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Vorgänger und schriftliche Quellen gehabt hat. Das hat nun zur Folge gehabt, dass man nach dem andern Extrem neigt und in zu vielen Dingen A. zu einem unselbständigen Abschreiber macht; nur für den letzten Teil seines Werkes und die Charakteristiken gesteht man ihm Selbständigkeit zu1). Dazu kommt noch ein zweites Moment: die ersten Untersuchungen auf Quellen haben u. a. darum keine gesicherten Ergebnisse haben können, weil sie sich auf einzelne Teile des Werkes beschränkten, die eine gesonderte Stellung einzunehmen schienen. Um so höher muss man daher die Arbeit von Heinrich Sudhaus (De ratione quae intercedat inter Zosimi et Ammiani de bello a Juliano imperatore cum Persis gesto relationes. Diss. Bonn 1871) einschätzen, die durch den Vergleich mit Zosimus zum ersten Mal gezeigt hat, dass A. für sein Werk schriftliche Quellen benutzt hat. Dieses Verdienst von Sudhaus kann durch das falsche Resultat seiner Untersuchung er sah in dem vлóμνημа des Oribasius die gemeinsame Quelle von Zosimus und Ammian nicht vermindert werden. Von einem Fehler ist Sudhaus allerdings nicht freizusprechen: er geht vor allem darauf aus, Ammian und Zosimus gleichzumachen zugunsten seiner Quellentheorie. Von Zosimus ausgehend hat sich Mendelssohn in der Einleitung seiner Ausgabe (S. XXXIX ff.) ebenfalls mit dem Bericht Ammians über den Perserkrieg Julians beschäftigt. Er weist dort den Magnus von Carrhae als gemeinsame Quelle beider nach und hat damit das Richtige getroffen: cum Zosimus simpliciter secutus sit Magnum nulla alia memoria adscita, Ammianus Magniana ita tractavit, ut pro fundamento quidem haberet, sed pro sua rerum peritia vel recordatione et emendaret et suppleret. Quod quidem non nimis perite fecit, adparent enim hic illic suturae suntque dittographiae (velut A. XXIII 5, 8 coll. XXIV 1, 5). Ea igitur in quibus Zosimus et Ammianus consentiunt, Magniana non solum dici possunt, sed fide etiam digna, utpote probata Ammiano; ubi plura habet Ammianus, Magnum aut plenius quam Zosimus excerpsit aut emendaturus erat; ubi denique brevior Zosimo est, aut diffidebat Magno aut consulto neglexit. Sudhaus ergänzend hat dann E. von Borries (Hermes XXVII (1892) 170 ff.) die Quellen zu den germanischen Feldzügen des Julian untersucht von der Arbeit von H. Hecker können wir hier absehen, sie ist durch die von Borries erledigt. Bei Borries zeigen sich die ersten Ansätze zu einer neuen Art der Untersuchung des Werkes: er kann im Berichte des Ammian selber „Wiederholungen, Widersprüche und Inkohärenzen" nachweisen, wozu er von Hecker angeregt worden

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1) Diese Auffassung ist wohl vor allem durch die rein philologischen und geographischen Untersuchungen und ihre Ergebnisse erzeugt worden, die allerdings geeignet sind, Ammians Ansehen sehr herabzusetzen. Peter (gesch. Lit. II 128/29 und Anm. 1) hat recht, wenn er Seecks Ansicht bekämpft, der von den geographischen Exkursen aus Schlüsse zieht auf Ammians Quellenbenutzung in den historischen Teilen seines Werkes (RE I 1850, 37 ff.).

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ist. Ammians Darstellung geht nach seiner Ansicht auf zwei Quellen zurück: die Quelle A ist Julians Bericht über die Alamannenschlacht, der durch eine kurze Uebersicht über die Ereignisse seit Julians Ernennung zum Cäsar eingeleitet war". Diese Quelle „spricht mit Respekt von Constantius" und scheint christlich zu sein; sie erwähnt nie SpäAmmian hat diese Quelle direkt benutzt. Die Quelle B muss eine Biographie Julians gewesen sein; die Tendenz ist eine durchaus Julianische; wir dürfen den Autor in der nächsten Umgebung des Kaisers suchen" (S. 207). Es ist das bлóμvnua des Oribasius, aber eine Quelle X (S. 209) hat Ammian den Oribasius vermittelt. „Die Quelle B ist sehr gehässig gegen Constantius, ist heidnisch und enthält Anspielungen auf die Zukunft" (S. 175/76). Das Verdienst von. Borries ist demnach, dass es ihm gelungen ist, zwei Quellen bei Ammian nachzuweisen. Recht bedenklich ist aber, wenn er den Versuch macht, seine Quellen A und B aus Ammian zu rekonstruieren, was in das Reich der Hypothese führen muss, eine Erkenntnis, der sich Borries nicht verschlossen zu haben scheint (S. 202). Dem Fortschritt bei Borries steht aber, an Mendelssohn gemessen, ein grosser Rückschritt gegenüber: Borries hält noch an Oribasius fest, und zwar so, dass er ihn für Magnus die Quelle sein lässt und annimmt, Ammian habe aus Magnus und Oribasius zugleich geschöpft.

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Ammians Werk in seiner Gesamtheit zu würdigen hat als erster Seeck unternommen (Pauly-Wissowa RE I 1845 ff. zitiert: Seeck RE). Seeck hat erkannt, dass im ersten Teile des Werkes (XIV-XXV) ,,zwei Einteilungsprinzipien wirr durcheinanderlaufen“: „das eine ist rein. annalistisch; die Ereignisse werden nach Jahren gesondert, und diese beginnen zugleich mit dem Konsulat. Die zweite Quelle scheint, dem Muster des Thukydides folgend, nach Sommern und Wintern geschieden zu haben. Hier werden die Konsuln beim Anfang der warmen Jahreszeit genannt, oder ihr Antritt wird im Verlaufe der Erzählung erwähnt, ohne einen Abschnitt zu machen. Dabei bedeutet der Winter die Zeit der Winterquartiere, deren Beginn einen Abschnitt bezeichnet; er endet erst, wenn der Kaiser ins Feld zieht, kann sich also bis in den Juni erstrecken". Im Schlussteil (XXVI–XXXI) macht er „keine zeitlichen Abschnitte mehr, sondern berichtet nur nach dem inneren Zusammenhange, indem er meist auf den einzelnen Schauplätzen die Vorgänge mehrerer Jahre zusammenfasst" (1848/49). Damit hat Seeck endgültig aufgeräumt mit der alten Ansicht, die in Ammian einen Annalisten sah

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und meinte, was in seinem Werke nebeneinander stehe, gehöre, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auch zeitlich zueinander". Kurz nach Seeck hat Büdinger1) seine universalhistorische Studie über Ammian veröffentlicht. Der Titel des Aufsatzes verrät schon die Absichten des Verfassers. Sehr fördernd sind die Abschnitte über die Nachahmung des Tacitus (c. 1. bes. S. 4) und über Ammians religiöse Haltung (c. 3). Büdingers Argumente aber, Ammians Glaubwürdigkeit zu erschüttern (c. 4 § 3), vermögen nicht zu überzeugen. Er hat dabei übersehen, dass vieles nur rhetorische Mache ist und den Leser leicht zu einer falschen Auffassung verleiten kann (s. Peter, Geschichtl. Lit. S. 129 Anm. 1 und S. 12 ff. unserer Abhandlung). Im grossen ganzen richtig beurteilt wird A. von H. Peter 2). Vor allem lässt er Ammian selber den ihm gebührenden Anteil an der Sammlung und Darstellung des Materials zukommen. Irrig ist nur, dass er Ammian immer noch einen Annalisten nennt (II S. 128), obwohl Seeck in der RE bereits das Richtige in seinen Grundzügen gegeben hatte. Dautremer 3) hat, ähnlich wie Büdinger, das Werk Ammians behandelt, ohne jedoch einen wesentlichen Fortschritt zu bringen. Die Quellenfrage ist bei ihm nur ganz flüchtig berührt: die Arbeit von Sudhaus ist ihm bekannt, die Untersuchungen von Mendelssohn und Borries dagegen sind ihm entgangen. Nur in einem Punkte kommt er über Sudhaus hinaus (S. 118): Une difficulté cependant subsiste. C'est que, d'après les paroles-mêmes d'Eunape, le document qui lui fut communiqué par Oribase paraît avoir eu le caractère d'un document écrit spécialement pour lui, Eunape. Comment, dèslors Ammien aurait-il pu le connaître? Damit begnügt sich Dautremer; nach seiner Meinung hat Ammian ohne Vorlagen gearbeitet. Die Quellenfrage hat Seeck im Anschluss an Mommsens hinterlassene Aufzeichnungen in seinem Aufsatz (Hermes XXXXI 1906 S. 481 ff.) ihrer Lösung näher gebracht; vor allem hat er eine für jede weitere Untersuchung notwendige, gesicherte chronologische Grundlage geschaffen. Seine Ergebnisse sind im wesentlichen diese: 1. die sog. Thukydideische Quelle Ammians reichte bis zu dem Tode des Prokop (27. Mai 336); es waren die Annales des Virius Nikomachus Flavianus, die abgeschlossen worden waren zwischen dem Tode des Valens (378) und dem Beginne von Ammians Schriftstellerei (392). Dieser Thukydideer hat auch die Chronik der Stadt Rom enthalten und Ammian wohl auch den Magnus von Carrhae vermittelt, der auch von Zosimus zugrunde gelegt ist. Er war Heide. 2. Die annalistische Quelle reichte bis XXV 9, d. h. bis zu dem

1) Ammianus Marcellinus und die Eigenart seines Geschichtswerkes (Denkschr. d. Wien. Akad. d. W. Phil.-hist. Kl. 44 Bd. Wien 1896).

2) Die geschichtliche Literatur über die römische Kaiserzeit. II 121 ff.

3) Ammien Marcellin. Étude d'histoire littéraire in den Travaux et mémoires de l'université de Lille No. 23. 1899.

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Frieden des Jovian mit den Persern. Ihr Verfasser war vielleicht der kappadokische Chronograph Eutychianus, der vielleicht mit Ammian persönlich bekannt war. Er war Christ. 3. Für die Schlacht bei Strassburg hat Ammian die Schrift des Julian benutzt, worauf die Anklänge an die Rede des Libanius hinweisen. Sonst hat er wohl Julians Werke gelesen, aber nicht als Quelle benutzt, höchstens sich von ihrer Auffassung beeinflussen lassen. 4. Dass übrigens Ammian auch in der Geschichte des Silvanus, bei der er selbst als handelnde Person mitwirkte, nicht nur aus geschriebenen Quellen geschöpft hat, versteht sich von selbst. Doch dies gilt für die meisten erhaltenen Teile seines Werkes und soll daher im folgenden nicht mehr ausdrücklich hervorgehoben werden" (Seite 499 Anm. 5). 5. Von XXVI 10 an „fügt sich die Erzählung keinem Gesetze chronologischer Anordnung mehr". Seecks Aufsatz im 18. Bande des Hermes (S. 289 ff.) über die Stadtpräfekten beschäf tigt sich nur mit chronologischen Fragen und fällt damit aus dem Rahmen unserer hauptsächlichen Untersuchung heraus, wird uns aber für die gesonderte Behandlung der Stadtchronik gute Dienste leisten.

In allen Einzelfragen wird auf diese Arbeiten jedesmal näher einzugehen sein.

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2.

Die Persönlichkeit Ammians.

Die Persönlichkeit eines Schriftstellers kennen zu lernen, gibt es verschiedene Möglichkeiten: 1. die Sammlung der Nachrichten seiner Zeitgenossen oder Späterer über ihn von Selbstbiographien kann hier abgesehen werden 2. das Studium seiner Werke. Die ersten können von Hass oder Gunst beeinflusst sein. Bei der Betrachtung seiner Werke weiss man nie sicher, ob der Autor sein wahres Wesen oder eine Maske zeige, zumal in einer Zeit, wo Offenheit und Wahrheitsliebe gefährlich werden konnten. Beide Quellen können daher immer nur relativen Wert beanspruchen. Für Ammian ist man fast ausschliesslich auf sein Werk angewiesen, da er bei seinen Zeitgenossen und späteren Autoren so selten genannt wird, dass ihre Nachrichten nur gelegentlich zur Ergänzung dienen können. Man verziehe ihm daher gern, wenn er in seinem Werke seine Person öfter und nachdrücklicher in den Vordergrund gerückt hätte, da man dann über sein Leben und zugleich über seine Art mehr wüsste. Infolgedessen ist man, was seine Persönlichkeit betrifft, auf den Eindruck seines Werkes im gesamten und im einzelnen angewiesen. Sein äusseres Leben dagegen steht in seinen Grundzügen fest, durch seine eigenen direkten Angaben und durch Schlüsse aus gewissen Stellen in seinem Werke.

Ammian stammte aus Antiochia und hat hier wohl auch seine Jugend verlebt, wenigstens gibt es nichts, was dieser Annahme im Wege stände.

Zur Zeit Ammians war Antiochia eine der grössten und blühendsten Städte des ganzen Reiches, orientis apex pulcher. Trotz dieser äusseren Blüte war es im Innern morsch; denn hier sammelten sich Menschen aus aller Herren Länder an, Griechen, Juden, Syrer usw. 1). Dass diese zusammengewürfelte Gesellschaft kein festgefügtes Ganze bilden konnte, liegt auf der Hand. Einig waren sich alle in dieser Zeit der politischen Gleichgültigkeit nur in der völligen Hingebung an Ueppigkeit und Genußsucht, ein Erbteil, das sie noch vom Hellenismus überkommen hatten; sittlichen Ernst hätte man hier vergeblich gesucht. Das Griechentum hat hier zu allen Zeiten seine geistige Ueberlegenheit behauptet, was sich besonders im vierten Jahrhundert deutlich zeigt. Stammen doch aus Antiochia Männer wie Libanius und Johannes Chrysostomus, allerdings erst in einer Zeit, in der die übrigen Provinzen ihre Kraft erschöpft hatten. Auch Ammian stammt aus diesen Kreisen und ist in ihnen herangewachsen. Die innere Hohlheit und der Mangel an Festigkeit, die man an seinen Landsleuten beobachten kann, zeigen sich auch bei ihm, wie wir später häufig sehen werden. Wohl erst der Beginn seiner militärischen Laufbahn hat ihn von Antiochia getrennt. Als er sich nach der Absetzung des Ursicinus für einige Zeit ins Privatleben zurückzog, und später, als Julian gestorben war, hat er dort seinen Wohnsitz genommen. Das zeigt, wie sehr er doch an seiner Vaterstadt hing, obwohl er sich mit der Art seiner Landsleute nicht befreunden konnte; denn wo er von dem Streite Julians mit den Antiochenern berichtet und von den schweren Vorwürfen, die Julian gegen sie erhebt (bes. XXII 14, 2-3. XXIII 2, 3-4), findet er kein Wort der Verteidigung für sie, er weist nur Erfindungen Julians zurück (XXII 14, 2: addensque veritati conplura). Vor allem hat er wohl an seiner Heimat die hohe Kultur bewundert. Dieser Stolz kommt so recht XIV 1, 9 zum Ausdruck: et haec (nämlich die nächtlichen Streifzüge des Gallus) confidenter agebat in urbe, ubi pernoctantium luminum claritudo dierum solet imitari fulgorem, eine Stelle, die unzweifelhaft von Ammian selbst stammt (vgl. XIV 8, 8). Wenn er später (nach 378) dennoch Antiochia verlassen hat, um nach Rom zu gehen, so liegt das daran, dass Rom für ihn immer noch das ideelle Haupt des Reiches war und die Stätte, wo seine von ihm bewunderten Vorbilder, besonders Cicero, gewirkt hatten. Rom, die urbs sacratissima und urbs aeterna, war für ihn der Begriff alles Hohen und Erhabenen (s. bes. XIV 6, 3. XVI 10, 13). Hier wollte er sein römisches Geschichtswerk schreiben. Dieser Idealismus hat wohl das meiste dazu beigetragen, dass er sein Werk in lateinischer und nicht in griechischer Sprache schrieb, nicht etwa die Erwägung, dass er als Fortsetzer des Tacitus lateinisch schreiben müsse 2). Ferner konnte ihm An1) S. Mommsen RG V 446 ff., bes. 456.

2) Wie weit Ammian hierin geht, zeigt XXII 9, 7: άnò тoù лεσεйv (quod cadere

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