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II.

Die Fauß-Fabel.

Die Faust-Fabel, als Volkssage betrachtet, hat seit ihrem Entstehen ungemeines Aufsehen erregt. Auf dem wunderlichen Boden des Mittelalters entsproffen, trågt sie in ihren Grundzügen ganz den Stempel jener düstern, seltsamen, abenteuerlichen Zeit, und mußte daher schon frühzeitig in dem herrschenden Vorurtheil und Aberwis, in dem Glauben an Zauberei und geheimnißvolle Verbindungen mit Dámonen, kräftige Nahrung finden.

Die Existenz des Helden dieser Sage, so wie sein geheimnißvolles Thun und Treiben schwebt nun zwar in einem magischen Dunkel, das nicht wenig zu seiner Wichtigkeit beiträgt, und frühere Schrift: steller haben sogar entweder die Wirklichkeit des Faust bestritten, oder mindestens doch den Namen Faust für fingirt gehalten, allein glaubwürdigen Autoritäten

*) Manlius (Faust's Zeitgenosse) in seinen Collectaneen. Wier (gleichfalls ein Zeitgenosse Faust's). Conrad Gesner. Begardi (Beyger der Gesundheyt. Worms Melanchton 2c.

1539).

zufolge brauchen wir, obgleich die Sache von keiner Wichtigkeit ist, an der derzeitigen Existenz des Doctor Faust nicht zu zweifeln.

Aus Knittlingen *), einem würtembergischen Städtchen, gebürtig, studirte er Medicin und Magie, lettere namentlich in Krakau, wo ein Profeffor der Magie diese Wissenschaft, die damals eine ganz besondere Rolle spielte, öffentlich lehrte; wurde dann als ein erfahrener Jünger eskulaps in Ingolstadt zum Doctor creirt, durchstreifte als Scholasticus vagans (fahrender Schüler) verschiedene Länder, namentlich Erfurt, Wittenberg, Prag und Parma, stand seines geheimnißvollen Wesens halber im Rufe der Zauberei, und endete, wie eifrige Autores berichten, im Geruche der Hölle.

Nicht zu verwechseln ist indeß, wie das oft ge= schehen, dieser Dr. Faust mit dem Miterfinder der Buchdruckerkunst, dem Goldschmied Faust oder Fust zu Mainz **), der gleichfalls im Rufe der Zauberei

*) Hr. Dr. C. L. Stiegliß (Die Sage vom Dr. Faust, mitgetheilt im hist. Taschenbuche von Friedrich v. Raumer, V. Jahrgang, 1834.) schreibt Kundlingen nach dem Manlius; allein auf verschiedenen Charten und in sonstigen geogr. Werken ist der Ort mit dem Namen Knittlingen bezeichnet.

**) C. U. Schaab, Gesch. und Erfind. d. Buchdruckerkunst 2c. Th. III., S. 9.

und Teufelskunft stand *), aber ein Jahrhundert Früher lebte; denn Dr. Faust existirte erst zu Ende des funfzehnten und zu Anfang des sechszehnten Jahrhunderts. Außer den älteren Schriftstellern **), die über Faust berichten, und uns die Data zu dieser Bestimmung hinterlassen haben, giebt uns die Jahrszahl 1525, mit welcher die auf Faust bezüglichen Verse in Auerbach's Keller zu Leipzig bezeichnet sind, über Faust Geschichte bedeutenden Aufschluß.

In Auerbach's Keller befinden sich bekanntlich zwei an die Wand gemalte Bilder, von welchem das eine das abenteuerliche Gelag, das andere den berüchtigten Ritt auf dem Fasse darstellt, und über welchen sich gedachte Verse befinden, die übri gens, dem Inhalte nach zu schließen, spåter als die Bilder entstanden zu sein scheinen, nämlich circa 24 Jahre nachher, denn erst nach Verlauf dieser Frist war Faust, wie der Bericht sagt, dem Teufel verfallen.

⚫) Verursacht durch den Brotneid der Mönche.

**) Schaab l. c. Th. I., S. 236.

histor. de Fausto etc.
fonders: Stieglit L. c.
Th. V., S. 330.

Neumann, Disquisit.

Unter den neuern Forschern be=

Göthe an Zelter, 1829

Die Aufschrift über dem Gelage ist übrigens durch Barbarismen entstellt, und lautet folgendermaßen:

Vive, Bibe, Obgregare, Memor

Fausti hujus et hujus

Poenae. Aderat claudo haec

Asterat amplo Gradu. 1525. *)

Unter dem Bilde, welches die Rittscene darstellt,

befindet sich folgender Vers:

Doctor Fauft zu dieser Frist

Uus Auerbach's Keller geritten ist,

Auf einem Faß mit Wein geschwind,

Welches gesehen viel Mutterkind.

Solches durch seine subtile Kraft hat gethan

Und des Teufels Lohn empfangen davon. 1525.

Hieraus läßt sich nun zwar schließen, daß die Bilder zur Zeit, als Faust dort sein Wesen trieb, also früher als die Aufschriften entstanden sind; aber in dem lehteren Verse liegt durchaus ein Widerspruch. Denn wenn wir lesen: Doctor Faust zu dieser Frist 2c., so dringt sich unwillkürlich die Frage auf: Zu welcher Frist? 1525? Keinesweges, das würde nicht zum Schlusse passen, und wir sind also gezwungen, dem

*) Verschiedene Erklärungen dieses elegischen Distichons befinden sich in No. 22, 23 und 25 des Leipziger Tages blattes v. I. 1833. Hr. Dr. W. E. Weber berichtigt die lat. Lesart anf folgende Weise:

Vive, bibe, obgraecare, memor Fausti hujus et hujus (ejus?) Poenae: aderat clauda haec, ast erat ampla gradu.

Verfaffer jener Verse nolens volens eine ausge= dehnte poetische Licenz zuzugestehen und das noch hinzuzudenken, was ihm in seiner Begeisterung entschlüpft sein mag, oder durch Reimzwang verfehlt ist, nämlich, daß zwischen dem Faß-Ritte und der Höllenfahrt der beträchtliche Zeitraum von 24 Jahren liegt, der hier offenbar in einen Moment zusammengefaßt ist.

„Es ist überdies bemerkbar", sagt Hr. Dr. Stieglit a. a. D., „daß das Bild mit Faust's Ritt eine ältere Aufschrift hatte, in weißer Farbe, worauf die spätere in schwarzer Farbe aufgetragen wurde. Die frühere ist ganz verwaschen und nicht mehr zu lesen. Uebrigens möchte auch schon das Costume und die Kleidung der dargestellten Personen für das Jahr 1525 sprechen, welche dieser Zeit angemessener ist, als der spätern, wo schon die französische Kleidung aufkam."

Wenn gleich nun Faust außer der eigentlichen Arzneikunde und natürlichen Magie, sich auch mit den, damals in hohem Ansehen stehenden astrologischen, alchemistischen, kabbalistischen, chiromantischen und nekromantischen Mysterien beschäftigt haben mag, so dürfen wir doch zweifelsohne annehmen, daß ihm vieles untergeschoben worden ist, und zwar aus dem Grunde, weil wir ihn mit vielen verwechselt finden, die entweder wirklich den heillosen Namen Faust

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