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so manches Räthsel in der ersten Anlage namentlich des Wirbelthierembryos in einfachster und befriedigendster Weise löst.

Es geht aus dem Vorstehenden zur genüge hervor, welch' hohe Bedeutung Peripatus für die Ableitung der Tracheaten von annelidenartigen Vorfahren hat, deren charakteristische Merkmale in Form, Bau und Entwicklung er geradezu in sich vereinigt ein wunderbarer > Sammeltypus mit wahrem Janusgesicht, dem sich nur etwa noch

Amphioxus oder die Gastraeaden HAECKEL's an die Seite stellen lassen. Nehmen wir noch sein zerstreutes Vorkommen in den Tropen aller Erdtheile hinzu, so dürfen wir ihn wohl mit Recht für den letzten überlebenden Sprössling einer in cambrischer oder silurischer Urzeit auf der ganzen Erde verbreiteten grossen Gruppe erklären, deren höher entwickelte Nachkommen heute in unzählbarer Menge von Gattungen und Arten als Tausendfüssler, Spinnen und Insekten Erde und Luft erfüllen.

Litteratur und Kritik.

KALISCHER, Dr. S.: GOETHE als Naturforscher und Herr Du BoisREYMOND als sein Kritiker. Eine Antikritik. Berlin. Gust. Hempel, 1883. 90 S. 8°.

Die eigenthümliche Kritik, welche der redegewandte Berliner Physiologe in seiner Rectoratsrede am 15. October vorigen Jahres unter dem Titel » GOETHE und kein Ende an unserem Dichterfürsten und insbesondere an seinem Lebenswerk, dem Faust, geübt, hat mit Recht überall grosses Befremden erregt. Bei aller Verehrung und Bewunderung, welche er für GOETHE an den Tag legt, tritt doch ein wunderbarer Mangel an Mitempfindungsvermögen, an der Fähigkeit zur Vertiefung in diesen gewaltigen Lebensgang und Charakter, ein gewisses Besserwissenwollen so unverkennbar hervor, dass man eigentlich kaum überrascht sein kann, wenn aus solchem Spiegel nur ein verzerrtes und getrübtes Bild der Persönlichkeit und der Kunstwerke zurückgestrahlt wird,

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> Mehr als seine eigenen Erfolge nützten, schadete die falsche Richtung, welche er der... deutschen Wissenschaft einprägte. Weithin verbreitet in den Schriften jener Zeit sollen seine unverkennbare Manier, seine Vorurtheile, seine nicht immer unbedenklichen Maximen zu finden sein. Auch den Satz von der Stammverwandtschaft der Lebewesen zu ersinnen, mit verschlossenen Augen über die Klüfte fortzusteigen, vor denen CUVIER, der ihre volle Tiefe ermaass, zögernd stillstand, war » « > keine so grosse Kunst«; es galt vielmehr diesen Satz zu beweisen. Vollends » der Begriff der mechanischen Causalität < soll GOETHE gänzlich abgegangen sein. Kurz es wäre nach Du BOIS-REYMOND'S Ansicht besser, den »Naturforscher in GOETHE endlich ruhen zu lassen, »anstatt ihn immer wieder der urtheilslosen Menge übertrieben anzupreisen und die Gegenrede mehr kritisch Gestimmter herauszufordern.<

Solche Aeusserungen aus dem Munde eines Mannes, der selbst zu den namhaftesten Naturforschern unserer Tage gehört, der durch zahlreiche Essays über wissenschaftliche und künstlerische Grössen vorzüglich des letzten Jahrhunderts seine eindringende Kenntniss der geistigen Bestrebungen jener Zeit bewiesen hat, vor einer Zuhörerschaft von Studirenden aller Facultäten, welche ihrem neuen Rector gewiss unbedenklich ein maassgebendes Urtheil wenigstens über die naturwissenschaftlichen Leistungen und Befähigungen GOETHE'S eingeräumt haben werden, können jedenfalls auch in weiteren Kreisen auf nachhaltige Wirkung rechnen. Um so mehr halten wir es für geboten, auch hier gegen eine solche verkehrte Auffassung der Dinge zu protestiren und unsere Leser dringend auf die oben genannte Schrift hinzuweisen, welche eine durchaus sachliche, vollständige Zurückweisung jener absprechenden Behauptungen enthält. Der Verfasser ist gerade hiezu besonders

qualificirt, da er durch seine Schrift » GOETHE'S Verhältniss zur Naturwissenschaft und seine Bedeutung in derselben 1878 (als Einleitung zu den naturwissenschaftlichen Schriften GOETHE'S in der Hempel'schen Ausgabe) bereits einem gründlichen Verständniss für diese Seite der Thätigkeit des Dichters Bahn gebrochen hat. Hier nun zeigt er Satz um Satz, wie schief und oberflächlich DU BOIS-REYMOND'S Urtheile in der fraglichen Sache sind. Die Belege dafür werden stets GOETHE's Schriften selbst oder seinen Briefen, Gesprächen und ähnlichen sicheren Zeugnissen entnommen, und was hiebei ganz besonders angenehm berührt: nirgends lässt sich der Verfasser im Eifer der Vertheidigung dazu verleiten, mehr und Anderes in diese Zeugnisse hineinlegen zu wollen, als ihr Urheber, vom Standpunkt seiner Zeit aus beurtheilt, selbst unzweifelhaft damit gemeint haben kann. Den Gang dieses interessanten Zeugenverhörs hier im einzelnen zu verfolgen, verbietet der Raum; wem an der Klärung seiner Ansichten über die Bedeutung GOETHE's für die Naturwissenschaften und mehr noch über ihre tiefgreifende Bedeutung für ihn ernstlich gelegen ist, der wird ohnehin dieses trefflichen Führers nicht wohl entrathen können. Als höchst lehrreich heben wir nur noch den Vergleich hervor, den Verfasser zwischen der Beurtheilung und Behandlung, welche einerseits GOETHE, anderseits VOLTAIRE* in ihren Beziehungen zur Naturwissenschaft von Du BOIS-REYMOND erfahren, anstellt ein Vergleich, der uns zugleich einigermaassen den Schlüssel zu der verwunderlichen Erscheinung liefert, dass gerade ein Naturforscher so wenig Verständniss für die verwandten Bestrebungen eines anderen hat, dass er sich nicht enthalten kann, ihm recht unverblümt das grobe » Schuster bleib' bei

Letzterer in einer am 30. Januar 1868 von Du B.-R. gehaltenen akademischen Festrede..

deinem Leist!< zuzurufen, während ihm VOLTAIRE >wie mit dem Geiste der theoretischen Wissenschaft gesättigt< erscheint es ist eben der weltumfassende, stets auf das allgemeine im besonderen, auf das bleibende im wechselnden gerichtete Sinn GOETHE's, für dessen Würdigung Herrn DU BOIS-REYMOND, in die Schranken der inductiven Forschung gebannt, augenscheinlich das Organ fehlt.

Zum Schlusse sei noch auf eine andere, mehr die künstlerische Seite des Problems ins Auge fassende Entgegnung aufmerksam gemacht, die wir mit grossem Genusse gelesen haben: >GOETHE'S Faust und die Grenzen des Naturerkennens, von ALFRED Frhrn. VON BERGER; Wien, C. Gerold's Sohn 1883 (40 S. 8°). Wir sind in Versuchung, dem Berliner Kritiker herzlich

zu danken, dass er solche Worte der Erwiderung über Faust veranlasst hat. Man muss in Gefahr geschwebt haben, ein theures Gut zu verlieren, um es erst recht zu besitzen. Und GOETHE'S Faust und seine ganze Lebens- und Weltauffassung rechnen wir zu unsern höchsten Gütern; würde aber alle Welt den Faust so in sich erneuen wie Herr DU BOIS-REYMOND, so hätte Faust zu bestehen aufgehört. Auch die Elemente, denen Faust abgekämpft ist, wühlen fort und fort an diesem Werke; Herrn Du BOIS-REYMOND's Rede ist ein Naschen< derselben, um gewaltsam einzuschiessen; < hoffentlich aber, das wünschen wir mit dem Verfasser von ganzem Herzen, ist es ihm gelungen, durch diese Schrift > die Lücke zu verschliessen, ehe die Gefahr ernst geworden ist.< V.

Ausgegeben den 31. October 1883.

Das Ansich der Dinge.

Von

B. Carneri.

Als wir FRITZ SCHULTZE'S >> Philosophie der Naturwissenschaft (Leipzig, zwei Bände 1881 und 1882) aus der Hand legten, war es uns, als wäre ein tiefgehender Missklang uns durch die Seele gefahren, der nicht mehr heraus. wollte. Und es ist doch ein lehrreiches, überaus anziehend geschriebenes Buch, aus dem der edle Forschergeist des Verfassers in seiner ganzen Liebenswürdigkeit zu uns spricht. Dies gilt fast ausnahmslos vom ersten Band, der die Geschichte der Philosophie von ihren Anfängen bis KANT behandelt. Beim zweiten Band begann es bald uns unheimlich zu werden, ohne dass wir gleich gewusst hätten, warum? Die längste Zeit wollte es uns bedünken, wir verständen den Autor nicht, aber am Schluss, bei der Anpreisung der Grossthat KANT's, ist es wie Schuppen uns von den Augen gefallen. Um es mit Einem Wort zu sagen: wir hatten Jahre und Jahre im glücklichen Bewusstsein verbracht, keinerlei bestimmtes Ding an sich in uns zu haben; und plötzlich sollten wir ein solches Ding, ja zwei und streng genommen, drei solche Dinge im Leibe tragen! Wir scherzen nicht. Für uns handelt sich's um nichts Geringeres, als um das Aufgeben unserer gesammten kritischen, psycho

Kosmos, VII, Jahrgang (Bd. XIII).

logischen und ethischen Ueberzeugungen. Oder ist etwa mit dem Endresultate, das uns da geboten wird

falls es einen Werth hat die durch DARWIN ermöglichte dysteleologische Weltanschauung vereinbar? Der hochverehrte Verfasser gelangt zu einem empirischen Monismus, der ein erkenntnisstheoretischer Dualismus ist. Dies alles versetzt uns in eine namenlose Unruhe, von der wir uns befreien müssen, und wir haben dazu kein anderes Mittel, als sie aus uns heraus zu schreiben. Dabei sind wir aber viel zu aufrichtig, um nicht offen einzugestehen, dass es uns freut, an einem so grossartigen Beispiel nachweisen zu können, wohin die in neuerer Zeit beliebte Richtung führt, welche uns alle Wissenschaft als auf blosse Wahrscheinlichkeit gegründet, und überhaupt alles Wissen als eine Art Glauben darstellt. Es freut uns dies aber auch, weil wir überzeugt sind, dass FRITZ SCHULTZE nicht so weit gegangen wäre, wenn KANT über das Ansichsein der Dinge entschiedener sich ausgesprochen hätte, und weil wir es einem so vielseitig gebildeten Mann zutrauen, einen als wissenschaftlich unhaltbar sich herausstellenden Boden wieder aufzugeben. Irren dagegen wir, so werden wir unser

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Unrecht einsehen und versuchen, in dem dreifältigen Dingansich uns zurecht zu finden.

Es unterliegt keinem Zweifel, dass KANT viel philosophisches Unheil verhütet haben würde, wenn er immer nur vom Ansich der Dinge und nicht auch

von

einem Dingan sich gesprochen hätte. Es ist zwar ganz richtig, das Ansich eines Dinges das Ding an sich zu nennen; allein die Versuchung, aus einem derartig hingestellten Ding etwas Besonderes zu machen, liegt zu nahe. Ebenso unterliegt es, für uns wenigstens, keinem Zweifel, dass KANT SO entschieden, wie er wiederholt es gethan hat, gegen eine Verwechselung seines Idealismus mit dem aller ächten Idealisten von der eleatischen Schule an bis zum Bischof BERKELEY < nicht Protest erhoben haben würde, wenn er von der Realität der Erscheinungen nicht überzeugt gewesen wäre. Dass er dies nicht mit der nöthigen Bestimmtheit ausgesprochen hat, ist von dem Standpunkte aus, dass man erfahrungsmässig über das Ansich der Dinge gar nichts wissen könne, leicht erklärlich, aber darum nicht minder eine folgenschwere Unterlassung. Hätte er zu diesem Schluss sich erhoben, dem eine erkenntnisstheoretische Nothwendigkeit zum Grunde liegt, weil ohne ihn entweder das Ansich zu etwas im eigentlichen Sinne des Wortes Geistigem würde, oder in einem unendlichen Nichts das Subject selbst ein Nichts wäre: wie viele, die nicht seinen Standpunkt einnehmen, könnten wenigstens auf KANT nicht sich berufen, und an das Dingansich Folgerungen knüpfen, welche das Wesentliche an seiner Vernunftkritik aufheben. Endlich ist die Wendung: »Ich musste also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen, « entschieden zweideutig, und für alle Theologen eine sehr brauchbare Handhabe. Darum ist es aber doch nicht minder wahr, dass

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der Theologe, um nach dieser Handhabe zu greifen, zu nichts Geringerem. als zu der monströsen Annahme schreiten muss, es habe KANT um des Glaubens willen mit seiner Vernunftkritik das Wissen aufgehoben, wonichtgar vernichtet. Ja, er hat es vernichtet, aber im Bereich der alten Metaphysik. In diesem Bereich giebt es seit KANT kein Wissen mehr. Der Glaube bleibt darum jedem unbenommen; aber wer an den Postulaten der praktischen Vernunft: Gott, Freiheit, Unsterblichkeit, festhalten will, hat auf deren Begründung durch die reine Vernunft. zu verzichten. Wie sehr wir auch in Betreff der Ethik über KANT hinausgehen, in Betreff dieser Trennung halten wir fest zu ihm. Für uns bedeutet jene, seinerzeit vielleicht unvermeidliche, dann aber auch geniale Wendung: alles, was die Gränzen der reinen Vernunft überschreitet, ist Sache des Glaubens. Wie werthvoll diese scharfe, vollständige Trennung beider Gebiete sei, werden wir bald sehen; denn SCHULTZE gelangt schliesslich, ganz im Gegensatz zu KANT, zu einer Identificirung des Wissens mit dem Glauben.

Ehe wir fortfahren, wollen wir nur noch fragen, was gegen unsere Auffassung KANT's einzuwenden wäre? Im schlimmsten Fall ist die entgegengesetzte gleich gut begründet. In diesem Falle aber ist gewiss immer die fortschrittliche Auslegung die berechtigtere; und dass unsere Auslegung die fortschrittlichere, der Wissenschaft günstigere sei, kann sowenig bestritten werden, als dass es KANT vor allem um den Fortschritt der Philosophie zu thun war. Man könnte höchstens, von diesem Moment absehend, die andere Auffassung für die dem Wortlaut entsprechendere halten, und müsste dann auf die Frage antworten: ob man überhaupt über KANT nicht hinaus dürfe oder wolle? Wir hätten aber nie gedacht, dass man im

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