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tere Geschlecht nicht das zartere bleibe; seine Geduld und Aufopferungsfähigkeit allein ersetzen ihm, wo es Noth thut, die mangelnde physische Kraft, ohne der Anmuth Eintrag zu thun. Wir möchten nur fragen: ob diese eine Thatsache nicht zur Genüge beweist, wie ungerecht es sei, dem Weibe eine wesentliche geistige Inferiorität vorzuwerfen? Gewiss ist bei ihm die synthetische Auffassung charakteristisch; allein durch ein allmäliges Nachholen der durch Jahrtausende versäumten Entwicklung des analytischen Denkens würde schliesslich gewiss regelmässig eine Begabung sich vererben, die bislang nur ausnahmsweise erworben werden konnte.

Man wird uns einwenden, dass es sich hier nur um das jetzige Weib und nicht um das Weib der Zukunft handeln könne. Wir aber glauben, dass bei der verfehlten Stellung des Weibes der Hauptgrund eben darin liegt, dass man immer wieder nur das Weib, wie wir es aus unrichtigen Verhältnissen überkommen haben, und nicht das Weib, wie es sein könnte, ins Auge fasst. Die mögliche Zukunft des Weibes ist die mögliche Zukunft der Menschheit; und nur wenn wir uns über die Entwicklungsfähigkeit des Weibes klar sind, können wir über die ihm gebührende Stellung ins Reine kommen. Es ist richtig, dass die Natur mit der Theilung der Geschlechter eine Theilung der Arbeit vollzogen und vorgeschrieben hat; allein mit dem Aussprechen dieses Grundsatzes ist noch sehr wenig geschehen: wie weit die. Theilung zu gehen habe, das ist die Frage. Wir werden das Lächeln nie vergessen, mit welchem bei diesem Kapitel eine geistvolle Frau uns zugerufen hat: consequent und ohne Heuchelei wird dieser Grundsatz nur in der Türkei durchgeführt, wo wenigstens mit den Rechten auch die Arbeit dem Weibe abgenommen wird. Der Landläufig

keit, mit welcher der Satz von der Theilung der Arbeit auf die Spitze getrieben wird, entspringt die weitverbreitete Wendung, es sei das Weib die Ergänzung des Mannes. Diese Wendung hätte viel für sich, wenn sie nicht so gründlich wie die Gleichberechtigung missverstanden werden könnte. Sie führt schliesslich zu der Ansicht, es sei das Weib nur ein halber Mensch, was endlich annehmbar wäre, wenn man gleichzeitig auch den Mann als einen halben Menschen bezeichnen hörte. Das geschieht aber nie. Der Mann würde sich und mit Recht höflichst dafür bedanken. Jedoch mit demselben Recht bedankt sich dafür höflichst auch das Weib. Und damit sind wir dort, wohin wir gelangen wollten, um mit einem einzigen Wort die dem Weibe zukommende Stellung bezeichnen zu können. Das Weib ist Selbstzweck wie der Mann, und was ihm zuerkannt zu werden hat, ist Ebenbürtigkeit.

Der Mann ist das Haupt der Familie, ihr Schutz, ihr Vertreter nach aussen; das Weib ist die Seele der Familie, ihr Schutzengel, ihr Lenker im Innern. Der Mann ist nicht der Herr des Weibes, wie es nicht seine Magd ist. Dass die Frau mitunter einen Herrn haben will und oft besser mit dem lebt, den sie fürchtet, ist der schlagendste Beweis, dass die Stellung, welche sie seit undenklichen Zeiten einnimmt, ihr bereits natürlich geworden ist. Doch bei dem Zweck dieser Untersuchung darf uns dies sowenig kümmern, als dass unter den Gegnern einer gründlichen Reform Frauen oft als die entschiedeneren anzutreffen sind. Sie haben bereits so sehr dem Sklavenjoch sich angepasst, dass sie die kleinen Mittelchen, durch welche sie den Tyrannen, ohne dass er es auch nur ahnt, in ihre Gewalt zu kriegen wissen, der sittlichen Würde vorziehen, die erst mühsam zu erwerben wäre und die gegen den lachenden Flitter, der die Fesseln verbirgt,

allzuernst sich ausnimmt. Dies alles geht uns hier so wenig an als alle die Ausnahmsfälle, die immer vorkommen werden und soweit gehen mögen, dass z. B. hier der Mann eine Art Vaterrolle gegenüber der Frau, dort wieder die Frau eine Art Mutterrolle gegenüber dem Mann zu übernehmen gezwungen ist. Es würde uns dieses Detail viel zu weit führen, abgesehen davon, dass alle diese Ausnahmen, als Ehen, die es eigentlich nicht geben sollte, für die von uns aufgestellte Regel sprechen, welche für das Weib, wie für den Mann, Selbständigkeit in Anspruch nimmt. Das Leben wird immer für Fälle sorgen, in welchen das Eine von dem andern abhängig ist, so dass nicht zu viel vorgesorgt werden kann, um beiden von Haus aus die möglichste Selbständigkeit zu sichern. Eine Frau, die z. B. eigenes Vermögen hat und es getrennt von dem des Gatten besitzen kann, soll es auch selbst verwalten. Ihr Interesse an der Wohlfahrt der Familie wird dadurch lebendiger werden und, was noch wichtiger ist, ihre Freiheit eine Wahrheit sein. Darauf legen wir darum den Nachdruck, weil es die Grundbedingung einer sittlichen Ehe ist, dass die in ihr waltende Liebe oder Neigung auf vollendet wechselseitiger Freiheit beruhe.

Was wir Liebe nennen, beruht ganz auf Freiheit, wird ebenso wenig erzwungen als erkauft und hat fort und fort erworben zu werden. Gewiss hat von dieser Liebe keinen Begriff, der nie sie empfunden oder geschaut hat; und wollte man auch versuchen, im Wege der Erklärung diesen Begriff Jemand beizubringen trägt Einer nicht das ihm entsprechende Gefühl in der Brust, so wird er darin nichts finden als eine Uebertreibung. Empfindet man sie nicht selbst, so muss man diese Liebe mit Augen gesehen haben, um daran zu glauben. Eine Erziehung, die nichts als das Verständniss

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für den Werth dieses Gefühls entwickelt hätte, würde das Höchste geleistet haben. Die Liebe, die wir meinen, ist nicht zu verwechseln mit der Liebesleidenschaft. Sie ist ein freier Affect, dem nicht der Besitz, sondern die gleiche Gegenliebe das Erste ist. Sie erschüttert kein Unglück, sie zerreisst keine Ferne. Worin liegt der Grund, dass sie fast allgemein als ein blosses Ideal betrachtet wird? Allein darin, dass gerade in dieser Frage so wenig Menschen aufrichtig sind gegen sich selbst. Die Liebe, die wir da meinen, ist gar kein Ideal, und vielmehr die einzige wirkliche Liebe. Das Ideale und Seltene ist nur, dass zwei sittlich hoch erhobene Menschen in diesem Gefühl zusammentreffen, in welchem jeder dem andern das gelten lässt, was er für sich in Anspruch nimmt. Jeder, der aufrichtig ist gegen sich selbst, wird sich gestehen, dass er nur so, wie wir sagen, und nicht anders wirklich lieben kann. Viele meinen, die eigentliche Liebe komme nur bei Gebildeten vor, und sie berufen sich dabei auf die bäuerliche Bevölkerung. Wie der Bauer in seiner Art Aristokrat und Geldmensch ist, so sucht er in seiner Art die Raisonheirath. Allein wenn er auf die Richtige trifft oder bei der nichtbesitzenden ländlichen oder Arbeiterbevölkerung, wenn da zwei sich finden, die sich genügen (der sicherlich. physiologische Grund der charakteristischen Ausschliesslichkeit der wahren Liebe, für welche nicht der Mann, das Weib, sondern dieser Mann, dieses Weib das Entscheidende ist, wird vielleicht noch ganz entdeckt werden): wie treu ist da die Liebe in Freud und Leid, und wie mancher Gebildete könnte da lernen! Man kann uns einwenden, mit der Liebe verschwinde doch auch die Treue. Durchschnittlich gewiss. Allein die andere Liebe kennt die Treue gar nicht. Die Beständigkeit in der Liebe, aber nicht weniger in der blossen Neigung ist eben Charaktersache. Auf

die Treue giebt Liebe kein Recht. In der Ehe giebt es Rechte und Pflichten; die Liebe dagegen hat, wie keine Pflicht, auch kein Recht. Niemand kann zur Liebe verpflichtet werden, und ein Recht geliebt zu werden, hat es nie gegeben, höchstens eine Verwechselung der Liebe mit der Dankbarkeit. Darum giebt es nichts Thörichteres als den Schwur der Liebe. Treue kann man schwören, weil man ihr Gränzen bestimmen kann und man sie wirklich bricht, wenn man sie dann nicht hält. Einen Treubruch giebt's; aber einen Liebesbruch giebt's nicht. Den Treuebruch begehe ich; während ich nichts begehe, wenn die Liebe plötzlich schwindet und keine Willenskraft im Stande wäre, sie neu ins Leben zu rufen. Allerdings kann man auch unbegränzte Treue schwören, die dann ein blosser Gedanke bricht; dann hat man aber Liebe geschworen und einen unsinnigen Schwur geleistet, Iweil die Liebe ihrer Natur nach frei ist. Das Charakteristische an dem Gefühl, das wir meinen, liegt in der Ausschliesslichkeit, und wir können von der Begierde u. s. w. die ächte Liebe nicht besser unterscheiden, als indem wir sagen: nur der Mann liebt, für den das Eine Weib das einzige ist auf Erden; und umgekehrt. Damit sagen wir aber nicht, wie manche auf den ersten Blick meinen könnten, etwas Ausserordentliches: diesen seltenen Schatz findet fast jeder; nur vergeuden ihn die Meisten allzuschnell, oder wissen ihn überhaupt nicht zu schätzen. Nicht in der Liebe liegt daher die Schwierigkeit, sondern in der Versöhnung der Liebe mit der Ehe.

Man nennt die Liebe blind. Vielleicht ist das der Grund der Schwierigkeit. Wir halten aber die Liebe nicht für blind. Die Mythe lässt auch wohlweislich Eros nicht blind sein; sie lässt nur die Liebe die Augen ihm verbinden. Die ächte Liebe ist in der That nichts weniger als blind und viel

mehr von einer klaren Erkenntniss unzertrennlich. Dem wahre Glückseligkeit als Lebensziel vorschwebt, der weiss, dass es dabei nicht abgeht ohne Leiden und Entsagung, und er strebt nur nach dem Möglichen: das Ideale ist ihm nur Richtung. Aufrichtig mit sich selbst wie mit andern weiss er, dass die sogenannte Blindheit der Liebe darin besteht, dass man, einzelne Stunden von Gefühlstrunkenheit abgerechnet, keinen Makel des Abgotts übersieht, das leiseste Schwanken der Gegenliebe gleich bemerkt, und höchstens dabei recht absichtlich die Augen zudrückt, wenn nicht gar dem Geliebten erwünschte Eigenschaften andichtet. Mit Recht wird die Liebe ein grosser Maler genannt, was mit der Blindheit auch nicht vereinbar wäre. Man liebt eben, weil man liebt, nicht weil der Gegenstand der Liebe ein vollendeter ist. Und hier ist der entscheidende Punkt: die Liebe ist Anfang und Ende der menschlichen Glückseligkeit; darum kann sie auch verhängnissvoll werden. Was wir da sagen, gilt vom Mädchen wie vom Mann. Wenn bei beiden, indem sie ihre Zukunft hingeben, alle Gedanken untergehen in dem Einen grossen Gedanken in deinem Glück allein will ich mein Glück suchen, dann erschliesst sich das Leben, das wir meinen. Ist es noch nöthig, zu erinnern, was sich erschliesst, wenn die Liebe erwacht, nachdem ein Bund geschlossen ist, der für sie nur ein: Zu spät! hat? Leider ist mit der Liebe nicht alles abgethan: eine gesicherte Existenz ist unerlässlich, und nicht minder eine gewisse Gleichartigkeit des Bildungsgrades; aber das Erste bleibt sittlicher Ernst, und dieser ist bedingt durch die Stellung des Weibes. Das Mädchen hat zu wissen, dass sie unter keinerlei Form sich verkauft, dass sie frei bleibt in ihrer Liebe. Nur wenn sie nicht in Bausch und Bogen dem Lebensgefährten

sich zu eigen geben muss, kann sie sein eigen werden aus ganzer Seele, und vermag sie himmelhoch jauchzend, von Fall zu Fall und das kann täglich, stündlich sein ihm zuzurufen: dein bin ich, dir folge ich, weil du es bist, und weil du so und nur so bist! Das ist die lebendige Liebe, die sich selbst nur so verstehen kann, dass sie fort und fort erworben werden muss, weil sie selbst nach keiner andern Gegenliebe dürstet, als welche sie sich fort und fort zu erwerben hat.

Nicht diese Liebe ist es, die mit der Ehe sich erst zu versöhnen hat: sie kann sich selbst nur als Ehe verstehen und, wie paradox es auch klingen mag, gerade weil sie der Ehe auch entrathen könnte, verlangt sie nach der Ehe als nach ihrem eigentlichen Element. Wir nennen diese Ehe nicht das Ideal, weil wir ihre Verwirklichung erlebt haben. Selten ist sie nur aus zwei Gründen. Man irrt nur zu leicht im Rausch der Liebe und unterschätzt Eigenschaften, die einem das Leben zur Qual machen können, oder bemerkt sie zu spät, wann man nämlich schon gebunden ist, Verpflichtungen eingegangen hat, die ein Zurücktreten nicht mehr gestatten. Das ist der erste Grund. Beschränktheit, Schwäche, Ueberspanntheit, Gewissenlosigkeit u. s. w. führen da in ein unabsehbares Gebiet, das den Romandichtern Stoffe bieten wird, so lange es Menschen giebt. Gegen diesen Grund wüssten wir kein Mittel. Einschränken liesse sich das Uebel nur, zumal in seinen Folgen, durch eine den Verhältnissen entsprechendere Stellung des Weibes, das meist bei geringerer Schuld die grössere Strafe zu erdulden hat, und durch eine aufgeklärte Ehegesetzgebung, welche die Trennung nicht leicht machen, aber in gerechtfertigten Fällen ermöglichen würde. Der zweite Grund ist der, dass die meisten Jünglinge und Mädchen heranwachsen ohne eine Ahnung von dem hohen sittlichen

Zweck der Ehe. Auch darüber liessen sich Bücher schreiben, die aber keine Unterhaltungslectüre bilden bilden würden. Ohne Beschränktheit, ohne Schwäche, ohne Ueberspanntheit, ohne Gewissenlosigkeit u. s. w. rennen da die Menschen in ihr Verderben, nur weil dem Jüngling wahre Achtung des Weibes nicht anerzogen wird, und weil das Mädchen herangebildet wird, wie es der Mann verdient, der in ihr nur eine Zierpuppe oder Magd und nicht einmal einen ganzen Menschen erblickt. Vom Standpunkt der Sittlichkeit hat die Ehe den Zweck, edle Kinder in die Welt zu setzen und sie zu denkfähigen, wohlwollenden und arbeitstüchtigen Staatsbürgern heranzubilden. Mag dann der Bund auf eigentlicher Liebe oder blos auf einer tiefen Neigung beruhen; von entscheidender Bedeutung bleibt unter allen Umständen SCHILLER's Frage: » ob sich das Herz zum Herzen findet ?«

Die Liebe ist im Vortheil, weil sie das Glück erhöht und sichert und aus dem in ihrer Natur liegenden Streben, dem Geliebten recht zu sein, eine immer innigere Homogeneität erwächst. Allein eine vernünftige Neigung ist weit besser denn eine unvernünftige Liebe, und von der Neigung gilt wie von der Liebe der Satz des fort und fort Erwerbens. Dafür fehlt fast gänzlich das Verständniss. Das allzu bürgerlich klingende Erwerben nennt man lieber ritterlich Erobern, und das hässliche Verkaufen nennt man euphemistisch Versorgen. Der Kenner alter Zeiten wird dies vielleicht damit erklären, dass die ursprünglichen Formen der Eheschliessung Raub und Kauf waren. Wir kennen aber auch die Härte unserer Zeit. Die Verhältnisse sind darnach, dass die Familienmutter mit einem glücklich unter die Haube bringen< ihre höchste Pflicht erfüllt zu haben meint. Wir sind auch unbefangen genug, zuzugeben, dass in vielen Fällen ihr nichts anderes übrig bleibt. Wir

wollen noch weitergehen und offen anerkennen, dass wirkliche Vernunftheirathen, bei welchen allmälig Liebe sich einstellt, zu einem herrlichen Ergebniss führen mögen, während Heirathen aus Liebesleidenschaft die Quelle des tiefsten Jammers sein können. Allein, wie die Ausnahmen, gehen uns hier die Fälle nichts an, die nothwendig gegeben sind mit dem fehlhaften Menschen und der Unmöglichkeit, das irdische Leben allen Individualitäten und Lagen gemäss einzurichten. Wie viele es immer geben wird, die mit einem dem Liebesideale fernab liegenden Loose werden zufrieden sein müssen und ethisch in dem Maasse sich erheben, in welchem es ihnen gelingt, die Liebe mit der Ehe zu versöhnen, liegt auf der Hand.

Allein nicht weniger auf der Hand liegt es nur richten die Leute nicht gern ihr Auge darauf, sonst müssten es bald alle einsehen, wenn auch nicht zugeben, dass auch dem, was wir als den zweiten Grund der Seltenheit wahrhaft glücklicher Ehen bezeichnet haben, in der Hauptsache vorgebeugt würde durch eine Reform der Stellung des Weibes. Die Eltern würden das Mädchen anders erziehen, und ihm gegenüber würde der Jüngling anders heranwachsen. Es ist hier nicht der Platz, ausführlich auf die künftige Heranbildung des Weibes einzugehen. Ziel und Grenze lassen in dem Einen Satz sich zusammenfassen: sie muss sich im Nothfall durch unabhängige Thätigkeit ehrenhaft selbst erhalten können, ohne auf die Gnade des ersten besten, der sie zur Herrin erhebt, um sie damit zur Hörigen zu erniedrigen, angewiesen zu sein; aber ihr neues Wissen und Können, das als zweiten Zweck hat eine Erleichterung der Familiengründung, darf nicht ausschlagen zum Schaden des Familienlebens. Gelehrte Frauen dass das Weib wie in der Kunst auch in der Wissenschaft Grosses zu leisten vermag,

ist durch Thaten bewiesen werden immer zu den Ausnahmen gehören; ist dies doch auch bei den Männern der Fall, und nur Unkunde oder Bosheit sehen, sobald man von einer höhern und gründlichern Bildung der Frau spricht, unter jedem Frauenrock einen Blaustrumpf. Der gebildetere Mann braucht ein Weib, das auf der Höhe seiner Zeit steht und seinen höchsten Zielen Verständniss entgegenbringt. Nur zu häufig finden sich heute Männer, die mit den Despoten auch jene Kurzsichtigkeit gemein haben, welche in jeder höheren geistigen Begabung eine Gefahr erblickt, um zu spät zu erfahren oder auch unerfahren es nur zu erleben, dass gerade die Unbildung über jene List verfügt, der jeder Betrug gelingt. Wie vorhin der Romandichter, so findet hier der Lustspieldichter seinen unerschöpflichen Stoff. Dass es keine Aufsicht und keine Gewalt giebt, deren ein Weib nicht zu spotten weiss, gehört hierher. Wie keine ächte Liebe, giebt es ohne Freiheit auch keine ächte Sittlichkeit, und die beklagenswerthen Eigenschaften des Weibes, die wir durchaus nicht verkennen, haben zum weitaus grösseren Theile ihren Grund in der Unterdrückung des Schwächern. Der die Geschichte des Weibes kennt, kann das heutige Weib nur bewundern. Allen jenen, welche die allgemeine Gesittung als im Verfall begriffen erachten, empfehlen wir JOHANNES SCHERR: >Geschichte der deutschen Frauenwelt, Leipzig, 3. Auflage, 1873, worin zwar das Geschichtschreiben so weit getrieben wird, dass, wer nicht eben das Pikante sucht, starke Nerven braucht, um das Buch zu Ende zu lesen, welches jedoch keiner ganz durchgemacht aus der Hand legen kann, ohne auszurufen: es geht vorwärts! es geht vorwärts nicht nur in der Sittlichkeit; auch die Reform der Stellung des Weibes ist in Gang gebracht, wenn auch noch mit ziemlich schwankenden

Und

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