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erwähnt wurde, die Tonwerkzeuge beider Geschlechter anatomisch wenig oder gar nicht differiren? Diese und ähnliche Bedenken entfallen oder verringern sich bedeutend, wenn man die Tendenz des Vogelsanges in dem melodischen Austönen eines reinen Lustgefühles oder einer gemischten Empfindung, in welcher das Lustgefühl überwiegt, findet. Es gibt ja auch ein süsses Weh, und einen Schmerz auszusingen, ist mit einem frohen Behagen verbunden. >Im Liede verjüngt sich die Freude, im Liede verweht sich der Schmerz, lautet ein Vers KÖRNER's. Beim Vogelsang haben wir es jedoch zumeist mit den Aeusserungen des reinen Lustgefühles zu thun. Der Vogel singt zunächst zum eigenen Vergnügen; denn er schmettert oft gar lustig, wenn er ganz allein sich weiss. Im Liebeslenze, wo alles Leben sich potenzirt und zum gewaltigen Minnetriebe sich noch das Streben, die Nebenbuhler zu besiegen, der Hochgenuss des Triumphes hinzugesellt, erreicht der Gesang die höchste Vollendung. Das Vogelmännchen singt aber auch, um das bereits erworbene Weibchen während des beschwerlichen Nistens und Brütens zu ergötzen, um die Jungen aufzuheitern, und bei den domesticirten. Vögeln, um dem Herrn und Pfleger ein Vergnügen zu bereiten und daran sich selber zu vergnügen. Und endlich singt der Vogel was man gemeiniglich aus Gewohnheit nennt,

Herr Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen, Präsident des Comité's für die auf Anregung des Kronprinzen Rudolf in's Leben gerufenen Ornithologischen Beobachtungsstationen in Oesterreich und Ungarn", von denen man sich in Fachkreisen bedeutende Ausbeute und wissenschaftliche Förderung verspricht, schrieb mir darüber im Mai vorigen Jahres: „Von besonderem Interesse war die Beobachtung für mich, die Sie in Bezug auf die Mündigkeitserklärung" der Jungen gemacht, da ich selbst zweimal Zeuge eines ähnlichen Vorganges war. Auf einer Besitzung an der Donau, wo ich mehrere Sommer verbrachte, brütete in dem an hohen

richtiger ausgedrückt weil dem Singorgane die Tendenz innewohnt, es fungiren zu lassen und zu üben. Alle genannten Aeusserungsformen lassen sich sonach auf das Punctum saliens alles Lebens zurückführen: auf die Lustam Sein, respective an den Mitteln zur Erhaltung des Seins für sich und die Nachkommen.

Das Grasmückenmännchen, das, wie erwähnt wurde, sein einziges gerettetes Junge mit der treuesten Hingebung pflegte, begann nach zehntägiger Pause, obgleich weder ein Weibchen, noch ein Männchen seiner Art in der Nähe war, wieder häufiger und intensiver zu singen, augenscheinlich um das frühzeitig aus dem Neste verjagte, der Freiheit und mütterlichen Pflege entbehrende, vereinsamt sich fühlende Thierchen aufzuheitern. Darum gestaltete sich jeden Abend der Abschied von dem kläglich schreienden Sprössling unter besonders häufigem Aetzen und hellerem Singen geradezu rührend. Als nach acht Tagen der junge Vogel aus dem ihm gereichten Napfe selbständig das Futter zu picken begann und nach Mücken und Fliegen, die durch den Käfig schwirrten, schnappte, nahm das Füttern und Singen des Alten tagsüber sichtlich ab und blieb nur vor der Nachtruhe fast unverändert, bis nach der Mündigkeitserklärung, von der ich Kosmos X. Band S. 142 schon erzählte, der Alte gänzlich ausblieb*. Das Auf

Bäumen reichen Garten ein Paar Rabenkrähen. Eines Nachmittags hörte ich im Garten plötzlich ein von vielen Krähen herrührendes Gekrächze, und als ich mich der Niststelle der Krähen näherte, so flog von dem Baume, auf dem das Nest stand, eine grössere Zahl Krähen ab, die noch längere Zeit den Baum umkreisten und wie die Jungen heftig schrieen. Damals konnte ich mir die Ursache dieses gewaltigen Aufruhres unter den Krähen nicht erklären, den nächsten Morgen aber hatten die Jungen das Nest verlassen. Hier machte ich dieselbe Beobachtung bei Staaren. Die Zeit des „flügge werdens" war gekommen und in einem Nistkasten besonders waren die

muntern und Trösten muss wohl für den Sänger mit einem gewissen Lustgefühle verbunden sein.

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Das Vogelweibchen singt in den weitaus meisten Fällen nicht und zwar aus einer tieferliegenden, im Gemüthsleben auch des weiblichen Thieres ruhenden Ursache. Es fehlt ihm nicht die Tendenz, einem Lustgefühle tönenden rhythmischen Ausdruck zu geben, ebensowenig als ihm das Organ dazu fehlt. Aber das Ewig Weibliche legt auch dem Vogel eine gewisse Beherrschung und Reserve auf, sei es auch nur die Selbstbeherrschung, den Anschein bescheidener Zurückhaltung durch ein gewisses Sprödethun zu wahren, bald unbewusst und bald mit wohlberechneter Absicht. Die Erfahrung, dass die Liebeslust des Männchens durch Gleichgiltigkeit und Widerstand gereizt und bis zur Raserei gesteigert werden kann, lässt das Vogelweibchen alle Künste

abgefeimter Coquetterie entfalten, von der MANTEGAZZA sagt: Kein Weib der Welt kann die abscheuliche Raffinirtheit eines Kanarienvogelweibchens übertreffen, welches dem Ungestüm des Männchens anscheinend Widerstand leistet. Alle die unzähligen Arten, womit die Frauenwelt ein Ja unter einem Nein verbirgt, sind nichts gegen die abgefeimte Coquetterie, die verstellten Fluchtversuche, die Bisse und die tausend Kniffe der weiblichen Thierwelt. < Aehnlich BREHM, Thierleben IV. 215. Das Männchen findet an dem Weibchen das anziehend und begehrenswerth, was ihm selber abgeht. Das Gegensätzliche sucht er bei ihm mit elementarer Gewalt auf. Der kräftige Gesang beim Weibchen würde ihn gerade so anmuthen wie der Bart bei einer Frau den Mann.

Jungen sehr laut. Nachmittags erschienen die im Garten zahlreich brütenden Staare auf dem Baume, wo der Nistkasten stand, und flogen, abwechselnd unter starkem Geschrei zu dem Flugloche, als wollten sie sich von dem Wachsthume der Jungen überzeugen,

Ein Grund mehr für das Weibchen zu lautlicher Selbstbeschränkung und Zurückhaltung. Der Mann wirbt, so lautet ein morgenländisches Sprichwort, um Liebe mit dem Munde, das Weib blos durch Mienen und Geberden. Bei dem Vogelgeschlechte, bei dem das Liebesleben mehr und intensiver als bei irgend einer andern Thiergattung sich entfaltet, ahnt, fühlt und weiss das Weibchen, dass eine bescheidene Anmuth, die stille Kraft, das Unauffällige und dabei doch Vielsagende zarter leiser Kundgebung Reize sind, welche unwiderstehlich auf das Männchen wirken, es zum Begehren entflammen, und darnach richtet das Weibchen sein Benehmen gegen den Liebeswerber ein. Uebrigens sagt ToUSSENEL: »Der Gesang ist auch dem Weibchen. gegeben; und wenn es keinen Gebrauch davon macht, so ist es darum, weil es mehr und besseres zu thun hat, als zu singen. Aber es hat in seiner Jugend einen Cursus der Musik so gut wie seine Brüder durchgemacht, und sein Geschmack hat sich mit den Jahren entwickelt. Und dieses war nothwendig, damit es in den Stand gesetzt würde, den Reiz der Elegien zu würdigen, die man ihm eines Tages zuseufzen würde, und dem Würdigsten den Preis seines Gesanges zuzuerkennen. Aber die Weibchen verstehen es vortrefflich, sich in der Sprache der Leidenschaft auszudrücken, wenn die Phantasie sich ihrer bemächtigt oder wenn die Einsamkeit sie dazu verurtheilt.< Auch FISCHER a. a. 0. 26 theilt mit, dass in derselben Zeit, wo die Vogelmännchen das Zwitschern als erste Vorübung des Gesanges beginnen, die Weibchen dasselbe thun, wenn sie auch dabei nie über das

und verblieben lärmend längere Zeit auf dem Baume. Auch hier machten die Jungen am nächsten Morgen den ersten Flug in die Welt. Aehnliche Beobachtungen wurden meines Wissens noch nirgends publicirt."

Stümpern hinauskommen. BECHSTEIN (Stubenvögel 4) bemerkt, dass die Weibchen des Kanarienvogels, Gimpels, Rothkehlchens und der Lerche, besonders wenn sie im Zustande des Verwittwetseins sich befinden, einen melodiösen Gesang ertönen lassen. In einigen von diesen Fällen, meint DARWIN (Abst. d. M. II. 46), kann man die Gewohnheit zu singen, zum Theil dem Umstande zuschreiben, dass die Weibchen sehr gut gefüttert und in Gefangenschaft gehalten worden sind; denn dies stört alle die gewöhnlich mit der Reproduktion im Zusammenhang stehenden Funktionen. Es sind bereits viele Beispiele mitgetheilt worden von der theilweisen Uebertragung secundärer männlicher männlicher Charaktere auf das Weibchen, so dass es durchaus nicht überraschend ist, zu sehen, dass die Weibchen einiger Species auch das Vermögen zu singen besitzen. Ich füge nur hinzu, dass zur Hemmung eines Thätigkeitsdranges, zur Beherrschung einer Muskelfunktion ebenfalls eine Kraft und deren Organ erforderlich ist und dass demnach die sanftabgetönte innige Stimmgebung des Weibchens, sei es auch nur bei dem Piepen, Wispern, Kichern, Schmätzen, Schluchzen, mit denen Weibchen die Lockrufe der Männchen erwidern, ihre junge Brut unterhalten und sonstige Gemüthsstimmungen künden, eines dem männlichen gleichkommenden Stimmapparates bedarf, der wegen Inactivität nicht zu verkümmern braucht. Der Unterschied in der sonoren Kraft und Ausdauer der Stimmgebung wird hinreichend dadurch markirt und erklärt, dass, wie HUNTER und BARRINGTON (Phil. Transact. 162) behaupten, bei den echten Sängern die Kehlkopfmuskeln der Männchen stärker sind als die der Weibchen. Anstatt wie DARWIN in dem Sangapparate der Weibchen eine theilweise, aber im Grunde nutzlose Uebertragung secundärer männlicher Charaktere auf das Weibchen,

zu erblicken, möchte ich es somit für statthafter halten, die uneingeschränkte Vererbung des Singorgans als einen allgemeinen, den beiden Geschlechtern zukommenden Charakter anzunehmen, mit der Wirkung, durch doppelseitige Vererbung die für das Männchen zu seinem wichtigsten Lebensakte und daher auch für die Erhaltung der ganzen Art nothwendige organische Vorrichtung mit um so grösserer Wahrscheinlichkeit zu erhalten. Von mitbrütenden Männchen, für welche die Gabe des Gesanges ein Danaergeschenk sein mag, das sie schon aus der Ferne den Feinden verräth und diese auch auf die Spur des Nestes führt, in dessen Nähe sie gewöhnlich bleiben und ihre Hymnen singen, gilt wohl, was DARWIN a. a. O. II, 146, von den Vögeln mit auffallend glänzendem Gefieder sagt: Es kann indessen für das Männchen von einer so kapitalen Bedeutung sein, brillant gefärbt zu werden, um seine Rivalen zu besiegen, dass etwaige weitere Gefahren hiedurch mehr als ausgeglichen werden. <

Das Singen aus bloser Rivalität, aus Eifersucht ohne Liebesobjekt, findet seine volle Erklärung in der mit einem Lustgefühle wirkenden Tendenz, sich geltend zu machen, andere zu überbieten. Verschwindet das Lustgefühl, durch einen traurigen Affekt verdrängt, so hört auch das Wettsingen auf. Darum sind frisch eingefangene Vögel im Käfig sanglos was übrigens auch bei domesticirten, zusammen in ein Bauer gegebenen Männchen der Fall sein kann weil die Unlust, durch die verlorene Freiheit beziehungsweise durch den beschränkten Besitz und Verfügungsraum erzeugt, keine Sangeslust aufkommen lässt. Die gleiche Noth lässt sie auch der Rivalität vergessen.

Zahme Vögel singen auch aus einer Art von Dankbarkeit, um dem Herrn oder Pfleger zu gefallen, nachdem sie die Wahrnehmung gemacht,

dass sie ihm durch ihr Liedchen eine Freude bereiten, was zugleich eine wohlthuende Wirkung auf sie selber übt. Darum singen sie zu verschiedenen Jahreszeiten und öfter als im freien Zustande. Dass Singvögel nach der Meinung und dem Beifall ihres Pflegers fragen und sich richten, dürfte sich aus folgender merkwürdiger Wahrnehmung, die ich zu machen Gelegenheit hatte, ergeben*. Ein hierzulande sehr beliebter Stubensänger, dem von den Ornithologen weit weniger Aufmerksamkeit zugewendet wird, als er verdient, ist die Steindrossel, Turdus saxatilis, der auf einsamen Höhen besonders der Karpathen nistet, daher Einsamer Spatz genannt. Man schätzt ihn wegen seiner schönen Färbung Kopf, Hals und Brust stahlblau undulirt, dem Staare ähnlich, Rücken und äussere Flügel röthlich braun, die Innenseite der Flügel, Bauch und Schweif lebhaft orangeroth, davon sein Name Steinröthel mehr aber noch wegen seines sanften, flötenden Gesanges, worin nach kurzen Läufen schalkhafte Locktöne wiederkehren, und endlich wegen seiner seltenen Intelligenz und Gelehrigkeit. Er hat die Natur des Spottvogels und ahmt gerne von selber fremde Laute nach. Es gibt abgerichtete Exemplare, die zehn Stücke pfeifen und jedes einzelne Stück auf ein besonderes Zeichen wie auf Commando hören lassen. bekam einen solchen aus dem Neste, der bald zahm und zutraulich wurde. Sein Käfig hing hinter dem Fenstervorhang meiner Studirstube, an welche mein Schlafzimmer stösst. Einige Mal hörte ich am frühen Morgen das Krähen eines Hahnes, aber so melodisch rein, dass es mir auffiel, und so abgetönt, als ob es aus einem fernen Hofe herüber käme. Ich dachte an alles, nur nicht an meinen einsamen Spatz, der sich in meiner Gegenwart nie als Ki

Ich

Die actuelle Ausführlichkeit, mit der ich die Beobachtung wiedergebe, mag in der Rücksicht auf die daraus sich ergebenden

keriki producirte. Aber bald sollte ich dem seltsamen Krähdebütanten hinter die Schliche kommen. Ich war zeitlich aufgestanden und in meine Studirstube gekommen, als mein Sänger noch den Kopf hinter den Flügeln hatte, und sass lange ruhig in einer andern Ecke. Da wird es im Käfig lebendig. Von dem Vogel nicht bemerkt, sehe ich ihn durch. eine Falte des Vorhanges, wie er die. Flügel und den einen Fuss reckt und streckt, sich die Federn strählt und putzt. Nun setzt er mit der Stimme ein und kräht, wie ich es vom andern Zimmer oft gehört, ohne den Simulanten zu ahnen. Sähe ich nicht den geöffneten Schnabel, das Zittern der sich blähenden Kehle, ich glaubte es noch jetzt nicht, so von der Ferne kommend klingt der Ton. Ich trete plötzlich hinter dem Vorhang hervor. Kaum, dass er meiner ansichtig wird, bricht er mitten im Krähen ab, was er sonst im gewöhnlichen Gesange, wenn ich zu ihm hintrete, niemals thut, und flattert unruhig hin und her, als hätte er was Schlimmes angestellt. Ich verlasse die Stube und passe in der Nähe auf. Er kräht nicht mehr, auch den andern Morgen nicht, erst zwei Tage darauf früh, bevor sich noch etwas in seiner Nachbarschaft regte. Mitten im Krähen öffne ich die Thüre, er hört auf und ist auch in Gegenwart von andern zum Krähen nicht zu bewegen. Dass der Vogel krähte, ist an sich nichts merkwürdiges, denn manche Vögel ahmen andere Thierlaute nach. Es ist das ein Spiel zu eigenem Vergnügen, die Lust am Fabuliren in die Vogelnatur übertragen. Und im Nachahmen übertrifft ja, wie DARWIN a. a. O. I, 32, bemerkt, das Thier den Menschen; obgleich WALLACE auch vieles von der Verstandesarbeit des Menschen auf Nachahmung und nicht auf Ueberlegung zuwichtigen Schlussfolgerungen eine Entschuldigung finden.

rückgeführt wissen will. Seltsamer ist das bauchrednerische Kunststück des Vogels, den Timbre und die Tonfärbung eines aus der Ferne kommenden Krähens täuschend nachzuahmen. Das Beachtenswertheste jedoch bleibt bei der ganzen Sache, dass der Vogel in meiner Gegenwart nicht krähen wollte und sich darin unterbrach, wenn Jemand dazu kam. Eine unangenehme Erfahrung konnte er mit dem Krähen nicht gemacht haben, da ich ihn in Pflege übernommen, noch bevor er recht zwitschern konnte, und ich ihn wegen des Krähens nie gestraft hatte. Da also diese Thatsache auf keine Ideen- oder Gefühlsassociation zurückzuführen ist, so konnte es nur ein gewisses Schamgefühl sein, das ihn bestimmte, in meiner Gegenwart nicht zu krähen. Er musste das spottende Imitiren des Hahnes als eine für einen solchen edlen Sänger ungeziemende Handlung ansehen, für etwas Unanständiges, für einen losen Streich, dessen sich sein ästhetisches Vogelgewissen, besonders vor seinem Herrn, zu schämen hatte, an dessen Achtung und Beifall dem Vogel gelegen war. Damit wäre ein Nachweis mehr geliefert, dass dem Thiere auch jene psychischen Eigenschaften zukommen, welche gewöhnlich als specifisch menschliche Unterscheidungsmerkmale aufgefasst und angeführt werden, nämlich was man Scham und Schicklichkeitsgefühl und Gewissen nennt

und vom Gewissen bis zu religiösen Regungen, wie sie E. VON HARTMANN in seinem Buche, Das religiöse Bewusstsein u. s. w. S. 4, den Thieren zumuthet, ist nur ein Schritt.

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bis wallnussgross werden und eine gewisse Aehnlichkeit mit einer Erdbeere oder Ananasfrucht aufweisen. Man weiss längst, dass diese Missbildungen durch ein gallenbildendes, den Blattläusen und Wurzelläusen nahe stehendes Schnabelinsect verursacht werden, welches zur Gattung Chermes gehört.

Die Lebensweise desselben ist in den Hauptzügen bekannt, wenn auch verschiedene Einzelheiten noch controvers sind. Man weiss, dass die Stammmutter im Frühjahr ihre Eier an die noch unentwickelten Knospen der Seitentriebe legt. Die auskriechenden Larven stechen die Nadeln an der Basis an und bewirken eine Hypertrophie an Knospenachse und Nadelbasis, wodurch der Trieb zapfenartig verbildet wird. An der Basis der verbreiterten Nadeln sitzen die Larven bis zur Verwandlung in das geflügelte und fortpflanzungsfähige Imagostadium in geschlossenen Zellen, welehe kurz vor der Metamorphose klappenartig aufspringen.

Der befallene Zweig geht, auch wenn er über die Galle hinauswächst, stets zu Grunde und bei starker Infection sterben selbst kräftige Rothtannen nach und nach ab. In den beiden letzten Sommern trat die gallenbildende FichtenRindenlaus mit bemerkenswerther Häufigkeit auf, so dass zahlreiche Exemplare in unseren Fichtenbeständen erheblich gelitten haben.

Viele Entomologen nehmen mit LINNÉ nur die eine Species Chermes abietis an, was ich für unrichtig halte und RATZEBURG beipflichte, wenn er dieselbe in zwei Formen, in Chermes viridis und Ch. coccineus auflöst. Beide sind nicht nur in der Gallenbildung, sondern auch in der Art der Entwicklung durchaus verschieden.

Die grossen Gallen rühren von Chermes viridis her und öffnen sich um die Mitte August bis zum September, so dass den Sommer hindurch nur eine einzige Generation entsteht.

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