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den höheren Ständen.

Irrthümer und Sünden

hatten die Leiber verdorben. Tuckmåusrige matte Geiftigkeit stellte sich selbst vornehm gegen den Leib, und rühmte sich kränklicher Schwächlichkeit. Zur Wiederherstellung des richtigen Verhältnisses zwischen Geist und Leib mußte eben der leiblichste Theil des Leibes ins Auge gefaße, er mußte ges ftårkt werden, ehe an Ausbildung des geistigeren Theils, der Sinne, zu denken war.

D. Sollte nicht auch die Zeit in welcher das Turs nen entstand, hier mitgewirkt haben?

G. Gewiß. 1811 mußte man mehr darauf denken Kämpfer für die Errettung des Vaterlandes, entschlossene Geister in rüftigen Leibern zu bilden, als reizbare für Natur und Kunst empfängliche Sinne. Was nun der natürliche Gang der Entwickelung, was die Stärkung der Leiber, was die böse Zeit forderte, fand in Jahn den rechten Mann.

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III.

Bruchstücke, das Turnen und die Ausbildung der Sinne betreffend.

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Schon die alte Sage faßte den Unterschied zwischen bloß thierischer leiblicher Leibesstårke und menschlich geistiger Leibesstärke scharf auf, da nach ihr dumme ungeschlachte Fleischmassen von Riesen, durch körs perlich kleinere aber geistig gedrungenere Ritter bes fiegt werden. Ift denn der Tiger Vorbild im Springen, der Affe im Klettern, find die Vögel gar unerreichbare Ideale, zu welchen der Turner nur mit entsagender Sehnsucht auffieht? - Fliegen mögte jeder Mensch gern, aber wahrhaftig deshalb nicht in eine Krähe oder Elster, sondern in einen Engel verwandelt werden. Wir wollen lieber unvollkom men in einer höhern Art des Daseyns mit dem Gefühl der Entwickelungsfähigkeit leben; als zu eis ner in sich vollendeteren aber niedrigeren Art

Reisebeschreiber, die Europåer an Schärfe des Gesichts, Gehörs und Geruchs. Sind sie darum Muster der Sinnenausbildung?

Statt des Ideals menschlicher Sinnenausbildung ist das Ideal der thierischen ins Auge gefaßt, leibliche Sinnenstårke mit geistiger verwechselt. Sie verschieben diese beiden sind, ergiebt sich schon aus den vorigen Betrachtungen; Beispiele mögen dies noch mehr ins Licht feßen.

Wer kennt nicht Menschen welche das schärffte meilenweit tragende, den leisesten Ton vernehmende Gehör haben, und denen doch aller Sinn für reine und schöne Musik fehlt. Klavierstimmer giebt es, die aufs reinste stimmen, Musikmeister die jeden Fehler eines einzelnen Instruments im vollen Drs chester heraushören, und denen bei dem feinsten Ohr doch das geistig zarte Gehör so mangelt, daß sie die gemeinste Musik lieben.

Dagegen werden Andere, welche kein Instrument rein zu stimmen, noch weniger ein Orchester ju leiten vermögen, durch vortreffliche Musik' begeistert, und zeigen entschiedenen Widerwillen gegen schlechte. Es steht jenen scharfen und feinen Hdrern Beethoven gegenüber, welcher fast taub ist; und ihnen völlig entgegengesett erscheint ein an

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derer großer Tonkünftler, der versicherte: das Lesen der Partituren gewähre ihm einen größeren Genuß als die Aufführung der Musik, welche doch seinem inneren Ideale nicht ganz entspråche. Er wåre also bei voller Taubheit des geistigen musikalischen Genusses fähig gewesen.

Mit dem Auge ist es eben so. Unter meinen mineralogischen Schülern fanden sich einige die sehr gesunde leibliche Augen hatten, mit denen sie auch das Kleinste sahen, und doch waren sie nicht im Stande die Gestalten zu fassen, Gleichartiges von Ungleichartigem zu scheiden, kurz, sie hatten Augen und sahen nicht. Dagegen waren andere, die bei schwachen Augen wie geblendet waren, wenn sie kleine Krystalle sehen sollten, die größeren dagegen in aller Schönheit auffaßten, die Farbenübergånge aufs zarteste verfolgten. So kenne ich einen höchst kurzfichtigen jungen Menschen, der dennoch die größte Auffassungsgabe für Gemålde hat. Wie gewöhnlich sind dagegen höchst Scharffehende, welche ungerührt die herrlichsten Bilder, Bildsäulen und Kirchen angloßen.

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Und so ließe sich gewiß der große Unterschied zwischen leiblicher und geistiger Sinnenstärke durch viele andere Beispiele nachweisen.

Wahrlich jene thierisch scharfen Augen und Ohren der Wilden sind nicht unsere Muster. Die heiligen verklärten Augen Raphaels, Eyks, Erwins von Stein, die gottgeweiheten Ohren Håndels und Leos, das sind die höchsten Thatsachen menschlicher Sinnenausbildung, das sind die menschlich göttlichen Vorbilder! *)

Die Karten, welche (St. Turnziel S. 72.) die nordamerikanischen Wilden im Sande entwerfen sollen, mögen höchst rohe Darstellungen, Aeußerungen eines mehr thies rischen Ortsfinns seyn, welchen die Zugvögel in einem hdheren Grade haben, als der Mensch. Ja wenn man unter jenen Wilden Landschaftsmaler gefunden håtte, die den Claude Lorrain und Friedrich übertroffen, dann müßte man ihnen eine hohe, rein menschliche Sinnenaustildung zugestehen.

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