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Chermes coccineus dagegen bildet kleinere Gallen, deren Zellen sehr zahlreich sind, und besitzt eine doppelte Sommergeneration. Ich weiss, dass dieselbe immer noch bestritten ist und von LEUCKART z. B. als blosse Vermuthung hingestellt wird.

Nach meinen Beobachtungen muss ich an der doppelten Generation festhalten, werde aber weiter unten den Nachweis liefern, warum die zweite Generation häufig nicht zur Beobachtung gelangt.

Die Vermehrung von Chermes coccineus ist so stark, dass diese Art zu einem für den Fichtenwald bedenklichen Parasiten werden müsste, wenn nicht die Natur selbst der übermässigen Ausbreitung einen kräftigen Damm entgegengesetzt hätte. Ich suchte nach den Ursachen, welche an diesem Parasiten ausgiebige Zerstörungen anrichten, fand in der Litteratur aber nur zwei Feinde aufgeführt.

Einerseits sollen Schlupfwespen die Zahl vermindern, anderseits lebt eine kleine Spannerraupe (Eupithecia strobilata) in den saftigen Zapfen der Chermes-Gallen und entzieht dadurch den Larven die Nahrung.

Mir scheinen beide Feinde ziemlich harmloser Natur zu sein und reichen jedenfalls nicht aus, um die Thatsache zu erklären, dass die erste Generation von Chermes, welche im Juni auftritt, bisweilen so vollständig vernichtet wird, dass sie nicht einmal zur Ablage der Brut gelangt.

Beobachtung und Experiment gaben mir die gewünschten Aufschlüsse.

Wiederholt konnte ich die Wahrnehmung machen, dass zur Zeit, da die Gallen sich zu öffnen begannen, die langbeinigen Afterspinnen sich mit ungewöhnlicher Häufigkeit einstellten, während auf den Weisstannen kein einziges Stück zu beobachten war. So oft ich einen Ast emporhob, liefen die an dunkeln Orten heimischen Weberknechte davon.

Bei dem lichtscheuen Charakter und bei der grossen Behendigkeit der Spinne ist eine directe Beobachtung ihres Treibens im Freien nicht gut möglich. Die eingefangenen Exemplare erwiesen sich fast stets als Phalangium parietinum DEG., nur ein einziges Mal kam mir die etwas grössere Art Ph. cornutum zu Gesicht.

Da ich die Vermuthung hegte, dieselben möchten die Chermes-Weibchen wegfangen, unterwarf ich ihren Darminhalt einer genaueren Prüfung. Chitinreste waren spärlich vorhanden, dagegen war der Magen erfüllt mit Massen, welche nur von Chermes - Eiern herrühren konnten.

Ich machte in einem Becherglase am 11. Juni und am 13. Juni dieses Jahres Versuche und sperrte je 2 Stück Phalangium mit je 12 Chermes - Weibchen zusammen und überliess beide ihrem Schicksal.

Das erste Mal konnte ich am Tage nichts Auffälliges beobachten, die Chermes-Weibchen krochen sogar völlig ungestraft auf dem Leibe und an den Beinen der Spinnen herum. Beim zweiten Versuch dagegen hatte schon nach der ersten Minute die Spinne ein Weibchen mit den Scheerenkiefern erfasst und ihm den Hinterleib abgerissen. Kopf und Bruststück mit den Flügeln lagen bald nachher auf dem Boden des Gefässes. Die Chitinmassen waren offenbar zu hart und daher ungeniessbar.

Je am Morgen nach den beiden Versuchstagen lagen sämmtliche 12 Weibchen todt oder halbtodt am Boden.

Der Hinterleib war meist noch vorhanden, aber klein und zerquetscht.

Eine Eierablage hatte nicht stattgefunden, denn die Eier hätten mir unmöglich entgehen können.

Die unmittelbar nachher vorgenommene Section der Spinnen ergab, dass der Magen mit grossen Mengen von Eiresten angefüllt war.

Um nun den Ueberfall auf die Cher

mes - Weibchen direct zu beobachten, liess ich ein Exemplar von Phalangium hungern und brachte es wiederum mit 12 Chermes-Exemplaren zusammen. Der Ueberfall erfolgte plötzlich und ich konnte die elegante Art und Weise, wie die Spinne mit der Beute verfuhr, genau mit der Loupe verfolgen. Mit dem einen Scheerenkiefer wurde das geflügelte Insect am Thorax gepackt und festgehalten. Die andere Scheere wurde wie eine Hand gebraucht und damit der Hinterleib, welcher dicht vor die Mundöffnung gebracht war, fortwährend gequetscht, so dass die Eimassen hervorquollen. Die beiden griffelartigen und sehr beweglichen Taster waren ebenfalls behülflich, strichen die herausquellenden Eier ab und stopften sie fortwährend in den Mund.

Bei einem weiteren Versuch wollte ich noch in Erfahrung bringen, wie viel Chermes-Weibchen in einem gegebenen Zeitraum vernichtet werden können.

Zu diesem Behufe hatte ich circa 100 geflügelte Insecten gezüchtet und brachte diese in einem Becherglase mit einem unverletzten Exemplar von Phalangium parietinum zusammen.

Bei Tage konnte ich nur 3 Mal einen Ueberfall beobachten. Am folgenden Morgen lagen 30-35 Insecten theils todt, theils noch etwas beweglich am Boden. Ihr Hinterleib war theils abgerissen, theils ausgequetscht.

Nach 50 Stunden hatte die Spinne mit allen Insecten aufgeräumt.

Dieser Versuch ist wohl schlagend, er kann von jedem sorgfältigen Beobachter ohne Schwierigkeiten wiederholt werden.

Im Freileben dürfte sich die Sache daher etwa folgendermaassen gestalten: Sobald im Anfang Juni die Gallen von Chermes coccineus sich zu öffnen beginnen, die bestäubten Puppen auskriechen und sich in das geflügelte Imagostadium verwandeln, stellen sich die Afterspinnen und zwar vorzugsweise Phalangium pa

Die

rietinum in grösserer Zahl ein und halten sich an dem vor Licht geschützten Nadelwerk der Rothtannen auf. Liebhaberei für die Eier veranlasst sie, den etwas trägen Chermes - Weibchen nachzustellen, sie einzufangen und die Eimassen zu verspeisen. Die Chitinreste werden als ungeniessbar weggeworfen.

Ich habe im Freien auf der Unterseite der Tannenzweige die todten Reste oft in grosser Zahl auffinden können.

Es ist klar, dass auf diese Weise die erste Generation vernichtet werden kann, bevor sie zur Eiablage kommt, und nur sehr vereinzelte Weibchen können ihre Brut unbehelligt absetzen.

Für die Oekonomie des Waldes ist diese Thätigkeit natürlich von der grössten Bedeutung

Haben die Afterspinnen ihre Arbeit gethan, so verlassen sie den Schauplatz ihrer nützlichen Thätigkeit, um anderswo den Insecten nachzugehen.

In die oben genannten Wechselbeziehungen schiebt sich noch ein neues Glied ein, das bisher unbeachtet blieb.

Es muss die Gefrässigkeit der Spinnen auffallen. Wenn ein einziges Stück in einem Zeitraum von 24 Stunden über 30 Chermes - Weibchen hinmordet und damit über 400 Eier verspeist, so steht diese Nahrungseinnahme gewiss in keinem richtigen Verhältniss zu der Kräfteausgabe. Es mag zugegeben werden, dass bei den weiblichen Individuen viel Stoff zur Thätigkeit in den Ovarien, zur Bildung der grossen und zahlreichen Eier verbraucht wird, dieser Erklärungsgrund ist aber nicht immer ausreichend.

Dagegen kam mir die Gefrässigkeit nicht mehr überraschend vor, als ich im Darm von Phalangium eine grosse Zahl von Parasiten vorfand.

Es sind grössere Gregarinen von 3/4 mm Länge, welche mit unbewaffnetem Auge ungefähr den Eindruck machen, wie die Eier unserer Fleischfliege. Ich habe im Darm einer einzi

gen Afterspinne bis zu 70 Stück grosser Gregarinen gezählt und nun dürfte die Gefrässigkeit nicht mehr so ganz wunderbar erscheinen.

Auf eine Erscheinung möchte noch hingewiesen werden, welche an der Hand meiner Beobachtungen sich ohne Schwierigkeiten erklären lässt.

Das Auftreten von Chermes coccineus ist im Fichtenbestande keineswegs ein gleichmässiges, sondern wird durch einen physikalischen Factor, das Licht bedingt. Im Inneren grösserer Bestände oder da, wo eine gute Mischung mit Laubholz vorhanden ist, wird man die Gallen verhältnissmässig selten antreffen.

Am häufigsten finden sie sich an den der Beleuchtung stark ausgesetzten Randbäumen, in offenen Lichtungen, an Waldwegen und besonders häufig in Anlagen, wo die Rothtannen nur vereinzelt stehen.

Diese Thatsache steht im engsten Zusammenhang mit der Lebensgewohnheit der Afterspinne. Diese ist, wie ich schon früher hervorhob, lichtscheu und vermeidet daher die stärker beleuchteten Stellen.

Im Inneren der Bestände verborgen, räumt sie dort mit dem eindringenden Chermes möglichst vollständig auf, während in der offenen Lichtung und in Anlagen die Chermes-Weibchen weniger leicht erreicht werden und daher eher zur Eiablage gelangen.

Damit dürfte die Wirkung eines

bisher wenig beachteten Wesens in ihrer ganzen Grossartigkeit klargestellt sein.

Es drängt sich naturgemäss die Frage auf, ob Phalangium auch die gleiche Rolle gegenüber der zweiten Art, Chermes viridis, spiele.

Ich glaube dies verneinen zu sollen. Die Gallen dieser zweiten Art sind den Fichtentrieben zwar nicht minder verderblich, schon weil sie verhältnissmässig gross sind, aber sie kommen mehr in Lichtungen und auf den kräftigen Trieben jüngerer Bäume vor. Für Phalangium sind sie daher nicht gut erreichbar.

Zudem ist Chermes viridis im geflügelten Zustande weit lebendiger als Ch. coccineus. Ich habe beobachtet, dass um Mitte August, wenn die Gallen sich öffnen, diese Insecten massenhaft decimirt werden.

Um diese Zeit und zwar kurz vor dem Fluge stellen sich zahlreiche Rundspinnen aus der Gruppe der Zierspinnen (Theridion) ein und legen in verschiedenen Richtungen ihre Gespinnstfäden an, so dass die Gallen völlig eingehüllt werden.

Es beweist das aufs neue die hohe Intelligenz der Spinnenthiere. In dem Gespinnst, das oft mehrere Zweige umfasst, hausen verschiedene Arten oder zahlreiche Familien von Theridion und von den ausschlüpfenden und geflügelten Imagines kann dann so zu sagen kein einziges Stück entweichen.

Litteratur und Kritik.

Die Grundgedanken des Spiritismus und die Kritik derselben. Drei Vorträge zur Aufklärung von Dr. FRITZ SCHULTZE, 0. ö. Prof. d. Philos. u. Pädagogik a. d. techn. Hochschule zu Dresden. (Darwinistische Schriften Nr. 15.) Leipzig, Ernst Günther's Verlag, 1883. IV, 248 S. 8°.

Der erste und vorherrschende Eindruck, den diese Schrift auf uns gemacht, war der einer peinlichen Beschämung. Ist es möglich, wird sich jeder Leser fragen, der bisher nur hie und da vereinzelte Berichte über spiritistische Sitzungen und Medien, über betrogene Opfer dieses Aberglaubens und entlarvte Betrüger zu Gesichte bekommen, ist es möglich, dass diese unglaubliche Verwirrung der Geister, dieses offenbare Gewebe von Dummheit und Frechheit soweit um sich gegriffen hat, um eine so eingehende Beschäftigung damit und eine so ernsthafte Widerlegung derselben nöthig erscheinen zu lassen? Ist es an der Zeit, dass der Philosoph es unternehme, einem unglaublich einfältigen Spuk ein Ende zu machen, der, wie wir meinten, nur den Psychiater und etwa noch den Untersuchungsrichter interessiren könnte? Und doch belehrt uns namentlich der erste dieser drei Vorträge, dass wir es hier in der That mit einer gewaltig

anwachsenden Bewegung zu thun haben, die ihre Bekenner nach Tausenden, wo nicht nach Millionen zählt, von glaubenseifrigen Aposteln immer weiter verbreitet wird und eine reiche und mannichfaltige Literatur aufweist; dass der heutige Spiritismus keineswegs nur auf Geisterscherei und Geisterbeschwörung hinausläuft, sondern sich ein förmliches Lehrgebäude geschaffen hat und in letzter Instanz nichts weniger als eine neue allgemeine Weltreligion sein will, mit der Bestimmung, nicht blos das Christenthum in seinen bisherigen Formen, sondern auch alle übrigen Religionen zu überwinden und aufzuheben,< ja dass er unter dem Titel der allgemeinen Menschenbeglückung und Menschenverbrüderung sogar auf einen socialistischen Zukunftsstaat abzielt. Da wird es denn allerdings zu einer Art Pflicht der wahrhaft Aufgeklärten, solchem Treiben entgegenzutreten und das Widerspruchsvolle und Unsinnige dieser Lehre aufzudecken; zugleich aber ergibt sich daraus das hochinteressante und weitgreifende Problem, zu erklären, warum der Spiritismus so grosse Bedeutung und Verbreitung gewinnen konnte, welche geistigen oder gemüthlichen Bedürfnisse des modernen Culturresp. Hyperculturmenschen es sind, die er offenbar zu befriedigen vermag, und zwar besser, als dies irgend eine der bestehenden Religionen oder Weltanschau

ungen überhaupt zu thun im stande ist, und endlich, welche Mittel einer so tief begründeten und gewiss nicht ungefährlichen Verirrung wohl abhelfen möchten. In diesem Sinne hat nun Verf. seine Aufgabe gefasst; er betont ausdrücklich, dass dasselbe philosophische Pflichtgefühl, aus dem seine Schrift >Die Grundgedanken des Materialismus und die Kritik derselben entsprungen, ihn auch zu dem vorliegenden Versuch getrieben habe, dessen ähnlich lautender Titel eben diesen inneren Zusammenhang zum Ausdruck bringen solle, und dieser Tendenz entspricht denn auch die ganze Anlage des Buches, die wir hier nur kurz skizziren wollen.

Der erste und ausführlichste Vortrag Ueber die neuesten Offenbarungen aus dem Geisterreich macht uns mit der Entstehung und dem Hauptinhalt der spiritistischen Lehren, vor allem aber mit den Formen bekannt, unter denen diese ins Leben treten. Selbstverständlich gestaltet sich diese einfache Schilderung zu einer vernichtenden Kritik des crassen, rein materialistischen Geisterglaubens der aufrichtigen Anhänger wie nicht minder des unlauteren, auf systematische Betrügerei gegründeten Treibens der angeblichen Träger des Spiritismus, der sogenannten Medien. Die unwiderleglichsten Beweise für die gänzliche Hohlheit und Erbärmlichkeit. dieser vermeintlichen Offenbarungen jedoch liefern die > Bekenntnisse eines Mediums, London 1882, worin ein sich PARKER nennender englischer Theologe die Geschichte seiner Einweihung in die Geheimnisse eines der berühmtesten Medien erzählt und das ganze, im Grunde nichts weniger als kunstreiche Gewebe von Taschenspielerei, Dreistigkeit und gemeiner Hab- und Ruhmsucht auf der einen, Leichtgläubigkeit und Kritiklosigkeit auf der andern Seite blosslegt. Die unbezahlbare Aeusserung jenes Mediums: Ich sage immer, ich will lieber mit Gelehrten zu thun haben

als mit Kaufleuten... Ihr könnt ihnen ebenso leicht mitspielen wie Blinden < u. s. w. gibt dann auch den besten Schlüssel für die in einem besonderen Abschnitt besprochenen Experimente des Mediums Slade, durch die sich leider der sonst so verdiente ZÖLLNER in Leipzig täuschen liess. Wir können einem Jeden, der etwa durch ZÖLLNER's wissenschaftlichen Ruf sich hat bestechen lassen, nun auch seine unseligen spiritistischen Träumereien für baare Münze, will sagen für das Resultat sorgfältiger, mit allen Cautelen angestellter Experimentaluntersuchungen hinzunehmen, nur auf's dringendste empfehlen, diese beiden Capitel der vorliegenden Schrift zu lesen er wird gründlich bekehrt

werden.

Der zweite Vortrag: Kritische Philosophie und Geisterscherei, erfasst den Gegenstand von einem allgemeineren Gesichtspunkt aus, indem er die philosophischen Grundlagen der Kritik aller Geisterseherei überhaupt entwickelt. Derselbe besteht im wesentlichen aus einer Analyse der KANT'schen Schrift: Träume eines Geisterse hers, erläutert durch Träume der Metaphysik, hinter welchem etwas unklaren Titel sich eine vom köstlichsten Humor gewürzte, energische und scharfsinnige Zurückweisung der Ansprüche SWEDENBORG's verbirgt, neue Einblicke in die Geisterwelt gewonnen und durch deren Mitwirkung allerhand wunderbare Thaten vollbracht zu haben. Seine dogmatische, kritische und physiologisch-psychologische Widerlegung der Geisterseherei, die vom Verf. vielfach werthvolle Ergänzungen und Erläuterungen erhält, wirkt in der That wie ein nervenstärkendes Sturzbad nach dem wüsten Durcheinander der SWEDENBORG'schen Lehren, welche, wie Verf. zugleich zeigt, vom modernen Spiritismus im Grunde einfach copirt und höchstens mit einigen gauklerischen Kunststückchen besser ausstaffirt werden.

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