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Untersuchungen über die Theorie der wechselnden
kontinentalen und insularen Klimate.

Von

Clemens König in Dresden.

I. Ueber Klimawechsel (Operationsbasis und Theorie). Die klimatischen Veränderungen in den geologischen Zeitaltern und in der Gegenwart. Thermometrische Beobachtungen umfassen ungefähr 150 Jahre. Die drei unterschiedlichen Behauptungen über säkulare Klimaveränderung in den letztvergangenen Jahrtausenden. Die Periode von 10500 Jahren. Die Theorien von ADHEMAR und SCHMICK, von CROLL und MURPHY. Die BLYTT'sche Theorie, ihre Geschichte, Verbreitung und ihr Inhalt.

Die Basis, auf welcher die zu behandelnde Theorie sich aufbaut, ist der Wechsel der Klimate, ein Boden, der, ganz abgesehen von seinen gefährlichen Stellen, noch sehr einer fleissigen und gewissenhaften Durcharbeitung bedarf. Am besten scheint folgender Theil bestellt zu sein.

Das Klima, welches heute die Erde geniesst, war vormals selbst in hohen Breiten ein anderes. Spitzbergen und Nordgrönland sind hierfür treffliche Zeugen.

Die am Eisfjord und Belsund auf

gefundenen Kohlenlager verbriefen, dass hier ehemals eine tropische Sumpfund Morastvegetation dschungelartig wucherte und von ebenso grossstämmigen Lepidodendren, Sigillarien und Calamiten gebildet war, wie weiter südlich, eine Thatsache, welche Feuchtigkeit und Wärme voraussetzt und damit auf ein tropisch-feuchtes Klima im NorIden hinweist. Die Temperatur wird auf 25 bis 30° C. geschätzt1, und sie

1 Credner, Elemente der Geologie. III. Aufl. Leipzig 1876. S. 454. 20-25 °R.

hielt lange, bis zur untern Kreidezeit an. Denn die reichen Phosphoritlager, sofern sie mit Recht für KoprolithenSchichten gelten, die vielen Ueberreste von riesigen Meereidechsen (Ichthyosauren) und Tintenfischen (Ammoniten und Nautilen), welche in den Straten der Trias und des Jura eingebettet liegen, deuten ebenso bestimmt auf ein warmes Meer in diesen Breiten hin, als die Arten von Spirifer und Productus, als die Polypen, welche in der Kaas Billenbai mächtige Kalkstöcke aufbauten. Noch zur Kreidezeit war das Land am Cap Boheman und an der Westküste von Farnkräutern, Cycadeen (Podozamites lanceolatus) und Nadelhölzern (Ginkgo Huttoni) bekleidet. Wie hier, so dominirten auch im benachbarten Nordgrönland (Halbinsel Noursoak, 70° 33' n. Br.) damals die Farne, besonders die Gleichenien, eine Gattung, die gegenwärtig in der Tropenwelt und auf der südlichen Hemisphäre lebt. >> Man kennt aber keine Stelle der Erde, wo so viele Arten ein Land bewohnen, wie dies zur untern Kreidezeit in Nordgrönland der Fall war. Es scheint hier ein Bildungsherd dieser merkwürdigen Gattung gewesen zu sein1.<

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Zwischen 771/2 und 782/3o n. Br. besitzt Spitzbergen an Pflanzenresten reiche tertiäre Ablagerungen. Von hier zählte man bereits in den sechziger Jahren 179 Arten 2, unter denen Laubhölzer (Pappeln in 7 Arten, Ahorne 4, Eichen 2, Magnolien 2; Platane, Ulme, Linde, Wallnussbaum in je 1 Art; dazu Buchen, Birken, Erlen, Weiden u. a.), vornehmlich aber Coniferen und Taxodiaceen, zahlreich vertreten sind. Das Gedeihen dieser Tertiärvegetation, frei von tropischen Formen und nur aus Bewohnern der gemässigten Zone zu

10. Heer, Urwelt der Schweiz. II. Aufl. Zürich 1879. S. 239.

20. Heer, 1. c. S. 509.
3 von ihm und de Geer.

sammengesetzt, lässt auf eine mittlere Jahrestemperatur von circa 9° C. schliessen.

Im Verlauf der Zeit sank die Temperatur, und die erste Eiszeit trat ein. Dass die ungeheuern Eismassen, die gegenwärtig das Innere der Insel stellenweise in einer Mächtigkeit von 1000 bis 1500 m bedecken und dadurch im Beschauer den Gedanken erwecken, diese Welt des Eises und der Ruhe habe hier von Ewigkeit her bestanden, keine direkten Abkömmlinge der ersten Eiszeit sind, hat die letzte schwedische Expedition erwiesen. Denn Dr. NATHORST schreibt: Die subfossilen Pflanzen und Thiere, die gesammelt wurden, werden ihrerseits Licht über jene merkwürdige Periode verbreiten, welche auf die grösste Ausdehnung der Gletscher folgte und in welcher das Klima auf Spitzbergen allem Anschein nach merklich wärmer war, wie gegenwärtig. Dieser Interglacialzeit folgten die zweite Eiszeit und die Gegenwart, deren Jahresmittel bis 10° C. beträgt.

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geologischen Zeitaltern1 schlechthin > Wechsel der Klimate unseres Planeten< zu nennen. Folgt die Theorie der wechselnden kontinentalen und insularen Klimate diesem Sprachgebrauche, so dürfen wir erwarten, dass sie auf der paläontologischen Basis weiter baut, als Endresultat einen ähnlichen Temperaturgang für Norwegen nachweist und damit eine wirkliche, allgemein empfundene Lücke schliesst. Ihrer Bezeichnung gemäss dürften wir durch sie zugleich Aufschluss über die damals herrschenden Feuchtigkeitsverhältnisse erlangen.

Die Gegenwart zeigt sich in ihren klimatischen Erscheinungen überaus veränderlich, wechselvoll und mannigfach. Obgleich die Statistik der Wetterprognosen trotz der grossen Allgemeinheit mancher Voraussagung viele Nieten buchen muss, so steht doch die Atmosphäre unter der Herrschaft gewaltiger Gesetze, und durch alle ihre Fluctuationen scheint überall, am Aequator wie in Nord und Süd, deutlich der periodische Wechsel hindurch, den der scheinbare tägliche und jährliche Lauf der Sonne erzeugt. Sorgsame Berechnungen wollen in unsern thermischen Verhältnissen einen auffallend übereinstimmenden Gang mit der Periode der Sonnenflecken erwiesen haben. Wohl nicht mehr als leere Behauptung, sind die Worte eifriger Vulkanisten: Das allgemeine Klima ändere sich entsprechend der Frequenz der vulkanischen Erup

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Jahrtausenden, ein Maass, welches die neuere Meteorologie nicht handhaben kann; denn wie weit reichen ihre Beobachtungen zurück?

Sofern dieselben mittelst physikalischer Instrumente ausgeführt und kontinuirlich fortgesetzt sind, umfassen sie eine kurze Spanne Zeit. Denn die unentbehrlichsten Instrumente, Thermometer und Barometer, verknüpft die Geschichte mit dem Namen GALILEI (1564-1642)2. Zwar wurde das erste Instrument, ein Luftthermometer, 1603 von CORNELIUS DREBBEL verfertigt, allein es war ausserordentlich unvollkommen; es zeigte die Schwere- und Wärmeverhältnisse der Atmosphäre zugleich, aber ungeschieden an. So langsam erfolgte die Verbesserung dieser Apparate, dass NEWTON noch im 18. Jahrhundert sein mit Leinöl gefülltes Thermometer empfehlen konnte. 1736, 1744 und 1757 sind bekanntlich die Todesjahre von FAHRENHEIT, CELSIUS und RÉAUMUR, und daraus folgt, dass an keinem Orte der Erde brauchbare thermometrische Beobachtungen weiter als runde 150 Jahre zurückreichen können 3.

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Thermometerbeobachtungen einer eingehenden Prüfung unterwarf, so hörten wir einen eifrigen Verfechter der Eiszeit als einer übergrossen Kälteperiode begeisternd ausführen, hat gefunden, dass die mittlere Jahreswärme dieses Ortes in Zeiträumen von je 30 Jahren grösser geworden. Die Berechnung ergab für den Zeitraum von 1770 bis 17998,7° C., für die Jahre 1800 bis 1829 = 9,2° C. und für den Abschnitt 1830 bis 1859 = +9,4° C. GLAISHER'S Untersuchungen haben somit ausser Zweifel gestellt, dass die Temperatur innerhalb 90 Jahre 0,7° C. gestiegen ist. In 900 Jahren muss dieser Betrag auf das Zehnfache, auf 7° C. angewachsen sein. Vor 900 Jahren ist also in Greenwich, überhaupt auf der nördlichen Erdhälfte, die Temperatur 7o niedriger gewesen. Wie kalt muss es da vor Jahrtausenden, während der Eiszeit gewesen sein! Der Erde Wärme ist wer wollte daran zweifeln? seit Jahrtausenden im Steigen begriffen. <<

um

Selbst wenn gegen das GLAISHER'sche Resultat kein Einwurf geltend gemacht würde, was keineswegs der Fall ist1, so bleibt das Fehlerhafte dieser Schlussweise umsomehr in die Augen springend. Wenn es erlaubt wäre, in diesem Stile zu rechnen, dann würden wir empfehlen, auf Dove zurückzugreifen. Denn seinen Ermittlungen zufolge hat sich für Berlin das Mittel der Jahre von 1848 bis 1865 nur um 1/80 ° C. über die aus 137 Jahresmitteln gezogene Mitteltemperatur erhöht. Wer 1/80° C. Zunahme auf 150 Jahre rechnet, erhält 10 für 150.80 12 000 Jahre und für 7° den Betrag, um welchen das Jahresmittel von Berlin (8,9°) zurückgehen müsste, sollte Norddeutschland völlig von Inlandseis

1 Die Thermometer sind vollkommener, die Aufstellung der Instrumente zweckentsprechender und die Beobachtungsorte sind gewechselt worden.

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Jahren bestand in Norddeutschland die Eiszeit, selbst wenn es keinen Widerspruch fände, steht doch auf einer breiten, unerlaubten Basis; es darf nicht von einer Veränderung innerhalb eines Zeitraumes auf eine Veränderung ausserhalb dieses Zeitraumes, auch nicht auf eine Veränderung in gleicher Richtung und Stärke geschlossen werden.

b. Die gegentheilige Behauptung, zwischen Eiszeit und Gegenwart erfreuten sich die Länder mittlerer und höherer Breite eines wärmeren Klimas, operirt mit Gletscher- und Vegetationsverhältnissen und sagt: Die Gletscher sind in Wachsthum und Bildung begriffen. Bei TSCHUDI ist zu lesen: »Neue sporadische Gletscher von geringem Umfang, selbständig und nicht im Zusammenhang mit einer grossen Firnfläche auftretend, sind gegenwärtig noch hie und da in Bildung begriffen, wie der blaue Schnee< am Säntis, das Dreckgletscherli< am Faulhorn, das erst seit Mannesgedenken glacificirt, die grossen Lauinenschläge an der Binna oberhalb Ausserbinn (Wallis), von denen einer seit zwölf Jahren festliegt und an seiner untern Seite sich bereits in Gletscher verwandelt hat. Der Rotelchgletscher am Simplon entstand seit 1732; ein anderer unter dem Galenhorn im Saassthal seit 1811, auch der Rosenlauigletscher dürfte kein alter sein. Der längste Gletscher der Schweiz, der acht Stunden lange Aletschgletscher, streckt sich jetzt über einen Pass hin, auf dem ehemals die Protestanten des Oberwallis ihre Kinder zur Taufe nach Grindelwald trugen. Wie die Gletscher wachsen, so zieht sich der Wein zurück, nicht nur in niedere Regionen, sondern auch in niedere Breiten. > Im Wallis, wo sich die Rebterrassen hoch an die

2 Fr. v. Tschudi, Das Thierleben der Alpenwelt. 10. Aufl. Volksausgabe. Leipzig 1875. S. 415.

Felsbänke und jähen Gesimse hinaufziehen und den Weinbau fast so gefährlich machen als das Wildheuen, ist die obere Grenze des Weines bei 2500' ü. M., am höchsten wohl in der ganzen Schweiz bei Gub, oberhalb Neubrück im Vispthal und bei den Visperterminen, wo sogar bei 4200 ́ ü. M. der »Heidenwein< wächst. Der Greis Peter zur Mühle zu Ausserberg erzählte vor zwanzig Jahren noch ganz genau, wie er in seiner Jugend beim Schafehüten am Wiwamhorn beim Aletschgletscher alte Weinstöcke gefunden habe. Im Wallis erinnert sich die Volkssage noch besonders lebhaft an das goldene Zeitalter üppiger edler Culturen bis hoch hinauf in die Alpen1.< Und die Geschichte gibt sichere Zahlen, wann in der Picardie, Bretagne, Normandie, in Südengland, in Pommern und Preussen grosse Weinberge sich ausbreiteten und gute, süsse Ernten der Bewohner Mühen reichlich lohnten. Das Thal von Gloucester war ein zusammenhängender Weingarten, die Picardie versorgte die Tafel des Königs Philipp August mit Wein, und an den Ufern der Weichsel bei Thorn und Kulm, selbst am Pregel und Memel wuchsen Trauben, die ein Getränk gaben, das im Rathskeller von Lübeck lagerte und das der Hochmeister vom deutschen Ritterorden den Königen von England und Polen als Präsent schicken konnte. Und heute? Die ehemals gesegneten Länder verstecken kaum an geschützter Wand hier und da eine einzelne Rebe. Und warum? Das Klima ist schlechter, kälter geworden, eine Wahrheit, die in der Volkssage von Mund zu Mund fortlebt.<

Die Unantastbarkeit und der hohe Reiz, welche den vorgebrachten Thatsachen eigen sind, zeigen dieselben nur zu leicht im strahlenden Glanze der facta concludentia und berauben damit die Hörer des freien Blickes, den Trugschluss zu entdecken.

Wenn alle 608 Gletscher der Schweiz

vorrückten, dann müsste eine allgemeine Ursache und zwar die angegebene ein Rückgang in der Temperatur- oder eine andere vorliegen, z. B. reichere Niederschläge in der Winterzeit. Vom Grindelwald-, Rhone-, Viescher- und vielen andern Gletschern ist das pure Gegentheil, ihr Zurückgehen, erwiesen. Höhe, Sohlenlage, Grösse der Firnmulde, Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse, vornehmlich in ihrer Vertheilung nach den Jahreszeiten, wirken derart auf die Gletscher ein, dass ein jeder ein Individuum rein lokalen Gepräges ist. Es kommt sogar vor, dass ein in zwei Arme sich theilender Gletscher auf der einen Seite vorrückt, auf der andern aber zurückweicht. > In unserm Jahrhundert, schreibt TSCHUDI 2, »gewannen die Eismeere in den traurigen Jahren von 1816 bis 1819 ihre grösste Ausdehnung, nachdem sie schon im ersten Jahrzehnt einen tiefen Stand genommen; 1822 wichen sie stark zurück, so dass viele alte Weideplätze wieder zum Vorschein kamen; dann folgte 1826 bis 1830 wieder ein langsames Wachsen, bis 1833 ein Stillstand, 1836 und 1837 ein neues Wachsen, 1839 bis 1842 ein Weichen, 1849 bis 1851 ein abermaliges Vorwärtsstossen, woran, wie es scheint, weniger eine etwas niedrige mittlere Temperatur im Allgemeinen, als vielmehr starker Schneefall im Winter Schuld war.<

Gleich den Gletschern schwindet der Rebe bei ruhigem Erwägen der Nimbus. ihrer Beweiskraft. Wer sagt, wie selten in genannten Ländern die guten Jahrgänge waren? Wie sehr der vaterländische Rebensaft durch Zusatz von Gewürz, Zucker und besserer Sorte verschnitten werden musste ? Was in den kalten Jahren 1709, 1716, 1726 erfroren, das wurde nicht ergänzt; in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts

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