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Der Umtmann aber aß mit dem Hauptmann Auditor bei dem General-Feldmarschall zu Nacht, und den andern Tag bei seiner Frau und Kindern zu Mittag, und der Hausfreund thut auch einen Freudentrunk, daß er wieder ein Erempel der Gerechtig keit statuirt hat. Das Doneschinger Bier dazu hat er geschenkt bekommen vom Herrn Kusel.

Schreckliche Unglücksfälle in der
Schweiz.

Der zwölfte December des vergangenen Winters

(1809) brachte für die hohen Bergthåler der Schweiz eine fürchterliche Nacht, und lehrt uns, wie ein Mensch wohl tåglich Ursache hat, an das Sprüchlein zu denken:,,Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen." Auf allen hohen Bergen lag ein tiefer frisch gefallener Schnee. Der zwölfte December brachte Thauwind und Sturm. Da dachte jeder betete. Wer sich

mann an großes Unglück, und und seine Wohnung für sicher hielt, schwebte in Betrubniß und Angst für die Armen, die es treffen wird, und wer sich nicht für sicher hielt, sagte zu seinen Kindern:,,Morgen geht uns die Sonne nimmer auf,“ und bereitete sich zu einem seligen Ende. Da riffen sich auf einmal und an allen Orten von den Firsten der höchsten Berge die Lavinen oder Schneefålle los, stürzten mit entsehlichem Losen und Krachen

über die langen Halten herab, wurden immer größer und größer, schoffen immer schneller, toseten und krachten immer fürchterlicher, und jagten die Luft vor sich her so durcheinander, daß im Sturm, noch ehe die Lavine ankam, ganze Wälder zusammen krachten, und Ställe, Scheuren und Waldungen wie Spreu davon flogen, und wo die Lavinen sich in den Thälern niederstürzten, da wurden Stunden lange Strecken, mit allen Wohngebäuden, die darauf standen, und mit allem Lebendigen, was darin ath= mete, erdrückt und zerschmettert, wer nicht wie durch ein göttliches Wunder gerettet wurde.

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Einer von zwei Brüdern in Uri, die mit eine ander hauseten, war auf dem Dach, das hinten an den Berg anstoßt, und dachte: Ich will den Zwi schenraum zwischen dem Berg und dem Dachlein mit Schnee ausfüllen und alles eben machen, auf daß, wenn die Lavine kommt, so fahrt sie über das Håuslein weg, daß wir vielleicht" und als er sagen wollte:,,daß wir vielleicht mit dem Leben davon kommen" da führte ihn der plögliche Windbrauß, der vor der Lavine hergeht, vom Dach hinweg und hob ihn schwebend in die Luft, wie einen Vogel über einem entseßlichen Abgrund. Und als er eben in. Gefahr war in die unermeßliche Tiefe hinab zu stürzen, und wåre feines Gebeins nimmer gefunden worden, da streifte die Lavine an ihm vorbei, und warf ihn feitwårts an eine Halte. Er sagt, es habe ihm nicht wohl gethan, aber in der Betäubung umklam. merte er noch einen Baum, an dem er sich fest hielt, bis alles vorüber war, und kam glücklich davon und gieng wieder heim zu seinem Bruder, der auch noch

lebte, obgleich der Stall neben dem Häuslein wie mit einem Besen weggewischt war. Da konnte man wohl auch sagen: „Der Herr hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich auf den Hånden tragen. Denn er macht Sturmwinde zu seinen Boten, und die Lavinen, daß sie seine Befehle ausrichten."

Anders ergieng es im Sturnen, ebenfalls im Canton Uri. Nach dem Abendsegen sagte der Vater zu der Frau und den drei Kindern : Wir wollen doch auch noch ein Gebet verrichten für die armen Leute, die in dieser Nacht in Gefahr sind." _Und während sie beteten, donnerte schon aus allen Thälern der ferne Wiederhall der Lavinen, und während sie noch beteten, stürzte plößlich der Stall und das Haus zusammen. Der Vater wurde vom Sturmwind hin= weg geführt, hinaus in die fürchterliche Nacht, und unten am Berg abgefeßt und von dem nachwehen= den Schnee begraben. Noch lebte er, als er aber den andern Morgen mit unmenschlicher Anstrengung sich hervorgegraben, und die Ståtte seiner Wohnung wieder erreicht hatte, und sehen wollte, was aus den Seinigen geworden sey, barmherziger Himmel! da war nur Schnee und Schnee, und kein Zeichen einer Wohnung, keine Spur des Lebens mehr wahrzunehmen. Doch vernahm er nach langem ångstlichem Rufen, wie aus einem tiefen Grab, die Stimme feines Weibes unter dem Schnee herauf. Und als er sie glücklich und unbeschädiget hervor ges graben hatte, da hörten sie plöglich noch eine bekannte und liebe Stimme; Mutter, ich wåre auch noch am Leben, rief ein Kind, aber ich kann nicht heraus." Nun arbeitete Vater und

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Mutter noch einmal und brachten auch das Kind hervor, und ein Arm war ihm gebrochen. Da ward ihr Herz mit Freude und Schmerzen erfüllt, und von ihren Augen floffen Thränen des Dankes und der Wehmuth. Denn die zwei andern Kinder wurden auch noch herausgegraben, aber todt.

In Pilzeig, ebenfalls im Canton Uri, wurde eine Mutter mit zwei Kindern fortgeriffen, und unten in der Tiefe vom Schnee verschüttet. Ein Mann, ihr Nachbar, den die Lavine ebenfalls dahin geworfen hatte, hörte ihr Wimmern und grub sie hervor. Vergeblich war das Lächeln der Hoffnung in ihrem Antliz. Als die Mutter halb nackt umher schaute, kannte sie die Gegend nicht mehr, in der fie war. Ihr Retter selbst war ohnmächtig niedergesunken. Neue Hügel und Berge von Schnee, und ein entseßlicher Wirbel von Schneeflocken füllten die Luft. Da fagte die Mutter: „Kinder, hier ist keine Rettung möglich; wir wollen beten, und uns dem Willen Gottes überlassen.“ Und als sie beteten, fank die siebenjährige Tochter sterbend in die Arme der Mutter, und als die Mutter mit gebrochenem Herzen ihr zusprach, und ihr Kind der Barmherzig= keit Gottes empfahl, da verließen sie ihre Kräfte auch. Sie war eine 14tågige Kindbetterin, und sie fank mit dem theuern Leichnam ihres Kindes in dem Schooß, ebenfalls leblos darnieder. Die andere eilfjährige Tochter hielt weinend und hånderingend bei der Mutter und Schwester aus, bis sie todt waren, drückte ihnen alsdann, eh' sie auf eigene Rettung bedacht war, mit stummem Schmerz die Augen zu, und arbeitete sich mit unsåglicher Mühe und Gefahr

erst zu einem Baum, dann zu einem Felsen herauf und kam gegen Mitternacht endlich an ein Haus, wo sie zum Fenster. hinein aufgenommen, und mit den Bewohnern des Hauses erhalten wurde.

Kurz in allen Berg-Cantonen der Schweiz, in Bern, Glarus, Uri, Schwiß, Graubünden, find in Einer Nacht, und fast in der nåmlichen Stunde, durch die Lavinen ganze Familien erdrückt, ganze Viehheerden mit ihren Stallungen zerschmettert, Matten und Gartenland bis auf den nackten Felsen Hinab aufgefchùrft und weggefuhrt, und ganze Bås der zerstört worden, also daß sie ins Thal gestürzt find, oder die Bäume liegen übereinander zerschmettert und zerknickt, wie die Halmen auf einem Acker nach dem Hagelschlag. Sind ja in dem einzigen kleinen Canton Uri fast mit Einem Schlag 11 Perfonen unter dem Schnee begraben worden, und find nimmer auferstanden, gegen 30 Häuser, und mehr als 150 Heustålle zerstört und 359 Häuptlein Vieh umgekommen, und man weiß gar nicht, auf wie viel mal hundert tausend Gulden soll man den Schaden berechnen, ohne die verlornen Menschen. Denn das Leben eines Vaters oder einer Mutter oder frommen Gemahls oder Kindes ist nicht mit Gold zu schägen.

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