Erscheinung treten, da der die Gefühle beherrschende Verstand daran gewöhnt ist, derartige Emotionen im Keime zu erdrücken, wird der Hysterische häufig in der exaltiertesten Weise seinen Launen freien Lauf lassen und sich nicht selten dadurch bei seiner Umgebung geradezu unerträglich machen. Eine scharfe Abgrenzung der physiologischen Breite können wir aber nicht vornehmen, wir können nicht genau sagen: hier an diesem Punkte hört die Gesundheit auf und beginnt die Krankheit, sondern beide gehen unmerklich ineinander über.

Alle Eindrücke, welche wir von der Aussenwelt und von uns selbst haben, werden uns durch die Sinnesnerven zugeführt. Die Reizung eines Sinnesnerven hat eine Sinnesempfindung zur Folge, welche in dem centralen Ende des

peripherischen Sinnesnerven, im Gehirn vor sich geht. Von hier aus setzt sich der Reiz fort bis zur Hirnrinde, in welcher das Ende der Sinnesbahn oder das sensorische Rindenzentrum gelegen ist, und wo die Sinnesempfindung durch die Verschmelzung mit Residuen früherer Eindrücke zur Wahrnehmung wird. Jede einmal zur Wahrnehmung gewordene Sinnesempfindung kann spontan oder willkürlich aufs neue erregt werden. Die Anregung eines auf diese Weise entstandenen Erinnerungsbildes, gleichviel ob dies durch peripherische Reize oder spontan oder durch eigene Willkür zustande gekommen ist, hat die Miterregung anderer Erinnerungsbilder zur Folge. Die Nervenbahnen, mittelst derer diese Mitempfindungen hervorgerufen werden, nennt man Assoziationsbahnen. Die Summe einer grossen Anzahl von Erinnerungsbildern auf dem Gebiete verschiedener Sinnesorgane bildet eine Vorstellung. So z. B. kommt die Vorstellung des Begriffs Glocke durch die Assoziation etwa folgender Erinnerungsbilder zustande: das optische Bild einer Glocke, das geschriebene Wort Glocke, der Klang einer Glocke, das gesprochene Wort Glocke u. s. w. Je mehr Erinnerungsbilder sich zu einer Vorstellung assoziieren, desto klarer wird dieselbe und desto leichter kann sie reproduziert werden, oder mit anderen Worten, desto fester haftet sie im Gedächtnis. Ein Beispiel hierfür, das wohl jedem bekannt sein wird, ist der Umstand, dass wir einen uns fremden Eigennamen leichter behalten, wenn wir ihn gedruckt gesehen haben. Es verbinden sich also hier eine akustische und eine optische Sinnesempfindung zu einer Vorstellung, die dem Gedächtnis besser anhaftet als die akustische Vorstellung allein.

Je intensiver der ursprüngliche Sinneseindruck war, um so deutlicher wird er reproduziert werden können. Mit der Zeit wird das reproduzierte Bild immer schwächer, wenn es nicht durch erneute Sinneseindrücke aufgefrischt wird.

Die Dauer der Reproduktionsfähigkeit der Ganglienzellen, respektive des Gedächtnisses, variiert bei den verschiedenen Individuen. Es giebt innerhalb der physiologischen Breite Leute mit gutem und mit schlechtem Gedächtnis. Unter pathologischen Bedingungen kann diese Thätigkeit der Hirn

rinde, das Gedächtnis, bis zum völligen Verlöschen herabsinken, andererseits kann es durch krankhafte Vorgänge gesteigert sein.

Durch einen grossen Komplex von Vorstellungen formieren sich Ideen und Gedanken, durch welche in uns eine Weltanschauung gebildet wird, und welche uns das Verhältnis nnsres Ichs zur Aussenwelt erkennen lassen. Das Bewusstsein dieses Verhältnisses unsres Ichs zur Aussenwelt nennen wir Selbstbewusstsein (im Sinne der Psychologie) oder, wie es von manchen genannt wurde, das Bewusstsein des Bewusstseins oder auch das Oberbewusstsein.

Der Prozess des Denkens vollzieht sich durch die Aneinanderreihung von Vorstellungen. Im wachen Zustand findet ein unaufhörlicher Ablauf von Vorstellungen statt, mit anderen Worten, es geht im Gehirn ein fortwährender Denkprozess vor sich. Diese Vorstellungen können entweder durch äussere Eindrücke, durch die peripherischen Sinnesorgane hervorgerufen sein, oder sie können das Ergebnis innerer Reize bilden, welche durch die Assoziationsbahnen fortgeleitet sind.

Die Art der Vorstellungen kann entweder eine zufällige, durch äussere Eindrücke und unwillkürliche Assoziations vorgänge bedingte sein, oder sie kann vom Willen bestimmt und geleitet werden.

Wenn wir die Reize, welche von den peripherischen Sinnesorganen ausgehen, als zentripetale und die Assoziationsvorgänge als intrazentrale Funktionen bezeichnen, so können wir den die Vorstellungen leitenden Willen eine zentrifugale Thätigkeit nennen. Die Aufgabe dieser Thätigkeit ist es also, die Vorstellungen in eine geordnete Reihenfolge zu bringen, indem sie die Reize der äusseren Sinnesorgane, welche zu der gegebenen Vorstellung nicht passen, ausschliesst, auf dem Wege der Assoziation bestimmte Reize verstärkt, andere hingegen unterdrückt. Diese zentrifugale Thätigkeit bezeichnen wir im gewöhnlichen Sprachgebrauch durch das Wort „Autmerksamkeit". Sie bildet einen der wichtigsten Faktoren der psychischen Funktionen, da ohne dieselbe ein zielbewusstes Denken nicht möglich ist.

Während die Aufmerksamkeit bei einem gesunden Manne

einen hohen Grad der Entwickelung zu erreichen pflegt, indem sie die Vorstellungen lange Zeit hindurch in richtiger Reihenfolge zu erhalten vermag, ohne das Nervensystem zu ermüden, kann sie beim Idioten vollständig fehlen, so dass derselbe ausserstande ist, in irgend welcher Weise die Reihenfolge seiner Vorstellungen zu lenken.

Von dieser höchsten Entwickelung bis zum gänzlichen Fehlen der Aufmerksamkeit giebt es wiederum alle möglichen Abstufungen. Jeder Pädagoge wird aus Erfahrung wissen, wie verschiedenartig die Befähigung der Aufmerksamkeit bei den verschiedenen Kindern ist. Während der eine ohne. Schwierigkeit seine Aufmerksamkeit auf einen gegebenen Gegenstand konzentrieren kann, wird der andere durch den geringsten Anlass abgelenkt werden, sei dieser durch äussere Reize bedingt oder durch Assoziationsvorgänge, welche die Aufmerksamkeit hätte unterdrücken sollen.

Die spontane Assoziation der Vorstellungen kann auf verschiedene Arten zustande kommen: Durch Verknüpfung inhaltlich verwandter Begriffe (Musik - Oper - Opernhaus Architektur etc.); durch das ursprüngliche, bei der ersten Aufnahme der Vorstellung bestandene Assoziationsverhältnis (der blosse Anblick eines Gegenstandes, den wir in unserer Kindheit benutzt haben, ruft mit ihm verknüpfte Erinnerungsbilder in uns hervor); durch die Ähnlichkeit des äusseren Klanges, wie End- und Stabreime. Auf dem letzteren Assoziationsvorgang beruht vorzugsweise die Mnemotechnik. Die lateinischen Genusregeln werden in Versen gelehrt, weil durch die vermehrte Assoziationsthätigkeit sie dem Gedächtnis leichter anhaften.

Die Geschwindigkeit, mit der die Assoziationsvorgänge oder die Vorstellungsfolge von statten geht, kann in geringem Grade durch den Willen beeinflusst werden. Sie ist abhängig von der jeweiligen Frische respektive Ermüdung des Nervensystems. Sie variiert bei den verschiedenen Individuen. Sie kann unter pathologischen Bedingungen bis auf ein Minimum herabsinken, die Kranken klagen dann selber über „Gedankenleere" und geistige Hemmung", oder sie kann durch krankhafte Prozesse ad maximum gesteigert sein. Bei mäs

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