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sein, um bedeutende Ansammlungen von Schnee und Eis zu ermöglichen. Diejenige Epoche, in welcher diese Ansammlungen ihre grösste Mächtigkeit und Verbreitung erlangt hatten, dürfen wir als den Höhepunkt der Eiszeit betrachten. Das war vermuthlich die Zeit, in welcher, abgesehen von allen höheren Gebirgen Europa's, auch viele Theile der deutschen Mittelgebirge, sowie die norddeutsche Tiefebene vergletschert waren.

Die Gelehrten der Schweiz bezeichnen diese Epoche als die erste, grosse Eiszeit; sie nehmen noch eine zweite geringere Eiszeit an, welche von der ersten durch eine Epoche mit wärmerem Klima, eine sog. Interglacialzeit, getrennt war. Diese Annahme wird in der That durch die in der Schweiz gemachten Funde gestützt, und sie ist für die Schweiz und die angrenzenden Gebirgsgegenden durchaus berechtigt*.

Ob wir für Norddeutschland ebenfalls zwei Eiszeiten oder nur eine anzunehmen haben, steht noch nicht genügend fest; im Allgemeinen halten unsere norddeutschen Geologen noch an der Annahme einer einzigen Eiszeit fest. Meiner Meinung nach ist es überhaupt schwer zu sagen, wie man die Eiszeit einerseits gegen die Präglacialzeit, anderseits gegen die Postglacialzeit scharf abgrenzen will. Genau genommen, endigt die Eiszeit für jede einzelne Gegend mit dem Abschmelzen und Verschwinden der Gletschermassen, und es beginnt die Postglacialzeit. Da aber jedenfalls das Verschwinden der Eismassen in Deutschland, sowie überhaupt sehr allmälig von statten ging,

* Penck verlangt neuerdings die Annahme von drei Eiszeiten; manche Autoren wie Geikie verlangen noch mehr.

** Vergl. „Gaea", 1877, S. 218 ff. Arch. f. Anthr. 1878, p. 14 ff. etc. etc. Damals nahm ich für Norddeutschland noch das sog. Diluvialmeer an; inzwischen habe ich mich

und Reste derselben an gewissen Punkten sich viel länger erhielten, als an anderen, so wird man zwischen der Eiszeit und der Postglacialzeit keine scharfe Grenze ziehen können; namentlich wird es unmöglich sein, eine solche Grenze für den ganzen Erdtheil oder gar für die ganze nördliche Halbkugel zu ziehen. Während in manchen Districten Europa's die Eiszeit mit ihrer Fauna und Flora schon definitiv verschwunden war, hielt sie ihre Herrschaft in anderen noch längere Zeit aufrecht, ja, sie herrscht, genau genommen, noch heutzutage auf den Alpen und im äussersten Norden Europa's.

Mag man nun jene Grenze zwischen Glacialzeit und Postglacialzeit ziehen, wie man will, so viel steht fest, dass in dem späteren Verlaufe der Glacialzeit, resp. im ersten Abschnitte der Postglacialzeit wesentliche Aenderungen, resp. Schwankungen sowohl in der Temperatur, als auch besonders in den Feuchtigkeits-Verhältnissen der herrschenden Luftströmungen eingetreten sind. Es lässt sich dieses einerseits schliessen aus dem Zusammenschmelzen der ausgedehnten Gletschermassen, anderseits aus einer Veränderung der Fauna Mitteleuropa's. Ich habe seit dem Jahre 1875 in mehreren Publikationen nachgewiesen **, dass an zahlreichen Fundorten Mitteleuropa's und namentlich in der Umgebung des Harzes die Fossilreste einer charakteristischen Steppenfauna, welche der Fauna der südwestsibirischen Steppen entspricht, unmittelbar nach der Eiszeit (oder nach dem Höhepunkte der Eiszeit) zur Ablagerung gekommen sind ***. Das

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von der Richtigkeit der Glacialtheorie mehr und mehr überzeugt.

*** Die Hauptvertreter dieser Fauna sind Alactaga jaculus, mehrere SpermophilusArten, Arctomys bobac, Lagomys pusillus, Antilope saiga. Vergl. Kosmos Bd. I, S. 74.

selbe ist von LIEBE in Gera und WOLDRICH in Wien nachgewiesen worden, und wenngleich diese diluviale Steppenfauna bisher von den meisten Geologen, Paläontologen und Zoologen, zumal denen des Auslandes, völlig ignorirt wird, so ist sie doch nicht wegzuschaffen; ihre wohlerhaltenen, sicher bestimmbaren und zahlreichen Fossilreste liegen nun einmal vor und verlangen Berücksichtigung.

Jene Steppenfauna deutet mit Bestimmtheit auf das Eintreten eines wesentlich trockeneren, continentalen Klima's hin, eines Klima's, wie es jetzt am Südfusse des Uralgebirges oder etwa in der Umgebung des Altai herrscht. Ein solches Klima war völlig geeignet, die Gletschermassen der Eiszeit verschwinden zu lassen oder doch bedeutend einzuschränken. Wahrscheinlich fällt diese Epoche eines trockneren, zumal im Sommer wärmeren Klima's, welches vermuthlich mit einer anderen Configuration des europäischen Continents in Verbindung stand, mit der Interglacialzeit der Schweiz zusammen. Für unsere Gegenden gehört sie schon der Postglacialzeit an*, für die Schweiz nicht. Ihr folgte später eine Zeit, in der das Klima wieder feuchter und kühler wurde und somit eine erneute Ansammlung von Eis und Schnee begünstigte. Das war die Epoche, welche die Gelehrten der Schweiz als zweite Eiszeit bezeichnen, weil sie in der That für die Schweiz und die angrenzenden Gebirgsgegenden eine erneute, wenn auch wesentlich geringere Ausdehnung der Gletscher mit sich brachte.

In unseren Gegenden und speciell in der norddeutschen Ebene scheint diese Epoche sich nicht mehr durch Bildung von Gletschereis geltend gemacht zu haben; doch lassen manche Funde darauf schliessen, dass sie der

Sollte sich auch bei uns die Annahme zweier Eiszeiten als richtig erweisen, so könnte jene Steppenfauna vielleicht über

arktischen Fauna zu einer erneuten, wenn auch lokaleren Verbreitung Gelegenheit geboten hat.

Diese arktische Fauna war durch die oben erwähnte Steppenfauna keineswegs völlig verdrängt worden. Letztere hatte vielmehr nur die trockenen, flachhügeligen oder plateauförmigen Distrikte occupirt, welche die mitteleuropäischen Gebirge umsäumen; doch muss sie immerhin, wie man aus den vorliegenden Funden schliessen darf, einen ziemlich ausgedehnten Landstrich, der sich zonenartig von den Karpathenländern bis nach Belgien und bis tief in Frankreich erstreckte, eingenommen haben, während die arktische Fauna sich mit den tundra - ähnlichen Distrikten in den Gebirgen und in den von den Eismassen erst kürzlich verlassenen, feuchten Niederungen begnügen musste. Beide Faunen haben offenbar eine Zeit lang das Terrain so unter sich getheilt, dass die arktische Fauna wesentlich die gebirgigen und die nördlichen Distrikte, die Steppenfauna die günstiger gelegenen, trockneren, mit lehmig-sandigem Boden versehenen Hügellandschaften des mittleren Deutschlands bewohnt haben.

Später wurde sowohl die arktische Fauna, als auch die postglaciale Steppenfauna, welche beide an waldlose. oder sehr schwach bewaldete Distrikte gebunden waren, mehr und mehr verdrängt durch die Waldfauna, welche, begünstigt durch eine zunehmende Milderung des Klima's, sich über den grössten Theil von Mitteleuropa wieder ausbreitete, indem sie das Terrain von Neuem occupirte, welches sie früher schon einmal besessen und erst durch die Eis- und Schneemassen der Glacialzeit verloren hatte.

Diese Waldfauna hatte während der Eiszeit sich in diejenigen Districte haupt als interglacial zu bezeichnen sein; nach meinen bisherigen Beobachtungen muss ich sie für postglacial oder spätglacial halten.

Europa's zurückgezogen, in welchen die hochstämmigen, geschlossenen Wälder sich in mehr oder weniger ausgedehnten Complexen erhalten hatten. Ich denke dabei vorzugsweise an Südeuropa; doch werden auch in Mitteleuropa manche grössere oder kleinere Waldcomplexe in günstig gelegenen Districten (z. B. an den südlichen Abhängen der Mittelgebirge) dem Klima der Eiszeit getrotzt und der Waldfauna eine Zuflucht geboten haben. Von diesen Waldcomplexen aus unternahmen viele von den Waldthieren, wie sie es auch heute noch in Sibirien zu thun pflegen, während der guten Jahreszeit Streifzüge in die benachbarten Steppendistricte, um sich an der zeitweise sehr üppigen Steppenvegetation zu mästen; sie fanden auf diesen Streifzügen nicht selten ihren Tod, und so kommt es, dass hie und da auch Reste von Waldthieren neben denen der Steppenthiere gefunden werden.

Nach dem völligen Abschlusse der Eiszeit gewann der hochstämmige, geschlossene Wald wieder mehr und mehr an Ausdehnung, und mit ihm die Waldfauna. Sowohl die eigentliche arktische Fauna, als auch die ihr nahe stehende und durch manche Species mit ihr verbundene subarktische Steppenfauna zogen sich zurück, jene wesentlich nach Norden resp. Nordosten, diese nach Osten, wo sie noch heute neben einander, wenn auch meistens durch einen Waldgürtel von einander getrennt, existiren. In der Abneigung gegen den Wald sind beide Faunen einander ähnlich, indem jene die waldlosen, eisigen Tundren in Nord-Russ

* Neuerdings spielt die von mir oben mehrfach erwähnte Steppenfauna eine wesentliche Rolle in der vielfach ventilirten Löss-Frage. Man vergl. Geolog. Magazine of London, Jahrg. 1882 u. 1883.

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Es würde mich weit über den Rahmen dieses Aufsatzes hinausführen, wenn ich alle die faunistischen Fragen, welche sich an die oben erwähnten Thatsachen anknüpfen lassen*, hier erörtern, oder wenn ich gar alle Einwürfe, welche sich gegen die von mir dargelegten Anschauungen über die Fauna der Eiszeit erheben lassen, widerlegen wollte. Noch während ich die letzten Zeilen dieses Aufsatzes niederschreibe, kommen mir einige Publicationen zu, welche in dieser Hinsicht beachtenswerth sein würden. Doch sind dieselben nicht geeignet, den Hauptinhalt meiner faunistischen Betrachtungen umzuwerfen. Die Eiszeit wird noch lange Zeit der Gegenstand eingehendster Untersuchungen und Discussionen unter den Naturforschern bilden; wir sind noch weit davon entfernt, über die Ursachen derselben, über ihre einzelnen Phasen, über die Schwankungen des Klima's innerhalb derselben, über ihre Flora und Fauna völlig im Klaren zu sein. Nur die vereinten Forschungen der Geologen, Botaniker, Zoologen, Anthropologen und aller, die bei der Eiszeit interessirt sind, können uns zum Ziele führen.

Es war mir hier darum zu thun, das zoologische oder faunistische Moment hervorzuheben und speciell die Frage der Vergletscherung Norddeutschlands vom paläozoologischen Standpunkte aus zu beleuchten.

Berlin, den 18. Mai 1883.

Auch für Blytt's Theorie der wechselnden kontinentalen und insularen Klimate" ist sie von grosser Bedeutung. Vergl. Engler's Botan. Jahrbücher, 1881, Bd. II, S. 1 ff.

Darwin's Moral.

(Nach Lévy-Bruhl.)

Es ist gewiss das Zeichen eines philosophischen Geistes, eine grosse Anzahl von Thatsachen auf wenige einfache Principien zurückzuführen, und keiner hat in dieser Hinsicht Vorzüglicheres geleistet als DARWIN, obwohl er niemals den Namen eines Philosophen für sich beanspruchte, sondern nur als Gelehrter angesehen werden wollte. Wenn er bei seinen Untersuchungen auf philosophische Probleme stiess, so vermied er es, sobald es anging, sich mit ihnen zu beschäftigen; war es aber unmöglich, die Frage unerörtert zu lassen, so beschäftigte er sich mit ihr nur insoweit, als sie für sein Wissensgebiet von Interesse war, und behauptete niemals die endgültige Lösung derselben gefunden zu haben. Er wusste vermöge seines Genies selbst den am meisten bearbeiteten Problemen neue Gesichtspunkte abzugewinnen. Keiner hat z. B. vor ihm daran gedacht, die Moral ausschliesslich vom naturgeschichtlichen Standpunkte aus zu bearbeiten. Es ist somit auch kein Wunder, wenn er, der ja ein Meister war in der Kunst, scharf zu beobachten, und der seine Methode mit vollkommener Meisterschaft benutzte, es verstanden hat, die schwierigsten Probleme der Moral auf eine Art zu bearbeiten, welcher der Charakter der Originalität durchaus nicht abgesprochen werden konnte. Bevor wir jedoch mit der Dar

stellung seiner Ansichten über Moral uns beschäftigen, wollen wir festzustellen versuchen, aus welchem Grunde DARWIN gleichsam gezwungen war, jene seinem eigentlichen Forschungsgebiete fern liegenden Fragen zu erörtern.

Seit dem Erscheinen des Werkes über den Ursprung der Arten hat man aus der DARWIN'schen Theorie die kühnsten Consequenzen in Bezug auf die Stellung des Menschen in der Natur gezogen. Nach einiger Zeit entschloss sich DARWIN, diese logischen Consequenzen seiner Lehre anzuerkennen, und in dem Werke über die Abstammung des Menschen vertrat er dieselben und bürgte für deren Richtigkeit mit seiner wissenschaftlichen Autorität. Trotz aller Unterschiede, die zwischen dem Menschen und den höheren Thieren vorhanden sind, hielt es DARWIN dennoch nicht für angezeigt, dem Menschengeschlechte eine Ausnahmestellung in der Reihe der Organismen anzuweisen. Der Mensch sollte sich wie die übrigen Organismen unter der Einwirkung derselben Gesetze entwickelt haben und sein Auftreten sollte bis in die prähistorische Zeit hinein zurückreichen. Behaarte Säugethiere, welche einen Schwanz und spitze Ohren besassen und auf Bäumen lebten, sollten die gemeinsamen Vorfahren der Affen der alten Welt und der Menschen gewesen sein. DARWIN selbst gesteht zu, dass auf psy

chologischem und naturwissenschaftlichem Gebiete Thatsachen sich vorfinden, deren Erklärung seiner Theorie Schwierigkeiten zu bereiten vermöge, und er sagt in seinem Werke darüber: > Ich theile ganz die Ansicht derjenigen Gelehrten, welche von allen zwischen Mensch und Thier bestehenden Unterschieden den moralischen Sinn oder das Gewissen für den wichtigsten halten.< Er betrachtet es als eine leichte Aufgabe, von den anatomischen Eigenthümlichkeiten am menschlichen Körper Rechenschaft zu geben; er glaubt zeigen zu können, wie in Folge einer langsamen, kaum merklichen Entwicklung aus der beschränkten Thierintelligenz die menschliche Vernunft hervorgehen könne, die sich die Herrschaft über sich selbst und dadurch auch über das Weltall errungen hat. Doch der moralische Sinn, das Gewissen, jene innere Stimme, welche uns die Pflicht vor Augen hält, welche unwiderruflich über Gut und Schlecht entscheidet und über alle unsere Handlungen ihr Urtheil fällt, jener moralische Sinn scheint doch ein nur dem Menschen zukommendes Attribut zu sein, das den Abstand des Thieres vom Menschen zu einem unendlichen macht und den letztern als den Bürger einer andern Welt zu kennzeichnen scheint. DARWIN erkennt die Gewichtigkeit jenes Unterschiedes an, aber er versucht wenigstens zu zeigen, wie der Mensch sich aus dem Thier entwickelt hat, indem er einerseits die Anlage des moralischen Sinnes, welcher so vollkommen beim Menschen ausgebildet ist, im Thier aufdeckt, und indem er anderseits auf die ersten Anfänge jenes Gewissens, auf welches wir so stolz sind, hinweist; er versucht mit einem Worte eine vergleichende Moral zu schaffen.

I.

Viele Thiere leben in Gesellschaften und diejenigen unter den höheren, welche ein geselliges Leben führen, besitzen

ausser ihrer lebhaften Liebe zu ihren Jungen auch noch Instincte, welche die andern nicht zeigen und welche man als Geselligkeitstriebe bezeichnen kann. Sie suchen das Zusammenleben mit ihresgleichen, sie finden hieran ein Vergnügen und geben dieses deutlich zu erkennen; sie sind unglücklich und ruhelos, sobald sie zu einem einsamen Leben verdammt sind. Dieser Geselligkeitstrieb ist eine Quelle gewisser Gewohnheiten und Eigenschaften, die man fast als moralische bezeichnen kann. So unterstützen sich z. B. die gesellig lebenden Thiere, sie benachrichtigen sich wechselseitig von einer drohenden Gefahr, sie stellen Posten aus, die Wache halten müssen und ihre Aufgabe so vortrefflich erfüllen, dass es sehr schwierig wird, sich einem Trupp derartig geschützter wilder Thiere zu nähern. Die Affen erweisen sich gegenseitig eine ganze Menge kleiner Dienste. Die Wölfe versammeln sich, wenn sie auf die Jagd gehen. Die Hamadryas eine Affenart heben Steine vom Erdboden empor, um Insekten zu finden, und wenn sie eine Anzahl gefunden haben, dann schleppen sie dieselben gemeinsam fort und theilen die Beute unter einander. Alle diese Thatsachen entnehmen wir DARWIN, der sie vertrauenswürdigen Beobachtern verdankt. Auch gegenseitige Neigung und Sympathie sind keine seltenen Erscheinungen in der Thierwelt, wie aus der grossen Zahl von hierauf bezüglichen Thatsachen hervorgeht, die DARWIN a. a. O. in dem Capitel über den moralischen Sinn der Thiere mittheilt. Es sei hier nur an die bekannte, von BREHM beobachtete Heldenthat eines männlichen Pavians erinnert, welcher ein zurückgebliebenes Junges mitten aus einer Meute von Jagdhunden herausholte und rettete, sowie an die Selbstaufopferung eines Kapuzineräffchens im zoologischen Garten zu Gunsten seines von einem wüthenden Babuin überfallenen Wärters.

Es besitzen also die gesellig leben

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