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gebührt dieser Ehrentitel. Unter Künstlern verstehe ich aber wie dieses bei den Gelehrten angenommen ist - jene, welche durch natürliche Neigung zu dieser Kunst hingezogen werden, und ihre natürlichen guten Anlagen vom zartesten Alter schon durch Kunst, öftere Anwendung und durch verschiedene und häufige Uebungen ausgebildet haben. Und was in allen übrigen Zweigen der Kunst von Wichtigkeit ist, dass Jemand sich eines Unterweisers und Lehrers bediene; so scheint es gewiss in dieser Kunst vom gröfsten Vortheile, dass der von Natur aus für die Musik Glühende einen erfahrenen Lehrer habe, dessen Nachahmung er sich gänzlich hingiebt. Ohne einen solchen werden die meisten nur geringe Fortschritte machen, wenn auch einige durch die gröfste Mühe und ausdauerndes Studium es zu irgend Etwas bringen; doch würden sie nicht zu jener Vollkommenheit gelangen, auf die sie sich hätten Hoffnung machen können, wenn Unterweisung und Nachahmung ihnen fördernd zur Seite gestanden wären. Unsere Behauptung bedarf keines weiteren Beweises und nicht mehrerer Beispiele, die Sache spricht für sich.

Vergleichen wir unparteiisch und unter Beiseitesetzung jeder besonderen Neigung die Musiker der früheren Zeit*) mit den Neueren. Wir gestehen beiden gleiche Naturgaben zu. Aber wie es kein Fachmann leugnen wird, dass man bei jenen mehr Kunst und Studium findet, so gestehen wir ohne Bedenken diesen den Preis in Lieblichkeit des Vortrages zu. Und man behauptet mit Recht, die Alten haben die Kunst erzeugt, die Neueren haben sie ausgebildet. Beiden Theilen bleibt also ihr Ruhm ungeschmälert, beiden schulden wir gleichen Dank. Auch darf man (in welchem Irrthum einige befangen zu sein scheinen) die Alten nicht sehr weit hinter die Neueren zurück stellen, denn was jene Vortreffliches erfunden haben, geniefsen wir heute. Sie legten zuerst das Fundament, aus festen Grundgesetzen gebaut und gaben so den neueren Musikern, die nach einer gediegenen Kenntniss der Kunst Verlangen tragen, die Gelegenheit, Akademien zu besuchen und unter Anleitung der Arithmetik, der Geometrie und anderer nothwendigen Hilfswissenschaften aus den Quellen selbst zu schöpfen; denn darauf ist die ganze Lehre von den Proportionen, von den Zeichen und vielen anderen Dingen erbaut, von welchen die Musiker unserer Zeit von heute und vordass

*) Aus einer Bemerkung, die Finck weiter unten macht, ersieht man, er unter den Musikern der früheren Zeit, oder wie er auch sagt „die Alten", das Ende des 15. und das erste Viertel des 16. Jahrh. meint, also Josquin Deprès und seine Schüler und Zeitgenossen.

gestern wenig halten und sie etwas zu nachläfsig lehren. Aber wie die Alten sich mit den Proportionen und den spitzfindigen und verwickelten Zeichen sehr viel beschäftigten, so geben sich die Neueren mit der Annehmlichkeit des Wohlklanges mehr Mühe und sind sehr eifrig und genau in Unterlegung des Textes, dass dieser mit den überstehenden Noten zusammenpasse und diese entgegen den Sinn des Satzes und die einzelnen Gefühle so genau als möglich ausdrücken. Obgleich dieses Streben den Alten nicht ganz abzusprechen ist, so muss man doch gestehen, dass sie sich mehr Freiheit erlaubten und sich nicht in so engen Schranken und Gränzen gehalten haben, wie die Neueren, denn die einmal erfundenen und überlieferten Künste haben sich mehr und mehr ausgebildet. Daher darf es Niemanden auffallend erscheinen, wenn wir die reichere und gewandtere Ausübung dieser Kunst den Neueren zuschreiben, welche so ausgezeichnete Künstler vor Augen hatten, die sie mit Auswahl nachahmen konnten, eines Vortheils, dessen die Erfinder der Kunst entbehrten.

Ich zweifle nicht, dass dieses, was ich hier im Allgemeinen nicht ohne Ueberlegung gesagt habe, mit dem Urtheile der Musikverständigen übereinstimmen werde. Welcher von den einzelnen Künstlern dem Anderen vorzuziehen sei und in welchem Fache sich einer auszeichne, darüber will ich mich nicht als Schiedsrichter aufwerfen, darüber möge jeder für sich entscheiden. Doch glaube ich, dass Josquin de Pratis,*) ein Mann von hohem Genie, ausgezeichneter Gelehrsamkeit und unermüdetem Studium diese Kunst mit soviel Geschick, als irgend einer emporgebracht und den neueren Musikern den wahren Weg gezeigt habe, was die grofsen Meister, welche aus seiner Schule hervorgingen, wie Nikolaus Gombert und andere es klar beweisen, deren ich schon oben erwähnte, als ich von der Erfindung der Musik sprach.

Es erübrigt mir hier nur noch etwas Weniges zur Vertheidigung der Deutschen zu sagen, welche seit vielen Jahrhunderten von den auswärtigen Völkern für völlig unmusikalisch (uovoo) gehalten wurden, und von denen man fortwährend glaubte, dass sie in dieser Kunst nichts Ausgezeichnetes leisten könnten. Daher ist jenes gewöhnliche Sprichwort, welches von einem unserer Nation wenig geneigten Beurtheiler ausgegangen, in aller Mund: Die Deutschen brüllen, die Italiener blöcken, die Spanier heulen, die Gallier singen.

*) Josquin Deprès.

Aber wie gar oft eine vorgefasste Meinung die Wahrheit anderwärtig beeinträchtigt, so begegnete es auch hier uns durch die Gewohnheit. Denn mit unbestreitbaren Gründen, und ebenso durch die Erfahrung selbst kann ich es bezeugen, dass unsere Nation an ausgezeichneten Genieen, die allen wissenschaftlichen Zweigen gewachsen sind, nicht minder fruchtbar sei, als Italien oder Gallien oder Spanien u. s. w. Und das behaupte ich nicht sowohl aus Liebe zum Vaterlande, als aus Eifer für die Wahrheit, was jeder zugeben muss, der sich mehr durch Aufrichtigkeit, als durch eigene Neigung in seinem Urtheile leiten lässt.

Aber damit die Sache klarer wird, betrachten wir die verschiedene Studienweise bei unseren Landsleuten und bei Fremden. Die meisten fremden Nationen achten vor Allem darauf, wohin sie die natürliche Neigung zieht, und geben sich sogleich von den ersten Jahren diesem Studium allein hin; auf dieses verwenden sie den vollen Eifer und all ihre Zeit, und weichen keinen Nagel breit davon ab; und so bringen sie es dahin, dass sie in dem Fache, dem sie die ganze Geisteskraft zuwenden, eine gründliche Kenntniss und fast eine vollkommene Einsicht erlangen. Die Deutschen aber haben eine andere Weise. Sie lassen sich nicht an ein Studium binden, sondern die meisten versuchen sich in mehreren Fächern, und wiewohl sie sich das Studium eines einzigen vorgenommen haben, so kennen sie doch auch die Grundgesetze der übrigen Künste. Diese Weise scheint auch mehr gebilliget werden zu müssen, da sie geeigneter ist ein umfassenderes Urtheil zu bilden. Dieses ist also der erste Grund, warum fremde Nationen nur einem Fache (wie hier in der Musik) sich hingebend, leichter in demselben Fortschritte machen, als unsere Männer, welche mehrere Studien zugleich betreiben. (Schluss folgt.)

Mittheilungen.

* Ottomar Luscinius (Nachtgall auf deutsch) führt in seiner Musurgia von 1536 Seite 7 folgende Schüler Paul Hoffheimer's an: 1) Joannes Buochner apud Constantienses, 2) Joannes Kotter Argentinus apud Bernenses Helvetiorum, 3) Conradus apud Spirenses, 4) Schachingerus apud Patavienses, 5) Bolfgangus apud Vienenses Pannoniae, 6) Joannes Coloniensis apud Saxonum ducem. Diese Namenreihe hat bisher die verschiedenste Auslegung erfahren. Pölchau, der einstige Besitzer des Exemplares auf der kgl. Bibl zu Berlin, hat mit Bleistift folgende Notizen an den Rand des Buches gemacht: 3) ist Conrad Ohr, 5) Wolfgang Greffinger und 6) Johann Walther. Der Herausgeber der Hoffheimer'schen „Harmoniae poeticae", J. Achleitner in Salzburg (1868 in

8°), giebt im Vorwort S. 1 folgende Uebersetzung der Autornamen: Johann Buchner zu Constanz, Johann Kotter, Argentius von Bern, Conrad von Speyr, Schachinger von Padua, Wolfgangus von Wien, Johannes Coloniensis am herzogl. sächsischen Hofe. Soweit die geschichtliche Forschung reicht, lässt sich mit Bestimmtheit Folgendes feststellen: Johann Buchner war Organist in Constanz und zählte um 1515 zu den berühmtesten Komponisten (M. f. M. V, 108. x, 29). Johann Kotter, Organist in Freiburg im Uechtland (M. f. M. VII, 123), war nach obiger Angabe aus Strafsburg gebürtig und lebte vor 1515 in Bern (Achleitner hält das Wort „Argentinus" für einen neuen Autornamen).

Conrad in Speyer ist unbekannt. Conrat von Nürnberg z. B. war der Organist Paumann (M. f M. I, 116).

Schachinger, Schächinger, auch Schechinger in Passau (Padua kann man doch hier nicht gut unter,.Patavienses" verstehen). In Finck's Liederbuch von 1536 findet sich ein J. S., der für Schechinger gehalten wird, auch Egenolff und Forster bringen ein Lied von ihm und nennen den vollen Namen. In der Münchener Kapelle dienten zwei Schächinger [Schechinger] M. f. M. VIII, 75 (1). VIII, 117 (20 und 26) doch ist die Zeit (1550-1558) für den obengenannten Schachinger zu spät und werden wir darunter einen anderen suchen müssen. Die oben erwähnten Lieder dagegen können weit eher dem obigen Schachinger als den späteren Schächinger zugeschrieben werden.

Wolfgang in Wien. Grefinger, wie Pölchau vermuthet, könnte der Zeit nach wohl obiger Autor sein, doch wird er stets Wolff Grefinger genannt, nie Wolfgang.

Johann aus Köln, beim Herzog von Sachsen dienend, kann nimmer Johann Walther sein, da Walther ein Thüringer ist und erst 1496 geboren, also vor 1515 nicht schon unter die berühmten Männer gezählt werden kann. Vervollständigungen und Verbesserungen obiger Angaben nimmt der Redakteur dieser Blätter mit Dank entgegen.

* Ein bisher unbekanntes Portrait Mozart's ist durch photographische Vervielfältigung in den Handel übergegangen. Der Besitzer des Originales ist der preufsische Kapellmeister Carl Eckert. Siehe Näheres: Neue berl, Musikztg., Bote und Bock 1879 Nr. 26.

*Herr Prof. Ludw. Erk theilt uns mit, dass sich auf der kgl. Landesbibl. in Düsseldorf ein Exemplar des seltenen geistlichen Liederbuches: „Nye Christlike Gesenge vnde Lede ... Dörch H. Vespasium, Lübeck 1571" befindet. Siehe Wackernagel's Bibliographie zur Gesch. d. deutsch. Kirchenl. S. 370. Das dort genannte Exemplar in v. d. Hagen's Besitz ist jetzt in der kgl. Bibl. in Berlin. * J. A. H. = Joh. Andreas Herbst, zeichnet sich in dieser Abkürzung in seinem 1637 erschienenen Lob- und Dankliede; kgl. Bibl. Berlin.

* Katalog CXXXVI. von Fid. Butsch Sohn (Arn. Kuczynski) in Augsburg enthält S. 19-23 eine Reihe interessanter älterer und neuerer Werke.

* Herr P. Sigismund Keller in St. Einsiedeln wird freundlichst ersucht. die Bibliothek angeben zu wollen, auf der sich jetzt die Sammelbände befinden, die einst dem Kloster Indersdorf O. S. B. in Schwaben gehört haben.

* Hierbei eine Beilage: Schletterer's Katalog etc. Titel mit Vorwort. Schluss. Verantwortlicher Redakteur Robert Eitner, Berlin S. W. Bernburgerstr. 9. I. Druck von Eduard Mosche in Grofs-Glogau.

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Hermann Finck über die Kunst des Singens, 1556.

(Schluss.)

Auch das ist klar, dass bei fremden Völkern jenen Künstlern, die in irgend einem Fache sich auszeichnen, gröfserer Lohn in Aussicht gestellt ist, als bei uns.

Es darf also nicht auffallend erscheinen, dass sie mit solcher Hingabe, Emsigkeit und Ausdauer sich auf einen Gegenstand verlegen und alle Geistes- und Körperkräfte anstrengen, um Meister in demselben zu werden, denn die Ehre nährt die Künste, wie man mit vollem Rechte sagt.

Wie ich im Anfange meiner Abhandlung von der Musik redete, so will ich auch jetzt von ihr sprechen; jene also, welche bei den fremden Völkern sich in ihr auszeichnen, ernten ohne Zweifel die ausgedehnteste Frucht ihres Eifers und Fleifses. Es werden ihnen. reichliche Stipendien verliehen, sie werden mit Einkünften und Ehrenstellen überhäuft; solche Belohnungen müssen jedenfalls geeignete Anlagen wecken und den Strebenden kräftigst anspornen. Aber bei uns stehen ausgezeichnete Künstler (um nicht mehr zu sagen) in keiner solchen Ehre und Hochschätzung; ja oft entziehen sie sich. kaum der Gefahr Hunger leiden zu müssen. Doch kommt auch dieses noch hinzu, dass wenige unserer Landsleute Mühe und Ausdauer ertragen wollen, und obwohl sich viele an Anlagen auszeichnen, so kommen doch nur wenige zur wahren Fruchtbarkeit derselben. Andere, die tüchtige Anlagen besitzen und vor Lernbegierde brennen,

Monatsh, f. Musikgesch, Jahrg. XI. No. 9.

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