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2. Leibesertödtung. Leibesbelebung.

D. Ich kann deiner Auslegung der Lehre von der chriftlichen Duldung nur bedingt beitreten.

Wie du, bin ich überzeugt, chriftliche Begeis fterung heilige allein das Dulden und verkläre die schmachvollste Leibesschmach zur höchsten Glorie. Daß aber der Duldende seinen Henkern überlegen seyn, daß sein Dulden, wie du fagtest, freiwillige Entsagung seiner Uebermacht vorausseßen müsse, glaube ich nicht. Denke nur an die Mårtyrerges schichten der früheren Christen, die gewiß der las stenden Uebermacht des herrschenden Heidenthums unterlagen, denke an schwache Weiber, die litten. G. Laß mich mit einem Verse aus einem alten Liede antworten:

Löwen last euch wiederfinden,
Wie im ersten Christenthum,
Die nichts konnte überwinden,
Seht nur an ihr Marterthum,
Wie in Lieb' sie glühen,

Wie sie Feuer sprühen,

Daß sich vor der Sterbenslust

· Selbst der Satan fürchten mußt'.

,,Selbst der Satan fürchten muß"

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Dichter. Er hålt also die Märtyrer, „, die nichts konnte überwinden," für die Uebermächtigen, auf

ihrer Seite ist der Sieg, auf Satans Seite die

Furcht.

D. Das ist eine wunderliche Antwort, ich weiß nicht recht, wie ich sie erklären soll.

G. Du gabst doch zu, daß Christus seiner göttlichen Uebermacht entsagte, da er litt.

D. Gewiß.

G. Meinst du, der dem Paulus und Petrus Kraft gab, Kranke zu heilen, Todte zu erwecken, der habe sie nicht vor ihren Henkern schüßen können glaubst du nicht, daß die Apostel sich im Siegesgefühl selbst dem Tode weihten?

D. Wie verschieden ist aber diese Ueberlegenheit von jener rein leiblichen, die ich immer von Seiten der Turner preisen höre!

G. Rein leiblichen?

D. Wo ist denn überhaupt von dergleichen leiblichen Ausbildung bei den früheren Christen die Rede? G. Ich gestehe - nirgends.

D. Im Gegentheil zielt Alles auf Ertödtung des Leibes. Schon in den Schriften der Apostel, bes sonders im Paulus spricht sich Verachtung des Fleisches, Sehnsucht nach Entäußerung des Leis bes, Wunsch zu sterben, aus. Und diese Ansicht des Leibes reicht durch die Geschichte' der Kirche

bis in ziemlich spåte Zeiten hinab, offenbart sich thätig im Geißeln, Wachen, Fasten, die auf Töds tung des Fleischlichen ausgehen, am stårksten aber im Cölibat, das gegen die leibliche Fortpflanzung des Geschlechts auftritt.

G. Alles das läßt sich nicht läugnen.

D. Wie kann nun der Turner ebenfalls im christlis chen Geiste handeln, wenn er den Leib und Leibesbildung so hoch anschlägt? Denkt er chriftlich, so müßte Paulus selbst nicht chriftlich seyn. G. Das Sprüchwort sagt: wenn zweie dasselbe thun, fey es nicht immer dasselbe. Man könnte hinzus feßen: wenn zweie Entgegengefeßtes thun, so sey es nicht immer entgegengesett.

D. Paulus und die Turner

G. Möchten nicht so entgegengesegt seyn, als du meinst. Sagt nicht Paulus: die Leiber seyen Christi Glieder. Wisset ihr nicht," spricht er,

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,,daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott und seyd nicht euer selbst Preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geifte, welche sind Gottes. “ Kann der Leib höher, heiliger geachtet werden?

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Und wenn er fagt: „, es wird gefået ein nas türlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher

Leib," so bringt sich der Gedanke auf: nur ein gutes gesundes Saatkorn bringe gute gesunde Frucht.

D. Die Betrachtung führt tief.

6. Sollen wir uns verständigen, so muß zuerst eine biblische Auslegung vorangehen.

D. Welche?

G. Die Heiden der römischen Welt waren um Chrifti Zeit allen viehischen Lüften hingegeben. Der reine schaffende Naturgeist der Urwelt belebte sie nicht mehr; die Leiber faulen aber, wenn die Lebenss geister ermatten. Gegen diese matte Verwefung predigten Chriftus und die Apostel, sie predigten Auferstehung der Geister zum freien Leben, Ers tödtung des Fleisches, das schwach und nichts nüße fey, Ertödtung thierischer Leibesleidenschaft und so Heiligung des Leibes zum Tempel des heiligen Geistes. Der geheiligte Leib war ihnen heis lig, wie Paulus in der von mir angeführten › Stelle deutlich ausspricht — ja, wie es sich am tiefften in der Lehre vom Abendmale zeigt. D. Ich gebe dir diese große Scheidung des thieri schen Leibes: der den königlichen Geist unterdrückt hatte, von dem geheiligten Leibe zu;, ich gebe zu, daß jene Leibeskasteiung, Fasten, Wachen, Geißeln,

durch und durch geistig belebt und verklärt werde. Das ist höchstes Ziel des Turnens.

3. Reinigung.

D. Der Unterschied zwischen der früheren christlichen Heiligung und Vergeistigung durch Leibesertödtung und der spätern durch Leibesbelebung, leuch tet mir ein. Aber eine Art verneinender Leibesz bildung, eine Uebung im Entsagen muß doch auch jezt noch statt finden?

G. Gewiß, aber es ist ein großer Unterschied zwis schen unserm Entsagen und dem frühern Ertödten. Die Natur treibt den Menschen durch Fortpflans zungs- und Selbsterhaltungstrieb, durch Hunger und Durst, Frost und Hiße, durch Müdigkeit, burch Gold und Silber. Werden diese Triebe übermächtig, so arten sie in Leidenschaften aus

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der Mensch verhält sich leidend zu den Tries ben, statt sie zu beherrschen — in die Leidenschafs ten der Wollust, der Todesfurcht, der Völlerei, der Pußsucht, der Faulheit, des Geizes. Gegen die Leidenschaft waffnete sich, wie wir sahen, der alte Chrift so, daß er den Naturtrieb nicht nur nicht befriedigte, sondern mit übersittlich christs

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