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Einleitung.

Mit dem Aufblühen und Fortschreiten der gesamten

Naturwissenschaften während des 19 ten Jahrhunderts hat sich auch die bis dahin fast gänzlich vernachlässigte Psychiatrie zu hoher Bedeutung und heilbringendem Nutzen emporgearbeitet.

Wenn wir bedenken, dass noch im Jahre 1792 Pinel den Kranken im Bicêtre die Ketten abnahm, um sie in menschlicher Weise behandeln zu lassen, dass noch im Jahre 1818 Esquirol an den Minister berichten musste, dass die Irren in Frankreich schlechter daran seien, als die Verbrecher und die Tiere, wenn wir bedenken, dass also die Psychiatrie im Vergleich zu andern Wissenschaften noch eine junge und im Aufblühen begriffene ist, so dürfen wir mit einiger Genugthuung auf die Thätigkeit der letzten Jahrzehnte zurückblicken und vertrauensvoll der Weiterentwickelung dieser Wissenschaft entgegensehen.

Wenn es uns gelungen ist, durch ein rechtzeitiges Erkennen und rationelles Behandeln eine Reihe psychischer Erkrankungen zur Heilung zu bringen, so wird der Nutzen, welchen die Allgemeinheit der Psychiatrie verdankt, noch

Hirsch, Genie und Entartung.

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wesentlich durch die neueren Forschungen auf dem Gebiete der Aetiologie der Seelenstörungen erhöht. Mit der Erkenntnis der Ursachen geistiger Erkrankungen sind uns die Mittel an die Hand gegeben, deren Entwickelung und Verbreitung zu bekämpfen, und es wird daher eine möglichst weit verbreitete Kenntnis dieser mannigfachen Ursachen der Allgemeinheit sicherlich zu grossem Nutzen gereichen.

Wie wir späterhin sehen werden, haben Geisteskrankheiten von jeher einen erheblichen Einfluss auf den Lauf der Geschichte und die Entwickelung der Kultur ausgeübt, und die Psychiatrie kann daher durch ein richtiges Urteil die Welt vor vielem Unheil und grossen Verirrungen bewahren. Dass das Irresein die Folge der Erkrankung eines bestimmten körperlichen Organs ist und sich daher in biologischer Hinsicht von somatischen Krankheiten nicht unterscheidet, darüber hatte man in früheren Zeiten keine klare Vorstellung. Die Auffassung der Geisteskrankheiten war von jeher abhängig von religiösen Vorstellungen und der allgemeinen Weltanschauung. Tausende von Menschen mussten im Mittelalter den Feuertod sterben, weil man nicht imstande war, zu erkennen, dass es sich um Geisteskranke handelte und anstatt dessen die betreffenden Individuen für Behexte und vom Teufel Besessene hielt. Auch viele gesunde und unschuldige Menschen wurden auf die Aussage Geisteskranker hin verbrannt, indem Letztere, durch Wahnideen oder Hallucinationen veranlasst, unbegründete Anschuldigungen erhoben. Andrerseits sehen wir zu verschiedenen Zeiten der Geschichte die Weltauffassung durch Geisteskrankheiten beeinflusst, indem diese zu Aberglauben und religiösen Verirrungen Anlass gaben.

Erst seit Ende des vorigen Jahrhunderts gelang es der Wissenschaft, den Schleier düstern Aberglaubens zu lüften und zu einer klareren Vorstellung der Geisteskrankheiten zu gelangen. Freilich war der Weg zur Erkenntnis ein recht beschwerlicher und mühevoller. Gar manche Hindernisse mussten aus dem Wege geräumt und viele harte Kämpfe ausgefochten werden. Wiederholt mischten sich selbst noch in unserem Jahrhundert theologische Anschauungen in die

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