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Der dritte Vortrag endlich: >Entstehungsgeschichte des Geisteraberglaubens, der Zeit seiner Abfassung nach der erste, ist unseren Lesern bereits bekannt, denn er erschien im VI. Bande dieser Zeitschrift (S. 247, 327, 411) unter dem Titel: Entstehungsgeschichte der Vorstellung,Seele'«. Seine Ausführungen begegnen sich im wesentlichen mit denen SPENCER'S im I. Bande seiner Principien der Sociologie, soweit es sich um die Ableitung der Vorstellungen Seele, anderes Leben, Jenseits u. s. w. handelt, nur dass Verf. ein unserer Meinung nach fast allzu grosses Gewicht auf die beim Urmenschen kaum vorauszusetzende Beobachtung und Individualisirung der subjectiven körperlichen Erscheinungen legt;

jedenfalls aber erläutert und beweist er aufs beste den schon im ersten Vortrag ausgesprochenen Satz, dass der moderne spiritistische Geisteraberglaube in der That nichts anderes ist, als ein Rückfall in die urzeitlichen Geistervorstellungen. V.

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lebendiger und in allen Stücken trefflich gelungener Versuch da, auch die Probleme und Ergebnisse der feineren Morphologie und Physiologie der Pflanzen, namentlich alle jene Fragen, welche durch DARWIN'S Lehre in ein neues Licht gerückt und ihrer Lösung nahe gebracht worden sind, jedem Gebildeten zugänglich zu machen. Der Verf. hat es verstanden, jene methodische Bedächtigkeit und strenge Sachlichkeit, die dem Professor auf dem Katheder ebenso unentbehrlich als vor einem grösseren Publikum hinderlich ist, abzustreifen und dafür sehr glücklich den leichten Ton, die Frische und Lebendigkeit der Darstellung, die bilderreiche Sprache zu treffen, welche wir so oft bei den Franzosen zu bewundern und zu beneiden Gelegenheit haben und ohne welche nun einmal auch bei uns ein populär-wissenschaftliches Buch nur schwer zu allgemeiner Verbreitung gelangt. Dass er deswegen nicht seicht und oberflächlich geworden ist, sondern seinen Lesern auch ordentliches Nachdenken nicht erspart und sie mitten in die verwickelten Untersuchungen der neuesten Zeit hineinführt, ist eigentlich selbstverständlich; es sei aber hier noch ausdrücklich betont um des immer wieder auftauchenden alten Vorurtheils willen, als könnten wahre Wissenschaft und allgemeine Bildung niemals völlig sich verständigen. Es ist ja freilich nicht leicht, den verschiedenen Anforderungen beider Seiten gleichmässig gerecht zu werden und weder in steife Pedanterie noch in geschmacklose Geschwätzigkeit zu verfallen; wer aber nicht unbilligerweise mit solchen einseitigen Ansprüchen an das vorliegende Werk herantritt, der wird zugestehen müssen, dass es in jeder Hinsicht unserer Litteratur zur Zierde gereicht. Auch seine äussere Ausstattung verdient alles Lob, und die zahlreichen Abbildungen im Text und auf besonderen Tafeln, zum weitaus grössten Theil photographische Re

produktionen von Originalzeichnungen des Verf., sind ebenso zweckentsprechend ausgewählt als (mit einigen wenigen Ausnahmen) trefflich ausgeführt. Ausser den bereits früher besprochenen Capiteln Die niederen Pilze, >Contagien und Miasmen<, >Fleischfressende Pflanzen, Die Kraushaar-Alge, Ulothrix zonatas und Ein Blick in die untergetauchte Flora der Adria behandelt das Werk noch folgende Gegenstände: In drei Capiteln Die Liebe der Blumen <; zunächst wird an den verschiedensten Beispielen die Anpassung der Blütheneinrichtungen an Insektenbestäubung erläutert, dann folgt eine höchst anschauliche Schilderung der einzelnen Blüthentheile und der mancherlei Funktionen, welche jeder derselben zu übernehmen geeignet ist, mit historischen Rückblicken auf KOELREUTER und SPRENGEL und einer energischen, aber wohlverdienten Zurückweisung der GASTON BONNIER'schen Angriffe auf DARWIN'S Blumentheorie, endlich eine Uebersicht der Schutzmittel gegen unberufene Gäste der Blumen und der Pflanzen überhaupt. Den Schluss macht eine geradezu musterhafte Skizze der Entwicklungsgeschichte des. des pflanzlichen Liebelebens, welche dem Leser in denkbar engstem Rahmen doch ein sehr klares Bild vom Charakter und der allmählichen Fortbildung der Flora in den verschiedenen Erdperioden, von der wahren Bedeutung des Hermaphroditismus der Blumen, von Selbst- und Fremdbestäubung u. s. w. gewährt. Die beiden

letzten Capitel sind Augenfälligen Bewegungen im Pflanzenreich gewidmet und zwar werden abermals zuerst die einzelnen Formen, unter denen diese Erscheinungen sich bei höheren und niederen Pflanzen äussern, vor allem also die Reiz-, Schlaf- und Schleuderbewegungen besprochen, um sodann auf die primitivsten Vorkommnisse dieser Art, auf die freie Ortsbewegung mikroskopischer Pflanzen und Fortpflanzungskörper, auf die Strömungen des Plasmas im Innern von Zellen und, soweit dies heute möglich, auf die Ursachen aller dieser scheinbar thierischen Lebensäusserungen einzugehen.

Wie diese kurze Inhaltsübersicht erkennen lässt, hat der Verf. keineswegs eine vollständige und erschöpfende Bearbeitung aller zur Pflanzenkunde< gehörenden Themata angestrebt, sondern nur einige der interessantesten herausgegriffen. Es gibt aber deren noch eine solche Fülle anderer, die sich ebenso gut zur Darstellung für einen grösseren Leserkreis eignen würden wir erinnern nur an die pflanzengeographischen Probleme, an die ganze Physiologie der Ernährung und des gesammten Stoffwechsels der Gewächse, an die tausendfältigen Wechselbeziehungen zwischen Thieren und Pflanzen dass wir nur mit dem aufrichtigen Wunsche schliessen können, der hoffentlich stets fortwachsende Erfolg seines Werkes möchte den Verf. ermuthigen, recht bald eine Fortsetzung seiner verdienstvollen Arbeit in Angriff zu nehmen.

V.

Notizen.

Ueber die relative Länge der ersten drei Zehen des Menschenfusses las J. PARK HARRISON in der Sitzung des Londoner Anthropol. Institute vom 26. Juni eine Abhandlung, worin er zu zeigen versuchte, 1) dass eine lange zweite Žehe ein Rassencharakter sei, der gegenwärtig in Aegypten (nach PRUNER BEY), Südwestafrika und auf vielen pacifischen Inseln mit Einschluss von Tahiti gefunden werde, und der auch bei den alten Peruanern und Etruskern geherrscht zu haben scheine. 2) Wenn sich dies Verhalten bei Europäern finde, so sei es überall, vielleicht mit Ausnahme von Italien, dem Tragen von engen Schuhen, manchmal aber auch einer Rassenvermischung zuzuschreiben. 3) Genaue Messungen zeigten, dass eine zweite Zehe von etwas grösserer Länge als die erste keineswegs, wie man gewöhnlich glaubt, den Statuen aus der besten Zeit der griechischen Kunst zukommt. 4) Diese Eigenthümlichkeit sei

nur unglücklicherweise zum Typus erhoben worden durch Verbreitung der Abgüsse von Füssen römischer oder griechisch-römischer Statuen, welche noch dazu in einigen Fällen, wie z. B. der linke Fuss des farnesischen Apollo, moderne Restaurationen waren.

Reste des Moschusochsen (Ovibos moschatus) sind nach einer Mittheilung von BOYD DAWKINS nicht blos in glacialen, sondern auch in unzweifelhaft prä- und postglacialen Schichten Englands gefunden worden; dieses Thier gehört also, wenigstens was England betrifft, einer Fauna an, die schon vor dem zur Vergletscherung führenden Klimawechsel einwanderte und erst längere Zeit nach Ablauf dieser Periode sich wieder nordostwärts zurückzog ein Beweis mehr, dass selbst die Eiszeit keine scharfe Grenze zwischen zwei verschiedenen Faunen bildete.

Mittheilung an unsere Leser.

Um die mancherlei Unbequemlichkeiten und Irrthümer, welche dadurch hervorgerufen werden können, dass der Jahrgang des Kosmos nicht mit dem bürgerlichen Jahre zusammenfällt und daher bei Citaten bald die Nummer des Bandes, bald die des Jahrgangs und bald das Jahr des Erscheinens genannt wird, in Zukunft möglichst zu vermeiden, beabsichtigen wir, den laufenden XIII. Band bis zum December d. J. fortgehen, also neun Hefte stark werden zu lassen; von 1884 an soll dann der Jahrgang vom Januar bis zum December laufen und je aus einem I. und II. Bande bestehen.

Zu gleicher Zeit werden wir ein etwas kleineres und bequemeres Format wählen, ohne dass jedoch der Inhalt der Hefte dadurch verkürzt würde; auch soll von da an der Stoff zum Zwecke besserer Uebersichtlichkeit anders geordnet und eine einheitliche Orthographie befolgt werden.

Die Redaction: Prof. Dr. B. Vetter.
Der Verleger: E. Schweizerbart.

Ausgegeben den 1. Oktober 1883.

Untersuchungen über die Theorie der wechselnden
kontinentalen und insularen Klimate.

Von

Clemens König in Dresden.

III. Phytogeographischer Theil.

B. Einwürfe und Ergänzungen. Erklärung der norwegischen Flora.

Mit Tafel VI.

Jenen drei Pflanzengruppen mangelt der kontinentale Charakter. Weitere leere Behauptungen. Gliederung der norwegischen Flora: nicht sechs, sondern nur eine Flora; nicht sechs, sondern nur drei Florenelemente mit mehr als 850 Blüthenpflanzen; die nicht ansprechenden Namen der Vegetationsbezirke; dieselben liegen keineswegs streng nebeneinander. Erklärung der Flora: 1. Das Klima: Wärme, Licht, Feuchtigkeit. 2. Der Boden: Mangel an Ackerkrume jetzt und früher; Orographie des Landes: Ebenen fehlen, mittlere Höhe, Thalban. Die dichtbesetzten Areale sind keine Asyle, keine Restbezirke ehemalig grösserer Verbreitungsgebiete; es sind Fertilitätscentren. Anspruchslosigkeit der norwegischen Pflanzen.

Die Florenelemente, welche in den von der Natur über die Westküste Skandinaviens ausgebreiteten Teppich eine reiche Randguirlande mit flatternden Bändern und glänzenden Sternen gestickt, scheidet die Theorie in solche mit insularem und solche mit kontinentalem Charakter. Massgebend hierfür ist ihr einzig und allein die geographische Lage der Standorte innerhalb Norwegens.

Gesetzt, der eingeschlagene Weg: die Standorte eines blossen Theiles vom Verbreitungsareale in Untersuchung zu ziehen, um den klimatischen Charakter einer Pflanzengruppe festzustellen, sei zum Ziele führend, was kein Botaniker

1 Kosmos VII. Jahrg. 1883. S. 342 ff., 348 ff.

Kosmos, VII, Jahrgang (Bd. XIII).

aussagen kann, dann müsste, weil ganz Norwegen in der Gegenwart ein gleichmässiges Klima besitzt, wie im II. Theile unserer Arbeit1 wohl hinreichend erwiesen, allen Pflanzen dieses Landes ein insularer Charakter zugesprochen werden.

Wie schlecht es um den »kontinentalen Charakter jener drei Pflanzengruppen, der arktischen, borealen und subborealen, steht, zeigen und beweisen folgende Beispiele.

Die liebliche Silberwurz, für die arktische Flora Norwegens höchst charakteristisch, wächst im südlichen Lande besonders gern in der Region zwischen

2 Dryas octopetala L.

3 Kosmos XIII. S. 428, 485.

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Und

600 und 1300 m. Gleich gut gedeiht sie auf den Pyrenäen und den Alpen, auf den Abruzzen und Karpathen, im Ural und Kaukasus. Im flachen Sibirien, auf dem Altai, ferner im Baikalgebiet und auf den Gebirgen Dahuriens unterhält sie reiche Kolonien. In Amerika, in den Rocky Mountains, verbreitet sie sich südwärts bis zum 41. und in der alten Welt, auf Spitzbergen, nordwärts bis zum 80. Breitengrade1. Ein derartig weiter Umfang des Verbreitungsgebietes deutet unmöglich auf einen engbeschränkten klimatischen Charakter hin. wenn wir weiter erwägen, dass Dryas am Ufer des Varanger Fjordes, auf den Inseln Helgelands (lat. 66°), auf den Klippen bei Frosten, das Throndhjem gegenüber liegt, ferner auf Varaldsö, einer Insel im Hardanger Fjord (6° ö. v. Greenw.) und an der Südostküste bei Langesund » dicht am Meeresniveau< auftritt, sehr gut gedeiht und sich stark vermehrt «2, so müssen wir zugestehen, dass dieser Leitpflanze der arktischen Flora das gleichmässige Klima und die Seeluft nicht durchaus zuwider sind; im Gegentheil, sehr gut besteht sie dabei. Da, wo das gleichmässigste Klima auf der ganzen Erde herrscht und keine Spur von ewigem Schnee und Eis anzutreffen ist, da, wo der Regen dominirt, der Nebel braut, und die Seeluft alles durchdringt, auf Fär Öer3 und Island findet sich Dryas sehr allgemein und blüht den ganzen Sommer hindurch«.

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Kann eine solche Pflanze Stütze eines

1 Engler, Entwicklungsgesch. d. Pflanzenwelt. Leipz. 1879. I. Th. S. 101, 108, 116, 127, 149, 150.

2 Blytt, Essay on the immigration etc. S. 6, 7. Die in Anführungsstriche gesetzten Worte sind zu lesen Schübeler, d. Pflanzenwelt Norwegens S. 359.

3 Thorshavn auf Fär Öer, gelegen 62° 2' n. Br., 6°44′ w. v. Gr., 9 m ü. d. M., besitzt ein Jahresmittel von 6,3° C und einen März von 3,0 und einen Juli von 10,9° C (Extreme). Die Regenmenge beträgt 1809 mm, die Nie

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> kontinentalen Klimas sein? Gleich untauglich erscheint uns die ganze arktische Gruppe; denn

1. die arktische Flora ist circumpolar, ist an der Küste von Nowaja Semlja, Spitzbergen und Grönland weit reicher und entwickelter als im Innern dieser Länder, und Eis und Meeresströmung sind ihr Fahrzeug, ihre Triebkraft, um von Küste zu Küste zu wandern. GRISEBACH hat diese Thatsachen so schön und ausführlich dargestellt*; 2. die sorglich ausgeführten Untersuchungen von CHRIST5 haben die wichtige Thatsache aufgedeckt, dass die endemischen Pflanzen der Alpen in ungleich grösserem Verhältniss an trockene Standorte gebunden sind, dagegen diejenigen, welche auf sumpfigem oder von Schneewasser durchnässtem Boden gedeihen, im Norden am häufigsten wiederkehren. Unter den endemischen Arten der Alpen schätzt CHRIST die des trockenen Bodens auf fünf Sechstel der Gesammtzahl, unter den nicht endemischen die Wasser bedürfenden auf drei Viertel < .

Und wie steht es um den kontinentalen Charakter der beiden andern Gruppen?

Die Buche, deren Schwestern im antarktischen Gebiete, wo Regentage und Tage mit umwölktem Himmel viel häufiger sind als bei uns, unter den wälderbildenden Bäumen eine hervorragende Stelle einnehmen, ist nach der Theorie boreal, kontinental, eine Auffassung, die kein Pflanzengeograph acceptiren kann; denn auch die Feinde.

derschlagstage 269,4, die Nebeltage 43,3 und vorherrschend sind die Südwest- und Nordostwinde. Der Himmel ist durchschnittlich 3/4 bedeckt. Zeitschr. d. östr. Ges. f. Meteorologie. 1882. S. 202.

Grisebach, Vegetation d. Erde. I. Th. S. 62 ff. Engler, 1. c. I. Th. S. 145.

5 Christ, die Verbreitung der Pflanzen der alpinen Region d. europ. Alpenkette. Denkschr. d. Schweizer Naturforschen. Ges. 1867.

& Grisebach, 1. c. I. Th. S. 168.

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