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gehören. `Unsere Zeit ist reich an den mannigfaltigsten tüchtigsten Regungen, die zum Theil eins ander ganz entgegengesezt zu seyn scheinen. In einer solchen Zeit sind Mißverständnisse auch unter den Besten natürlich.

G. Unter den Besten unserer Zeit ja, weil auch die Besten nicht gut sind. Oder meinst du nicht, es liege immer Eigensucht im Hintergrunde, wenn das Auge zur Hand sagt: ich darf deiner nicht, oder wiederum das Haupt zu den Füßen: ich darf eurer nicht?

O. Wenn aber Auge und Haupt sich für Glieder des göttlichen Leibes hielten, Hand und Füße das gegen für Glieder von Satans Leibe? - Måre es ein Wunder, da keine Entwickelung göttlich rein aufkeimt, jede einen teuflischen Beis schmack hat.

G. Den will ich nicht ableugnen. Unserer Zeit des erwachenden Bewußtseyns mangelt vornåmlich die Einfalt bewußtloser Entwickelung. Nur der kråfs tigste reinste sittliche Sinn hålt jezt das Aechte fest und bewahrt vor Ziererei und Schauspielern. Doch glaube mir meist blendet böser Wille die Augen derer, die nur Ziererei und Schauspieler

erblicken, und keine göttliche Kraftåußerung. Einer

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will den Andern nicht aufkommen lassen, jeder will allein stehen, und mögte gern Stellvertreter des ganzen Menschengeschlechts, der ganze Leib feyn. Der geistige König des Leibes, Chriftus, ohne den die Glieder nichts können dem haben fie den Gehorsam aufgekündigt. So ohne gemeins samen Mittelpunkt treten sie im blinden Wahns finn feindselig gegen einander auf.

D. Bist du nicht zu hart? Ich hatte auch Einwendungen gegen das Turnen, weiß Gott, gutges meinte, und gern hätte ich mich mit dir darüber verständigt. Ich darf sie aber wohl kaum vors bringen.

G. Denke nicht, daß ich blind sey gegen Mångel, welche dem Turnwesen noch ankleben, und taub gegen verständige, wohlgemeinte Einwendungen. Aber von unverständigem Geschwåß ermüdet, von mißwollendem empört, habe ich es fast verschworen, überhaupt vom Turnen zu sprechen. Was ich geäußert, trifft dich redlichen Freund nicht, und ich bitte dich vielmehr um Mittheilung deiner ·Zweifel.

D. Du weißt, daß es mir ein Ernst um unsere Res ligion ist. Es ist mir zur anderen Natur gewors dey, wo ich immer kann durch Chrifti Lehre und

Leben mich zurecht zu finden, vornehmlich bei den verworrenen sich kreuzenden Richtungen unserer Zeit.

Betrachte ich nun das Turnen von dieser

Seite...

G. So findest du es nicht ganz im Einklang mit Christi Lehren.

D. So ist's, und ich brauche dir kaum die flaren Aussprüche Chrifti ins Gedächtniß zu rufen.

G. Du meinst: Erziehung der Jungen zur Wehrs haftigkeit widerspreche der Religion, die jede Wehr unterfage.

D. Auffallend. Daß der Krieg unchriftlich sey, ist von Vielen, ich weiß nicht, ob mit Recht oder Unrecht, behauptet worden, fie sahen ihn als Ausbrüche der rohen, vom Christenthum noch nicht. gezähmten Menschennatur an. Wie anders ist es, wenn die Erziehung selbst, die doch das chriftliche Urbild der Menschheit, Eine liebevolle Gemeinde, ins Auge faffen soll, wenn diese für den Krieg arbeitet.

G. Sollte wirklich das Turnen für den Krieg ars beiten? Zeigt den Krieg und ihr werdet Frieden haben, sagte schon ein Römer. Db nicht der

wehrhafte Mann am wenigsten des Wehrens bes darf?

D. Darauf kommt's nicht an, sondern daß er zur - Wehr erzogen wird, also unchriftlich.

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G. Ich gestehe dir, auch mir war dieser Einwurf anstößig, ich glaube ihn aber beseitigt zu haben. Christi Lehre und Leben zeigen unmittelbar auf die Vollendung der Menschheit hin. Unzählige Ents wickelungsstufen liegen zwischen Chriftus dem Vors bilde, und dieser Vollendung selbst: Stufen, auf welchen die Entwickelung der Menschheit mitunter Ruck statt Fortschritte zu machen scheint. D. Erflåre dich deutlicher.

G. Christus ward verspottet, gegeißelt, angespieen, mit der Dornenkrone gekrönt, er war der Allers verachtetste.

D. Ja

-er schlug nicht, da er geschlagen ward; er war ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. G. Und doch der Löwe vom Stamm Juda. Mieis

neft du, sagt er zu Petrus, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel?

D. Was soll das aber zu unserm Gespräch?
G. Das soll es: der Starke hat gelitten, nicht der
Schwache, er hat gelitten, weil er sich selbst hins

gegeben, weil er leiden wollte, nicht weil er leiden mußte; solch freiwilliges Leiden ist freilich größer als die ruhmreichste siegende Abwehr. D. Jest sehe ich, wehin du zielst.

G. It's nicht ein anderes: ob der niederträchtige feige Schwächling knechtisch den linken Backen bies tet, wenn er den Streich auf dem rechten empfangen; oder wenn es der ftarke chriftliche Held thut, der den Schlagenden zerschmettern könnte? D. Gewiß.

G. So meine ich nun, Christi Lehre und Beispiel gelte den Starken, Wehrhaften, predige freiwillige Hingebung, Entfagung der Uebermacht.

Ich meine es könne nichts Unzeitigeres und kein ungeheureres Mißverständniß geben, es heiße Spott mit Chrifti Lehre treiben, wenn wir einer, burch alle möglichen Sünden entnervten feigen Jugend Duldung predigten, und wähnten, die schönste Blume chriftlicher Heldenkraft wüchse auf solchem ausgemergelten Boden. Nein, laßt uns zuerst ein kräftiges Geschlecht erziehen, Månner, von denen es wieder heißt: stark wie Löwen, mild wie Lämmer, Månner, die den Sieg in Hånden haben denn nur sie sind für das Höchste reif — für Selbstbesiegung und Duldung.

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