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D. Du siehst so nachdenklich aus?

G. Ich komme eben von der Schulprüfung, und muß dir meine Schwachheit gestehen, daß ich dieses unruhig rasche Ueberspringen von einem Gegenstande auf den andern nicht ertragen kann und ganz vers wirrt dadurch werde. Ich begreife auch nicht, wie die Knaben es aushalten. Zuerst wurden sie über Philipp von Macedonien gefragt, dann folgte Bos tanik, sie mußten die Geschlechtskennzeichen und die Arten des Geranium angeben; als dies abgethan war, löften sie Gleichungen des dritten und vierten Grades, hierauf fragte man Namen, Größe, Einwohnerzahl der nordamerikanischen Freistaaten ab, dann ward eine Ode des Horaz überseßt, den Schluß der Prüfung machte griechische Sprachlehre.

D. Nun, wenn wir Erwachsenen solchen Wechsel auch nicht ertragen können, für Jüngere, die nicht eins mal lange bei ein- und demselben Spiele, geschweige bei derselben Arbeit aushalten, ist er ganz geeignet, und erhält sie vielmehr frisch, als daß er sie abs stumpfte. Månner fahren sich meist fest in jeden Gegenstand, den sie vornehmen, für eine Zeit oder wohl gar fürs ganze Leben, werden von ihm besess sen, statt ihn nach Aristipps Regel zu besißen, und müssen an Beweglichkeit verlieren, was sie an Gründlichkeit gewinnen.

G. Ohne mich der Gründlichkeit zu rühmen, gestehe ich gern, daß ich zu den Schwerbeweglichen gehöre. Reifte aber auch ein Mann zu einer geistigen Bes weglichkeit höherer Art, als die leidend empfångs liche der Kinder ist, zu einer thẳtigen, könnte er bei einem Reichthum von Erfahrungen und Fertigkeiten geisteskräftig wie ein König herrschen in Wissenschaft oder Kunst, er würde dennoch, meine ich, mit der schachspringerartigen Bewegung des Schulunters richts nicht Schritt halten wollen. - Doch daß ich mich nicht auch in diese Betrachtung festfahre, laß mich deine andern Gründe für die Mannigfals tigkeit der Unterrichtsgegenstände hören.

D. Heißt es nicht: der Mensch sey ein kleine Welt?

Das soll der Knabe schon in der Schule fühlen und kennen lernen. Das Mannigfaltigste foll ihm vors über geführt werden, um jede mögliche Richtungsfähigkeit seines Geistes zu reizen, damit keine eins schlafe oder gar absterbe. Was seinem Wesen zus sagt, wird ihn dann ganz vorzüglich anregen, er wird es unter Allem ergreifen, und so wird die eis genthümliche Anlage am Ersten durch eine solche Univerfalitätsprobe heraus gefunden. Wer steht dir dafür, daß bei einem beschränkten Kreise der Unterrichtsgegenstånde grade das wegfällt, was vies len Schülern zusagen würde, daß diese Schüler mit Dingen beschäftigt werden, die ihnen, wo nicht zus wider, doch gleichgültig sind?

G. Deine Vertheidigung hat einen guten Schein; der unmittelbare Eindruck, den die Schulprüfung auf mich gemacht hat, wirkt aber stårker, um so mehr als er Erinnerungen an meine eigene Schulzeit in mir aufgeregt hat. Was soll ich dir zuerst einwers fen? Daß es troß der berühmten Universalität der Schulen viel Dinge giebt im Himmel und auf Era den, welche die Schulweisheit nicht kennt, eine ganze Lebenswelt dem Jungen weit nåher steht als die Schulwelt, von dieser aber verdrångt wird. D. Ich merke schon, wo hinaus du mit deinem Tadel willst,

willst, und wie er nicht etwa auf Befferung einzels ner Mängel der Schulen, sondern auf völlige Ums werfung der bestehenden Ordnung in der Erziehungs- und Unterrichtswelt zielt. Aber verzeih, daß ich dirs, grade heraussage, ich liebe die vers neinenden Idealisten nicht, die immer wissen, mie Alles nicht seyn sollte, aber die Antwort schuldig bleiben, wenn man sie nun bestimmt fragt, wie es feyn soll. Fordert man sie vollends auf, selbst Hand anzulegen zur Verbesserung, dann ists aus mit ihrer Weisheit.

Den Emil schreiben und die eignen Kinder ins Findelhaus schicken, das bezeichnet den Rousseau und die meisten Neuerer in der Erziehung. Da find mir die alten unermüdet thätigen Schulmänner lieber.

G. Ereifere dich nicht. Vielleicht kehrt es sich bald um, daß die Neuerer ftill handeln, während die Anhänger des Alten schreiben. Aber Rousseau .... D. Schweige mir von Rousseau! Revolutionåre Gez danken über Erziehung, Unterricht und Staaten in die Welt seßen, sich aber um Ausbildung dieser Ges banken, dieser geistigen Kinder so wenig kümmern, als um Ausbildung der leiblich erzeugten, eine Welt aus den Angeln bringen ohne Trieb und Kraft zu

H

haben, sie wieder einzurichten

Fluch belasteter Beruf!

G. Der arme Rousseau!

wahrhaftig ein

D. Kannst du ihn gar noch bemitleiden?

G. Wenn er nicht Mitleid verdient, wer dann? In dem Augenblick geboren werden, da eine Welt zum Untergange reif ist, dies tief und klar fühlen, der Welt und sich selbst als Zeitgenossen den Abschied unterschreiben, und hülflos ohnmächtig, selbst zur Hoffnung ohnmächtig, nach Kraft und Mittel zur Erneuung, zur Wiedergeburt des Phönix aus der Asche fich sehnen ist das nicht ein jammervolles Schicksal?

D. Stand nicht der große Tacitus eben so unselig, eins fam in seiner Zeit, war er nicht tief tragisch ergrifs fen, verzweiflungsvoll fortgerissen_vom_heillosen Verderben Roms, das sich selbst überlebt? Da ers fann er aber nicht ein hoffnungsloses Hirngespinst und Gespenst von einem ursprünglichen Naturzus stande, zu welchem das entartete Menschengeschlecht zurückkehren sollte, sondern mit richtigem Blick sah er weissagend in den frisch jugendlichen Völkern der germanischen Wälder die Keime der Welterneuung. G. Suchte Rousseau nicht diese Keime in den Wilden der amerikanischen Wälder?

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