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IV.

Faust's Character.

Faust's Character trågt das Gepräge des sechzehnten Jahrhunderts. Wie in dieser Epoche einer bedeutungsvollen Aufregung, die einer allgemeinen Erschlaffung folgte und einer nothwendigen Regeneration voranging, der Drang nach höherem Wissen, vers borgener Kunst und Genuß prådominirte, eben so finden wir in Faust's Character, der sich aus diesem Gårstoff hervorarbeitete, dieselben Grundzüge. Der Faust der Sage ist, dem Geiste jenes Zeitalters gemåß, nichts als ein sogenannter fahrender Schüler *),

*) Fahrende Schüler nannte man in jenem Zeitalter dies jenigen angehenden Gelehrten sämmtlicher Facultäten, namentlich aber diejenigen jungen Theologen, die nach been= digtem Studentencurse von Ort zu Ort wanderten und durch Gastpredigten, Vorsingen in der Kirche, und theilweise auch durch Unterricht 2c. ihr Brot zu verdienen suchten, bis sie eine sichere Anstellung fanden. Ihrer Lebensweise nach waren sie größtentheils eine Urt gelehrter Landstreicher. Der Ausdruck Fechten, der noch jezt den wans dernden Handwerksburschen anklebt, und so viel als Betteln

ein verrufener Schwarzkünstler, ein Adept *). Göthe's Faust bewegt sich in einer angemesseneren Sphåre,

bedeutet, stammt von ihnen her, weil sie mit dem Degen an der Seite, auf ihren Wanderungen, ihre Zunftgenossen um einen Zehrpfennig ansprachen, wozu sie ein Recht hatten. In ihrer verrufensten Periode übten sie gewissermaßen eine literarische Wegelägerung und das Fauftrecht des Gelehr= tenstandes.

*) Adept heißt so viel, als einer der es erreicht hat, d. h. der hinter diejenigen Geheimnisse gekommen ist, oder vielmehr gekommen zu sein glaubt, welche die Natur dem Uneingeweiheten und Unerleuchteten vorenthält. Die Wiffenschaft oder Weisheit, die aus diesen Geheimnissen entspringt, heißt philosophia adepta. Unter den Adepten giebt es nur Wenige, die, wie z. B. Paracelsus, wirklich positive Kennt= niffe befizen; ihr ganzes Streben geht dahin, mittelst der Wchemie oder Uchymie den verlornen Stein der Weisen künstlich zu verfertigen und sich zu unumschränkten Herren der Natur zu machen. Vom Steine der Weisen erzählt uns indeß die Rabbinische Mythe folgendes Märchen : U18 König Salomo den Tempel des Herrn aus nicht mit Eisen behauenen Steinen erbauen sollte, wußte er sich einen Stein zu verschaffen, den der Teufel Adramelech zu dieser Kunst besaß. Adramelech kam nämlich tåglich zu einem Brunnen im Walde, der mit fieben Siegeln verschloffen war, um daraus zu trinken. Salomo untergrub daher den Brunnen, leitete das Wasser ab, und füllte den Brunnen mit Wein. Als nun Adramelech wieder zum Brunnen kam und berauscht wurde, überfiel ihn Salomo und fesselte ihn, bis er ihm den Stein auslieferte, welchen er nun in einen Ring faßte und beständig am Finger trug,

und in ihm offenbaren sich die Elemente jenes Zeitalters auf eine anschaulichere, bedeutungsvollere Weise. Zweifel, Wissensdrang, Hochmuth, Ueberdruß und Genußgier sind die Quintessenz seines Wesens. Göthe äußert sich hierüber in Kunst und Alterthum:

,,Faust's Character, auf der Höhe, wohin die neue Ausbildung aus dem alten rohen Volksmåhrchen denselben hervorgehoben hat, stellt einen Mann dar, welcher in den allgemeinen Erdenschranken sich ungeduldig fühlend, den Besiß des höchsten Wissens, den Genuß der schönsten Güter für unzulänglich ach= tet, seine Sehnsucht auch nur im mindesten zu be friedigen, einen Geist, welcher deshalb nach allen Seiten hin sich wendend, immer unglücklicher zurückkehrt. Diese Gesinnung ist dem modernen Wesen so analog,

so daß er durch ihn alle seine Wünsche befriedigen konnte. Den Teufel schmerzte jedoch der Verlust seines Steines, er zog daher unvermerkt dem Salomo den Ring vom Finger und warf ihn (den Ring) in's Meer. Der Stein ging also verloren; allein die Adepten laboriren daran, ihn wieder zu erlangen, denn ihrer Meinung nach, ist er ein Mittel zur Erfüllung aller Wünsche, ein Hauptmittel der Goldmacherkunst und zur Bereitung der Lebenstinctur. Gold, Quecksilber, Vitriol, Weinstein, ein Hahnenei 2c. find die Hauptingredienzen zur Composition dieses Steines.

daß mehrere gute Köpfe die Lösung einer solchen Aufgabe zu unternehmen sich gedrungen fühlten.“*)

Mit einem Worte also, Faust fühlt sich zu beengt in den ihn umgebenden Erdenschranken, und sucht diese daher in seinem rastlosen Streben ge= waltsam zu zersprengen, indem er einem dunkeln Drange folgt. Aber der innere Kampf der Vernunft mit der Sinnlichkeit gebiert in ihm nur noch mehr Unruhe, sein nie befriedigtes Wesen bildet eine, mit dem Leben erst beschlossene Reihe von Irrthümern, und mit doppelter Gewalt dringen die Worte an unfer Herz:

„Es irrt der Mensch so lang' er strebt."

Wenn gleich nun Faust's ganzes Wesen, sein ganzes Streben, seine ganze Thätigkeit einerseits nur als ein einziger schwerer Irrthum zu be: trachten ist; wenn gleich sich auf Faust anwenden läßt, was der Satiriker Boileau sagt: „Souvent de tous nos maux, la raison est le pire," fo dürfen wir doch andrerseits die vielfachen Lichtblicke nicht verkennen, die in Faust's dunkelm, ahnungvollem Wesen auftauchen, und wir gelangen nach reifer Prüfung zu dem Schlusse, daß Göthe's Faust ein schwer irrender aber reich begabter Mensch

*) VI. 1. S. 200.

ist, dessen Liebe zur Natur in jeder Hinsicht folgende auf ihn bezügliche Stelle rechtfertigt:

Ein guter Mensch in seinem dunkeln Drange
Ift sich des rechten Weges wohl bewußt.

Wie anders wäre es auch erklärlich, daß er mit dem ihm beigegebenen dåmonischen Factotum in stetem Widerspruch steht! Die ganze Absicht des Mephistopheles ist, den Faust seine (des Teufels) Straße facht zu führen", ihn also im Uebermaß der Sinnlichkeit zu betäuben, indem er ihn von der edleren Lebensansicht, wie von der höhern Richtung seines sehnsüchtig aufstrebenden Geistes abzuziehen sucht, feine Wette zu gewinnen. Aber er müht sich vergebens ab. An der lebendigen Naturkraft Faust's scheitern seine satanischen Künste, und seine Wette ist entschieden verloren.

um

War Faust nun auch nicht der Mann den Teufel fest zu halten", so hatte Mephistopheles sich andrerseits gleichfalls arg verrechnet, indem er mit seiner ganzen Sippschaft nicht im Stande war, einen guten Menschen für immer vom rechten Wege abzubringen. Ich sage, einen guten Menschen, denn das ursprünglich Gute im Faust liegt klar am Tage, wenn auch das Böse in ihm nicht zu leugnen ist; bei ihm ist das Böse indeß eine Folge schwerer Irr

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