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rechnung in derselben Stunde, zu der sie eingeschlafen war. Sie wusste nichts von dem, was innerhalb elf Monaten mit ihr vorgegangen war, wohl aber erinnerte sie sich an alle früheren Ereignisse; sie war während ihres magnetischen Zustandes nach einem anderen Orte übergesiedelt, konnte sich nun aber in dem Hause, in dem sie doch wochenlang anscheinend im wachen Zustande, häusliche Geschäfte verrichtet hatte, nicht mehr zurecht finden; die Zimmer waren ihr ganz fremd1.

Schon beim Erwachen aus dem gewöhnlichen Schlafe wissen wir nicht, wie lange wir geschlafen haben und müssen uns erst orientiren; wenn nicht die richtige Beurtheilung der verstrichenen Zeit schon aus unseren regelmässigen Gewohnheiten sich ergeben und einige Erinnerungen uns nicht die Gewissheit längerer Traumzeit geben würden, so würden wir an die alte Zeitrechnung anknüpfen. Der somnambule Schlaf fällt nicht so regelmässig auf bestimmte Stunden, und hinterlässt keine Erinnerungen, daher besitzen die aus ihm Erwachenden keinen Maassstab für die Dauer desselben. KERNER sagt von der Seherin, dass bei ihr durch einen Wechsel innerhalb des somnambulen Zustandes eine magnetische Zeit von sechs Jahren und fünf Monaten aus ihrem Gedächtniss fast verwischt wurde. Nach einiger Zeit jedoch kam die Erinnerung wieder und zwar so vollständig, dass sie sich der unbedeutendsten Dinge aus dieser Zeit erinnerte. KERNER macht hiezu die richtige Bemerkung, dass auch bei alten Leuten ein solches Verschwinden längerer Zeitperioden aus dem Gedächtniss, mitten aus der Lebenszeit heraus, oft eintritt 2. Eine Scm

1 Kerner: Gesch, zweier Somnambulen. 343.

2 Kerner: Seherin von Prevorst. 196.

nambule WIENHOLT's, da sie in der Krise wusste, dass das Erwachen sie in die alte Zeitrechnung versetzen würde, gab ihren Angehörigen Verhaltungsmaassregeln, damit sie von ihrem somnambulen Zustande nichts erführe. Ihre Mutter sollte am Sonnabende, dem Tage ihres Erwachens, sofort von den auf diesen Tag treffenden Hausarbeiten reden, ihren Einwurf, dass es ja Dienstag wäre, kurz abfertigen und gleich von anderen. Dingen reden. Erwacht, erschrack sie, als sie erfuhr, es sei Samstag, wurde jedoch wieder ruhig, und ihre anbefohlenen Verhaltungsmaassregeln hatten den gewünschten Erfolg3.

die

Aehnliches ist auch bei Irrsinnigen beobachtet worden. Dr. PRICHARD beobachtete eine Dame, die plötzlichen Anfällen von Delirium ausgesetzt war, und wieder zu sich gekommen, Unterhaltung bei dem Satz oder Wort wieder fortsetzte, wo sie durch den Anfall unterbrochen worden war. Derselbe Arzt erzählt von einem Manne, der mit einem Schlegel und Keilen beschäftigt gewesen war, Holz zu spalten. Am Abende verbarg er diese Werkzeuge in einem hohlen Baum und befahl seinen Söhnen, ihn am nächsten Morgen zu begleiten, um einen Zaun zu machen. In der Nacht wurde er irrsinnig. Als er nach mehreren Jahren plötzlich wieder hergestellt wurde, war seine erste Frage, ob seine Söhne den Schlegel und die Keile nach Hause gebracht hätten. Da diese sagten, sie hätten sie nicht finden können, stand er auf, ging auf das Feld, wo er vor so vielen Jahren gearbeitet hatte, und fand in dem Verstecke die Keile und die eisernen Ringe des Schlegels, dessen Holztheil vermodert war 5.

3 Wienholt: Heilkraft etc. III, 3. 28. 29. Perty: Blicke etc. 25.

5 Kerner: Magikon, V, 3. 364.

Die Auster und die Austernwirthschaft mit besonderer Rücksicht auf die Auster der schleswig-holsteinischen Nordseeküste.*

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Es war im Sommer vorigen Jahres, als wissenschaftliche Studien über Weichthiere und das Bedürfniss, den urheilkräftigen Meereshauch nach langer Entbehrung wieder einmal zu geniessen, mich auf die deutschen Nordseeinseln führten. Bei meinem Aufenthalte in Föhr erfuhr ich, dass der Regierungsdampfer Delphin zur Untersuchung der Austernbänke an der schleswig-holsteinischen Westküste in Bereitschaft gesetzt würde. Ich telegraphirte an den Capitän des in Husum vor Anker liegenden Dampfers und an Professor MOBIUS in Kiel, unter dessen wissenschaftlicher Leitung die Untersuchungen vorgenommen werden, mit der Bitte mich in Wyck abzuholen. Am 17. August früh um 6 Uhr lief der Delphin, ohne dass Jemand auf der Insel es ahnte, in den Hafen von Wyck ein. Ein nach mir abgeschickter Seemann verfehlte mich und liess, da das Schiff wegen der eingetretenen Ebbe nicht länger verharren konnte, den Bescheid, man würde den Abend nach Wyck zurückkommen.

Die Situation war mir peinlich. Ich

* Vortrag gehalten in der naturforschenden Gesellschaft zu Basel am 27. Juni 1883. Kosmos, VII, Jahrgang (Bd. XIII).

beabsichtigte in einigen Tagen Föhr zu verlassen und hatte die letzten Tage vollauf zu thun. Kein anderer Tag hätte mir zu einem Ausfluge besser gepasst als gerade dieser. Ueberdies hatte ein nächtlicher Gewittersturm das Wattenmeer aufgeregt, langgezogene schaumköpfige Wogen und unaufhaltsam niederströmender Regen hätten alles Arbeiten im kleinen Fahrzeuge unerträglich, ja unmöglich gemacht. Ich besann mich nicht lange, was zu thun sei. Nach einer halben Stunde war ein Segelboot gerüstet, welches mich durch die rollende See zu dem in weiter Ferne von Zeit zu Zeit auftauchenden Delphin hinüberbringen sollte. Nach fast anderthalbstündiger Fahrt erreichte mein Boot den Dampfer. Ausser Prof. MOBIUS befanden sich noch mehrere Herren von der Regierung an Bord. Nach einer Begrüssungs-, Vorstellungs- und Frühstücksscene wurde die Arbeit der Untersuchung der Austernbänke fortgesetzt.

Sed non omne mar est generosae fertile testae, sagt schon HORAZ.

Unter denjenigen Austern, welche man in den westeuropäischen Küstenmeeren angesiedelt findet, erfreuen sich

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die holsteinischen seit einem Jahrhundert eines wohlverdienten Rufes.

Die Bänke, auf welchen dieselben gefischt werden, liegen vor der schleswig-holsteinischen Westküste und dehnen sich über ein Gebiet aus, welches 74 km lang und 22 km breit ist. Den ergiebigsten und zugleich schmackhaftesten Fang liefern die Ostseite der Insel Sylt und die Nähe der Inseln Amrum und Föhr. Wenige und unbedeutende Bänke dagegen befinden sich bei der Insel Röm, der nördlichen Grenze, und den Inseln Pellworm und Nordstrand, gegenüber der Stadt Husum, der südlichen Grenze des deutschen Austerngebietes.

Die Beschaffenheit der Austernbänke steht in innigem Zusammenhange mit den Eigenthümlichkeiten derjenigen Wasserstriche, in denen sie liegen, und es ist erforderlich, hierüber Einiges zu sagen (s. Taf. IV Fig. 1).

Im Vergleich mit der offenen Nordsee ist das schleswig-holsteinische Inselmeer nur ein Flachwasser; denn die grössten Tiefen seiner Kanäle, durch welche es mit der offenen See zusammenhängt, betragen zwischen 15 und 20 m, während die eigentliche freie See Tiefen bis zu 45 m besitzt. Der Meeresboden zwischen den Inseln und dem Festlande erhebt sich gleichsam wie ein Hochplateau über die tieferen Theile der offenen See. Aber dieses Plateau ist nicht überall gleichmässig gestaltet, sondern wird vielmehr an mehreren Stellen von Thälern, deren Tiefe und Breite manchmal wechselt, zwischen den Inseln und dem Festlande durchfurcht. Wenn das Fluthwasser seinen höchsten Stand erreicht hat, so bedecken die schäumenden Wellen den ganzen Boden, aber zur Zeit, wo bei Ebbe das Wasser vollständig zurückgetreten, liegen weite Strecken desselben trocken. Die trocken laufenden Stellen des Meeresbodens führen den Namen Watten, und daher wird das Inselmeer auch Wattenmeer genannt.

Wenn bei Ebbe das Wasser von den Watten abläuft, so strömt es in flacheren oder tieferen Rinnen, die im Munde der Schiffer Leien und Tiefen heissen, theilweise in nördlicher, theilweise in südlicher Richtung der offenen See zu. Kommt aber die aus beiden Richtungen täglich zweimal wiederkehrende Fluth, so werden die Ebbeströmungen gestaut und dann umgekehrt. Die Leien und Tiefen können die anstürzenden Wassermassen nicht mehr fassen, sie ergiessen sich über ihre Ränder und laufen rauschend über die Watten.

Bei Tiefwasser besuchen sich die Bewohner der nahe zusammengelegenen Halligen zu Fuss; zu Pferd und zu Wagen, wenige Stunden später fährt dort der Dampfer. Halligen sind kleine, niedrige Inseln im schleswig-holsteinischen Wattenmeere. Auf ihren grünenden Marschtriften weiden Schafe und Rinder. Auf einem künstlich erhöhten Punkte der Insel haben die Halligenbewohner ihre Wohnstätte erbaut. Nicht durch Damm und Deich haben sie ihr Besitzthum vor den Fluthen des Meeres geschützt, sondern unbekümmert sehen sie zu, wie dieselben für gewöhnlich am Strande branden. Nur bei Sturmfluthen ziehen sich diese Leute, die den Elementen Trotz zu bieten wagen, in die höher gelegenen Wohnhäuser zurück, weil dann das Meer über die Halligen hinwegschäumt.

Wenn die Watten bei der hohlen Ebbe noch trocken liegen, hört man aus der Ferne schon deutlich das Brausen der kommenden Fluth. Erst langsam, dann immer schneller wälzen. sich in den ersten zwei bis drei Stunden der Fluthströmung die Wassermassen heran, oftmals mit einer Geschwindigkeit, welche der des Rheinstromes hier bei Basel nicht nachsteht; allmählich wird das Steigen wieder langsam, bis endlich die ganze Höhe erreicht ist.

Der Hauptbestandtheil des Bodens. dieses unruhigen Wattenmeeres ist Quarzsand. An manchen Stellen, WO nach dem Stromwechsel das Wasser nicht schnell genug fliesst, so namentlich an der Ostseite von Sylt und an manchen Orten der Festlandküste, lagert sich ein klebriger, reichlich organische Stoffe führender Schlamm oder Schlick ab. An den schrägen Abhängen zwischen den trocken laufenden Watten und dem Rinnsal der Tiefen kommen längere Strecken vor, wo der Grund mit grobem Sand, kleineren und grösseren Steinen und Muschelschalen bedeckt ist. An solchen Stellen findet man zusammen mit vielen anderen Seethieren auch Ansiedelungen von Austern (sogenannte Austernbänke).

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Das

Fig. 1. Blutkörperchen der Auster. körnige Protoplasma p treibt Fortsätze (amöboide Bewegung) und enthält einen Zellkern k nebst Kernkörperchen k,. (Gezeichnet bei

360 facher Vergrösserung.)

Das Wasser des Wattenmeeres ist durch abgelöste Theile des schlammigen Grundes stets so trübe, dass man die Austernbänke fast niemals zu Gesichte bekommt.

Ueberdies haben die meisten wenigstens noch 2 m Wasser über sich, wenn bei Ebbe die umliegenden Watten schon trocken gelaufen sind. Nur wenn zur Zeit des Voll- und Neumondes Springebben eintreten und der Ostwind viel Wasser vom Lande abweht, werden die am höchsten gelegenen Partien der Bänke so seicht, dass man die Austern am Grunde erkennt und sie mit der Hand auflesen kann.

Für gewöhnlich muss man zu an

deren Mitteln greifen, um sich zu orientiren, ob sich das Fahrzeug über der Austernbank befindet. Man wendet zu diesem Zwecke die sogenannten Peilstöcke an, lange Stangen, an deren einem Ende mit verschiedenen Farben ein Fussmaass verzeichnet ist und welche dem Seemann zur Untersuchung der Fahrwassertiefe dienen. Mit einem solchen Peilstocke fühlt selbst die minder geübte Hand deutlich, ob der Grund schlammig oder steinig oder mit Muschelschalen bedeckt ist. Der Fang der Austern wird mit Schleppnetzen betrieben. Dieselben bestehen aus einem quadratischen oder besser rechteckigen, leicht muldenförmig gebogenen eisernen Bügel, an welchem der den Meeresboden bestreichende Rand keilförmig zugeschliffen ist. Zwei oder mehrere über dem Bügel zusammenstossende und diesen tragende eiserne Stangen dienen dazu, mit Hilfe eines starken Ringes das Schlepptau aufzunehmen. In dem Bügel hängt ein aus grobem Garn geflochtenes Netz. Die Maschen desselben, welche den Boden bestreichen, sind der besseren Haltbarkeit wegen aus Eisendrahtringen gefertigt. Das ganze Schleppnetz wiegt ungefähr einen halben Centner. Die Austernfischer, welche auch ohne Peilstangen, indem sie sich nach hochliegenden, vom Meere aus sichtbaren Punkten des Festlandes und der Inseln richten, die einige Male besuchten Austernbänke wieder finden, werfen aus ihren gewöhnlich mit drei Leuten bemannten Jachten je nach der Stärke des Windes auf der Luvseite des Schiffes ein bis vier solche Netze aus. Die Eisenconstruction derselben ist derart, dass sie immer richtig niedergehen. Die Schneide des Bügels hakt hinter die Muschelschalen und das segelnde Fahrzeug schleift das Netz über die Bank. (Taf. IV Fig. 2.) Die das

stösst.

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Die Seite, gegen welche der Wind

straffangespannte Tau des ausgeworfenen Netzes berührende Hand fühlt an unregelmässigen Schwingungen und Stössen, welche das Seil erleidet, ob das Netz über Muschelschalen streicht.

Nach fünf bis zehn Minuten langem Schleppen zieht die Mannschaft das schwere Netz empor, und der gesammte Inhalt wird in die Jacht entleert. Da gibt es denn ein buntes Gewimmel von allem möglichen mit Sand und Schlick verunreinigten Gethier, auf welchem das Auge des Zoologen mit grossem Interesse verweilt. Schleppt man das Netz an anderen Orten über den Meeresboden, so erhält man keine solche reiche Ausbeute an Thieren.

Die Austernbank ist nämlich eine Biocönose (βιός Leben und κοινόειν etwas gemeinschaftlich haben) oder Lebensgemeinde, das will sagen, es findet sich eine Auswahl von Arten und eine Summe von Individuen vor, welche > gerade an dieser Stelle alle Bedingungen für ihre Entstehung und Erhaltung finden: geeigneten Boden, ausreichende Nahrung, den für sie erforderlichen Salzgehalt des Wassers und der Entwicklung günstige Temperatur desselben. Es ist eine zur Genüge bekannte zoologische Thatsache, dass bei allen Arten von Organismen die reifen Individuen jeder Fortpflanzungsperiode an Zahl den ursprünglich vorhandenen Keimen nachstehen. In der Lebensgemeinde ist jede Art durch die grösste Zahl von Individuen vertreten, welche unter den vorhandenen Existenzbedingungen überhaupt zur Ausbildung gelangen konnten.

Einflüsse, seien sie natürliche oder künstliche, welche auf eine zur Biocönose gehörende Art modificirend wirken, machen sich indirekt auch bei den übrigen Arten geltend. Alle lebendigen Glieder der Lebensgemeinde reagiren daher auf plötzlich eintretende Umänderungen in den Existenzbedingungen mit ihrer Organisation und ihren Func

tionen in gleicher Weise. Erhöhte Lebensthätigkeit der einen Art bedingt dieselbe auch bei den anderen Arten. Entstehen durch aussergewöhnlich günstige Witterung und andere physikalische Phänomene oder durch ein aussergewöhnliches Plus im Nahrungsmaterial auf einer Austernbank mehr junge Austern als in früherer Zeit, so bringen auch die Seeigel und Seesterne, die Krebse, Schnecken und alle anderen zur Biocönose gehörigen Arten eine grössere Nachkommenschaft hervor.. Weil aber für eine günstige Weiterentwicklung und vollständige Heranreifung dieses Zuwachses an Nachkommenschaft weder dauernd genügendes Nahrungsmaterial noch hinreichend Platz vorhanden ist, so kehrt die Biocönose an Gesammtzahl der Individuen bald wieder auf den Status quo zurück. Die Steigerung, welche die Natur in der Lebensgemeinde durch Ueberproduction herbeiführte, war nur eine einseitige, da sie nicht auch zugleich einen Zuwachs an Platz und einen dauernd höheren Bestand an Nahrungsmaterial erzielte.

Jede Lebensgemeinde besitzt das höchste Maass von Leben, welches sie zu produciren und zu erhalten vermag. Was an Kraft und Stoff vorhanden ist, wird von den sich entwickelnden und ausgewachsenen Mitgliedern der Gemeinde vollständig in Anspruch ge

nommen.

Die Mitglieder, welche der Biocönose der Austernbank angehören, zeigt uns der ausgeschüttete Inhalt des Schleppnetzes:

Garneelen (Crangon vulgaris), Taschenkrebse (Carcinus maenas) und träge Hörnerkrebse (Hyas aranea), Sammetkrabben (Portunus puber) machen vergebliche Anstrengungen, wieder in das feuchte Element zu gelangen. Einsiedlerkrebse (Pagurus bernhardus), welche sich Schneckenhäuser zu ihrem Wohnsitze erkoren, Wellhornschnecken (Buc

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