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D. Nicht Keime, nur Beispiele für die umzubildenden und zu erneuenden Franzosen suchte er dort. Die Franzosen aber so erneuen, französische Kinder nach dem im Emil aufgestellten Urbilde erziehen zu wols len, wenn das nicht Don Quixoterie ist! G. War Rousseau ein solcher Don Quixote? Gab er nicht die eigenen Kinder eben aus Verzweiflung an der Ausführbarkeit seiner Erziehungsweise ins Findelhaus? Was ich wahrlich damit nicht in Schuß nehmen will. Sprich überhaupt nicht von Dons, Quixoterie der Art, daß erinnert zu sehr an einen großen Teutschen.

D. Wen meinst du?

G. Fichte. Du kennst seinen Vorschlag: die teutsche Jugend völlig von den perderbten Aeltern zu sons dern, und wo möglich durch diese Absonderung ein verderbenfreies Geschlecht zu erziehen.

D. Der Vorschlag war freilich toll genug, hat auch gar nicht ins Leben eingegriffen.

G. Sage das nicht. Gerade hierin hat Fichte ein weit glücklicheres Loos gehabt als Rousseau, daß, wenn auch seine Plane an sich nicht ausführbar was ren, doch die tüchtige redliche Gesinnung, aus welcher fie floffen, viele Teutsche zur That begeisterte, zum kräftigsten Wirken für die Erziehung. Daß der

Emil eine ähnliche Wirkung in Frankreich hervorges bracht, habe ich nie gehört. Willst du die Schuld auf Rousseau werfen?

D. Ich habe gehört große Männer seyen Blüten ihres Volks, in ihnen gediehen die dunkeln Gefühle Aller zu hellen Worten und bestimmten Thaten, und aus dieser Gleichartigkeit stamme dann ihre große Wirkungskraft auf ihr Volk. Wenn dem so ist, warum hat Rousseau nicht schaffend in Frankreich gewirkt - warum nur die Keime der Zerstörung zur Reife gebracht?

G. Die Ansicht der großen Männer eines Volts, welche du aufstellst, möchte nicht durchgreifend seyn. D. Wie so?

G. Du kennst das Sprichwort: „der Apfel fällt nicht weit vom Stamme" Kinder arten nach den Aels tern. Und doch, wie häufig erzeugen geistreiche Männer dumme Kinder, wie oft haben geizige Vås ter Verschwender zu Söhnen kurz wie oft find

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die Kinder nichts weniger als gleichartig mit den Aeltern, sondern gerade das Widerspiel.

D. Was willst du damit?

G. Die Natur scheint sich in der Tugend wie in dem Lafter der Våter erschöpft zu haben, und darum bei den Kindern in das Gegentheil umzuschlagen. Eben

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'so scheint Ein Geist, Ein gemeinsamer Volksvater während eines längern oder fürzern Zeitraumes Kinder von der größten Familienähnlichkeit zu zeus gen, in den ausgezeichnetsten aber - wie Göthe von Voltaire sagt die Tugenden und Fehler aller Kinder dieses Zeitraums des ganzen Volkes, vors züglich auszubilden. Das sind die großen Mens schen, welche du als Blüten des Volkes schilders test. hat sich aber der Volksgeist in einer bes stimmten Art erschöpft, so erzeugt er Kinder entges gengefeßter Art, mit denen eine neue Zeit beginnt. So traten Göthe, der frischeste Naturmensch, und der hellverständige Leffing in die ganz verkünftelte, verschrobene und verschnörkelte gottschedische Zeit, so fanden sich Tieck und Wackenroder mit Nikolai zusammen, so scheinen mir Voltaire und Rousseau einander gegenüber zu stehn. Jener der vollendete Sohn des französischen Zeitgeistes, der NormalFranzos des achtzehnten Jahrhunderts, wie ihn Göthe treffend bezeichnet, diefer sein Gegenfüßler mit vollem Bewußtseyn den herrschenden Zeitgeist verachtend und verdammend, und nach einer völlig entgegengeseßten Art des menschlichen Daseyns Hrebend. Darum ftand Voltaire vergöttert als primus inter pares unter den Franzosen, Rouss

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feau dagegen verfolgt, einsam und fremd, als Reuerer unverstanden, besonders als Neuerer in der Erziehung.

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D. Deine Ansicht ist mir nicht ganz klar. Du sagst: wenn sich der Volksgeist in Kindern einer bestimmten Art erschöpft habe, so erzeuge er Kinder entges gengesetter Art, mit denen eine neue Zeit beginne.

Das gilt von Gsthe und Lessing, sie bildeten und erneuten allmählig ihr Volk durch ihren neuen Geist, nicht aber gilt es von dem nur vernichtenden Rousseau.

G. Auch Göthe und Lessing mußten sich Plaß machen durch Zerstörung des Veralteten, durch Ausfegung französischen Sauerteigs.

D. Warum frage ich dich aber noch einmal, warum wirkte Rousseau einzig zerstörend nicht auch ers bauend wie jene?

G. Seße hinzu: in Frankreich. Wehe dem unglücklichen Volke, dessen ganzes Daseyn veraltet ist, nicht bloß eine zeitliche Art feines Daseyns. Erscheint in ihm ein neuer Geist, so ist dieser eine Vors bedeutung des nahen Todes, und ungeheure Revos lutionen, die er herbeiführen hilft, find nicht Wes hen der Geburt einer bessern Zeit, sondern Todes

främpfe. Aber der Todesprophet des untergehens den Volks fann Wecker eines neuen Lebens in ans dern Völkern werden.

D. So wäre Rousseaus schaffende und bildende Wirks famkeit außerhalb Frankreich zu suchen?

G. Gewiß. Du håttest sie schon deshalb nicht einzig in Frankreich suchen sollen, weil du ja weißt, daß die berühmten französischen Schriftsteller des 17ten und 18ten Jahrhunderts nicht Frankreich allein, fondern den von ihnen bezauberten Gebildeten in Europa angehörten. Ihr Leben und Wirken muß daher nicht bloß im Verhältniß zum französischen, sondern zum europäischen Zeitgeiste jener Jahrhunderte betrachtet werden. Vor allen Rousseau's. Wirkte er, wie jeder neue Geist, zur Zerstörung des Veralteten, so war das in Frankreich der Hauptsig des Abgelebten. In Teutschland aber, dem Lande jugendlicher Keime und großer Hoffnungen wirkte er bildend, besonders durch nicht zu berechnenden Einfluß auf Erziehung. Hier gedich die Saat die Rousseau im Emil gefået.

D. Eine Drachensaat mag es seyn.

6. Sen nicht ungerecht und lies den Emil sine ira.) Doch mögte ich dich fragen: Warum foll Rousseau allein für die Neuerungen in der Erziehung hafs

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