ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

zu wünschen übrig lässt. Erst wenn wir wissen, wohin eine Vorstellung beim Vergessen geräth, können wir die Frage beantworten, woher sie bei der Erinnerung kommt.

Was geschieht nun im Vorgang des Vergessens? Es ist ein Schwinden aus. dem sinnlichen Tagesbewusstsein. Eine Vernichtung der Vorstellung kann darin. nicht liegen; sonst wäre Reproduktion nicht möglich. Da ferner die Theorie der Gehirnspuren ausgeschlossen ist, muss ein psychisches Organ vorhanden sein, das die Fähigkeit der Reproduktion bewahrt, wenn selbst die Vorstellung als Produkt seiner früheren Thätigkeit vernichtet sein sollte. Dieses Organ liegt jenseits der Grenze des Selbstbewusstseins, es gehört zum Unbewussten. Wenn nun aber dieses Organ lediglich die latente Fähigkeit zur Reproduktion hätte, und nicht vielmehr die Vorstellung als Produkt an sich zöge und unverändert behielte, so müssten wir innerhalb dieses Organs abermals zwischen Bewusstsein und Unbewusstem unterscheiden. Mit dieser Annahme ist also nichts erklärt, es wäre damit die Schwierigkeit nur zurückgeschoben und verlegt. Es bleibt also nur übrig, zu sagen, dass jenes Organ an sich gar nicht unbewusst ist, sondern lediglich vom Standpunkte des sinnlichen Bewusstseins, dass es demnach nicht nur eine latente Fähigkeit zur Reproduktion bewahrt, sondern die unbewusst werdende, d. h. aus dem sinnlichen Bewusstsein schwindende Vorstellung in sein Bewusstsein als Produkt aufnimmt. Durch diese Annahme eines transcendentalen Bewusstseins erklärt sich, dass eine Erinnerung möglich ist in Folge blosser Verschiebung der psychophysischen Schwelle, durch jede Grenzverschiebung zwischen dem sinnlichen und transcendentalen Bewusstsein. Würde eine Vorstellung beim Vergessen wirklich in ein an sich Unbewusstes versinken, dann wäre nicht

einzusehen, wie beim Erinnern dieses Unbewusste plötzlich wieder bewusst werden sollte. Was also vergessen wird, kann damit nicht aufhören einem Bewusstsein anzugehören, und weil das Vergessen ein Schwinden aus dem sinnlichen Bewusstsein ist, bedürfen wir noch eines anderen.

Eine Vorstellung wird vergessen, das heisst demnach: sie geht aus dem sinnlichen Bewusstsein in das transcendentale Bewusstsein über.

Vergleichen wir nun die beiden Theorien unter Anwendung eines Bildes. Die Materialisten sagen, dass jede Vorstellung eine materielle Gehirnspur zurücklässt. Demnach käme jede Erinnerung einer Erweiterung des sinnlichen Bewusstseins denn nur dieses kennt der Materialist über seine vorherige Sphäre gleich, wodurch jene zurückgebliebene Spur beleuchtet würde, während sie sonst im Dunkel liegt. Nachdem nun aber thatsächlich die Schlafzustände es sind, in welchen die Steigerung des Gedächtnisses um SO mehr eintritt, je tiefer der Schlaf ist, d. h. je mehr das sinnliche Bewusstsein zurückgedrängt ist, so kann diese Steigerung nicht auf einer Erweiterung des sinnlichen Bewusstseins beruhen, etwa so, wie wenn die Sonne durch die Verstärkung ihrer Leuchtkraft ihre Strahlen weiter in den dunklen Raum entsenden würde. Dieses Bild muss falsch sein, wir müssen uns daher nach einem anderen umsehen. Genöthigt, ein doppeltes Bewusstsein anzunehmen und das Vergessen wie das Erinnern als Uebergang von dem einen zum anderen uns vorzustellen, drängt sich als Vergleich die Sonne in ihrem Verhältniss zu einem Fixstern auf. Wenn die Sonne, das sinnliche Bewusstsein leuchtet, ist der Fixstern unsichtbar. Sichtbar wird er nun nicht etwa dadurch, dass die Sonne höher auflodert und ihre Leuchtsphäre bis zu jenem Stern ausdehnt, sondern im Ge

[merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small]

hinwegfällt, so ist diese Theorie einfacher, als jede andere. Wenn wir etwas vergessen, so ändert sich damit durchaus nichts an der Vorstellung, sie wird nicht auf eine unbegreifliche Weise unbewusst, oder gar vernichtet; wohl aber ändert sich etwas am Subjekt des Menschen. Dieses Subjekt hat ein doppeltes Bewusstsein, wodurch es in zwei Personen zerfällt, und im Vergessen wie im Erinnern findet lediglich ein Besitzwechsel zwischen diesen beiden Personen in Bezug auf eine Vorstellung statt. stellung statt. Nicht die Vorstellung wird unbewusst, sondern nur die eine der beiden Personen unseres Subjekts, das Ich des Tagesbewusstseins, wird in Bezug auf diese Vorstellung unbewusst.

So ergibt sich also die Theorie der Erinnerung aus der Theorie des Vergessens und die grössere Einfachheit der hier vertretenen Ansicht zeigt sich schon darin, dass sie nicht zwei Probleme zu lösen aufgibt, das Erinnern und das Vergessen als zwei grundverschiedene psychische Akte, sondern dass sie beide Probleme auf Eines reducirt, indem Erinnerung sowohl als Vergessen auf der beständigen Flüssigkeit jener Grenzlinie zwischen diesen beiden Personen des Einen Subjekts beruht. Beide Akte finden nur für das sinnliche Bewusstsein statt. Was wir vergessen, wird nicht als Vorstellung vernichtet, sondern bleibt im transcendentalen Bewusstsein aufbewahrt; was wir erinnern, wird nicht als Vorstellung neu erzeugt, sondern nur ins sinnliche Bewusstsein herübergenommen.

Die Wale in Vergangenheit und Gegenwart und ihr wahrscheinlicher Ursprung.

Von

Professor W. H. Flower.

(Schluss 1.)

Wenige Punkte im Körperbau der Wale zeigen eine so bedeutende Abweichung vom gewöhnlichen Säugethiertypus als die Gliedmaassen. Die vorderen sind auf einfache Schaufeln oder Ruder reducirt, die verschiedene, meist jedoch mehr oder weniger ovale und stets abgeplattete Form haben. Im Schultergelenk, wo der Humerus oder Oberarmknochen in gewöhnlicher Weise mit dem Schulterblatt articulirt, sind sie frei beweglich, jenseits dieser Stelle aber findet ausser einer schwachen elastischen Biegung keine Bewegung zwischen den einzelnen Abschnitten der Gliedmaasse statt. Zwar ihre Knochen sind alle vorhanden und entsprechen in Zahl und Lagerung genau denen im Arm des Menschen oder irgend eines anderen Säugethiers, aber sie sind ganz abgeflacht und ihre aneinanderstossenden Enden, statt scharnierartige Gelenke zu besitzen, berühren sich mit glatten Flächen, die durch starke Ligamente zusammengehalten werden, und das Ganze ist in eine ungegliederte Hautdecke eingehüllt, die äusserlich keine Spur der am Skelet sichtbaren getrenn

1 s. Heft 5, S. 358-368.

ten und vielgliedrigen Finger erkennen. lässt.

Bis zum Jahr 1865 glaubte man allgemein, dass zwischen diesem knöchernen Gerüste und der dasselbe bedeckenden Haut mit ihrer tieferen Speckschicht nichts zu finden sei als dichtes Bindegewebe und so viel Blutgefässe und Nerven, als nöthig wären, um seine Lebensthätigkeit im Gange zu erhalten. Als ich jedoch in diesem Jahre am Strande der Pevensey-Bucht einen gewaltigen, 67 Fuss langen Finnfisch zu zergliedern Gelegenheit hatte, war ich überrascht, auf den Knochen des Vorderarmes wohlentwickelte Muskeln liegen zu sehen, deren rothe Fasern beinah bis zum untern Ende dieser Knochen herab reichten, hier aber in starke Sehnen übergingen, welche nach der Innenseite der Hand verliefen und daselbst ausstrahlten. Die Umstände erlaubten mir damals nicht, ihre Anordnung und Vertheilung im einzelnen zu verfolgen, aber nicht lange darauf war Prof. STRUTHERS von Aberdeen in der Lage, die Vordergliedmaasse eines anderen Wales derselben Art sorgfältig zu untersuchen, und er hat seine Beobachtungen im Journal of Anatomy vom November 1871

mitgetheilt und abgebildet. Er fand an der inneren oder Palmarfläche der Hand drei verschiedene Muskeln, welche nach ihrer Endigung dem Flexor carpi ulnaris, dem Flexor profundus digitorum und dem Flexor longus pollicis des Menschen entsprechen, auf der Dorsalfläche dagegen nur einen, den Extensor communis digitorum1. So gross auch diese Muskeln an sich sind, so können sie doch, verglichen mit der Grösse des ganzen Thieres, nur für rudimentäre Gebilde gehalten werden; und da sie zwischen lauter Knochen ausgespannt sind, die der regelmässigen Gelenke entbehren und überdies durch unnachgiebige Gewebe zusammengehalten werden, so muss auch ihre Function fast auf Null reducirt sein. Wenn aber schon die Handmuskeln der Finnfische rudimentär sind, so findet man doch noch tiefere Stufen der Verkümmerung dieser Theile bei anderen Gliedern der Gruppe. Bei einigen sind sie zwar der Form nach noch vorhanden, aber ihr musculöser Aufbau ist verschwunden und bei den meisten Zahnwalen sind sie zu einfachen Faserstreifen rückgebildet, welche sich kaum noch von dem umgebenden, die Innenseite der Haut mit dem Knochen verbindenden Gewebe unterscheiden lassen. Man kann diese Gebilde unmöglich betrachten, ohne zu der Ueberzeugung gedrängt zu werden, dass hier die letzten Reste einer Einrichtung vorliegen, die ihrem Besitzer einst von grossem Nutzen war, jetzt aber in Folge einer totalen Aenderung im Zweck und der Verwendungsweise des Gliedes in einen Zustand der Atrophie versetzt ist, die nahe an vollständiges Verschwinden grenzt.

Mit den Hintergliedmaassen sind noch bedeutendere Veränderungen vor sich gegangen. Bei allen bekannten Cetaceen (sofern nicht Platanista wirklich

Die Muskeln des Vorderarmes einer verwandten Art, Balaenoptera rostrata

eine Ausnahme bildet) findet man ungefähr in der Gegend, wo Rumpf und Schwanz zusammenstossen, ein Paar schlanker Knochen etwas unterhalb der Wirbelsäule aufgehängt, aber nicht. daran befestigt. Den Museumsskeleten fehlen diese Knochen häufig, da sie eben, wenn man beim Präpariren nicht sehr darauf achtet, leicht verloren gehen. Gleichwohl bieten sie ein hohes Interesse und haben grosse Bedeutung, denn ihr Verhalten zu den umgebenden Theilen zeigt, dass sie rudimentäre Vertreter der Becken- oder Hüftknochen sind, welche bei den anderen Säugetieren eine so wichtige Rolle spielen als Verbindungsglieder zwischen den Hintergliedmaassen und dem übrigen Skelet. Der Beckengürtel ist somit fast überall repräsentirt, von der eigentlichen Extremität aber findet sich, so viel man bis jetzt weiss, bei keinem der vielen verschiedenen Zahnwale auch nur eine Spur, selbst nicht bei dem grossen Cachelot oder Pottfisch (Catodon macrocephalus), wobei allerdings zu bemerken ist, dass man wohl nie mit einiger Sorgfalt bei diesem Thier danach gesucht hat. Was hingegen die Bartenwale betrifft, so liegt hier, wenigstens hinsichtlich einiger Arten, die Sache etwas anders. Es finden sich da an der Aussen- und Unterseite des Beckenknochens befestigt noch andere, bald knöcherne, bald knorplige Elemente, welche offenbar Rudimente des ersten und in einigen Fällen auch noch des zweiten Abschnittes der Gliedmaasse, d. h. des Femur und der Tibia darstellen. Bei der kleinen Balaenoptera rostrata zeigen uns ein paar dünne Knorpelstückchen, eingebettet in das der Seite des Beckenknochens angeheftete Fasergewebe, den denkbar verkümmertsten Zustand einer Hinterextremität, welche ohne den Vergleich mit anderen verwandten Erscheinungen nie

(Schnabelwal) waren 1868 von MACALISTER und 1870 von PERRIN beschrieben worden.

mals als solche hätte erkannt werden können. Bei dem schon oben erwähnten grossen Finnfisch, Balaenoptera musculus, von 67 Fuss Länge, fand ich 1865 ein durch Bindegewebsfasern am Beckenknochen (der 16 Zoll lang war) befestigtes selbständiges Femur in Gestalt eines schwach comprimirten, unregelmässig eiförmigen Knorpelkerns von nicht ganz anderthalb Zoll Länge. Andere von VAN BENEDEN und STRUTHERS untersuchte Exemplare dieser Art haben das gleiche Ergebniss geliefert; in einem Fall hatte theilweise Verknöcherung platzgegriffen. Von der Gattung Megaptera wurde durch ESCHRICHT ein ähnliches Femur beschrieben; die Beobachtungen von REINHARDT am echten Grönland-Wal (Balaena mysticetus) jedoch zeigten, dass derselbe nicht blos einen viel weiter entwickelten Oberschenkelknochen besitzt als der Finnfisch, ein vollständig verknöchertes Stück von sechs bis acht Zoll Länge, sondern auch einen zweiten kleineren und unregelmässiger gestalteten Knochen als Vertreter der Tibia. Unsere Kenntniss dieser Theile bei der erwähnten Species wurde kürzlich durch die Untersuchungen von STRUTHERS in Aberdeen beträchtlich erweitert, welcher im Journal of Anatomy 1881 einen sehr genauen Bericht über die Zergliederung mehrerer Exemplare gab, der zeigt, welch' bedeutenden Variationen diese Knochen (wie die meisten rudimentären Gebilde) in den einzelnen Individuen unterworfen sind, und zum erstenmal beschreibt, wie sie durch Synovialgelenke und Kapselbänder mit einander articuliren und zugleich höchst merkwürdiger-und unerwarteter Weise von Muskeln umgeben sind, die von einem Knochen zum andern ziehen und die Adductoren und Flexoren (Anziehe- und Beugemuskeln) der Säugethiere mit vollkommen entwickelten Gliedmaassen repräsentiren, allein so gelagert sind, dass irgend eine wirksame Thätigkeit derselben kaum

[ocr errors]

denkbar ist; denn das ganze Glied, soviel überhaupt davon vorhanden ist, liegt tief unter der Oberfläche im Fleische verborgen, wo höchstens eine ganz unbedeutende und beschränkte Bewegung möglich erscheint. Dass dieselbe jedenfalls nur ausserordentlich gering und von keiner Bedeutung für das Thier sein kann, geht schon daraus hervor, dass bei zweien der elf zergliederten Wale das Hüftgelenk fest ankylosirt (oder durch Verwachsung der Knochen fixirt) war, ohne eine Spur von krankhaften Vorgängen zu zeigen. Man kann sich in der That, um mit Dr. STRUTHERS zu reden, nichts für das Thier Nutzloseres denken als die völlig unter der Haut begrabenen Rudimente von Hinterbeinen eines Wales, so dass man fast annehmen möchte, diese Gebilde müssten irgend eine andere Bedeutung haben. Allein wenn man auch mit noch so skeptischen Entschlüssen an die Untersuchung herantritt man kann sich nicht lange der Ueberzeugung verschliessen, dass man es hier wirklich mit Femur und Tibia zu thun hat. Der functionelle Standpunkt vermag von ihrem Vorhandensein keinerlei Rechenschaft zu geben. Im ganzen bieten sie dem Auge des Beobachters eines der interessantesten Beispiele jener so bedeutungsvollen Theile, der rudimentären Gebilde dar.<

Im vorliegenden Falle hat es keine Schwierigkeit, die oben schon angedeutete Frage, die so oft mit Bezug auf rudimentäre Organe erhoben wird, zu beantworten: Sind es im Verschwinden oder in der Emporbildung begriffene Theile? Wir können ohne Zaudern sagen, dass sie zu den ersteren gehören. All'

unsere Kenntniss vom Ursprung der Gliedmaassen weist darauf hin, dass sie als Auswüchse an der Körperoberfläche entstehen und dass die am meisten distal gelegenen Abschnitte derselben zuerst auftreten. Ursprünglich ist die Gliedmaasse, wie aus ihrer bleibenden Form bei den niedrigsten Wirbel

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »