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ab? Das letzte der von Ammian genauer bezeichneten Jahre ist wohl 370 (Seeck S. 521), der Winter in § 12 geht von 369 auf 370. Vorher (§ 11) ist von 5 Monaten die Rede, in denen sich Cylaces und Artabannus im Gebirge versteckt halten. Nimmt man hinzu, dass Sapor erst concitis maioribus copiis den Rachezug für die Heimkehr des Para unternimmt, so fällt diese etwa um die Jahreswende von 368 auf 369, wahrscheinlich aber noch früher, da die Mitte des Winters keine geeignete Zeit für eine solche Heimkehr gewesen ist. Für die Aufnahme des Para jedoch lässt sich nicht einmal annähernd die Zeit bestimmen. Auf jeden Fall steht fest, dass Valens damals noch gegen die Goten im Felde stand. Nun ist aber in der von uns hier behandelten Stelle1) (XXVII 12, 9 ff.) nicht Valens der Mittelpunkt der Darstellung, sondern Armenien und Sapor. Valens greift nur aus weiter Ferne und durch seine Beamten in den Verlauf der Dinge ein. Wir wissen infolge dessen auch nicht, wo er sich befand. Ammian wenigstens sagt nichts darüber, sodass hier nur der obige umständliche Indizienbeweis etwas weiter helfen. kann; aber auch der versagt zuletzt. Erst XXIX 1, 4 tritt Valens wieder in unsern Gesichtskreis. Er kommt zum Winterquartier nach Antiochia 371. Seit Ende 369 haben wir ihn nicht mehr persönlich handeln sehen, also fast volle zwei Jahre lang. Wo ist er während dieser ganzen Zeit gewesen? Was hat er während dieser Zeit getan? Welchen Weg hat er genommen? Auf diese Fragen gibt Ammian keine Antwort. Hätten wir keine andern Zeugnisse, so ständen wir vor einem grossen Riss in unserm Wissen (vgl. cod. Theod. Bd. I 1, S. CCXLIX zum Jahre 370). Valens ist in dieser Zeit bereits einmal in Antiochia gewesen und dann wieder nach Konstantinopel zurückgekehrt, wo er den Winter 370/371 zugebracht hat. Von alledem bei Ammian keine Spur. In dem nun folgenden Prozesse des Theodorus (1, 5 bis 2, 20) spielt Valens als handelnde Person weiter keine Rolle. Da aber der Ort des Prozesses und der Aufenthaltsort des Valens zusammenfallen, kann man diesen Bericht für unsere Zwecke gelten lassen. Er füllt etwa die Zeit der Winterquartiere 371/2. In XXX 1-2, 8, wo die persisch-armenischen Verwicklungen geschildert werden, ist die Gesandtschaft des Viktor zu den Persern das erste sicher datierbare Ereignis: nach XXXI 7, 1 fällt sie in das Jahr 377 (Seeck S. 525). Doch könnte der Anfang der hier berichteten Ereignisse bis ins Jahr 373 zurückreichen.“ Mag auch eine genaue Begrenzung dieses Abschnittes unmöglich sein, das eine steht fest, dass Valens wiederum nur gelegentlich als handelnd auftritt und alle Ereignisse von Armenien aus gesehen sind. Begünstigt wird allerdings in diesem Falle diese Art der Darstellung dadurch, dass

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1) Ein klares Bild von der Tätigkeit des Valens können solche Stellen nicht bieten, sie können nur herangezogen werden, die grossen Lücken in der „Biographie" des Valens einigermaßen zu füllen.

W. Klein, Studien zu Ammianus Marcellinus.

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Valens während jener Jahre dauernd in Antiochia und in der Nachbarschaft weilte. Unsere Ueberlieferung über Valens lässt uns dann fast ganz im Stich, obwohl es nicht an wichtigen Ereignissen fehlen konnte, da Valens Vorbereitungen zu einem Kriege mit Persien traf.

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Wir wenden uns nun zu seinem Bruder Valentinian und verfolgen seine Taten in derselben Weise, indem wir mit XXVII 6 beginnen. Um seinem Hause die Nachfolge zu sichern, ernennt Valentinian in Amiens seinen jungen Sohn Gratian am 24. August 367 zum Augustus. Dann verlässt er Amiens und zieht nach Trier (8, 1). Hier erwähnt ihn der cod. Just. VI 4, 2 am 13. Oktober 367. Schon von Kap. 8, 1 an tritt seine Person mehr und mehr in den Hintergrund und verschwindet zuletzt ganz, von der Zeit der Winterquartiere hören wir wenig. Erst Kap. 10, 1 erscheint er wieder handelnd. Im Jahre 368 unternimmt er nach sorgfältigen Vorbereitungen (§ 5) einen Zug gegen die Alamannen (Seeck S. 520), anni tempore iam tepente, von dem er § 16 in die Winterquartiere nach Trier zurückkehrt. Von diesen (368/69) erfahren wir nichts. 369 wohl frühestens bei dem Beginn der guten Jahreszeit zieht Valentinian von neuem gegen die Alamannen (XXVIII 2, 1—9) und erbaut Zwingburgen in ihrem Lande. Dann beginnt er Verhandlungen mit den Burgundern, bricht sie aber wieder ab, wohl (Anfang?) 370 (XXVIII 5, 8-15). Was XXIX 3-4, 1 erzählt wird, kommt für unsere Zwecke nicht in Betracht, da sich die Grausamkeiten Valentinians wahrscheinlich über mehrere Jahre verteilen". Kap. 4, 2-6 zieht er wieder gegen die Alamannen und zwar im Jahre 372, § 6 kehrt er nach Trier zurück. Wir haben also etwa zwei Jahre lang nichts von seinen persönlichen Erlebnissen und Taten gehört (vgl. Valens S. 17). Allerdings Valentinianus hoc anno (371) quid egerit, auctores non tradiderunt (cod. Theod. ed. Mommsen I 1, p. CCXLIX zu dem Jahre 371). Ammian steht also nicht allein. Jedoch hätte sich gewiss bei einigem Suchen für einen so grossen Zeitraum noch Material genug finden lassen. In Kap. 6 tritt zwar Valentinian (§ 2) auf, aber nicht als handelnde Person, sondern mehr im Hintergrund aus weiter Ferne wirkend (vgl. Valens S. 17) bis 373 (vgl. Seeck S. 525). Wo er sich aufgehalten hat, ist nirgends überliefert, vielleicht in Trier (cod. Theod. XII 1, 73 vgl. XIII 1, 10). Mit XXX 3 kehren wir zu Valentinian selbst zurück. Woher er kommt oder wo er sich gerade befindet, wird nicht angegeben. Der Bericht setzt etwa mit dem Beginn des Jahres 374 ein und reicht bis Treveros Valentinianus ad hiberna discessit. Seit dem Beginn der Winterquartiere 372 (XXIX 4, 6) bis zum Beginn des Jahres 374 sind wir ihm persönlich nicht mehr begegnet. Von dem Winter 374/75 hören wir nichts, erst pubescente iam vere (XXX 5, 1) 375 zieht er von Trier aus gegen die Quaden, und wir können ihn bis zu seinem Tode (17. Nov. 375) begleiten.

Das vorliegende Material wird genügen, daraus Schlüsse zu ziehen: Ammian schreibt nach geographischen Gesichtspunkten Reichsgeschichte und keine Kaisergeschichte. Die Person der Kaiser tritt immer nur dann in den Vordergrund, wenn ihre Geschichte mit der des Reichs zusammenfällt. Zwar sagt Ammian XXXI 16, 9 selber, er habe die Geschichte geschrieben a principatu Caesaris Nervae exorsus adusque Valentis interitum. Es wäre aber verkehrt, dies so hinzunehmen, wie es dasteht. Für die Geschichte Nervas und seiner Nachfolger hatte er im wesentlichen wohl nur Biographien als Quellen, so dass der Anfangspunkt seiner Darstellung ohne weiteres mit dem Regierungsantritt Nervas gegeben war. Wenn nun Ammian am Schlusse seines Werkes den Anfang und das Ende des ganzen nochmals bezeichnen will, kann er unmöglich sagen: von der Regierung Nervas bis zu der Schlacht von Adrianopel. Wenn er den Anfang auf den Namen eines Kaisers gestellt hat, muss er auch das Ende so angeben, was hier umso besser und ungezwungener geht, als der Tod des Valens und die Schlacht von Adrianopel in engster Beziehung zueinander stehen. Ammian bricht nicht etwa darum mit der Schlacht bei Adrianopel ab, weil jetzt des Valens Leben zu Ende ist, sondern weil er erkannt hat, dass mit dieser Schlacht ein wichtiger Abschnitt in der Geschichte des römischen Reiches erreicht war 1). Denn sonst hätte er mit dem Tode des Valens überhaupt Schluss machen müssen, er erzählt aber noch in zwei Kapiteln (XXXI 15. 16) die Ereignisse, die in engem Zusammenhang mit der Schlacht stehen. Die Chronologie wird der geographischen Disposition untergeordnet und fasst die Ereignisse auf den einzelnen Schauplätzen nur in einen sehr lockeren Rahmen.

§ 2. Wir gehen jetzt zu dem ersten Teil des Werkes über (XIV ff.); wir können uns hier kürzer fassen, da wir bereits die notwendigen Gesichtspunkte für die Untersuchung dargelegt haben. Seeck hat in der RE und dann besonders in seinem Aufsatz im Hermes 1906 - gezeigt, dass Ammian hier eine festgefügte chronologische Form anwendet. Zwei Rechnungsarten, die thukydideische κατὰ θέρος καὶ χειμῶνα und die

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1) Seeck RE I 1848: „Das Werk des Ammianus Marcellinus will einerseits ..... Reichsgeschichte sein, andererseits strebt es auch nach einer gewissen Annäherung an das Schema der Kaiserbiographien. 24 ff.: Noch bezeichnender ist, dass die Geschichte des Orients bis zum Tode des Valens (378) herabgeführt ist, während die des Okzidents nur bis zum Tode Valentinians (375) reicht, ausser soweit sie, wie die Alamannenkriege Gratians, untrennbar mit den Ereignissen des Ostens verflochten ist. Wozu erzählt denn aber Ammian so ausführlich die Thronbesteigung Valentinians II. (XXX 10) und noch eingehender (XXXI 10) Gratians Alamannenkrieg, den er mit einem Satze hätte abtun können, wenn er nur hätte erklären wollen, warum Gratian dem Valens nicht gleich zu Hilfe kam? Dass wir von Gratian seit dem Tode seines Vaters sonst nicht viel hören, ist nach dem früher über die „Biographien“ der andern Kaiser gesagten nicht verwunderlich.

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annalistische, gebraucht er nebeneinander, während er ja in dem letzten Teil die Chronologie fast ganz vernachlässigt hat. Das ist der eine Unterschied zwischen dem ersten und dem letzten Teile. Seeck hat sich in seiner Untersuchung vor allem an chronologische Indizien gehalten, die ihm den Weg zu den Vorlagen Ammians eröffnen sollten. Er hat dann bei der Prüfung der einzelnen Kapitel (S. 494 ff.) dem Thukydideer sowohl wie dem Annalisten das ihm zukommende zugewiesen 1). Ammians Quellen, besonders der Thukydideer, müssen, wie er selber noch beweist, eine sehr festgefügte Chronologie gehabt haben, die kein Schwanken zuliess. Nun finden sich aber Abschnitte bei Ammian, die keine ausdrückliche chronologische Angabe am Anfang haben, trotzdem genau fixierbar sind und auch bei Ammian in dem richtigen chronologischen Zusammenhange stehen, so z. B. XV 8. Bei diesem Abschnitt ist es zweifelhaft, ob er dem Thukydideer oder dem Annalisten entlehnt ist; vielleicht sind beide vermischt, was übrigens auch sonst oft genug vorkommen dürfte" (Seeck S. 502). Ausser dieser Mischung ist sicher auch von Einfluss auf die Chronologie gewesen, dass Ammian den Gang der Hauptereignisse durch die Erzählung seiner eigenen Erlebnisse unterbrochen hat, was ihm eine Rückkehr zu der festen chronologischen Ordnung seiner Vorlagen erschweren musste. So reisst er denn Dinge auseinander, die zeitlich zusammengehören. So hat ihn z. B. die Errichtung des Obelisken XVII 4 so aus dem Zusammenhang gebracht, dass als er wieder zur eigentlichen Darstellung zurückkehrt und die Verhandlungen mit Persien (im Winter 357/58) schildern will, er aus dem Annalisten die Konsuln des Jahres 358 an die Spitze des Winterberichtes für 357/8 setzt, den er aus dem Thukydideer entnommen hat. Hätte er jene Einlage (Kap. 4) weggelassen, so hätte der Winterbericht, der sich auf Konstantius bezieht, gleich hinter dem über Julian gestanden. Eine kurze

1) Seeck hat auch darin ein Merkmal für den Quellenwechsel gefunden, dass eine Person, die schon einmal genannt und vorgestellt ist, dann nochmals eingeführt wird Paulus XIV 5, 6 u. XV 3, 4; Barbatio XVI 1, 2 u. XVII 6, 2. Für diese Stellen trifft es zu; denn Paulus und Barbatio werden beide Male mit ihrem ganzen Titel wie Unbekannte genannt. Aber es ist eine Gewohnheit Ammians, Personen, besonders die er nicht leiden kann, wiederholt mit einigen charakterisierenden Beiwörtern zu versehen, gleich als ob er seinen Leser auf jede Weise zu einem gleichen Hass bekehren wollte: Apodemius XV 1, 2 u. 5, 8 (beide Kapitel aus dem Annal.); Musonianus: XV 13, 1–2 (eig. Erinnerung) und XVI 9, 2 (Annal.). Sabinianus: XVIII 5, 5; 6, 7; 7, 7 (alles eig. Erinnerung). Lupicinus: XX 1, 2 und 9, 9 (Thuk.); die palatina cohors und die spadones: XVIII 4, 4-5 u. 5, 4 (eig. Erinn.). Konstantius: XIV 5, 2. XV 1, 3; 2, 2. XIX 12, 5 (Thuk.). XIV 11, 4 (eig. Erinn.). XV 3, 9 (Annalist.) usw. Ausserdem ist sich Ammian dieser Wiederholungen bewusst: XV 3, 4 verweist er auf XIV 5, 6: ut relatum est supra. XVI 9, 2: ut ante diximus. Wenn er da, wo er eigene Erlebnisse berichtet, in der oben genannten Art sich wiederholt, so zeigt das ganz deutlich, dass es sich hier um eine bewusste Gewohnheit Ammians handelt.

Datierung für Kap. 5, etwa eodem tempore, hätte dann die schönste Ordnung hergestellt. Er will aber genau datieren, findet jedoch den richtigen Zusammenhang nicht mehr und macht infolgedessen jenen Schnitzer. Genau so hilflos steht er XXIII 1, 1 da, nur mit dem Unterschiede, dass er sich seiner Ungeschicklichkeit bewusst geworden ist. Nachdem er uns in 58 Paragraphen seine Kenntnisse von Aegypten mitgeteilt hat, beginnt er den nächsten Abschnitt (XXIII 1, 1) mit den Worten: haec eo anno agebantur. Dann merkt er aber, dass das ein Kopfschütteln bei seinen Lesern hervorrufen muss, und gleichsam zur Entschuldigung fügt er hinzu: ut praetereamus negotiorum minutias von 58 Paragraphen !

Wie sich Ammian in den ersten Büchern zur Form der Kaisergeschichte gestellt hat, werden am besten die folgenden Tabellen veranschaulichen, worin wir zugleich den Versuch machen, die „Biographien" der Kaiser Konstantius und Julian festzustellen. Wir beginnen mit Konstantius.

(Siehe die Tabellen auf Seite 22-24.)

Um Missverständnisse zu verhüten, möchte ich noch hinzufügen: wenn in den Tabellen meistens nach Sommer und Winter geschieden ist, so soll damit nicht gesagt werden, dass Ammian in den angeführten Stellen so rechne, sondern ich habe diese Rechnung bevorzugt, weil sie eine viel genauere Einteilung grösserer Zeiträume ermöglicht als z. B. die annalistische und darauf kam es hier ja vor allem an.

Aus den hier gegebenen Tabellen für Konstantius und Julian ergibt sich ohne weiteres, was wir oben mit „Biographie" und Kaisergeschichte bei Ammian bezeichnet haben: „Biographie" ist bei Ammian die Geschichte der Kaiser, die uns fortlaufend

in einem festen chronologischen Schema von dem Aufenthaltsorte der Kaiser und ihren Taten unterrichtet. Die Lücken hat Ammian selbst verschuldet. Wenn in den „Biographien" des Konstantius und Julian durch Ammians Schuld allerhöchstens die Zeit eines Sommers fehlt, in denen des Valentinian und Valens dagegen ganze Jahre ausgelassen sind, so ergibt sich daraus, dass die Quellen Ammians für den ersten Teil seines Werkes eine Geschichte der Kaiser Konstantius und Julian von der eben bezeichneten Art enthielten. Die Bezeichnungen Thukydideer und Annalist bringen also nur die eine Haupteigenschaft der Quellen, und zwar die chronologische, zum Ausdruck, lassen dagegen die andere, die rein biographische, überhaupt unberücksichtigt. Im letzten Teile dagegen, wo Ammian ohne fremden Einfluss arbeitete, konnte er Geschichte nach seiner Auffassung schreiben (s. S. 19).

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