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anders organisirt, so würden die Dinge uns anders erscheinen; allein, wie immer wir organisirt wären, nie würden wir die Dinge, wie sie an sich sind, sondern immer nur das Ergebniss der Wechselwirkung zwischen ihrem Ansichsein und unserer Organisation wahrnehmen. Das Auffassen dieses Verhältnisses bietet, wenn man denkt, dass es z. B. Insecten mit achtseitigen Augen giebt, gar keine Schwierigkeit, weil man zugeben muss, dass derlei Augen ganz anders sehen, als unsere, und man dann die Verschiedenheit der Organisation nur nach Belieben erweitert sich vorzustellen braucht, um zu einer ganz andern Erscheinungswelt zu gelangen, die aber doch nie die Dinge, wie sie an sich sind, darstellen würde. Für uns sind die Dinge nur als das von Interesse, als was sie uns erscheinen, und als dieses haben sie für uns völ

lige Realität. Ihr Ansichsein erkennen zu wollen, ist dasselbe, als wenn Einer schlafend wachen, oder, ohne in's Wasser zu gehen, schwimmen wollte, ja, noch viel, viel thörichter. Darum lassen wir das Grübeln über das Dingansich denjenigen, welchen das ir

dische Leben nicht genügt, weil seine Erscheinungswelt ihnen zu nichtig ist. Es ist dies rein individuell, und wir wissen ganz gut, dass darüber keinem etwas vorgeschrieben werden kann. Allein soweit wir das irdische Leben beurtheilen können, haben seine Erscheinungen für uns Menschen einen hohen Werth und geht der am sichersten, dessen Streben darauf gerichtet ist, mit dem Gebotenen sich zu bescheiden. Dass die Menschheit nach Vervollkommnung strebt, ist eine Thatsache, die sich ganz gleich bleibt, mag sie die Folge einer höheren Weltlenkung und eines eigenen psychischen Elements sein oder einfach das Ergebniss des durch das Zusammensein der Menschen zur Vernunft sich entwickelnden Verstandes. Für den Einzelnen ist das Wichtigste die Erkenntniss, dass es kein beseligenderes Streben giebt, denn an der Vervollkommnung der Menschheit mitzuwirken. Und es stände übel um die Menschheit, wenn man zu dieser Erkenntniss nur gelangen könnte im Weg des Glaubens.

Wildhaus 2. August 1883.

Untersuchungen über die Theorie der wechselnden
kontinentalen und insularen Klimate.

Von

Clemens König in Dresden.

III. Phytogeographischer Theil.

B. Einwürfe und Ergänzungen. Erklärung der norwegischen Flora.

(Schluss dieses Theiles.)

3. Historie und 4. Genesis: Werthschätzung beider Vertheilungsfaktoren in der Pflanzengeographie. Angeblich glaciale Restbezirke in Sachsen. Falscher Begriff der schrittweisen Wanderung. Richtigstellung desselben. Verwechselung der Wanderung mit dem Kampfe um das Dasein, desgl. mit der durch ihn bewirkten Auslese. Der Dynastienwechsel im Walde. Die Wanderung, wie sie die Theorie vorträgt, führt zu falschen Folgerungen. Mahnung, das Generalisiren nicht zu übertreiben. Einzelnes über Migration und Auslese auf norwegischem Boden: Schrittw. Wandern norw. Bäume; das Wandern der mediterranen Pflanzen mit der Meeresströmung; der Einfluss des norweg. Volkes im Allgemeinen und einzelner Männer (SCHÜBELER z. B.) im Besondern auf die Verbreitung und Einschränkung (Waldverwüstung) der Pflanzen überhaupt. Einige Thiere, welche Pflanzen verbreiten. Gruppenweise Vertheilung der ursprünglichen Centren. Norwegen war kein Herd ersten Ranges für Auswanderer; es ist ein Herd moderner Einwanderung relative Alter der drei europäischen Floren. Das glaciale Norwegen war als solches nicht pflanzenleer. Die arktisch-alpine Flora bildet nirgends zusammenhängende Teppiche. Hinfälligkeit aller Schlüsse, welche auf die kontinuirliche Ausbreitung der Pflanzen gebaut sind. Positive Zusammenfassung.

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Das

| an; es muss untersucht werden, ob die Erscheinungen aus den Bedingungen der Pflanzenwanderung zu erklären sind, welche, von einem ursprünglichen Centrum ausgehend, bis zu ihren heutigen Grenzen fortgeschritten sind.<

Mit diesen Worten kennzeichnet Meister GRISEBACH1, von WIESNER 2 Wohl nicht mit Unrecht der grösste Pflanzengeograph der neuen Zeit genannt, indem

2 J. Wiesner, Elemente der wissenschaftl. Botanik. Wien 1884. II. Th. S. 392.

er die einzelnen Faktoren nach ihrer Bedeutung in der Pflanzengeographie abwägt, den Gang uud die Methode, welche pflanzengeographische Erklärungen innezuhalten haben. Wo Klima und Boden nicht ausreichen, die gegenwärtige Anordnung in der Pflanzenwelt zu erklären, da setzt das historische Princip mit der Migration und mit dem Kampfe um das Dasein ein, und daran reihen sich erst als bedeutungsvolles Schlussglied die Folgerungen für Paläontologie und Genesis, welche von beiden Wissenszweigen entweder bestätigt und ergänzt oder angezweifelt und widerlegt werden.

Die Theorie weicht von diesem Gange ab. Zur Erklärung der norwegischen Flora werden nicht nur die zwei letzten Faktoren ebenso ungenügend wie die ersten zwei herangezogen, was nachfolgende Zeilen beweisen, sondern der letzte, die Vertheilung der norwegischen Pflanzenwelt in postglacialer Zeit, was wir erschliessen wollen, wird als gegeben genommen und zu dem ersten und wichtigsten Princip der gegenwärtigen Vertheilung erhoben, eine Methode, welche gegenwärtig in der Pflanzengeographie immer weiter um sich greift.

Dieselbe scheint höchst verdienstlich und echt wissenschaftlich zu sein. Denn selbst die entschiedensten Gegner DARWIN'scher Entwicklung leben der Ueberzeugung, dass die heutige Pflanzenwelt mit der vergangenen, der tertiären, in irgend einer Weise organisch verknüpft sei. Die Gegenwart wächst aus der Vergangenheit heraus. Dieser Verkettung nachzuforschen, das ist eine der wichtigsten Aufgaben der Gegenwart. wissen daher sehr wohl, wie gross der Fehler sein würde, wenn die Pflanzengeographie die genetischen und paläontologischen Resultate unbeachtet lassen

Wir

1 Schumann, Kritische Untersuchungen über die Zimtländer, Peterm. Ergänzungsheft No. 73, krankt an demselben Fehler.

oder nur geringschätzend aufnehmen wollte. Ueberall wollen wir dieselben, so viel als möglich, zur Erklärung gegenwärtiger Vertheilungsprobleme benützt wissen. Und dennoch vertheidigen wir die Forschungsmethode GRISEBACH's: In der Pflanzengeographie ist der genetische und paläontologische Vertheilungsfaktor der letzte unter den wichtigsten. Denn

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1. Wie für die Wissenschaft im Grossen, so gilt für die Pflanzengeographie im Besondern SENECA's Ausspruch: Primum esse, tum philosophari. Nirgends baut BLYTT die Verbreitungsbezirke der einzelnen Arten, nicht einmal für Norwegen auf; nirgends kann er sie demnach gruppiren; gleich beginnt er mit summarischen Zusammenfassungen und erklärt dieselben aus der Theorie der wechselnden kontinentalen und insularen Klimate. We shall see to what results the theory leads when applied to the flora of Norway2. Was dieser Satz sagt, bestätigt jede. der drei BLYTT'schen Abhandlungen: die Flora Norwegens ist derartig gedeutet, wie es die Theorie verlangt, und eine solche Flora hat damit das Recht verloren, für die Richtigkeit der Theorie zu zeugen; denn sie ist, wie die Rechtspflege vorsichtig sagen würde, ein verdächtiger Zeuge, ein testis suspectus.

2. Das tertiäre Material, sofern es phytopaläontologisch ist, eignet sich sehr wohl zur monographischen Bearbeitung einzelner Familien; allein Lücken, grosse Lücken bleiben selbst hier. Und wie wachsen dieselben, wenn die ganze Pflanzenwelt in Betracht gezogen wird! Und noch weiter thun sich diese Lücken auf, wenn nur das Lokale, das Geographische, in Betracht gezogen wird! Schon aus diesem Grunde, ganz abgesehen von dem Umstande, dass die

2 Blytt, Essay on the immigration etc.

S. 33.

Erforschung der genetischen Reihen sich in dem ersten Stadium der Entwicklung befindet, dürfte es sich nicht empfehlen, auf diese Geographie der Lücken und des Ungewussten einzig und allein die ganze und grosse Geographie der gegenwärtigen Pflanzen(resp. Lebe-)welt aufzubauen!1

3. Die Pflanzengeographie ist die Wissenschaft von der gegenwärtigen der gegenwärtigen Anordnung und Vertheilung der Pflanzenwelt. Ihr Schwerpunkt liegt in der Gegenwart, und die Gegenwart ist vornehmlich durch die Gegenwart zu erklären. Daher müssen die gegenwärtig wirkenden Naturkräfte, also Klima, Boden, Wanderung und Kampf um das Dasein eher zur Lösung pflanzengeographischer Probleme herangezogen werden, als das paläontologische, genetische und geologische Princip. Es scheint Mode in der Pflanzengeographie werden zu wollen, gerade umgekehrt zu verfahren. Und wie sehr man sich dabei verfahren kann, zeigt FRENKEL, der die Theorie auf Sachsen angewandt hat. Zuerst untersucht er die Vegetationsverhältnisse

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Behm, geogr. Jahrb. Bd. IX. S. 138. Hier verschärft Prof. Drude unsere Ansicht, indem er schreibt: „Das Streben, alle aus irgend einer noch nicht bearbeiteten Schicht neu hervorgegrabenen Versteinerungen ohne Ausnahme zu bestimmen und eventuell als neu zu benennen, geht der kühlen Ueberlegung oft noch zuvor... Wenn aber eine ganz bestimmte Namengebung für sicher wie höchst unsicher bestimmte Fossilien (namentlich Pflanzen) gleichmässig zur Verwendung gelangt, so wird bei pflanzengeschichtlich exakten Forschern ein nur allzusehr gerechtfertigtes Misstrauen erweckt. Denn sobald ein gewiegter Monograph einer Pflanzenordnung sich auch an die Prüfung der dorthin gerechneten versteinerten Arten setzt, fällt vielfach der ganze frühere Nimbus der letzteren zusammen und eventuell auch alle weiteren Spekulationen, welche daran geknüpft waren." Ich stimme dieser Verschärfung meiner Behauptung nicht bei. Als Pflanzengeograph freue ich mich, wenn jede tertiäre Fundstätte Bearbeiter findet, die alle hervorgegrabenen Versteinerungen ohne Aus

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In diesem Umstande, in der falschen Untersuchungsmethode, ist die Erklärung enthalten, warum die gewonnenen Resultate, welche die Anhänger der Theorie verzeichnen, SO oft zurückgewiesen werden müssen.

Zurückweisen müssen wir beispielsweise auch all' die glacialen Restgebiete, welche sich in unserer sächsischen Schweiz vorfinden sollen. Mehrfache Anfragen, welche Mitglieder des Gebirgsvereines hierüber an uns richteten, fordern, dass wir diese Angelegenheit etwas beleuchten.

Heidelbeere, gelbes Zwillingsveilchen, grüne Erle, Aurikel, schwefelgelbes Milzkraut, Günsel, Blasenfarn und viele Arten Rietgras sind, so fährt FRENKEL fort,

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nahme bestimmen; denn gerade das Lokale hat in der Geographie Bedeutung. Auch der letzte Satz deucht uns etwas zu streng, zu schneidig gegeben zu sein; denn wenn jedweder gewiegte Monograph einer Pflanzenordnung die fossilen Arten, die hierher gerechnet werden, untersucht und die bittere Täuschung erleben muss, dass vielfach der ganze frühere Nimbus in Nichts zusammenfällt, was bleibt dann von der ganzen Phytopaläontologie noch übrig? Und trotzdem wagte es Engler, hierauf seine Geographie der Pflanzen zu bauen! Drude zieht ihr damit den Boden unter den Füssen weg, und dennoch wird er nicht müde, ihr Lob zu spenden (Geogr. Jahrb. Bd. VIII. S. 211-219. Bd. IX. S. 125-134), ein Beweis, dass der angeführte Satz nicht wörtlich gewogen, sondern als wohlgemeinte Direktive aufgenommen sein will.

2 Vaccinium myrtillus L., Viola biflora L., Alnus viridis DC., Primula auricula L., Chrysosplenium oppositifolium L., Ajuga pyramidalis L., Cystopteris fragilis BERNH., Carex.

3 Programm d. Realschule II. O. zu Pirna 1883. S. 3.

im hiesigen Gebiete (der Elbe bei Pirna) als solche Ueberbleibsel jener Glacialzeit und nicht als später eingewanderte Pflanzen anzusehen<<.

Mustern wir diese Pflanzenreihe, und fassen wir den Begriff Glacialpflanzen so weit es geht, so könnten, abgesehen von den nicht genannten Carex-Arten, höchstens vier bedingungsweise Relikten der Glacialzeit heissen.

Güldnen Günsel haben wir noch nie in der sächsischen Schweiz gesammelt. HIPPE, unstreitig der beste Standortskenner in diesem Gebiete, verzeichnet diese Ajuga-Art nicht; wohl aber bemerkt er1, dass Acker-Günsel in einem einzigen Exemplare, das auf einem angeschwemmten Sandhügel der Prossner Insel am 3. September 1876 vorkam, das grosse Elbgebiet bewohnte, ein Umstand, welcher sich, sofern bei FRENKEL kein Bestimmungsfehler vorliegt, ganz entschieden gegen das Uebrigbleiben aus der Eiszeit und für das Eingewandertsein in der Jetztzeit erklärt.

Aurikel und grüne Erle sind Glacialpflanzen in der rechten Bedeutung des Wortes; denn noch jetzt ist ihr Standort ein arktisch-alpiner. Aber beide sind in Sachsen keine »Ueberbleibsel jener Glacialzeit; denn die Aurikel, eine weit verbreitete Zierpflanze, verzeichnet keine Flora Sachsens als irgendwo wildwachsend, nicht einmal als verwildert; FRENKEL selbst weiss keinen Standort. Dagegen soll die grüne Erle auf dem der Copitzer Höhe gegenüber liegenden Felsen der Elbleite bei Pirna vorkommen". Auf Grund der in Betreff dieser Pflanze angestellten Ortstudien können wir sagen, dass an

Ajuga Chamaepitys SCHREB. Hippe, Verzeichniss der wildwachsenden, sowie der allgemeiner cultivirten Phanerogamen und kryptogamischen Gefässpflanzen der Sächsischen Schweiz. Pirna 1878. S. 82.

2 Frenkel, Programm etc. S. 17.
3 Frenkel, 1. c. S. 7. 17.
Kosmos, VII. Jahrgang (Bd, XIII).

bezeichnetem Orte diese Erle fehlt; aber auf den alten Steinbruchshalden der Pirnaer Rathsleite steht sie in ziemlicher Menge; ferner bildet sie ganze Büsche an den Berghäusern bei Stolpen. Allein keine Flora Sachsens verzeichnet diese Pflanze, eine Thatsache, welche gegen die direkte Abstammung von glacialen Eltern, die ehemals hier wohnten, und entschieden für die Einwanderung in später Zeit spricht; und dieses Resultat wird dadurch zur Gewissheit erhoben, dass HIPPE jene Erle erst im Mai 1879, resp. 1882 entdeckte und zwar an Orten, welche nimmermehrUeberbleibsel aus derGlacialzeit bewahren konnten. In Stolpen war es deutlich zu sehen, dass diese Erle angepflanzt, und bei Pirna auf der Steinbruchshalde, diesem Produkte ganz moderner Zeit, dagegen angeflogen war. Denn in dem nahen Garten des Sonnensteines, so schreibt mir HIPPE, wurde. sie kultivirt. Demnach schrumpfen die sogenannten Ueberbleibsel der Glacialzeit ein bis auf Heidelbeere, gelbes Zwillingsveilchen, Blasenfarn und schwefelgelbes Milzkraut, auf vier Pflanzen, welche nirgends alpin oder arktisch genannt werden. BLYTT erlaubt es sich niemals, auf solche Arten seine Restbezirke glacialer Vegetation zu stützen, wohl aber FRENKEL. Mit solch' losen Aufstellungen belästigt man die Wissenschaft und und das Interesse zeigende Publikum!

FRENKEL bestätigt weiter, wie unzureichend auch andere Vertheidiger der Theorie den Vorgang der Pflanzenwanderung auffassen und auslegen. Er schreibt 5:

» Jahrtausende hindurch ist seit der

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