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Reisegefährte nach Lenzkirch mehr verlangen? Eines Abends, als er, wie gesagt fast alles durchgemacht hatte, dachte er:,,Jest will ich doch auch einmal probiren, wie weit man mit der Ehrlichkeit kommt. Also stahl er in selbiger Nacht eine Geiß, drei Schritte von der Schaarwache, und ließ sich attrapiren. Den andern Tag im Verhör gestand er alles. Wie er aber bald merkte, daß ihm der Richter fünf und zwanzig oder etwas zum Andenken wollte mitgeben laffen, dachte er,,,ich bin noch nicht ehrlich genug." Deswegen verschnappte er sich noch ein wenig in den Redensarten und gestand bei der weitern Untersuchung nach kurzem Widerstand, wie er von jeher ein halber Kackerlack gewesen sey, das heißt, ein Mensch, der bei Nacht fast besser sieht, als am Tag, und als ihn der Richter aufs Eis führen wollte, ob er nicht noch von ein Paar andern Diebstählen wiffe, die kürzlich begangen worden, sagte er,,,allerdings wisse er davon, und er sey derjenige." Als ihm den andern Morgen der Spruch publizirt wurde, er müsse ins Zuchthaus, und der Stadtsoldat der ihn begleiten sollte, stand schon vor der Thür, denn es war zwanzig Stunden weit, sagte er ganz reumůthig: Recht findet seinen Knecht. Was ich verdient habe, wird mir werden." Unterwegs erzählte er dem Stadtsoldaten, er sey auch schon Militär_ge= wesen.,,Bin ich nicht sechs Jahre bei Klebeck Infanterie in Dienst gewesen? Könnt ich euch nicht fieben Wunden zeigen, aus dem Scheldekrieg, den der Kaiser Joseph mit den Holländern führen wollte." Der treuherzige Begleiter sagte: Ich hab's nie weiter bringen können, als zum Stadtsoldaten. Eigentlich wär' ich ein Nagelschmied. Aber die Zeiten

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find schlimm." ,,Im Gegentheil," sagte der Frieder, ein Stadtsoldat ist mir respektabler als ein Feldsoldat. Denn Stadt ist mehr als Feld, deswegen avanzirt der Feldsoldat in seinem Alter noch zum Stadtsoldaten. Zudem der Stadtsoldat wacht für seiner Mitbürger Leben und Eigenthum, für eigen Weib und Kind. Der Kriegssoldat zieht ins Feld und kämpft, er weiß nicht für wen und nicht für was. Zudem, sagte er,,,kann ein Stadtsoldat, wenn er nichts Ungeschicktes begangen hat, mit Ehren sterben, wann er will. Unser einer muß sich schon drum todtstechen lassen. Ich versichere euch," fuhr er fort, ich und meine Feinde," er meinte die Strickreuter,,,wir haben wenig Ehre davon, daß ich noch lebe." Der Nagelschmied wurde über diese ehrenvolle Vergleichung so gerührt, daß er bei sich selbst dachte, einen so gütigen und herablaffenden Arrestanten habe er noch nicht leicht transportirt, und der Frieder gieng immer mit großen Schritten voraus, um den Nagelschmied recht måde und trocken zu machen in der Sonnenhige. „Darin unterschei= den sich die Feldfoldaten von den Stadtsoldaten,“ fagte er,,,daß fie an einen weiten Schritt gewöhnt sind von dem Marsch.“ Ubends um 4 Uhr, als sie in ein Dörflein kamen, und an ein Wirthshaus, ,,Kamerad," sagte der Frieder, wollen wir nicht einen Schoppen trinken ?" ,,Herr Camerad," erwiederte der Nagelschmied,,,was ihm recht ist, ist mir auch recht." Also tranken sie mit einander einen Schoppen, auch eine halbe Maß, auch eine Maß, auch zwei, und Brüderschaft ohnehin," und der Frieder erzählte immer fort von seinen Kriegsaffären, bis der Nagelschmied vor Schwere des Weins und

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Müdigkeit einschlief. Als er nach einigen Stunden wieder aufwachte und den Frieder nimmer sah, war sein erster Gedanke: Was gilts, der Herr Bruder ist alsgemach vorausgegangen!" Nein er stand nur ein wenig draussen vor der Thüre, denn der Frieder geht nicht leicht leer fort. Als er wieder herein kam, sagte er: „Herr Bruder der Mond will bald aufgehen. Wenns dir recht ist, so bleiben wir lieber hier über Nacht." Der Nagelschmied schläfrig und tråge, fagte:,,Wie der Herr Bruder meint." In der Nacht, als der Nagelschmied fest schlief und alle Tône aus dem Baß in den Diskant und wieder in den Baß durchschnarchte, der Frieder aber nicht schlafen konnte, stand der Frieder auf, visitirte für Zeitver= treib des Herrn Bruders Taschen, und fand unter andern das Schreiben, das wegen seiner dem Stadt: soldaten an den Zuchthaus - Verwalter war mit= gegeben worden. Hierauf probirte er für Zeitvertreib des Herrn Bruders neue Monturstiefel an. Sie waren ihm recht. Hierauf ließ er sich für Zeitvertreib durch das Fenster auf die Gasse herab und gieng des geraden Wegs fort, so weit ihm der Mond leuchtete. Als der Nagelschmied früh erwachte, und den Herr Bruder nimmer gewahr wurde, dachte er: ,,Er wird wieder ein wenig draussen seyn." Freilich war er wieder ein wenig drauffen, und als er den Tag erlaufen hatte, im ersten Dorf, das ihm am Weg war, weckte er den Schulzen. „Herr Schulz, es ist mir ein Unglück passirt. Ich bin ein Urrestant und der Stadtsoldat von da und da, der mich transportiren sollte, ist mir abhanden gekommen. Geld hab ich keins. Weg und Steg kenn ich nicht, also Laßt mir auf gemeine Kosten eine Suppe kochen und

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verschafft mir einen Wegweiser in die Stadt ins Zuchthaus." Der Schulz gab ihm eine Bollete an den Gemeindswirth auf eine Mehlsuppe und einen Schoppen Wein, und schickte nach einem armen Mädchen. „Geh ins Wirthshaus, und zeige dem Mann der dort frühstückt, wenn er fertig ist, den Weg und die Stadt; er will ins Zuchthaus." Als der Frieder mit dem Mädchen aus dem Wald und über die lehten Hügel gekommen war, und in der Ebene von weitem die Thürme der Stadt erblickt hatte, sagte er zu dem Mädchen: Geh jest nur nach Haus, mein Kind, jest kann ich nimmer verirren." In der Stadt bei den ersten Häusern fragte er ein Büblein auf der Gaffe: Büblein wo ist das Zuchthaus,“ und als er es gefunden und vor den Zuchthaus Verwalter gekommen war, übergab er ihm das Schreiben, das er dem Nagelschmied aus der Tasche genommen hatte. Der Verwalter las und las und schaute zulezt den Frieder mit großen Augen an. Guter Freund," sagte er,,,das ist schon recht. Aber wo habt ihr dann den Urrestanten ? Ihr sollt ja einen Arrestanten abliefern." Der Frieder antwortete ganz verwundert:,,Ey, der Arrestant, der bin ich selber." Der Verwalter sagte:,,Guter Freund, es scheint, Ihr wollt Spaß machen. Hier spaßt man nicht. Gestehts, Ihr habt den Arrestan= ten entwischen lassen! Ich seh es aus allem." Der Frieder sagte:,,Wenn Sie es aus allem sehen, so will ichs nicht läugnen. Wenn mir aber Ihro Ercellenz, sagte er zu dem Verwalter, einen Berittenen mitgeben wollen, so getrau ich mir den Vagabunden noch einzufangen. Denn es ist kaum eine Viertelstunde, daß er mir aus den Augen gekommen ist.“

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,,Einfältiger Tropf," fagte der Verwalter,,,was nüßt dem Berittenen die Geschwindigkeit des Roffes, wenn er mit einem Unberittenen reiten soll. Könnt Ihr reiten?" Der Frieder sagte:,,Bin ich nicht sechs Jahre Würtemberger Dragoner gewesen?" -,,Gut," erwiederte der Verwalter, man wird für Euch ebenfalls ein Roß satteln lassen, und zwar für Euer eigen gutes Geld, ein andermal gebt Achtung, und verschaffte ihm in der Eile ein offenes Ausschreiben an alle Ortsvorgesezte, auf daß, wenn er Mannschaft nöthig habe zum Streif. Also ritten der Strickreuter und der Zundelfrieder mit einander dahin, um den Zundelfrieder aufzusuchen, bis an einen Scheidweg. An dem Scheideweg sagte der Frieder dem Strickreuter, auf welchem Weg der Strickreiter reiten soll, und auf welchem er selber reiten wolle. Am Rhein an der Fahrt kommen wir wieder zusammen." Als sie aber einander aus den Augen verloren hatten, wendete sich der Frieder wieder rechts, und machte mit seinem Ausschreiben in allen Dörfern Lårm, und ließ die Sturmglocken anziehen, der Zundelfrieder sey im Revier, bis er an der Grenze war. An der Grenze aber gab er dem Rößlein einen Fizer *) und ritt hinüber.

So etwas könnte hier zu Land nicht passiren.

Der Wolkenbruch in Türkheim. Ein ehemalig guter Bekannter des Hausfreundes

that im Oktober einen Streifzug auf Wein in das *) Figer d. i, ein leichter Streich.

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