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führten, oder ihn auch nur bloß annahmen, um sich Wichtigkeit zu verschaffen.

Faust's Character, nach der Volkssage betrachtet, erscheint indeß schon dadurch in einem ganz anderen Lichte, wenn wir im Allgemeinen auf die Irrthümer seiner Zeit blicken, und in dem verrufenen Zögling der Hölle nur den schwerirrenden aber kenntnißreichen Mann erblicken, der selbst in der klassischen Literatur des Alterthums bewandert war, wie wir aus den Schriftstellern seiner Zeit abnehmen können.

Das Erkenntniß unserer Zeit ist glücklicherweise über den Wahn jener Epoche hinaus, und um so ruhiger und vorurtheilsfreier können wir nicht nur Faust's Thun und Treiben, sondern auch die über ihn ergangenen öffentlichen Stimmen beurtheilen. Schon das älteste Volksbuch über Faust, vom Jahre 1588, so wie die meisten nachfolgenden, schildern den Character Faust's mit den grellsten Farben, stellen sein Treiben, seine zum Abgrund der Hölle führenden Künste", seine belustigenden Schwänke, als Teufelswerk, in dem schrecklichsten Lichte dar, und lassen ihn ein grausenerregendes Ende nehmen. Ein warnendes Beispiel aufzustellen und abzuschrecken vor solchen unseligen, höchst gefährlichen Grübeleien und Verbindungen mit dem Gottseibeiuns war daher offen: bar ihre Absicht, obgleich sie dabei nicht den richtigsten Weg einschlugen, da der Ernst, mit welchem sie von

der Sache reden, derselben nur noch mehr Wichtigkeit verliehen hat. Sie hätten dem Ganzen einen lächerlichen Anstrich geben, und nicht selbst (um mit Buttler im Hudibras zu reden) gleichsam durch Sinus und Tangenten resolviren sollen, ob die Butter das rechte Gewicht habe; denn Horaz hat vollkommen Recht, wenn er sagt: „Meistens scheidet die Dinge das Lachen besser als Schärfe."

Das Volksbuch läßt den berüchtigten Exorcisten nach Verlauf der festgesezten Frist vom Teufel in die höllischen Reiche hinwegführen und seine zermalmten Glieder aus den Lüften auf einen Misthaufen herabschleudern *); die Schriftsteller seiner Zeit erzählen indeß, daß er an seinem Geburtsorte **) todt gefunden sei; aber auch mit dem Gepräge der Teufelsmünze, nåmlich mit umgedrehetem Halse, denn auf eine auffallende, schreckliche Weise mußte er nach ihrer Meinung nun einmal enden, damit andre vor ähnlichen Fallstricken gewarnt würden. Sein Lebensalter foll er, der Sage nach, auf 41 Jahre gebracht haben.

Auch als Schriftsteller hat man Faust auftreten lassen, und zwar in einem oeuvre hors d'oeuvre,

*) Die Berichte über Faust's Höllenfahrt sind verschieden. Einige lassen den Unglücklichen um Mitternacht auf offener Landstraße enden; Undere versehen diese schauderhafte Scene in eine Wirthsstube.

**) Nach einigen Berichten war es das Dorf Rimlich in Sachsen, nach andern Breda an der Elbe.

Faust's Höllenzwang" genannt, dessen sauberer Titel indeß schon den nichtigen Inhalt hinreichend anzeigt. Ob der spekulirende Doctor aber wirklich dessen Verfasser ist, steht dahin, und nichts möchte mehr zu bedauern sein, als die Zeit, die man bei Nachfor= schung über das pro und contra verlieren würde *).

Eine wichtige Rolle spielt der Hund Prästigiar (Prästigia, Blendwerk), den die Faust-Sage als treuen Begleiter des Doctors und als metamorphosirten Teufel auftreten läßt. Dies ist übrigens nicht der einzige Fall, daß man dem Teufel die Ehre erzeigte, ihn unter der zottigen Haut eines treuen Hundes erscheinen zu lassen; beim Pabst Sylvester H., E. Agrippa c. finden wir dasselbe Mährchen, und müssen es der guten, alten, abergläubischen Zeit zu Gute halten, daß sie in der Anhänglichkeit der treuen Hundenatur teuflische Elemente zu erblicken wähnte. Diese Andeutungen, denen sich übrigens noch mehrere hinzufügen ließen, zeigen zur Genüge, wie Faust's Leben und Treiben überall märchenhaft erscheint; dem Probierstein unserer Zeit kann es indeß nicht schwer fallen, die Spreu vom Korn zu unterscheiden.

*) Als Herausgeber dieses Werkes, welches ein System der Magie enthält, wird Christoph Wagner, Faust's Fa= mulus, genannt, dessen bornirtes Wesen schon im Volksbuche und Puppenspiele gedacht wird. Wagner ist übrigens eine historische Person, dessen Verhältniß zu Faust nicht zu bezweifeln ist.

III.

Die Faust: Tragödie.

Nicht nur das Volksbuch und andre Erinnerungen, sondern auch eigne alchemistische und kabbalistische Versuche erfüllten Göthe's jugendlich aufstrebenden Genius mit ganz eignen Gefühlen“ und nahmen seine überfreien Gesinnungen“ durch höchst eigen= thümliche Reize für die Faust-Sage ein. Die ersten

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schwankenden Gestalten" des erst lange nachher vollendeten Meisterwerkes Göthe'scher Muse, tauchten schon ums Jahr 1770 in des Dichters Innerm auf, und 1786 erschien das erste Fragment des Faust. Neben seinen übrigen herrlichen Werken, Iphigenia, Tasso, Egmont, arbeitete Göthe auch an der Ausführung dieses Fragments, das denn auch in seinen, in jeņem Jahre herausgegebenen Werken vermehrt erschien. Über dies war nur die erste Hälfte des großen Doppeldrama's, die, obgleich sie ihrer Eigenthümlichkeit wegen, in der deutschen Literatur Epoche machte, dennoch immer nur ein Fragment blieb.

Viele hielten zwar die Tragödie mit dem ersten Theile

für abgeschlossen, und zweifelten an der Möglichkeit einer geeigneten Fortsetzung derselben; allein der Plan zu dem Ganzen war von dem Dichter schon seit der ersten Anlage vollkommen durchdacht, und er äußert sich selbst hierüber in einem Briefe vom 17. März 1832 an, W. v. Humbolt:

Es sind über sechzig Jahre, daß die Conception des Faust bei mir jugendlich von vorne herein klar, die ganze Reihenfolge hin weniger ausführlich vorlag. Nun hab' ich die Absicht immer sachte neben mir hergehen lassen, und nur die mir gerade interessantesten Stellen einzeln durchgearbeitet, so daß im zweiten Theile Lücken blieben, durch ein gleich: måßiges Interesse mit dem Uebrigen zu verbinden. Hier trat nun freilich die große Schwierigkeit ein, dasjenige durch Vorsaß und Character zu erreichen, was eigentlich der freiwilligen, thätigen Natur allein zukommen sollte. Es wäre aber nicht gut, wenn es nicht auch nach einen so lange nachdenkenden Leben möglich geworden wåre, und ich laffe mich keine Furcht angehen, man werde das Weltere vom Neuern, das Spätere vom Frühern unterscheiden können; welches wir denn den künftigen Lesern zur geneigten Einsicht übergeben wollen." *)

*) Kunst und Alterthum, VI. 3. S. 624.

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