ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

gefläßt, fie ohne weiteres zu verdammen. Möglich, daß ein Mann, der an sich höchst mangelhaft erscheint, als Glied seiner Zeit oder einer ganzen Ents wickelungsgeschichte große Bedeutung erhält, an sich nicht vollständig ein größeres Ganze, dem er sich anschließt, vervollständigt.

G. Laß mich dir meinerseits entgegenkommen. Halte mich nicht für einen so beschränkten An- und Nachs beter Rousseaus, daß ich von ihm alles Heil hoffte. Keiner ist weiter davon entfernt. Ich muß ihn bewundern, wenn ich ihn mit seinen französischen und europäischen Zeitgenossen vergleiche, wie in dem Einsamen die Gewalt der Natur verzweifelt durch die vollendete Unnatur durchbricht, und das böse Gewissen der Zeit erwacht. In ihm bekehrte sich biese Zeit, wie eine abgelebte reuige Buhlerin, welche die Schminke abwäscht, die falschen Locken ablegt und nun ihre nackte Häßlichkeit vor sich selbst schaus bernd im Spiegel betrachtet. Im vollen Bewußts feyn der Irrthümer und Sünden stand er vom Fluch der Zeit belastet, ohnmächtig zur frischen und heis ligen vollen Lebenserneuung, weil seine natürlichen Wurzeln abgestorben waren und er die Gnade defs fen nicht fand, der da sagte: ohne mich könnet ihr nichts thun. Darum war auch kein Segen mit ihm.

Von der blendenden Feuerfåule des franzöfifchen Vulcans, der teutschen Schiffern als irdischer Leuchts thurm diente, sein eigenes Land aber verwüstete, wendet man gern das Auge zum milden Stern, der über Teutschland aufging, zu Pestalozzi. Verzweis felnder Menschenhaß begeisterte den Rousseau wahrlich in solcher Zeit, unter solchen Umgebungen zu entschuldigen - Ihn leitete der Gedanke: verwirf nur alles, was die Zeit aufstellt, suche das Gegentheil, so wirst du das Rechte finden. Und wie viel Herrliches fand er, dem feindseligen Triebe folgend! - so schlecht war die Zeit.

Aber von Menschenliebe ward Pestalozzi begeisiert, von Sehnsucht dem, armen Volke zu helfen, nicht durch Bauernkrieg sondern durch Bauernerziehung. Und indem er sich demüthig von der Ueberbildung feiner Zeit weg, und evangelisch chriftlich zu den verlassenen Armen wandte, fegnete Gott seis nen reinen Willen, und verlieh ihm mehr, als er suchte, verlieh ihm freudige Ahndungen einer gros ßen Zukunft, und durch Weissagung, Dichtung und Wissenschaft Keime unendlicher Entwickelungen zu pflanzen.

D. Aber das Justitut?

G. Lies,,Lienhard und Gertrud” lies,,Wie Gertruð ihre Kinder lehrt” und vor Allem,,die Abendstunde eines Einsiedlers." Der große Meister, in dessen Seele das Riesenbild des Kölner Doms gebohren ward, konnte er hoffen, die Ausführung des Baues zu erleben?

VII.

Erdkunde.

D..

Dtto. Georg.

Heute nicht wieder ganz allgemeine Betrach

tungen über Umgestaltung der Lehr- und Erzie hungskunst. Laß uns lieber an einem einzelnen Unterrichtsgegenstande den Grad der Neuerer průfen: ob sie nur darauf beschränkt find zu fühlen wie es nicht seyn sollte, bloß verneinen, die alte Unterrichtsweise verwerfen, oder ob ihnen ein bes stimmtes Ziel vorschwebt.

>

G. Vergiß auch nicht das Dritte: ob sie sich auch verständig, thätig dem bestimmten Ziele zu nåhern suchen. Wie in der chriftlich sittlichen, so scheint mir in der geistigen Bildung eine dreifache Stufenfolge der Erneuung statt zu finden. Erwacht dort auf Sunde zuerst Erkenntniß der Sünde und Reue, dann der Glaube, aus welchem zuleßt gute Werke als Früchte hervorgehen, so erwacht hier

nach

nach mancherlei Irren zuerst Erkenntniß des Jrrens und Reue, dann geht die Wahrheit im Geiste auf, zuleßt erscheinen Früchte der Wahrheit in That und Wort.

D. Die Vergleichung mag treffend seyn; aber ich bin weit entfernt, dir die Anwendung auf die Neuerer in der Erziehung zuzugestehen. Doch, damit wir uns heute nicht wieder in allgemeine Betrachtungen verlieren, so laß uns an einzelnen Unterrichtsgegenständen untersuchen, ob die alte Weise so tabelns und die neue so lobenswerth sen, wie du ju glauben scheinst.

Es ist wohl gleichgültig, womit wir anfangen: ich schlage die Erdkunde vor.

G. Gleichgültig ist es wohl nicht; doch därfte die Erdkunde vorzüglich geeignet seyn, den Gegensatz alter und neuer Ansichten und Wege an ihr zu zeigen.

D. Nun, Anklåger der alten Weise, klage! G. Ich nicht: Pestalozzi und Rousseau mögen klagen. Jener erzählt von einem Schulmeister, der seine, Dorfjugend so vortrefflich Erdkunde gelehrt, daß fie genau den Weg nach Ostindien hätte angeben können desto schlechter aber Wege und Stege beim Dorfe

und Rousseau bietet die Wette an,

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »