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VIII.

Geschichtliches.

1. Vorläufer.

Alem, was in der Geschichte in reifer Kraft_auftritt, gehn frühere unreife Regungen voran, die unverstanden und fremd in der Zeit, wo sie sich zeigen, meist wie spurlos verschwinden, ohne eine unmittelbare, lebendige forthin ununterbrochene Bildung zu veranlassen. Erst nach Jahren oder Jahrhunderten zeigen sich ähnliche Regungen, verwandte Menschen, die den früheren so ähnlich, daß man glauben möchte, es seyen die Seelen jener in sie übergegangen. Stehn auch diese Regungen wiederum in ihrer Zeit fremd, wenn auch nicht so fremd, wie die ersten, so wieders holen sie sich bis endlich eine Zeit kommt, da sie Wurs zel faffen und gedeihen. Ehe die Thier und Pflanzenwelt ausgebildet über den Erdboden sich vers breitete, regte sich wiederholt der Naturgeist Thiere

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und Pflanzen zu schaffen, aber die rechte Zeit war noch nicht da - in den Gebürgen liegen unzählige Versteinerungen als Zeugen jener unreifen Regungen begraven.

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In der Menschengeschichte treten eine Menge Beispiele entgegen; das größte sind die Juden. Dies Volk, ausgestoßen von der alten Heidenwelt, einsam in seiner Zeit, auserwählt für die Zukunft. Alles Heilige, was sich in ihm bis auf Chriftus regte, war Sinnbild und Vorläufer Chrifti. Der Hohepries fter deutete auf Chriftus, die Opfer auf Christi Opfers tod fie waren Vorbilder der himmlischen Dinge, das Gefeß hatte den Schatten der zukünftigen Güter, nicht das Wesen. Das lehrt der Brief an die Ebråer. Der Geist Chrifti regte sich schon in Abraham, und leitete seine Schritte, er regte sich in Moses, in David, in den Propheten. Blige erleuchten in ihren Seelen das nächtliche Dunkel der nächsten Folgezeit, oft aber glänzt ihnen durch zerriffene Gewitterwolken der Stern der fernen Zukunft welcher nicht allein dem auserwählten Volke, sondern allen Völkern der Erde leuchten soll. Wie die Propheten im Volke Gots tes Chrifto vorausgehen, so weissagende Sybillen im Heidenthume. Wer kann aber sagen, ob ein heiliger Geist sie beseffen, oder ein unheiliger, der instinktar

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tig die Zukunft Chrifti witterte. Warum kam die Gabe der Weissagung über Weiber, die empfånglis cher für unheimliche magnetische Kräfte find, als Männer? aller Weissagung, doch selbst wieder der einsamste Erfiling einer neuen Welt, aber göttlich vollkommen in sich, unabhängig von der Entwickelung dieser neuen Welt. Als das Verderben der katholischen Kirche im Mittelalter einen hohen Grad erreicht hätte, da standen Waldenser auf, und Wickleff und Huß. Es waren unreife Regungen zur Kirchenverbesserung, welche dem herrschenden Pabstthum unterlagen — erst in Luther reifte das große Werk. - Finden sich in der Religionsgeschichte Vorläufer des Göttlichen, so auch des Teuflischen. Wie Abraham auserwählt war, daß durch ihn alle Völker in Christo, dem wahren Messias, gesegnet werden sollten durch seinen rechtmas ßigen, ihm von Gott verheißenen Erben Jsaak, so war Ismael der Stammvater der Araber und des Mahos met, als Bastard und Magdsohn sinnbildlich ein Vorläus fer des Bastardpropheten und Lügenmessias. — Auch in der weltlichen Geschichte gehn unreife Regungen spåter. reifenden guten und böfen Erscheinungen voraus. So regt sich in der republikanischen Zeit Noms die Kaisers herrschaft schon in Coriolan in Syllaz, aber die Res

Chriftus ist die Erfüllung, die Blüte

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publik behielt noch die Oberhand, bis vom Augustus an eine ununterbrochene Herrscherreihe folgte. So regs ten sich in Frankreich schon im 15ten, 16ten und 17ten Jahrhunderte Aufstände, wenn nicht in der Art doch im Geiste der spätern großen Revolution. Sie grifs fen aber nicht durch. Erst 1789 trat die Reife ein, der König fiel, und die ungeheure Umwandlung bez wegte die Erde. Gleichzeitig mit Luthers Reformas tion keimte in den, durch den Adel hart gedrückten Bauern ein Streben nicht bloß nach geistlicher, sons bern auch nach bürgerlicher Freiheit. Damals unreif für diese Freiheit, unterlagen fie; aber noch find nicht 300 Jahre verflossen und die meisten Forderungen, welche sie in jener Zeit vergebens machten, find erfüllt. Wir selbst haben ein solches Beispiel von unreifer Regung erlebt in Schill. Er glaubte 1809 ausführen zu können, wozu die Norddeutschen durch große Begebens heiten und geistige Kräftigung erst 1813 reiften. Er unterlag. Die Geschichte der Wissenschaften zeigt uns viele solche unraife Regungen als Vorläufer reis fer Ausbildung. Paradoxieen - der Name deutet schon auf Gedanken, die Fremdlinge in der Zeit sind, ba fie geboren werden gehen den reifen wissenschafts lichen Gedanken voraus. Der einzelne Mensch kann an sich erfahren, wie Ahndungen bligartig ihn ers

hellen.

hellen. Spåter kehren sie wieder und werden zu ruz hig und dauernd leuchtenden Gedanken. Die Ale ten gedenken des Philolaus Meinung, daß die Erde fich bewege mehr als eines Einfalls, der auch, so viel mir bekannt, weiter keinen Einfluß auf die Ausbildung der griechischen Astronomie hatte. Erst in Copernikus gedieh der Einfall viele Jahrhunderte spåter zur Reife - nur ein Christ konnte mit besonnes ner Kühnheit die Erde im Geiste von der Sonne aus betrachten, nur in einer chriftlichen Zeit, welche sich mündig von der unbedingten Herrschaft der Erde losgesagt, konnte der Wahn schwinden: der Mittelpunkt der Erde sey Schwer- und Mittelpunkt des Weltalls,

Die Alten beobachteten schon, daß der Magnet Elfen anziehe; aber das Verwundern über diese Ers scheinung wie unreif erscheint es gegen die Erfindung des Kompasses mit ihren großen Folgen für Schiffahrt und Bergbau wie kindisch gegen den ersten ungeheuren Gedanken, daß die Nadel ein lebendiges Sinnbild der Erdaxe!

Mit Lettern spielten römische Kinder, viele Jahrs hunderte darnach ward aus dem Kinderspiel tiefer Männerernst durch Erfindung der Buchdruckerkunst.

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