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den Thiere gewisse moralische Eigenschaften und unter ihnen sehr schätzbare. AGASSIZ zögert nicht, dem Hunde eine Art von Gewissen zuzugestehen. Nun, der Mensch ist natürlich ein gesellig lebendes Thier, keiner liebt mehr den Umgang mit seinesgleichen, keiner fühlt sich unglücklicher in der Einsamkeit als er. Aber bei dem Menschen beschränkt sich die Entwicklung der Geselligkeitstriebe nicht blos auf gewisse Handlungen oder auf gewisse scharf ausgeprägte Gewohnheiten von beschränkter Anzahl, wie dies beim Thier der Fall ist, sondern aus seiner Naturanlage entwickelt sich ein allgemeines Mitgefühl von grosser Lebhaftigkeit. Der Mensch nimmt nothwendigerweise an dem Schicksal seiner Genossen Antheil, wenn auch ursprünglich der Kreis seiner Genossen sich auf diejenigen beschränkt, welche mit ihm in derselben Gruppe leben. Wenn er sie in Gefahr sieht, so eilt er ihnen instinctiv zu Hilfe, er freut sich mit, wenn er sie freudig sieht, und traurig stimmt ihn das Unglück jener; endlich legt er auch dem Urtheil anderer über seine Person grosse Wichtigkeit bei. Schon manche Thiere, wie der Hund, das Pferd, sind für Lob und Tadel empfänglich, doch kein Wesen in dem Grade wie der Mensch. Die Wilden verwenden im allgemeinen grosse Sorgfalt auf ihren Schmuck, sie sind stolz auf ihre Tätowirungen, auf ihre Malereien und Siegestrophäen, ihr ganzes Auftreten verräth den Wunsch, andern eine recht hohe Meinung von ihrer Person beizubringen.

Hieraus erklärt sich nun, wie die Begriffe des moralisch Guten und des moralisch Bösen entstanden sind, wie mit einem Wort das Gewissen sich entwickelt hat. Es ist gleichsam das Echo der auf die allgemeine Erfahrung gegründeten Urtheile gewesen, und sobald die öffentliche Meinung durch die Sprache zum Ausdruck kommen konnte, ist sie der Ursprung der Gesetze geworden,

Das moralisch Gute war für den Urmenschen dasjenige, was sein Stamm für gut befand, das moralisch Böse dasjenige, was jener verdammte, was für den Stamm von Schaden war und somit auch indirect für das Individuum selbst. So entwickelte sich sein Gewissen, das gar oft bizarr genug war je nach den abergläubischen Ansichten seines Stammes.

Andere nicht minder wichtige und unaufhörlich wirkende Ursachen haben gleichfalls zur Entstehung des moralischen Sinnes beigetragen. Der Nachahmungstrieb ist bei dem Menschen vielleicht stärker als bei jedem andern Thier, selbst den Affen nicht ausgenommen: ein Beweis hiefür ist die wahrhaft wunderbare Geschicklichkeit vieler Wilden, das Auftreten und die Lebensweise der Europäer nachzuahmen, ein Beweis hiefür ist auch das moralische Beispiel, das unter civilisirten Menschen so sehr wirksam ist. Denn nur in Folge dieses Triebes findet der Mensch sich veranlasst, jene Handlungen nachzuahmen, welche eines der sympathischen Gefühle zu ihrem Beweggrunde haben, sobald er dieselben vor seinen Augen sich hat vollziehen sehen. In der Folgezeit hat dann die Gewohnheit, solche Handlungen auszuführen, auch die Anlage des Geistes für dieselben gekräftigt, gemäss einem allgemein bekannten Gesetz. In gleicher Hinsicht wirksam war endlich auch die Unterweisung und das Beispiel, welche die Eltern ihren Kindern gaben, oft auch die Furcht vor den Göttern, von welchen sie zugleich mit den Gesetzen die Unterscheidung zwischen Gut und Böse glaubten erhalten zu haben. Anderseits kommt hinzu, dass nur diejenigen Völkerstämme, bei denen die Gefühle der Sympathie und der gegenseitigen Solidarität am lebhaftesten entwickelt waren, aus dem Kampfe um's Dasein als Sieger hervorgehen konnten. Wenn wir alle diese Momente berücksichtigen, so besitzen

wir ohne Zweifel die erforderlichen Daten, um den Ursprung und die Entwicklung des moralischen Sinnes und des Gewissens beim Menschen zu verstehen.

II.

Das Problem ist noch nicht gelöst, sondern viel fehlt noch hiezu, und DARWIN hat dies selber am besten gewusst. Wenn man den Beweis führen will, dass der moralische Sinn ursprünglich in den socialen Instincten gleichsam nur virtuell existirte, so genügt es keinenfalls, von den verschiedenen Formen und Entwicklungsstadien des Gewissens Rechenschaft zu geben. Denn warum erscheint uns die Pflicht als ein absoluter Befehl, dem wir wohl unsern Gehorsam, nie aber unsere Achtung versagen können? Warum macht uns eine innere Stimme unbarmherzig unsere Vergehen gegen dieses Gesetz zum Vorwurf? Wenn wir unsere stürmischsten Triebe, z. B. den Hunger nicht befriedigen können, so empfinden wir Schmerzen; wenn wir aber, um diesen Trieb zu beschwichtigen, eine That begangen haben, die unser Gewissen missbilligt, dann bewegt ein schmerzliches Gefühl unsere Brust, das mit jenem eben erwähnten Schmerzgefühl absolut nicht vergleichbar ist und das einen so tiefen Eindruck in dem Gedächtniss des Menschen zurückgelassen hat, dass es der grösste Theil der Menschen vorzieht, lieber jenen ersteren Schmerz zu erdulden, mag er auch noch so heftig sein, als sich dem letzteren auszusetzen. Woher stammt nun dieser Unterschied, wenn es sich im einen wie im andern Falle nur um einen nicht beschwichtigten Trieb handelt? In Wirklichkeit sind also beide Fälle nicht von derselben Art, weil der Mensch ein Gewissen, ein moralisches Bewusstsein besitzt, weil er vernünftig und frei ist, weil er allein von allen Thieren eine Person ist, die einen Begriff von dem absoluten Werthe des moralisch Guten besitzt und die bestrebt ist, das letztere zu realisiren.

> Es ist richtig, antwortet DARWIN, vom Menschen allein kann man mit Bestimmtheit sagen, dass er ein moralisches Wesen ist, aber hierin finde ich gar nichts unerklärliches; dieses Privileg ist eben die nothwendige Folge seiner grossen intellectuellen Ueberlegenheit.<< Ein moralisches Wesen muss die Fähigkeit besitzen, seine Handlungen mit ihren vorhandenen oder zukünftigen Motiven zu vergleichen und sie zu billigen oder zu missbilligen. Dieses vermag ein Thier nie auszuführen. Die höheren Arten geben ohne Zweifel Beweise dafür, dass sie Gedächtniss, Phantasie, Aufmerksamkeit, ja bisweilen Ueberlegung besitzen, aber ihre Intelligenz bleibt dennoch im Ganzen von der Macht des Instincts beherrscht; ihr Denken, von dessen Natur wir uns vermittelst unserer Träume einen Begriff machen können, vermag nicht zu einem selbstbewussten zu werden wie das unserige, das vor Allem bewusstes und vernünftiges Denken ist. Unser Denken überlässt nur eine sehr geringe Anzahl ziemlich unwichtiger Thätigkeiten der blinden Gewalt des Instincts, es besitzt in allen seinen Operationen vermittelst der Sprache eine bewunderungswürdige Genauigkeit und Schärfe, es verliert sich nicht ganz und gar in die gerade vorhandenen Sinnesempfindungen, es nimmt sich Zukunft und Vergangenheit gleich sehr zum Gegenstande seiner Thätigkeit; das Vergangene taucht in unserem Bewusstsein wieder auf, und gar manches mal müssen wir an dasselbe uns erinnern gegen unsern Willen. In jedem Augenblicke überlegt der Mensch und vergleicht das, was er thut, mit dem, was er hätte thun kön

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Thier, ein Gefühl des Unbehagens und der Unruhe, sobald er es unterlassen hat, einen Trieb zu befriedigen, und dieses Gefühl ist um so lebhafter, je stärker der Trieb ist. Wenn die gewaltsam niedergehaltenen Triebe unaufhörlich Befriedigung verlangen, so wird bei einem intelligenten und denkenden Wesen jenes Unbehagen geradezu unerträglich werden und die Form des Gewissensbisses annehmen. Dies soll hier ein wenig genauer erörtert werden.

Der Mensch ist nach der treffenden Bezeichnung DARWIN's tief durchdrungen von dem Triebe nach Geselligkeit; selbst wenn er allein ist, beschäftigt er sich mit dem, was die andern über ihn denken, und er fühlt sich unglücklich, sobald er überzeugt zu sein glaubt, dass man ihn tadelt. Lange Jahre nachher beschleicht ihn noch das Gefühl der Schmach, sobald er sich an ein Vergehen erinnert, das er sich nicht gegen die Gesetze, aber gegen die gesellschaftlichen Gebräuche hat zu Schulden kommen lassen. Diese Geselligkeitstriebe und die jene begleitenden Gefühle sind immer in seinem Bewusstsein und besitzen immer dieselbe Stärke; er hat zwar zur selben Zeit auch andere Triebe, wie Hunger oder Lüsternheit, aber diese sind ganz anderer Natur; denn wenn sie auch zu manchen Zeiten mit der grössten Heftigkeit sich geltend machen, so verschwinden sie doch wenigstens für einige Zeit, sobald sie einmal befriedigt worden sind. Was ereignet sich also, wenn ein Mensch, einem unwiderstehlichen, aber vorübergehenden Triebe folgend, sich hat verleiten lassen, die fortwährend sich geltend machenden Geselligkeitstriebe zu verletzen, welche das innerste Wesen seiner moralischen Natur ausmachen? Was geschieht, wenn er, um sein Leben zu erhalten, den Tod anderer Menschen verschuldet hat, oder wenn er zum Morde sich hat hinreissen lassen durch die brennende Begierde nach Rache? Ist die That vollbracht, so fühlt er nicht

mehr den Stachel, der ihn zu ihrer Ausführung antrieb; er ist manchmal selbst erstaunt darüber, wie er sich zu solch einer That verleiten lassen konnte; er kann es selbst nicht fassen, und die Geselligkeitstriebe, gegen deren Stimme er einen Augenblick taub war, regen sich in ihm jetzt um so lebhafter; er fühlt sich beunruhigt, etwas in seinem Innern peinigt ihn, die That, die er beging, steht beständig vor seinen Augen, seine Qual steigert sich, sobald er an die Verachtung denkt, der er nicht zu entgehen vermag, und an den Abscheu, wenn er als Thäter erkannt werden wird. Hierin erkennen wir aber dasjenige psychische Phänomen, welches man als Gewissensbiss zu bezeichnen pflegt. Diese Stimme eines innern Richters, den nichts zu bestechen vermag und der sein unabänderliches Urtheil über unsere geheimsten Gedanken, über die verborgensten Regungen unseres Herzens fällt, sie ist die Stimme des Gewissensbisses. Der Naturforscher sieht in ihr nur einen heftigen Schmerz, den ein intelligentes Wesen empfindet, sobald es sich bewusst ist, dem edelsten seiner Triebe nicht gehorcht zu haben, sobald es sich bewusst ist, gegen jene Triebe sich aufgelehnt zu haben, welche durch die einstimmige Ansicht aller seiner Genossen als unabweisbare gekennzeichnet sind. Jener Schmerz aber ist unaufhörlich vorhanden, weil das mit Gedächtniss ausgerüstete, intelligente Wesen unablässig an jenen durch Nichts gut zu machenden Ungehorsam erinnert wird.

Nehmen wir einmal an, dass andere Thiere eine der unserigen gleichstehende Intelligenz besässen, so wird man ihnen offenbar auch ein moralisches Bewusstsein zugestehen müssen. DARWIN erläutert diesen Gedanken durch ein recht glücklich gewähltes Beispiel. Diejenigen Schwalben, welche zu spät gebrütet haben, befinden sich in einer recht grossen Verlegenheit, sobald die Zeit ihrer jähr lichen Wanderung herannaht. Die Mut

terliebe und der Wandertrieb regen sich beide gleich mächtig und kämpfen mit einander während einiger Tage. Der Vogel fliegt unruhig hin und her, er kann zu keinem Entschlusse kommen, ob er bleiben oder seine theure Brut verlassen soll, die noch zu schwach ist, ihm zu folgen. Jedoch in einem Augenblicke, wo er seine Jungen nicht sieht, fliegt er davon und ist verschwunden. Sobald nun die Schwalbe am Ziele ihrer langen Wanderung angekommen ist, erlischt der Wandertrieb; welche Gewissensbisse würden sie nun peinigen und ihr Ruhe und Rast rauben, wäre sie mit einer der unsrigen ähnlichen Intelligenz ausgerüstet, würde sie unaufhörlich an ihre Jungen denken müssen, die im Norden hilflos zurückgeblieben sind und durch Hunger und Kälte einen gewissen Untergang finden! Sie würde es selbst nicht verstehen, wie sie im Stande war, ihre Brut dem sichern Untergange preiszugeben, nur um ihrem egoistischen Wandertriebe folgen zu können, ebenso wie eine Mutter untröstlich bleiben würde, wenn sie in einer grossen Gefahr ihrer Kinder Leben geopfert hätte, um sich zu retten. Sobald also ein nur zeitweise sich regender Trieb befriedigt ist, wird der beständig wache, der um jenes willen vernachlässigt wurde, eine Quelle des heftigsten Leidens, so dass das Uebermaass des Schmerzes den Schuldigen dahin zu bringen vermag, dass er aus freien Stücken sein Verbrechen eingesteht.

DARWIN führt am Ende seiner Erörterung noch ein recht treffendes Beispiel an, das gleichsam den thatsächlichen Ursprung des Gewissensbisses zu verfolgen gestattet. Die Australier haben keinen Begriff davon, dass ein natürlicher Tod das Leben eines Menschen beenden könne. Wenn daher ein Mitglied ihres Stammes durch eine Krankheit hinweggerafft wird, so sind sie überzeugt, dass es das Opfer eines Zaubers geworden ist. Was thun in Folge dessen

die Anverwandten des Verstorbenen? Sie betrachten es als eine heilige Pflicht, den Todten zu rächen, indem sie eine oder mehrere Personen eines andern Stammes ermorden; gelingt ihnen dieses nicht, so sind sie entehrt. Dr. LANDOR, welcher als Beamter in einer der Provinzen des westlichen Australiens thätig war, erzählt, dass ein Eingeborener, welcher auf seiner Farm angestellt war, einst in Folge einer Krankheit seine Frau verlor. Sogleich kam der Mann zu ihm und zeigte an, dass er verreisen müsse, er müsse einen fern wohnenden Stamm aufsuchen, um eine diesem letzteren angehörende Frau zu tödten; denn dieses zu thun sei seine heilige Pflicht, deren Erfüllung er seiner verstorbenen Frau schulde. > Ich antwortete ihm, dass ich ihn in das Gefängniss werfen würde für immer, wenn er ein solches Verbrechen sich zu Schulden kommen lasse; er blieb in Folge dessen einige Monate auf der Farm, aber sein Gesundheitszustand verschlimmerte sich täglich, er beklagte sich, weder schlafen zu können, noch Appetit zu haben, der Geist seiner Frau komme beständig, weil er sie nicht durch Tödtung eines andern Weibes gerächt habe. Ich blieb unerbittlich und bemühte mich, ihm verständlich zu machen, dass es um ihn geschehen sei, sobald er einen Mord beginge.< Nichtsdestoweniger verschwand der Mann für länger als ein Jahr und kehrte vollständig gesund wieder zurück. Seine zweite Frau erzählte alsdann dem Dr. LANDOR, dass ihr Mann einen andern Stamm aufgesucht und eine Frau desselben umgebracht habe; er blieb dennoch ohne Strafe, weil der gesetzliche Beweis einer begangenen Mordthat nicht zu erbringen war.<

Finden wir hier nicht alle charakteristischen Zeichen des Gewissensbisses, trotzdem die für heilig gehaltene Vorschrift nur auf der öffentlichen Meinung des Stammes basirt? Solche Fälle gehören nicht zu den Seltenheiten.

Man

berichtet, dass sehr viele Hindus ganz ausser Fassung geriethen, als sie unreine Nahrungsmittel genossen hatten.

Vom Gewissensbiss zur Pflicht ist der Uebergang ein leichter; denn alle Handlungen, welche eben mit dem Gewissen collidiren, betrachtet der Mensch als solche, welche er zu unterlassen verpflichtet ist. Wenn er Hunger hat, so wird er sich dennoch hüten, seine Genossen zu bestehlen; wenn er nach Rache lechzt, wird er dennoch den Mord scheuen.

Jedoch der Mensch musste sich schon sehr hoch über seine ursprüngliche thierische Natur erhoben haben, bevor er diese Entwicklungsstufe erreichte; seine socialen Triebe und sein moralischer Sinn mussten schon sehr entwickelt sein, er musste zu vergleichen und zu überlegen im Stande sein, er musste vor Allem schon eine gewisse Selbstbeherrschung besitzen. DARWIN neigt sich der Annahme zu, dass der Mensch die Fähigkeit, seine egoistischen Regungen zu bekämpfen und lieber dem beständigen Geselligkeitstriebe zu gehorchen, durch Vererbung auf seine Nachkommen überträgt und immer mehr und mehr erhöht.

Diese Annahme ist auch sehr wahrscheinlich; denn man weiss ja, dass das Temperament, die Gesichtszüge und selbst die unbedeutendsten Eigenthümlichkeiten der Constitution von den Eltern auf die Kinder übergehen; auch die psychischen Vorzüge oder Nachtheile vererben sich oft mit derselben Treue von Geschlecht zu Geschlecht. Doch diesem Umstande will ich nicht eine allzugrosse Wichtigkeit beimessen. Aber ein Jeder von uns bringt bei seiner Geburt auch eine Anzahl ererbter moralischer Anlagen mit; sie sind ein kostbares Gut, sie sind das Patrimonium der Humanität, sie sind das erworbene Gut zahlloser Generationen. Das Kind, welches heute z. B. in Frankreich geboren wird, besitzt einen angebornen Abscheu vor gewissen Verbrechen und in ihm schlum

mert die Anlage für die sympathischen Gefühle, welche dem civilisirten Menschen eigen sind. Wie kann es da Wunder nehmen, wenn ein solches Kind in höherem Grade fähig ist, sich selbst zu beherrschen, seine Pflicht zu begreifen und sie zu vollziehen als ein Australier oder ein Hottentotte? Viele Verbrecher, welche uns den grössten Abscheu einflössen, sind vielleicht nur Unglückliche, welche jene ererbten Anlagen zur Moralität nicht besitzen, es sind Individuen, die aus einem längst verflossenen Entwicklungsstadium sich zu uns verirrt haben.

Wenn Verbrechen sich sehr oft ereignen, so hat dieses darin seine Erklärung, dass unser moralischer Sinn zu den jüngsten Errungenschaften des Menschen gehört, deren Besitz eben noch kein fester ist. Wir sind ja auch nur eine Anzahl Jahrhunderte von jenen Zeiten entfernt, wo Menschenopfer und Menschenfresser nichts Aussergewöhnliches

waren.

DARWIN beruft sich jedoch auf die Erblichkeit nur mit grösster Vorsicht, denn wenn er ohne Einschränkung annehmen würde, dass der moralische Sinn sich allmälig gefestigt habe und von Geschlecht auf Geschlecht übergegangen sei, so müsste er ja auch daran denken, dass der absurdeste Aberglaube, dass die blutigsten Gebräuche sich allmälig bei einem Volksstamme einwurzeln, und eine solche Annahme wäre doch offenbar ungereimt. DARWIN entschied sich also nicht über diese heikle Frage, ob die moralischen Anlagen sich vererben, aber ein Punkt bleibt dennoch für ihn ausser Zweifel. Das Pflichtgefühl entwickelt sich parallel mit der Entwicklung der socialen Triebe und der Intelligenz. Die Bezeichnung >Pflicht< scheint also nur eine im Bewusstsein vorhandene Vorschrift für das Handeln, gleichviel woher sie auch stammt, in sich zu schliessen. Man behauptete ehemals, dass ein beleidigter Mann sich duelliren müsse. Wir sagen in der

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