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thumer, bei seinem diabolischen Gehülfen hingegen pråponderirt es als Plan und Absicht. Faust will nicht das Böse, er haßt es vielmehr, und verabscheuet daher auch den Urquell desselben; wohl aber will er das Gute, das Rechte; eine matte Ahnung schwebt ihm von dem fernen Ziele vor; aber er muß in seinem dunkeln Drange gegen den ver führerischen Einfluß des Mephistopheles, gleichsam wie gegen die Uebermacht eines eisernen Fatums ankämpfen. Das Wahre will er; aber er sucht es im Finstern, auf dem Pfade des Truges, bleibt daher jeden Augenblick unbefriedigt, und erst am Schlusse seines Lebens ahnet er seinen schweren Irrthum. Unbefriedigt steht er da; nach allen Erfahrungen, die er bis zum hohen Alter*) gemacht hat, dringt sich ihm der lebendige Wunsch auf, das Geschehene ungeschehen machen zu können; die im Sündentaumel verlorenen Stunden noch einmal, aber auf eine würdigere Weise zu genießen, kurz, er sehnt sich in die Unschuld seiner früheren Jahre zurück:

Könnt' ich Magie von meinem Pfad entfernen,
Die Zaubersprüche ganz und gar verlernen,
Stund' ich, Natur! vor dir ein Mann allein,
Da wär's der Mühe werth, ein Mensch zu sein.
Das war ich sonst, eh' ich's im Düstern suchte,
Mit Frevelwort mich und die Welt verfluchte.

*) Gôthe's Faust erreichte ein bei weitem höheres Alter als der Faust der Sage.

Fauft fühlt also gewissermaßen Reue, und ich kann nicht umhin, hier eine Stelle Collins*) zu citiren, die dieser, niederschrieb, ehe er noch eine Ahnung von dem Inhalte des zweiten Theiles des Göthe'schen Faust haben konnte:

Wenn der Mensch aufhört Mensch zu sein, da stirbt die Leidenschaft, und die Seele ergreift Reue. Und der Geist erkennt, was wahr ist und was falsch, und wie der Mensch im Dunkeln irrt."

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die Reue Und den Geist ergreift Reue läutert; der Reine hebt sich empor! Es schwindet die Finsterniß, und in seiner Seele wird es Licht! Licht! Licht!"

Die wohlthätige Wirkung der Läuterung konnte die Reue nun aber beim Faust nicht haben, denn der mächtigste aller Schuldforderer ruft ihn ab, als er grade im sehnsüchtigen Vorgefühl des höchsten Augenblickes schwelgt, und begeistert ausruft:

Zum Augenblicke dürft' ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!

Diese Worte erinnern uns aber unwillkürlich an den mit Mephistopheles geschlossenen Vertrag:

*) H. I. v. Collin's sämmtliche Werke, VI., S. 74.

Werd' ich zum Augenblicke sagen:
Berweile doch! du bist so schön!

Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zu Grunde gehn!
Dann mag die Todtenglocke schallen.
Dann bist deines Dienstes frei,

Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen
Es sei die Zeit für mich vorbei!

Faust genießt dieses hohe Glück, diesen höchsten Augenblic indeß nur im Vorgefühle. Alle Lust der Erde hat ihn unbefriedigt gelassen; allein die Uhr ist abgelaufen; er scheidet also in Hoffnung auf die Zukunft, und ist-gerettet.

V.

Zweck der Fauft-Tragödie.

Der Zweck dieser Tragödie geht unumwunden aus dem Werke selbst hervor und zeigt sich immer deulicher, je mehr wir uns bemühen, tiefer und tiefer in den Geist desselben einzudringen. Wem aber die verschiedenartigsten Ansichten, die widersprechenden, oft boshaften und unverzeihlichen Urtheile, die über Göthe's Faust laut geworden, nicht unbekannt find, wird hier eine Entwickelung des eigentlichen Zweckes im Allgemeinen sicher nicht ungeeignet finden. Es mag allerdings befremdend erscheinen, daß man im neunzehnten Jahrhundert den Stolz der deutschen Literatur gegen die Sophismen wahnwißiger Urtheile gleichsam in Schuß nehmen muß, und man könnte einwenden, daß ein áchtes Kunstwerk, ungeachtet aller Anfeindungen, in eigner Selbstständigkeit den Stempel seines Werthes und seiner Würdigkeit für alle Jahrhunderte unwandelbar tragen, und sich durch sich selbst rechtfertigen werde; aber es wåre mindestens lieblos gegen die Gegenwart, unverantwortlich

jedoch gegen die Zukunft, wenn man das Ergebniß seiner Forschung und Ueberzeugung nicht offen gegen irre gewordene Ansichten in die Wagschale legen wollte; Metell's Trostworte: Wohl kann ich irren, doch ein Andrer auch," sind hier unanwendbar, denn aus dem Werke selbst ergiebt es sich am deutlichsten, auf welcher Seite der Irrthum ist. Nicht zu leugnen ist indeß, daß unter den Gegnern des Göthe'schen Faust sich geistreiche Männer befinden: aber um so mehr ist es Pflicht, den richtigen Gesichtspunkt für die Faust-Tragödie auszumitteln, oder den schon gereiften Ansichten Anderer freimüthig beizutreten, um dem Befangenen, Einseitigen und Schiefen öffentlicher Urtheile, sowohl wie der raffinirten Bosheit, die hin und wieder laut geworden ist, kräftig entgegen zu wirken, durch vorurtheilsfreie Entwickelung des Inhaltes und Zweckes der Tragödie die fraglichen Punkte auch von der andern Seite zu beleuchten, und so der deutschen Nation den wahren Werth und Character dieses Meisterwerkes vorzuführen.

Göthe's Muse eröffnete eine ganz eigenthümliche Richtung åsthetischer Bildung, und mit ihr begann eine neue Epoche in der Poesie. Wenn wir in Göthe's reichen Dichtungen eine heitre Stimmung, gemüthliche Fröhlichkeit und reizendes Leben, eine Fülle hinreißender Kraft mit weiser Dekonomie vereinigt finden, das Leichte, Ebenmäßige, Glückliche seiner

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