ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

Weltanschauungen ruhe, drei Hauptformen: die des heidnischen Alterthums, des christlichen Mittelalters und des sechzehnten Jahrhunderts. Der Magus der Alten, sagt Fischer, stand im Bunde mit den Göttern, denn die religiöse Vergötterung der Naturkräfte begründet und erhebt den Glauben an die Magie.“ Diess ist gewiss richtig, aber doch mit der Einschränkung, dass die wirkliche oder vermeintliche Prätention der Thëurgen, die Naturkräfte zu beherrschen, zu keiner Zeit ohne die gefährlichsten Anfechtungen hervortreten konnte, am wenigsten in Griechenland: man denke an die Schicksale eines Empedokles, Pythagoras, Anaxagoras, Diogenes von Apollonia und so vieler anderen. Mit dem Eintritt des Christenthums, fährt Fischer fort, tritt an die Stelle des göttlichen Charakters des Magus der diabolische: „Unsichtbar wird einer nur im Himmel, und ein Heiland wird am Kreuz verehrt." Das Christenthum fordert und übt Weltentsagung, denn das Reich Gottes ist nicht von dieser Welt; daher ist nach der christlichen Magus-Sage der innerste Beweggrund zur Magie die Liebe zur Welt. Im Besitz des Höchsten sein wollen, um das eigene Selbst nicht zu überwinden, sondern zu steigern, zu geniessen, sich zu brüsten als „die grosse Kraft“, und dieses gesteigerte Dasein nicht etwa mühevoll zu erkämpfen, sondern im Fluge zu ergreifen, das ist das Blendwerk der Leidenschaft, des Teufels Hülfe, die Magie. Es ist nach Fischer ein aus den innersten Motiven dieser Art von Begierde geschöpfter Zug, der besonders in der Faustdichtung (nämlich im Volksschauspiel und Puppenspiel, denn das Volksbuch hat ihn nicht) hervortritt, dass die Höllengeister nach dem Grade ihrer Geschwindigkeit ausgefragt und der

schnellste gewählt wird: wie die Imagination begehrt und gebietet, soll es dastehen das Werk ohne Arbeit, das Blendwerk des Genusses. So sind diese Züge der Magie schon in der urchristlichen Sage vom Simon Magus vorgestellt. Allein dieser diabolischen Magie steht die göttliche Magie gegenüber. Die Kirche ist mächtiger als die Hölle. Der gottlose Magus, der mit Hülfe des Satans die Welt genossen hat, wird durch die Werke der Kirche und ihrer Heiligen gerettet: so Theophilus von Adana, Robert, Merlin.

Mit Renaissance und Reformation erfährt auch die Magus-Sage nach Fischer eine weltgeschichtliche Umwandlung: sie behält den diabolischen Charakter, allein auch der Glaube an die kirchliche Magie als an ein äusseres Werk gilt jetzt als widerchristlich, der protestantische Volksglaube lässt den gottlosen Magus auch kirchliches Zauberwesen treiben, und wie der Papst der Antichrist ist, eben so heillos ist diesem Glauben die Magie kirchlicher Werke. Dort hiess es: Ende gut, alles gut; hier gibt es nur ein tragisches grauenvolles Ende.

Dieser Auffassung dürfte doch eine Vermengung der Magie der Werke mit der kirchlichen Magie des Sacraments und Gebets zu Grunde liegen. Die magische Wirkung der letztgenannten ist vom Protestantismus nicht verläugnet, sondern nur aus ihrer Veräusserlichung zurückgezogen worden. Die himmlische Magie bildet ja nur die Kehrseite der höllischen: so lange der Einfluss des Fürsten der Hölle und seiner Heerschaaren in vollster Anerkennung blieb, glaubte man auch an die magische Hülfe von oben. Deshalb warnt den Faust des Puppenspiels sein Schutzgeist und das Volksbuch lässt das Blut auf seiner Hand vor der Verschreibung zu der Schrift,,O homo fuge!"

gerinnen, gleichwie es auch die Möglichkeit seiner Rettung festhält, solang er noch beten kann.

Zum diabolischen und tragischen Charakter der Magus-Sage kommt nach Fischer als dritter Zug im sechzehnten Jahrhundert der theosophische, der mit der Wiederbelebung der Religion und Philosophie zusammenhängt. In der Vorstellung dass die Welt ein Ausfluss der Gottheit sei, dass die Fülle göttlicher Kräfte in abgestufter Ordnung von den himmlischen Sphären herabsteige in die irdischen und in geläuterten Menschenseelen wieder zurückkehre in die überirdischen Reiche, in dieser religiös gemeinten Weltvergötterung hatte die griechische Philosophie ihr letztes Wort gesprochen." Fischer meint damit die Schule Platons, deren Einflüsse bei einzelnen Theosophen des sechzehnten Jahrhunderts, wie z. B. bei Agrippa von Nettesheim, unverkennbar sind. Auch steht die Hauptquelle jener Theosophie, die Kabbala, bekanntlich mit dem Neuplatonismus im Zusammenhang. Aber die Theosophie hat ihr Wesen nicht sowohl, wie Fischer behauptet, in der Vorstellung dass in der Natur das Geheimniss der Gottheit verborgen sei, als vielmehr in dem Streben, alle Dinge in und aus Gott selbst und in dem Menschen, sofern er dessen Ebenbild ist, zu erkennen. Gerade hieraus folgt, was Fischer treffend weiter bemerkt: In der Theosophie erscheine die Natur „nicht als Gegenstand einer methodisch einzurichtenden Untersuchung, sondern als ein Mysterium, für welches das Wort der Lösung gesucht wird, als ein dem irdischen Sinnen verschlossenes Buch, dessen Zeichen zu verstehen ein Schlüssel erforderlich ist, so geheimnissvoll als das Buch selbst."

Daher, fährt Fischer fort, dürstet diese Denkart

nach einer räthsellösenden Geheimlehre. Immer mächtiger wird der theosophische Sinn angelockt von dem Bilde der Natur, immer begieriger verliert er sich in deren Betrachtung, erwartungsvoll spähend, wo er ihr das grosse Geheimniss ablauschen, die verborgenen Götterkräfte enthüllen könne. Also will er die Natur meistern und „sinnt noch immer auf zwei Grossthaten: Gold machen und Leben, den Stein der Weisen finden und die Panacee", beides zusammen das grosse Elixir genannt. Der Hauptrepräsentant dieser Richtung ist Paracelsus, der lehrt: dass dem Menschen auf Erden nichts unmöglich sei, wenn er nur perfect imaginire und glaube. Eben deshalb findet diese magische Scheide- und Heilkunst, wie Fischer mit Recht bemerkt, ihre Vollendung in der religiös-sittlichen Scheidekunst der Mystik. „Diese Magie und diese Mystik verhalten sich wie Anfang und Ende des Goetheschen Faust. Dem Magus im Anfange des Gedichts ist die Geisterwelt nicht verschlossen; er steht entzückt vor dem Bilde des Weltalls: Wie alles sich zum Ganzen webt, eins in dem andern wirkt und lebt welch Schauspiel! Aber ach, ein Schauspiel nur! Wo fass' ich dich, unendliche Natur? Der mystische Chor am Ende des Gedichts löst das Räthsel: Faust schaut in der göttlichen Liebe das enthüllte Mysterium.

66

Damit sind wir freilich zum Beweise dafür dass die Herleitung der Magie des sechzehnten Jahrhunderts aus der Wiedergeburt des classischen Alterthums eine ungenügende ist -- von der Renaissance weit abgekommen. Aus derselben Quelle aber leitet Fischer als weiteren Charakterzug der Sage das Titanische ab, indem die Wiedergeburt des Alterthums ,wie kein zweites Zeitalter der Welt die

[ocr errors]
[ocr errors]

Macht des Individuums, die Gewalt des menschlichen Könnens, die persönliche Magie des Menschen, erlebt, besessen, bewundert" habe. Das wiedergeborne Christenthum verdammt die Magie in die Hölle; aber das wiedergeborne Alterthum erhebt sie zugleich auf den Gipfel menschlicher Geisteskraft und menschlichen Strebens." So erscheint der gottlose Magus in seiner Erhebung wider Gott zugleich als Titan, als zweiter Prometheus." Allein auch diese Antithese ist mehr bestechend als wahr. Nur auf dem weiten Felde der Analogieen, wo der vergleichende Scharfsinn des Verfassers mit seltener Virtuosität schaltet, kann man sie gelten lassen. Die beiden „Züge“ der Magie als einer diabolischen und titanischen widerstreiten einander so wenig, dass sie vielmehr der sittlich-religiösen Würdigung nach in der Anschauung des sechzehnten Jahrhunderts als gottlose Selbstüberhebung sich decken. Etwas hiervon Grundverschiedenes ist die mystische Theilhaftwerdung übernatürlicher Kräfte. Jene Selbstüberhebung hat mit dem „Gipfel menschlicher Geisteskraft und menschlichen Strebens“ an und für sich so wenig gemein wie die höllische Magie mit der himmlischen. Es sind nicht zwei einander widerstreitende „Züge" einer und derselben Vorstellung (Sage), deren Quellen ebenso verschieden wären wie Heidenthum und Christenthum, geschweige denn dass jener diabolische Zug" dem letztgenannten und jener hochstrebende Zug dem erstgenannten angehörte; sondern es sind zwei einander entgegengesetzte Vorstellungen (Ideenkreise), beide freilich, obwohl uralt und deutlich zuerst, wie es scheint, im Parsismus ausgeprägt, in ihrer hier zu untersuchenden Eigenthümlichkeit im christlichen Geistesleben deutscher Nation zur Zeit des ausgehenden

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »